Zu Gast in einer der modernsten Notfallkliniken Deutschlands Teil 2
Shownotes
In diesem Podcast geht es um die Arbeit der Björn Steiger Stiftung und die Bedeutung einer funktionierenden Notfallhilfe. Wir sprechen mit Experten, Betroffenen und den Machern hinter den Kulissen. Zur Geschichte der Stiftung: Mai 1969. Auf dem Rückweg vom Schwimmbad wird der 8-jährige Björn Steiger von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt. Es dauert fast eine Stunde, bis endlich ein Rettungswagen eintrifft. Björn Steiger stirbt – nicht an seinen Verletzungen, sondern an den Folgen eines Schocks. Die Eltern Ute und Siegfried Steiger gründen erst einen gemeinnützigen Verein, später entsteht daraus die Björn Steiger Stiftung. Durch ihr unerlässliches Engagement wurden bis heute Millionen Menschenleben gerettet und vergleichbare Schicksalsschläge vermieden.
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00:00:00: Die Björn-Steiger-Stiftung. Der Podcast.
00:00:03: Mai 1969. Auf dem Rückweg vom Schwimmbad wird der 8-jährige Björn-Steiger
00:00:09: von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt. Es dauert fast eine Stunde,
00:00:14: bis endlich ein Rettungswagen eintrifft. Björn-Steiger stirbt.
00:00:17: Nicht an seinen Verletzungen, sondern an den Folgen eines Schocks.
00:00:21: Die Eltern Ute und Siegfried Steiger gründen erst einen gemeinnützigen Verein.
00:00:25: Später entsteht daraus die Björn-Steiger-Stiftung. Durch ihr unerlässliches Engagement
00:00:30: wurden bis heute Millionen Menschenleben gerettet und vergleichbare Schicksalsschläge vermieden.
00:00:36: In diesem Podcast geht es um die Arbeit der Björn-Steiger-Stiftung
00:00:39: und die Bedeutung einer funktionierenden Notfallhilfe.
00:00:42: Wir sprechen mit Experten, Betroffenen und den Machern hinter den Kulissen.
00:00:46: Folge 17. Zu Gast in einer der modernsten Unfallkliniken Deutschlands, Teil 2.
00:00:52: Sie haben Professor Kiel mehrfach auf die Notwendigkeit hingewiesen,
00:00:56: das Rettungswesen in Deutschland zu erneuern. Warum?
00:01:00: Der Rettungsdienst ist trotz aller gesetzlichen Regelungen in den Ländern
00:01:05: ja eine gewachsene Struktur geworden. Das hat sich über Jahrzehnte entwickelt.
00:01:11: Es gibt so einige Dinge, die sind evolutionär entstanden,
00:01:16: ohne dass sie einer rationalen Planung unterworfen wurden zuvor.
00:01:20: Das ist ja immer bei so Sachen schlecht, wenn das so ist.
00:01:24: Wir haben ein paar Hotspots in dem Rettungsdienstlichen Struktur.
00:01:29: Wir reden von der Medizinischen Rettungsdienstlichen Notfallversorgung.
00:01:33: Ich bleibe von Feuerwehr und Polizei weg.
00:01:36: Da verstehe ich zu wenig von.
00:01:38: Von der Medizinischen Notfallversorgung durch den Rettungsdienst.
00:01:41: Die haben sich über viele Jahre entwickelt und sind aber an einen Punkt nicht gesteuert worden.
00:01:46: Und da gibt es in meinen Augen drei zentrale Themen,
00:01:52: dass aller aller schlimmste oder wichtigste ist,
00:01:54: die Steuerung des Rettungswesens durch die Leitstellen.
00:01:58: Es war mal so, als ich angefangen habe mit Rettungsdienst,
00:02:02: dass wir darunter gelitten haben im Rettungsdienst,
00:02:05: dass die Menschen den Rettungsdienst nicht rufen.
