Notfallrettung auf dem Oktoberfest

Shownotes

In dieser Folge spricht Béla Anda mit Dr. Philip Kampmann, dem Chefarzt der Aicher Ambulanz, die auf dem Oktoberfest Tag und Nacht im Einsatz ist. Was die Arbeit auf dem Oktoberfest so besonders macht, warum Ärzte und Sanitäter trotz Dauer-Stress jedes Jahr sich erneut für die Mammut-Aufgabe freiwillig melden - und warum es keine gute Idee ist, am „Kotzhügel“ einzuschlafen, erfahrt ihr im Gespräch.

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00:00:00: Die Björn-Steiger-Stiftung. Der Podcast.

00:00:03: Mai 1969. Auf dem Rückweg vom Schwimmbad wird der 8-jährige Björn-Steiger

00:00:09: von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt. Es dauert fast eine Stunde,

00:00:14: bis endlich ein Rettungswagen eintrifft. Björn-Steiger stirbt.

00:00:17: Nicht an seinen Verletzungen, sondern an den Folgen eines Schocks.

00:00:21: Die Eltern Ute und Siegfried Steiger gründen erst einen gemeinnützigen Verein.

00:00:25: Später entsteht daraus die Björn-Steiger-Stiftung. Durch ihr unerlässliches Engagement

00:00:30: wurden bis heute Millionen Menschenleben gerettet und vergleichbare Schicksalsschläge vermieden.

00:00:36: In diesem Podcast geht es um die Arbeit der Björn-Steiger-Stiftung und die Bedeutung

00:00:40: einer funktionierenden Notfallhilfe. Wir sprechen mit Experten, Betroffenen und den

00:00:45: Machern hinter den Kulissen. Folge 12 - Notfallrettung auf dem Oktoberfest.

00:00:50: Ich bin Bila Anders und wir melden uns heute von einem ganz besonderen Ort im Münchner Oktoberfest.

00:00:55: Das an diesem Wochenende ist ein Finalefeiert. Insgesamt 16 Tage wird hier auf der Terrieseninwiese

00:01:01: gefeiert und rund 400.000 Menschen kommen jeden Tag hierhin auf das größte und sicherlich bekannteste

00:01:07: Volksfest der Welt. Doch was passiert, wenn sich jemand hier verletzt, ohlmächtig wird oder auch mal,

00:01:14: das soll ja mal vorkommen, zu tief in die Maß geschaut hat? Für Hilfe in diesen Fällen zuständig

00:01:20: ist die Eicherambulanz, die seit 2018 mit der sanitätsdienstlichen Betreuung, so heißt das,

00:01:26: dass es das Oktoberfest beauftragt ist. Und Glückwunsch, wir haben gerade den Neuzuschlag

00:01:31: gebunden. Weitere vier Jahre werden sie hier auf dem Oktoberfest dafür sorgen, dass die Menschen

00:01:36: sich gut betreut und versorgt fühlen in Fällen, wenn mal was ist. Ich freue mich sehr heute mit dem

00:01:42: Chefarzt Dr. Philipp Kampmann hier mitten auf der Wiesn zusammen zu kommen. Herr Dr. Kampmann,

00:01:48: Sie sind Chefarzt der Eicherambulanz und damit zugleich Chefarzt des Wiesn-Krankenhauses mit rund

00:01:52: 60 Betten. Was sind die häufigsten Verletzungen, mit denen Sie zu tun haben? Also wenn wir uns

00:01:59: gleich auf die Verletzungen hin beschränken, dann sind es natürlich vor allem Schnittrunden der

00:02:05: Extremitäten der Füße, der Hände, aber auch im Gesicht. Zum einen verursacht durch vielleicht

00:02:12: Glassplitter von kaputtgehenden Krügen oder auch Weingläsern bis hin zu auch mal Schlägen oder

00:02:18: Traumata, also wenn die Patienten nicht mehr so ganz sicher im Stand sind und dann auch mal stürzen,

00:02:24: dann kann man auch die eine oder andere Kopfplatzwunde versorgen, die daraus resultiert. Wir treffen

00:02:29: uns hier am Mittag hier im Sanitätsselt direkt hinter dem legendären Schottenhammelsselt. Welche

00:02:35: Vorkommnisse gab es schon heute? Heute war es ganz, ganz ruhig. Also gewöhnlich ist es so,

00:02:39: dass wir unter der Woche vor allem am Vormittag eher so eine Art hausärztliche und eine BG-Sprechstunde

00:02:45: machen. Also wir versorgen vor allem die Mitarbeitenden der Wiesenbetriebe, das kann der Schankkeller sein,

00:02:51: das kann aber auch die... Was agiert denn der Schankkeller? Der Schankkeller zum Beispiel hat in

00:02:54: dem Fall ein LWS-Problem und hat den Rückenschmerz und ist einfach Schmerz geplagt. Die kommen oft

00:03:01: mals auch gar nicht aus München. Das heißt, die haben ihre ärztliche Versorgung vielleicht

00:03:04: ein bisschen weiter weg, haben dann keine Chance, in der Zwischenzeit mal da schnell zum Orthopäden

00:03:08: oder zum Haushaltszutakeln und kommen dann gerne zu uns und wir helfen dann natürlich mit Schmerztherapie

00:03:13: oder wenn es Erkältungen sind. Es kommt die eine oder andere Bedienung vielleicht auch mal mit

00:03:17: Nasehentscheidenentzündung. Die kommen auch mit Blasenentzündungen, Gripalen, Infekten. Also alles,

00:03:23: was so hausärztlich allgemein medizinisch angefragt wird, das findet vor allem am Vormittag statt.

00:03:28: Sie wollen ja sagen auf den Wiesen "Für Agurts Kvui". So steht es auf der Website "Eiche Ambulanz"

00:03:35: weil ein gutes Gefühl, um das sicherzustellen. Dazu gehört eine Menge. Welche sind die Hauptaufgaben

00:03:41: der Rettungskräfte und ihres Chefarztes hier auf dem Oktoberfest? Also wir sind natürlich dafür

00:03:46: zuständig, dass diejenigen denen ein Leid widerfährt, in welcher Art so gut wie möglich

00:03:52: medizinisch von uns versorgt werden. Wir versuchen das gut zu machen. Wir versuchen hier nicht

00:03:56: irgendwas hinzustümpfern, sondern wir wollen gute Medizin machen und wir wollen uns darum kümmern,

00:04:01: dass dem wie gesagt demjenigen, der hier ein Pech hatte, dass er trotzdem vielleicht so gut

00:04:07: versorgt wird, dass er trotzdem wieder glücklich auch nach Hause kann. Also die aller, aller meisten

00:04:11: Menschen auf dem München-Aktoberfest kommen glücklich und gehen auch wieder glücklich. Und ein paar

00:04:14: wenige, die haben eben das Pech bei uns medizinisch versorgt werden zu müssen und da versuchen wir

00:04:19: dann so gut wie möglich zu helfen. Teil eines Podcasts ist ja immer, dass man quasi auch offen

00:04:24: kommentiert, was gerade ist. Also wenn wir jetzt Tür und Schlagen im Hintergrund hören, da gleich

00:04:28: denn liegt es daran, dass wir mittendrin in ihrer Einsatzzentrale sind, was von innen fast

00:04:33: einem Kreiskrankenaus hinneht. So großartig ist das hier aufgemacht. Der eine oder der andere,

00:04:40: der hier noch nie war zum Glück vielleicht. Wir denken vielleicht, da hier stehen zwei Zelte und

00:04:44: da liegen ein paar Pritschen oder sind ein paar Pritschen, aber es ist ganz anders. Wir kommen

00:04:49: dann nachher noch zur Ausstellung und der Ausstattung vor allen Dingen dieses wunderbaren

00:04:52: Gebäudes hier wirklich hochmodern. Aber die Tür und die Schlagen liegen daran natürlich,

00:04:57: dass sie natürlich gearbeitet wird. Das ist klar. Die Eicherambulanz hat im letzten Jahr der

00:05:04: Zählung, die ich gelesen habe, das war im 2022er Jahr, 5.096 Menschen hier behandelt. Das sind

00:05:12: ich immer gerechnet bei 16 Tagen, Oktoberfest rund 300 an einem Tag. Was sind die häufigsten

00:05:18: Verletzungen? Sie haben es ein bisschen angedeutet, mit denen sie auf der Wiesn hier zu tun haben.

00:05:22: Und welche besonderen und außergewöhnlichen Fälle, die vielleicht gut ausgegangen sind, gab es an

00:05:29: diese sich besonders erinnern. Also wir haben vielleicht von all dem, was wir versorgen, ein

00:05:33: Drittel davon ist tatsächlich führend durch den Alkohol bedingt, also so 30 Prozent denke ich.

00:05:38: Wir führen ein bisschen eine Statistik und schauen immer, was die eigentlich führende

00:05:42: Diagnose war. Natürlich sind sehr, sehr viele Menschen, die das Oktoberfest besuchen,

00:05:46: kommen auch in Kontakt mit dem schönen Bier, das es hier gibt. Was stärker ist,

00:05:50: das Starkbier hat 7 Prozent und ist damit deutlich stärker als das normale Bier,

00:05:56: was unterjährig ausgeschenkt wird. Das unterschätzen einige. Warum ist das eigentlich so?

00:06:01: Das ist Tradition. Die machen das so, es gibt auch Nockerberg zum Beispiel,

00:06:06: München Starkbierfest. Also ich glaube zu Wiesn wurde einfach ein besonderes Bier für einen

00:06:09: besonderen Anlass gebraut und den hat man dann gleich etwas stärker gemacht.

00:06:13: Den unterschätzen viele? Den unterschätzen viele und nicht immer ist Alkohol tatsächlich auf die

00:06:18: führende Diagnose, sondern die Patienten sind vielleicht alkoholisiert, sind in diesem Zustand

00:06:23: irgendwo gegen gelaufen, haben sich verletzt, sind gestürzt, haben sich geschnitten. Dann ist für uns

00:06:28: die führende Diagnose dann die chirogische Verletzung, die wir dann hier versorgen. Wir

00:06:33: können Wunden nähen, kleben, tackern, also alles was heute Standard ist, das können wir hier auch

00:06:39: durchführen. Und wenn aber die Wunde gar nicht führt, sondern vielleicht die Alkoholisierung oder

00:06:43: die Intoxikation, dann wird natürlich der Patient versorgt und danach darf er noch ein

00:06:47: bisschen bei uns quasi ausnüchtern, wird liebevoll mit Wärme gepäppelt, kriegt eine Infusion,

00:06:53: Flüssigkeit und wenn er sich dann wieder an sein Hotel erinnern kann oder wo er eigentlich hingehört,

00:06:58: dann darf er dann auch wieder gehen, wenn er sicher gehen kann. Gibt es eigentlich so Landsmannschaften,

00:07:02: die dafür besonders anfällig sind? Also ist jetzt als Klischee der Engländer ganz besonders

00:07:09: anfällig oder verträgt ja gerade viel und kommt selten zu ihnen oder der Amerikaner? Also wir haben

00:07:14: schon so ein bisschen aus dem englischsprachigen Raum, gerade so Australien, Amerika. Ich kann mir

00:07:18: ein bisschen vorstellen, dass wenn einer so eine Reise auf sich nimmt, um so ein besonderes Fest

00:07:22: zu erleben, dann ist er vielleicht in einer besonders ausgelassenen Stimmung, dann sind

00:07:26: auch die Amerikaner des starke Bier nicht ganz so gewöhnt. Genau, der Bayer würde natürlich

00:07:34: das amerikanische Bier wahrscheinlich gar nicht als Bier bezeichnen, aber das ist eher humoristisch,

00:07:38: also natürlich gibt es auch in Amerika gute Biere, aber die sind einfach des Starkbier vielleicht

00:07:43: nicht gewöhnt. Dann kommt die Gruppendynamik mit dazu, dann wird halt ausgelassen, gefeiert und

00:07:47: dann ist halt vielleicht das letzte Bier schlecht und dann geht es ihm nicht so gut demjenigen. Also

00:07:52: wir merken schon, dass die Touristens einfach gerne krachen lassen, vielleicht ist es auch so,

00:07:56: dass der Münchner, der auf der Wiesn zu viel hat, untergehakt wird, von seinen Freunden und

00:08:01: heimgeschleift wird, um sich dann da einfach auszunüchtern und der Tourist weiß natürlich nicht,

00:08:06: wohin findet, vielleicht auch nicht mehr zu seinem Hotel zurück oder weiß nicht mehr,

00:08:09: welcher Campingplatz und dann landet er am Ende bei uns. Legendär ist ja hier ein Hügel,

00:08:14: im Volksmund auch, glaube ich, Kotzhügel genannt, wo die Leute hingehen. Das gibt ja YouTube-Videos

00:08:19: noch und Löcher, das ist ja auch ganz viel auf TikTok, wo aus vergangenen Jahren diese Szenen

00:08:24: zu sehen sind. Ich habe mich immer gefragt, es gibt ja den klassischen Rockstar Tod,

00:08:30: das früher erstickt an Erbrochenem, eben in solchem Zustand eingeschlafen,