00:02:07: Da hat einer Herzschmerzen gehabt und dann hatte er am nächsten Morgen
00:02:12: den Hausarzt rufen wollen und die Nacht hat er nicht überlebt.
00:02:15: Weil er einfach gestorben ist.
00:02:17: Ander hat einen Schlaganfall und meldet sich nach zwölf Stunden,
00:02:19: nachdem er Hausarzt im Haus besucht gekommen ist.
00:02:21: Viel zu spät.
00:02:22: Und dann haben wir vor 30 Jahren angefangen,
00:02:25: Riesenreklamen für den Rettungsdienst zu machen.
00:02:27: Große Schilder auf die Rettungswagen gemacht, Schlaganfall, ein Notfall.
00:02:31: Weil Brustschmerz 112.
00:02:33: 30 Jahre lang ist das her.
00:02:35: Jetzt machen die Leute das, jetzt rufen sie an,
00:02:38: aber wir haben nicht gelernt, dass wir dann diese Anrufe in den Leitstellen sortieren.
00:02:43: Und die wirklichen Notfälle für den Rettungsdienst hochkompetent
00:02:48: und schnell beantworten und das, was nicht dahin gehört,
00:02:50: eben nicht vom Rettungsdienst versorgen lassen.
00:02:53: Und das ist der große Fehler Nummer eins.
00:02:55: Die Leitstellen haben keine Strukturen entwickelt,
00:02:58: die Existenzen, die muss man nur einsetzen,
00:03:01: damit der Rettungsdienst keine Einsätze unnötigerweise fährt
00:03:05: und damit das System belastet, immer mehr Autos,
00:03:08: immer mehr Zeitverzögerung und so weiter produziert.
00:03:11: Das ist ein grobes Versäumnis, was vorhersehbar und vermeidbar war.
00:03:16: Und was ein bisschen durch die Auffassung dadurch gefördert wurde,
00:03:22: dass natürlich jeder denkt, ich habe drei Autos mehr,
00:03:24: also bin ich noch wichtiger.
00:03:26: Viele Autos waren immer gut.
00:03:28: Stellt mal fest, dass das vielleicht auch nicht so gut ist.
00:03:30: Also viele Autos, viele Rettungsfragen.
00:03:32: Genau, je mehr Autos ich habe, umso wichtiger bin ich als Chef von so einem System.
00:03:35: Das durch den falsche Perspektiv, ich habe ja nicht mehr echte,
00:03:38: lebensbedrohliche Krankheit.
00:03:40: Und das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:03:42: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:03:44: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:03:46: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:03:48: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:03:50: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:03:52: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:03:54: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:03:56: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:03:58: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:04:00: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:04:02: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:04:04: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:04:06: Das ist die Frage, was wir jetzt machen.
00:04:08: Das alles, was er gelernt hat, auch tatsächlich machen muss.
00:04:11: Und machen darf.
00:04:13: Muss nicht dürfen.
00:04:15: Wir können ja nicht bei der Medizin davon reden, dass einer was darf,
00:04:18: wenn er dafür bezahlt wird.
00:04:20: Also wenn sie Fliesenleger haben, dann darf der nicht die Fliesen an die Wand leben.
00:04:23: Der muss die an die Wand leben, denn sonst kriegt er Ärger mit seinem Chef.
00:04:26: Aber gibt es nicht die Debatte, Herr Prof. Kiel,
00:04:28: dass in manchen Bundesländern,
00:04:30: der notfalls ja nicht jeder bestimmte Medikamente verabreichen darf
00:04:33: und in anderen Bundesländern nicht.
00:04:35: Die Diskussion gibt, dass wir einen krassen Unterschied zwischen den Bundesländern
00:04:39: in den zugeordneten Kompetenzen.
00:04:41: Aber ich störe mich an den Begriff dürfen.