00:08:34: erbrochen und dann eben an Erbrochenem erstickt, nicht so appetitlich, aber gehört zu einem solchen

00:08:40: Leben dazu, ist das nicht hier auch gefährlich, wenn die Leute sich dahin legen, vollkommen

00:08:44: alkoholisiert und gut. Wenn es gut geht, wachen sie wieder auf, wenn es schlecht geht, dann passiert

00:08:50: halt sowas. Wenn sie quasi es richtig machen, legen sie sich Kopf unter auf den Kotzhügel,

00:08:54: dann kann es nämlich rauslaufen, aber das ist natürlich unbequem. Aber wir haben schon Maßnahmen

00:08:58: getroffen, der Sicherheitsdienst, also es ist nicht mehr Gott sei Dank nicht mehr so häufig,

00:09:03: dass die Patienten so schwer einschlafen, dass ihnen was passiert, aber die Gefahr einer Aspiration,

00:09:08: wie man das nennt, wenn eben ein Patient erbricht und es dann selber wieder einatmet und dann eine

00:09:13: schwere Komplikation erleidet, die ist natürlich immer gegeben, das sind unsere Teams auch geschult.

00:09:18: Die Patienten werden genau zu diesem Schutz, um die Atemwege auch zu sichern, zu uns gebracht,

00:09:23: oft in einer stabilen Seitenlage, damit genau das nicht passiert und bei uns in der Sanitätsstation

00:09:28: sind dann alle Maßnahmen auch darauf ausgerichtet, dass der Patient überwacht wird und eine

00:09:32: Aspiration nicht stattfinden kann. Als ich reingekommen bin, habe ich so ein anonymisiertes

00:09:37: Schaubild gesehen, wo nach Farben eingeteilt wurde, glaube ich, grün und gelb. Ich glaube,

00:09:43: glaube ich auch noch dabei, also auf jeden Fall grün und gelb. Welche Patientennummer hier versorgt

00:09:48: wird und welche Patientennummer in anderen Kliniken in München offenbar weiter vermittelt, dort

00:09:55: weiter verlegt wurde. Wunach macht sich das fest, hier versorgt oder in die Kliniken und wie ist

00:10:01: ungefähr die Ratio, das Verhältnis von denen, die hier versorgt werden und die die weiter

00:10:05: vermittelt werden. Vielleicht muss man kurz ausholen, denn seit 2022, seit der Corona-Pandemie, war ja

00:10:11: das Credo auf unsere Aufgabenstellung die Belastung der umgebenden medizinischen Häuser,

00:10:18: der Krankenhäuser möglichst zu minimieren und die Patienten, wenn es irgendwie geht,

00:10:24: so wenig wie möglich abzutransportieren, wobei ich dazu sagen muss, jeder Patient, der eine

00:10:30: klinische Behandlung braucht, kriegt das auch. Also wir wollen hier niemanden unter den Tisch

00:10:35: fallen lassen, sondern wir unterscheiden, wir versuchen zu helfen und erst zu versorgen und

00:10:39: dann vielleicht in den meisten Fällen auch final zu versorgen. Das haben wir bis jetzt sehr,

00:10:43: sehr gut hinbekommen, um eben einfach die Strukturen zu entlasten. Das war so die Vorgabe,

00:10:47: die wir hatten und wir haben das tatsächlich, muss ich uns loben, vor allem auch unser Team und

00:10:51: unsere Mitarbeiter ziemlich gut hinbekommen. Also wir haben im letzten Jahr, da hatten wir 8157

00:10:58: Patientinnen insgesamt und von denen haben wir nur 239 in die Klinik transportieren müssen. Das

00:11:04: entsprach letztes Jahr einer Abtransportquote von unter 3 Prozent und dieses Jahr haben wir die

00:11:09: sogar noch mal ein bisschen geschlagen und sind bei momentan 2 Prozent. Das heißt nur 2 Prozent der

00:11:14: Patienten, die bei uns in der Klinik behandelt werden müssen einer weiteren stationären

00:11:18: Versorgung zugeführt werden. Das ist natürlich für die umgebenden Häuser großartige Entlastung

00:11:23: und ich höre auch aus den Kliniken und aus den Notaufnahmen von den Mitarbeitenden dort,

00:11:26: dass die Urlaubsperren gelöst wurden. Die sind wesentlich entspannter zur Wiesnzeit. Die Notaufnahmen

00:11:32: laufen nicht mehr über und ich glaube, das trägt einfach dazu beides, dass das System nicht

00:11:37: überlastet wird. Vielleicht ist es halt selber mal auf die Wiesn zu gehen. Auf das? Also die kommen

00:11:41: auch mal her, kriegen dann natürlich von uns auch eine kleine Führung. Hier durch die Anlage

00:11:44: sind tatsächlich, also die, die ich bis jetzt führen durfte, waren alle ganz glücklich, dass wir

00:11:48: das so machen, denn die merken das wirklich am eigenen Leib und an der eigenen Arbeitskraft,

00:11:53: dass sie nicht so belastet werden zur Wiesnzeit. Was passiert eigentlich, wenn ein Notruf

00:11:57: eingeht? Jetzt gehe ich zum Beispiel über die Wiesnsee, da kollabiert jemand, sehe kein

00:12:02: Sicherheitspersonal, rufe selber die Eins und zwei an, hallo, hallo, bin auf der Wiesn,

00:12:09: ab Schützenzelt oder Shotnamel und hier ist jemand gerade vor mir kollabiert. Was passiert dann?

00:12:15: Grundsätzlich ist unser Konzept ja so gedacht, dass wir versuchen wollen, möglichst wenig Rettungsfahrzeuge,

00:12:21: also die RTWs, NEFs und NRWs, auf die Festwiese einfahren zu lassen, einfach um die Besatzungen

00:12:27: nicht zu gefährden und natürlich auch die Patienten. Wenn die Wiesn hier richtig voll ist,

00:12:30: dann kommt man mit einem RTW nur ganz langsam und auch muss sehr vorsichtig fahren, weil die

00:12:34: Leute sich teilweise nicht beherrschen und dann wird durchs Einfahren des Rettungsmittels geht

00:12:39: eine Gefahr davon aus. Also haben wir das System der Fahrtragen, das bedeutet, das sind sehr stabile

00:12:45: Tragen auf einem Untergestell, die mit fünf Sanitäterinnen und Sanitätern dann zum Einsatz

00:12:50: dort ausrücken, die sind GPS versehen, das heißt, wir sehen, wo die sind und diese fünf

00:12:55: Sanitäterinnen und Sanitäter können sich auch nochmal in zwei Trupps aufspalten und zwei von

00:13:00: denen können mit eigenem Equipment und eigenem Funkgerät nochmal als First Responder von den

00:13:04: Tragen dann weiter, falls sie auf ihrem Weg wohin noch eine zweite Notfallsituation sehen und

00:13:09: dann eben Hilfe nachholen. Und da ist es so, dass wir einfach auf der Festwiese durchschnittlich

00:13:14: vier Minuten zehn, glaube ich, dieses Jahr als Eintrifftzeit haben. Das kann einfach der Rettungsdienst

00:13:20: oft nicht gewährleisten, weil er einfach nicht so schnell durchkommt. Da sind wir mit den Fahrtragen

00:13:23: schneller. Der Rest zieht halt innerhalb von fünfzehn Minuten am Einsatzorts. Das ist einfach

00:13:27: hier natürlich schwieriger, es durch die Menschenmassen völlig getragen zu können. Also da sind wir

00:13:30: tatsächlich mit den Fahrtragen deutlich schneller und in den aller, allermeisten Fällen wäre auch

00:13:35: der Rettungswagen tatsächlich ein unnötig großes Rettungsmittel für die Patienten, die wir zu uns

00:13:40: holen. Den allermeisten ist bei uns viel besser geholfen, die können ein bisschen ausschlafen und

00:13:44: werden sozusagen stabilisiert. Natürlich, wenn ein Patient so schwer verunglückt oder so schwer

00:13:50: erkrankt auf der Festwiese, dass man sagt, hier ist eine Schockraumversorgung direkt in der Klinik

00:13:54: unmittelbar notwendig. Natürlich wird dann auch das entsprechende Rettungsmittel hinzugezogen. Und

00:13:59: woher kommt der Impuls halt, sie zu kontaktieren? Wie funktioniert das? Wie man zusammen... Das läuft,

00:14:05: also bei den Schaustellern zum Beispiel, die auf der Wiesn selber ansässig sind, die haben unsere

00:14:10: Telefonnummer. Wir haben hier eine Einsatzzentrale auf der Wiesn-Ambulanz. Die hat aber auch

00:14:14: einen ganz kurzen Draht zu unserer integrierten Leitstelle, also die Ilst München, die natürlich

00:14:19: über einen mobilen Notruf zum Beispiel, das läuft dann in der Ilst in München auf, die alarmieren

00:14:25: bei uns und integrierte Leitstelle. Und das wird dann direkt im roten Telefon zu uns weitergegeben

00:14:31: und dann können wir die entsprechenden Rettungsmittel von hier koordinieren. Wie gehen eigentlich die

00:14:35: Sanitäterinnen, Sanitäter, die Ärztinnen, die arbeiten mit der sicherlich auch vorhandenen

00:14:41: psychischen Belastung um. Das ist ja hier fast wie in 20 Stundenbetrieb. Viele Notfälle,

00:14:46: möglicherweise auch stark alkoholisiert Menschen, die ja auch nicht dann so ganz Herr ihrer Sinne

00:14:51: sind, hat man hier häufiger als jetzt während einem normalen Klinikbetrieb. Gibt es eine besondere

00:14:57: Schulung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Wie werden die überhaupt vorbereitet? Und was

00:15:02: macht das, muss man auch sagen, in der psychischen Belastung mit denen und wie bereiten die sich

00:15:07: darauf vor? Ganz kurz zu Ihrer Frage vorher. Wir haben tatsächlich dieses Jahr und seit 22,21

00:15:12: Stundenbetrieb. Also wir sind rund um die Uhr da, nachts mit einer reduzierten Mannstärke, aber das

00:15:17: entlastet auch unsere Mitarbeitenden, weil die Patienten am Ende um ein Uhr nicht rausgeschmissen

00:15:22: und dann in die Kliniken verteilt werden müssen, sondern die können tatsächlich auch bis morgens

00:15:26: bei uns bleiben und dann nach Hause gehen. Also wir kriegen auch von extern um die Festwiese herum

00:15:31: von RTWs entsprechende Patienten nachts zugeliefert, die eben vielleicht zu wenig Herr ihrer Sinne

00:15:39: sind, um selber nach Hause zu gehen und zu gesund sind, aber um in die Klinik zu kommen. Die

00:15:43: kriegen wir durch den Rettungsdienst quasi selber ins Haus gebracht. Kommen wir eigentlich aus dem

00:15:48: Rheinland, da gibt es jedes Jahr den Karneval und da musste ich mal, ich war so ein Helfer in so einem

00:15:53: Jugendheim und irgendjemand hatte dazu tief ins Glas geguckt, den mussten wir tatsächlich ins

00:15:57: Krankenhaus bringen, seitdem war ich dann auch gehalten, brachte man den und der Sucht war er so

00:16:02: okay, nur halt ausnüchternd in einem solche Ausnüchterungsraum, Zelle, wie ich nicht sagen,

00:16:08: da lagen die dann auf Gumimatten und nicht auf der Seite und verrichteten da ihre Dinger und

00:16:14: irgendwann waren sie dann eben, wie Sie es so schön beschrieben haben, wieder in der Lage,

00:16:18: sich zu erinnern, beziehungsweise nach Hause zu finden. Gibt es so etwas noch, so eine klassische

00:16:24: Unsinnstelle? Ja, also bei uns gibt es es tatsächlich nicht, da komme ich gleich auf den zweiten Teil

00:16:27: Ihrer Frage vorher, also alle, die bei uns arbeiten, machen das freiwillig und das bedeutet, sie machen

00:16:33: es nicht, weil sie es nicht wollen, sondern sie machen es genau deswegen, weil sie es möchten. Also

00:16:37: wir haben entgegen der kompletten Situation um uns herum keinen Personalmangel, also das ist

00:16:43: wunderschön hier zu arbeiten, weil sie haben eine ganze Herrscher an helfen den Händen, denen man

00:16:49: als Arzt zu arbeiten. Hier macht wahnsinnig viel Spaß.

00:16:53: meine Aufgaben delegieren. Ich habe nicht viele Sanitäterinnen und Sanitäter, die gerne mitmachen,

00:16:57: die sich liebevollsten die Patienten kümmern und diese klassische Situation, dass man den Patienten

00:17:01: auf eine so eine Sportmatte, wie man das früher noch aus der Schule kennt, legt und dann quasi am

00:17:06: Ende den Raum kerchert, das haben wir nicht. Also wir haben eine Individualbetreuung, wir haben bei

00:17:11: uns in der Überwachung an jeder Überwachungsliege mindestens eine Sanitäterin, ein Sanitäter,

00:17:15: dann der Arzt ist mit im Raum. Also die Patienten sind eins zu eins überwacht. Das muss man auch

00:17:20: machen, weil sonst die Gefahr einfach für die vorher besprochene Aspiration vielleicht zu groß ist.

00:17:25: Also der Personalschlüssel ist gigantisch, das ist natürlich eine riesen Logistik, die wir hier

00:17:30: vorhalten, aber das muss auch sein und dadurch durch diese vielen, vielen Mitarbeitenden ist

00:17:35: das ein ganz großartiges Teamfeeling. Also ich freue mich auch wenn es anstrengend ist,

00:17:39: trotzdem jedes Mal wieder drauf. Es ist immer beim Beginn der Wiesn ein großes Hallo und eine

00:17:44: Umarmung und am Ende fließt dann auch die ein oder andere Träne, weil man dann auseinander geht,

00:17:51: aber jetzt haben wir das große Glück, dass wir das noch mit inklusive diesem mal 4 mal machen

00:17:55: dürfen und da sind wir tatsächlich sehr stolz und auch froh und freuen uns jedes Mal wieder

00:18:00: aufeinander. Das ist ja auch Zeichen der Qualität, die sie hier leisten und der Arbeit

00:18:05: und ein Aussehen geschült für sie und die eiche Ambulanz. Aber wie ist das ja, Dr. Kampmann? Also

00:18:10: man merkt das. Wenn man hier reingeht, man merkt diese positive Atmosphäre, dieses Miteinander,

00:18:15: ist ein ganz intensives Gefühl, natürlich wie oftmals in solchen Rettungseinheiten da,

00:18:21: aber man merkt wirklich, dass hier eine sehr positive Stimmung ist und das springt einen

00:18:26: sofort an. Also das ist tatsächlich so. Aber sicherlich hat sich einiges im Laufe der Jahre

00:18:32: verändert, auch die Ausstattung. Es ist ja legendär der mobile Computer-Tomograph,

00:18:37: von dem viel berichtet wird auf dem Oktoberfest. Was hat es damit aus sich und wofür wird

00:18:42: er eingesetzt? Das ist auch ein Novum, was 22 durch die Pandemie gekommen ist. Also es hieß,

00:18:49: wenn die Wiesen 22 im Auslaufenden eigentlich dann letzten Jahr der Pandemie, wenn die Wiesen

00:18:54: stattfinden darf, dann muss alles getan werden, um die sowieso belasteten medizinischen Strukturen

00:18:59: im Umfeld zu entlasten. Und damals wurde zum einen das Konzept der 24 Stunden Öffnungszeit dieser

00:19:05: Wache geboren und zum anderen auch die Idee einer mobilen Computer-Tomographie des Kopfes,

00:19:12: weil das Problem ist, dass wir relativ viele Patientinnen und Patienten haben, die ein Trauma

00:19:17: des Kopfes erleiden, sich selber vielleicht nicht ganz so sehr erinnern können, auch medizinisch

00:19:21: aufgrund der Alkoholbegleitintoxikation nicht mehr wirklich gut beurteilbar sind. Dann geht es einfach

00:19:27: um den Ausschluss einer interzereberalen Blutung, also einer Blutung im Gehirn. Und das kann man

00:19:33: mittels dieses Computer-Tomographen machen. Das heißt, wir mussten früher, bevor wir den hatten,

00:19:36: diese Patienten dann doch auch nach der Versorgung noch der Klinik zuführen, damit der Computer-Tomograph

00:19:41: die Blutung ausschließen kann. Das können wir mittlerweile hier machen. Und das CT dient gar

00:19:46: nicht so sehr dazu, ganz tolle Befunde zu finden, sondern vor allem zum Ausschluss von Verletzungen

00:19:51: des Gehirns und des Schädels. Und natürlich finden wir dabei auch etwas und die Patienten werden

00:19:55: dann schon gezielt in die entsprechenden stationären Einrichtungen dann gebracht mit dem Wettungsdienst.

00:20:00: Und allerneueste Rungenschaft ist ein elektrischer Treppenstuhl. Was hat es damit aus sich?

00:20:07: Wir haben ja auch den durchaus einen oder anderen recht kräftigen Patienten und die

00:20:11: Zelte haben auch eine Empore und die Treppen sind oft recht steil. Das heißt, den Patienten

00:20:17: aus einer Situation dann aus dem ersten Stock zu retten, bedarf einer recht hohen Mann- und

00:20:22: Fraustärke, den darunter zu tragen, ist gleichzeitig aber auch verbunden mit einer Gefahr, weil wenn

00:20:26: die alle ausrutschen, dann rutschen im Zweifelsfall dann die kompletten Mannschaft die Treppe runter.

00:20:31: Und der Patient auch noch. Und um das zu sichern, haben wir dieses Jahr von der Firma Striker so

00:20:36: einen Treppenrettungsstuhl zur Verfügung gestellt bekommen. Und da kann man den Patienten sicher

00:20:41: draufsetzen, ihn auch fixieren, also festschnallen, dass er nicht runterfällt und dann kann man mit

00:20:45: dem Stuhl wunderbar hoch oder runterfahren. So wie so eine Raubbe. Ja, ist ein bisschen so eine Raubbe.

00:20:48: Das ist ein ganz, ganz schickes Ding, gar nicht wahnsinnig aufwändig. Und das muss man dann natürlich

00:20:53: auch zu zweit bedienen. Oben und unten ist ein Sanitär, den Patienten festhält, also diesen

00:20:58: Stuhl festhält und dann fährt dieses Ding langsam, aber bestimmt runter und transportiert den

00:21:02: Patienten sicher nach unten oder nach oben. Geht beides. Als ich vorhin hier hingekommen bin,

00:21:07: standen vor diesem von außen schicken Gebäude ganz, ganz viele Menschen, die standen aber am

00:21:13: Nebeneingang. Aber ich habe mich gefragt, was ist eigentlich, wenn jetzt mein Freund, meine Freundin,

00:21:18: meine Frau, mein Kind oder wer auch immer, meine Kumpels hier, finde einer von hier eingeliefert

00:21:25: wird und ich darf nicht mit, aus welchen Gründen auch immer. Jetzt möchte ich aber wissen, wie geht's

00:21:30: dem. Also wir haben ja die Situation, dass recht viele Menschen hier mit Freunden kommen oder Familie.

00:21:35: Das heißt, wenn sich einer verletzt, stehen die anderen draußen und wenn es dumm läuft, fragen die

00:21:40: alle zwei Sekunden unserer Personal vorne, ob es ihm besser geht und wie lange es noch bauert. Und

00:21:45: das ist dann durchaus für die Kolleginnen und Kollegen vorne am Infopoint eine relativ hohe

00:21:50: Belastung, sodass wir schon seit mehreren Jahren dieses System auch mit dem Monitor haben. Aber

00:21:55: wir haben seit diesem Jahr neu auch ein internetbasiertes System, wo der Datenschutz gewährleistet

00:22:00: wird. Die Angehörigen kriegen die Einsatznummer, kriegen einen QR-Code, können den mit dem Handy

00:22:05: scannen und kriegen dann die Meldung, die auf dem Monitor stehen würde, auch auf ihrem Handy. Und

00:22:09: da sehen Sie die Einsatznummer und den Status dieser Einsatznummer, also das Patienten mit dieser

00:22:14: Einsatznummer, ob der in Behandlung ist, ob er entlassen wurde und wenn er transportiert wurde,

00:22:17: wohin. Und das macht das Warten für die, also rein theoretisch könnte man Ihnen sagen, geht's weiter,

00:22:22: feiern, schaut's ab und zu aufs Handy, wenn er fertig ist, dann kommt er wieder abholen. Das macht

00:22:26: einfach allen die Sache etwas leichter und gibt vielleicht den Angehörigen vor allem das Gefühl,

00:22:30: dass der Patient gut versorgt ist und dass sie mitbekommen, wenn er fertig ist. Jetzt sind die

00:22:34: Riesenkernes auch fest. Aber hier gehört die Maß Bio oder vielleicht mal auch zwei mit dazu. Da hat

00:22:39: man ja schon ein bisschen Paraty, hat man ja schon und wenn was passiert, kommt ja mit dem Alkoholkonsum

00:22:46: in der Regel eine gewisse Enthemmo. Da ist man ein bisschen offener, manchmal auch direkter als

00:22:51: sonst. Wird eine sicherlich auch ungeduldiger, aber was mit meinem Gumpel, das mich gibt es

00:22:56: eigentlich besondere Protokolle, besonders Schulungen für den Umgang mit alkoholisierten

00:23:01: Patienten, Patientinnen oder eben auch Angehörigen. Also wir haben alle unsere Einsatzkräfte, die ja

00:23:07: alle auch ausgebildet sind, ob das jetzt Notärzte, Ärzte, Notfallsanitäter oder Einsatzsanitäter

00:23:13: sind. Die sind natürlich im Vorfeld auf dieses Szenario auch teilweise online gebrieft worden

00:23:19: oder vor Ort. Dann bringen sehr viele natürlich die Erfahrung auch der letzten Jahre mit. Haben

00:23:23: das also schon ein oder andere Mal gemacht. Also wir haben sehr, sehr viele Wiederkehrer mit unseren

00:23:29: Mitarbeitenden hier, die gerne wiederkommen. Die haben dann die Erfahrung. Und natürlich,

00:23:34: ja man muss es, also vor allem muss man es mit Humor nehmen, weil wenn sie mit Aggression an die

00:23:38: Sache rangehen, dann endet es immer im Streit. Das heißt, man muss ein bisschen mit Humor,

00:23:41: mit Fürsorge da rangehen. Und natürlich gibt es auch den ein oder anderen, der vollkommen

00:23:46: enthämt und rennitent ist und dann auch gefährlich wird. Und da geht natürlich wie überall im

00:23:50: Rettungsdienst der Eigenschutz immer vor. Das heißt, die Kolleginnen und Kollegen sollen hier keine

00:23:54: Helden spielen. Wir haben die Polizei direkt eine Tür weiter. Und das sind die Kollegen der PE 17.

00:23:59: Das ist eine Polizeihinspektion, die nur für die Wiesen aufgemacht wird und hier existiert. Und

00:24:04: die sind immer sehr hilfsbereit. Das heißt, wenn wir ein Problem haben, kommen die hier rüber und

00:24:08: dann herrscht schnell Frieden. Und wenn die ein medizinisches Problem bei sich drüben in der

00:24:11: Polizeiinspektion oder in den Zellen haben, dann gehen halt wir rüber und helfen denen. Also es

00:24:15: ist ein Geben und Nehmen. Wie groß ist das Problem für Drogen, Konsum hier? Also das ist mit Sicherheit

00:24:21: nicht klein. Die Dunkelziffer ist extrem hoch. So Thema K.O. Tropfen, Kokain, alle möglichen Cannabis,

00:24:29: etc. Das versuchen wir alles, wie in jeder Notaufnahme auch mit einfließen zu lassen in unsere

00:24:34: Anamnese. Es ist manchmal ein bisschen schwierig festzustellen, weil da auch die Auskunftsbereitschaft

00:24:39: entsprechend gering ist bei den Patientinnen und Patienten. Also es ist ein Problem, aber es ist

00:24:44: jetzt nichts, was wir nicht händeln könnten. Schlagzeug hat vor wenigen Tagen eine, glaube ich,

00:24:48: Japanerin gemacht, die Schmerzen hatte, große Schmerzen, die sich aber nicht so articulieren

00:24:54: konnte, dass man sie direkt verstanden hat. Dann aber doch, was war da los und wie gehen sie um mit

00:25:00: ausländischen Besuchern, die die Japanerin hatte, wie ich das noch ergänzen kann, tatsächlich das

00:25:07: Glück der Sanitäterinnen, die wir schon hier gearbeitet haben, japanisch konnte, weil der mal

00:25:14: gelebt oder Verwandtschaft die Beziehung und eben sofort übersetzen konnte, ach ihr tut es im Bauch weh

00:25:19: oder im Bein und so, wann ihr dann sofort geholfen werden konnte, aber ich denke die meisten können

00:25:24: Englisch und insofern ist das kein Problem. Ja, also wir haben immer wieder Patienten, die auch

00:25:27: kein Englisch können, also die Sprachvielfalt ist hoch auf der Wiesn, aber wir haben natürlich hier

00:25:32: ein Dienst 130 Sanitäterinnen und Sanitäter, elf Notärzte in der quasi höchsten Besetzungsstufe

00:25:38: und wir versuchen auch in Team, gleichzeitig daher, wir versuchen auch in Team natürlich rauszufinden,

00:25:44: wer kann, welche Sprache ganz gut und wir haben zu allergrößten Not auch ein Übersetzungscomputer,

00:25:48: der uns hier hilft, das wird dann manchmal etwas schwierig, wenn der Patient nicht mehr ganz schön

00:25:52: spricht, sondern etwas verwaschen und lallt, dann aber der Fall hat sich geklärt, weil wir eben jemanden

00:25:57: der auch japanisch sprechen konnte. Wie reagieren eigentlich Ihrer Erfahrung nach die anderen Besucherinnen

00:26:02: und Besucher der Wiesn auf so einen Notfall? Also ist da der Impuls zu helfen, steht man da, gibt's Gaffer,

00:26:08: was passiert da? Also das ist ein bisschen tageszeitabhängig, weil natürlich am Vormittag, wenn ganz viele auch

00:26:14: quasi normale Besucher auf der Wiesn sind, die gar nicht ins Zelt gehen und feiern, sondern die halt auch

00:26:19: mit Kindern unterwegs sind, Fahrgeschäfte fahren, die sind vielleicht auch noch nicht vom Alkohol benebelt,

00:26:25: sind dann klarer, helfen sicher gerne, je später es wird, umso mehr liegen auch mal die Patienten

00:26:32: und erholen sich oder dann sind es vielleicht auch gar keine Patienten, sondern einfach Besucher,

00:26:36: erholen sich, da kann man schlecht unterscheiden, geht's dem nicht gut, es gibt schon den ein oder anderen,

00:26:40: der auch mal hingeht und sagt, geht's der gut oder geht's den nicht gut und dann gibt's auch welche,

00:26:44: die einfach liegen bleiben und das ist dann natürlich die Aufgabe der Sicherheitsdienste

00:26:48: und auch unsere Aufgabe, da noch Lumpensammler zu spielen und die dann irgendwie in Sicherheit zu bringen.

00:26:53: Wir haben gesprochen über die besondere Motivation der Menschen hier arbeiten bei Ihnen, sie inklusive.

00:26:59: Was motiviert die Menschen, wiederzukehren, dass sie besonders gerne uns machen?

00:27:04: Also zum einen ist es so, wir haben ja alle einen kleinen Helferkomplex, das darf man nicht vergessen,

00:27:09: also sonst macht man diesen Beruf ja nicht und der Umgang mit irgendwelchen Körperflüssigkeiten,

00:27:14: der mag für den normalen, nicht medizinischen Helfer erstmal ungewöhnlich und vielleicht nicht anzustreben sein,

00:27:21: aber das ist jetzt nichts, was uns abschreckt. Also das ist ja was, was wir im Umgang mit Menschen gewohnt sind,

00:27:26: da gibt's auch mal die ein oder andere, nicht so gut riechende Situationen oder auch mal die nicht so schön sich ansehende

00:27:31: oder anzuschauende Situationen, aber das ist nicht das Problem, also das kriegen wir alles gut hin.

00:27:35: Wir haben auch hier Reinigungsdienste, wir haben einen Zitroneller beauftragten, der für guten Duft sorgt.

00:27:40: Das sind alles Dinge, an die man denken muss, weil natürlich auch die Geruchsbelästigung dann auch dazu führen können,

00:27:48: dass wiederum andere Patienten eventuell das ein oder andere von sich geben.

00:27:51: Was macht ihr? Verstrüttern?

00:27:52: Genau, da wird dann ein bisschen hier für den schönen Duft gesorgt und so.

00:27:55: Also das ist wichtig, also das Ambiente muss so passen, dass man gut daran arbeiten kann.

00:28:00: Ich glaube für den klassischen Sanitäter oder die Sanitäterin ist ja so ein Sanitätsdienst oftmals mit sehr, sehr viel Warten verbunden.

00:28:08: Der normale Sanitätsdienst in irgendeiner Veranstaltung ist ja meistens ohne Patient.

00:28:12: Also man geht dahin zur Absicherung und meistens passiert auch nichts.

00:28:15: Die Sanitäter wollen aber ihre Fähigkeiten noch einsetzen, wollen auch üben, wollen auch was machen

00:28:20: und das passiert ja auch auf der Wesen.

00:28:22: Also die kriegen alle was zu tun, die dürfen alle helfen, die dürfen alle was machen.

00:28:26: Das ist halt wie wenn der Handwerker endlich den Hohel nehmen kann und den Schrank fertig machen darf.

00:28:30: Wenn er nur warten muss, macht es ihm einfach keinen Spaß.

00:28:33: Und das ist vielleicht mit der Grund, zusammen mit dem guten Teamgefühl,

00:28:36: dass wir jedes Jahr wieder ungebrochen hohe Bewerbungen haben bei der Ausschreibung für die Mitarbeitenden der Wiesen.

00:28:42: Gibt es eigentlich ein Fahrgeschäft mit den meisten Einsätzen?

00:28:45: Das weiß ich tatsächlich nicht.

00:28:47: Wir erfassen Fahrgeschäftsunfälle, dafür interessiert sich auch der TÜV,

00:28:51: der möchte natürlich dann im Nachgang wissen, ob das in irgendeiner Form abzuklären ist

00:28:55: und ob Sicherheitsregeln oder Maßnahmen verbessert werden müssen.

00:28:59: Mir ist dieses Jahr jetzt keine Häufung an einem bestimmten Fahrgeschäft aufgelaufen.

00:29:02: Ich freue mich ja mal, wenn ich mit diesem Bander hochfahre, aber da sind ja Leute, die auch da sind.

00:29:06: Das ist der sogenannte Toboggan und das ist ein ganz altes Fahrgeschäft auf der Wiesen

00:29:09: und da ist natürlich der Sturz, die haben zwar Mitarbeiter, die da helfen,

00:29:14: aber das ist ja gerade der Witz an den Dingen, dass die Leute da ein bisschen torkeln

00:29:17: und dann muss er unter die Arme gegriffen werden.

00:29:19: Aber die Verletzungen beim Toboggan, ehrlich gesagt, können mich jetzt nicht erinnern.

00:29:22: Also ganz am Ende haben die dann doch irgendwie eine helfende Hände,

00:29:24: die dafür sorgen, dass sich keiner wirklich schwer verletzt.

00:29:27: Hat das Wetter einen Einfluss auf die Arte einsetzen?

00:29:29: Gibt es Unterschiede im heißen Wetteklager?

00:29:32: Es werden wahrscheinlich ein paar, einige Menschen mehr einen Hitze-Kollaps erleiden

00:29:36: als bei anderem.

00:29:38: Vielleicht pügt der Alkohol auch schneller, aber was sind da ihre Erfahrungen?

00:29:41: Also man darf nicht vergessen, dass an so einem Tag wie dem ersten Wiesensamstag

00:29:44: ungefähr eine halbe Million Menschen auf der Wiesens sind.

00:29:46: Das ist eine Stadt in der Größe von Nürnberg, glaube ich.

00:29:48: Ich will den Nürnbergern jetzt nicht unrecht tun, aber so ungefähr.

00:29:50: Hannover?

00:29:51: Hannover, vielleicht sogar. Also das sind wirklich viele Menschen.

00:29:54: Und in diesen Städten passieren ganz ohne ein Volksfest einfach Dinge,

00:29:58: die passieren halt.

00:29:59: Der eine kriegt einen Herzinfarkt, der andere wird von der Biene gestochen,

00:30:01: der Dritte kriegt einen, hat seinen Zucker entgleist.

00:30:04: Also das muss man einfach mal einkalkulieren,

00:30:06: dass wir hier mit ganz vielen Menschen zu tun haben,

00:30:08: die auch ganz viele unterschiedliche Erkrankungen haben können.

00:30:11: Und darauf müssen wir uns vorbereiten.

00:30:13: Mitbringen.

00:30:14: Genau. Also die Leute kommen ja auch teilweise mit Gebeschwerden

00:30:17: oder haben eh schon eine Herzinsuffizienz, wollen die Wiesen nochmal erleben.

00:30:20: Kommen hier, können geschaffensgrade, ausfestgelände und dann verlässt sie die Kraft.

00:30:26: Also das sind alles Dinge, die passieren.

00:30:28: Und ansonsten ist das Wetter schon,

00:30:30: eine wichtige Komponente, die wir mit berücksichtigen müssen.

00:30:33: Also die Hitze ist nicht zu unterschätzen.

00:30:35: Wir hatten letztes Jahr ein sehr schöne Wiesen mit sehr hohen Temperaturen.

00:30:38: Dann kommt es in den Bierzellenchen durchaus mal dazu,

00:30:40: dass da 40 Grad herrschen.

00:30:42: Die Leute stecken im Dirndl oder in der Lederhosen,

00:30:45: sind schön angezogen, haben eine Tracht an vielleicht.

00:30:48: Dann trinken sie zu viel, sind hoch zugeknöpft.

00:30:52: Und dann kann es tatsächlich alles geben,

00:30:55: was mit Hitze ein Problem sein kann.

00:30:57: Vom Hitzschlag zum Sonnenstich etc.

00:31:00: Erschöpfungen, das hat es gegeben, alles schon oder gibt es bei uns.

00:31:03: Und die Geld ist auch ein Thema.

00:31:05: Also wenn sie jetzt kalte Temperaturen haben,

00:31:07: wir hatten dieses Jahr viele Abende, die teilweise richtig kühl geworden sind.

00:31:10: Da ist es dann so auf mal 8-9 Grad runtergegangen, die Temperatur.

00:31:14: Wenn jemand, der seine Körperfunktion nicht mehr so unter Kontrolle hat,

00:31:18: bei 7-8-9 Grad einschläft, irgendwo hier auf dem Festgelände

00:31:22: und liegt da 2-3 Stunden, ist vielleicht nicht gescheitend gewärmt,

00:31:25: nicht angezogen, vielleicht auch noch nass durch Regen

00:31:28: oder irgendwelche Körperflüssigkeiten, dann kühlt der richtig aus.

00:31:31: Also Hypothermie ist ein Thema, auf das wir achten müssen.

00:31:34: Und dann kommt auch noch ein bisschen dazu,

00:31:36: dass das Wetter auch auf die Stimmung der Leute sich auswirkt.

00:31:39: Also an einem wunderschönen Wiesentag, wo alles toll ist,

00:31:42: da sind die Leute glücklich, feiern.

00:31:45: Natürlich gibt es vielleicht die eine oder andere Rauferei,

00:31:48: aber so im Grunde ist das schöne Wetter auch gut für die Laune.

00:31:51: Wenn es regnet, wird es ein bisschen anders.

00:31:53: Dann werden die Leute teilweise, fällt uns zumindest auf etwas.

00:31:56: Vielleicht kommen die dann nicht so schnell aus dem Zelt raus,

00:31:59: die bleiben lieber drin, die trinken dann mehr.

00:32:01: Die Stimmung ist vielleicht etwas gereizter

00:32:03: und dann kommt es auch öfter zu zusammenstößen.

00:32:05: Also wir beobachten, dass die Aggression oder das Raufen

00:32:08: bei schlechten Wetter mehr wird.

00:32:10: Und dann kommt natürlich auch noch etwas dazu,

00:32:12: wenn es nass ist, rutschen die Leute auch aus.

00:32:14: Die fallen hin, die schlagen sich irgendwas auf, verletzen sich.

00:32:17: Also Wetter ist eine Komponente, die wir berücksichtigen

00:32:19: und auch berücksichtigen müssen, weil das für unsere Arbeit wichtig ist.

00:32:22: Aus Ihrer langen Erfahrung.

00:32:24: Was ist Ihr Rat an die Wiesnbesucherinnen und Besucher,

00:32:26: um das schöne Volksfest, vielleicht das schönste Volksfest der Welt,

00:32:29: unbürschwert zu genießen?

00:32:31: Ganz wichtig ist richtige Kleidung, das richtige Schuhwerk,

00:32:34: halte ich für besonders wichtig.

00:32:36: Auch wenn die Damenfüße in vielleicht hochhackigen Schuhen

00:32:39: schöner ausschauen, aber auf der Wiesn sind sie nicht gut,

00:32:42: weil hier liegt doch viel Glas auch auf der Straße.

00:32:44: Ich empfehle feste, gute Schuhe, auch zum Döndelpast

00:32:47: und Bergschuh wunderbar.

00:32:49: Damit ist dann die Sicherheit der Füße gegeben.

00:32:51: Und man muss gucken, dass man sich nicht überschätzt.

00:32:54: Also das mit dem Alkohol, ein bisschen was vielleicht

00:32:56: vorher schon gegessen haben, nicht auf nüchternen Magen,

00:32:59: zwei Mast trinken, das endet tatsächlich dann,

00:33:02: wenn es dumm läuft, unglücklich und bei uns.

00:33:04: Und vor allem dann das Auto stehen lassen.

00:33:06: Ja, das ist ganz klar, aber das ist heute eigentlich,

00:33:09: ehrlich gesagt, selbstverständlich.

00:33:11: Für die meisten.

00:33:13: Für die Allermeisten.

00:33:15: Sie kommen eben im Auto momentan überhaupt nicht zu Wiesn.

00:33:18: Also das ist fast nicht möglich.

00:33:20: Die Parksituation durch die Sicherheitsringe ist nicht gegeben.

00:33:23: Das heißt, mit dem Auto zu Wiesn fahren ist Blödsinn.

00:33:25: Wir machen das natürlich selber, aber ich trinke auch nichts

00:33:27: während ich arbeite und ich muss dann nachts auch irgendwann mal

00:33:29: wieder heim kommen.

00:33:31: Und ich habe die Möglichkeit, aber den Besuchern kann ich nur

00:33:33: dringend abraten, in einem Auto zu Wiesn zu fahren.

00:33:35: Dr. Philipp Kampann, herzlich Dank.

00:33:37: Gerne.

00:33:38: Die Björn Steigerstiftung.

00:33:40: Der Podcast.

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