00:04:44: Es kann doch nicht der Beliebigkeit und dem Eigenungsschmord
00:04:47: einer Fachkraft überlassen werden,
00:04:49: ob wenn sie jetzt Brustschmerzen haben
00:04:51: und nicht ausschließen, sagen den Herzenfakt haben,
00:04:53: ob sie zwei bestimmte Medikamente gespritzt bekommen oder nicht.
00:04:56: Das kann nur nur medizinisch definiert sein.
00:04:58: Und wenn jemand Geld dafür bekommt,
00:05:00: dass er mit Blaulich dahin fährt
00:05:02: und die Verantwortung für die Patientin übernimmt,
00:05:04: dann muss er das machen.
00:05:06: Und er muss so ausgebildet sein, dass er es auch machen kann.
00:05:09: Das ist alles überhaupt kein Problem.
00:05:11: Das geht. Das kann nicht dürfen sein.
00:05:13: Es geht um Behandlungsaufträge.
00:05:15: Und das ist leider versorgnet worden,
00:05:17: diese Behandlungsaufträge klar zu definieren,
00:05:19: idealerweise deutschlandweit gleich.
00:05:21: Kann auch nicht sein, dass im Bayerischen Wald schlechter dran bin,
00:05:24: als wenn ich irgendwo in Mittelhessen in meinen Herzenfakt erleide.
00:05:27: Das ist schwer mit dem Grundrecht vereinbar.
00:05:29: Holden wir in die gleichen Berufsgruppen dahin fahren,
00:05:32: verstehe ich nicht, warum das so sein muss.
00:05:34: Es gibt medizinische Regeln im Krankenhaus.
00:05:36: Ist ja auch, was ist auch das Gleiche,
00:05:38: ob sie in Bayern, in den Krankenhaus sind oder in Nordrhein-Westfalen.
00:05:41: Da wären sie identisch spannend, aber im Rettungsschnitt leider nicht.
00:05:44: Und das haben wir auch versäumt,
00:05:46: dass diese ganze perspektive Entwicklungsmöglichkeit genutzt wird.
00:05:50: Und da kommen sie zum dritten Punkt.
00:05:52: Ist deswegen versäumt worden,
00:05:54: weil wir mit viel zu vielen
00:05:56: und viel zu schlecht qualifizierten Notärztin im System unterwegs sind.
00:06:00: Und diese Notärztin und Notärzte im Gegensatz zu den Notfallsanitätern
00:06:06: überhaupt keine Qualifikations, Vorsprung oder Weiterentwicklung bekommen haben.
00:06:11: Wenn wir jetzt zurückblicken, seit mal 25 Jahre, 30 Jahre zurück,
00:06:15: dann gab es mal ganz früher 520 Stunden Ausbildung für eine Rettungssanitäter.
00:06:19: Dann gab es Anfang der 90er das Rettungsarzt-Tennengesetz,
00:06:21: zwei Jahre Ausbildung, erste Professionalisierung.
00:06:25: Dann gab es vor über 10 Jahren Notfallsanitätergesetz, drei Jahre Ausbildung.
00:06:29: Von drei Monaten auf drei Jahre.
00:06:32: Notärzte, bei Notärzen ist gar nichts passiert.
00:06:36: Notärzte sind immer noch die einzigen Ärzte,
00:06:39: die keine Fachärzte sein müssen, um draußen Leben zu retten.
00:06:43: Deswegen fordern Sie die Ausbildung des Notarztes.
00:06:47: Richtig.
00:06:48: Wir müssen dazu kommen, dass wir Notärzte nicht zu jedem Mist schicken,
00:06:52: den eben auch Notfallsanitäter erledigen können,
00:06:55: weil ein paar Medikamente gespürzt werden mussten,
00:06:57: derjenige nicht unmittelbar gerade stirbt
00:07:00: und den 10 Jahre Fahnen in den Siebnis hinein braucht.
00:07:04: In 90 Prozent der Fälle, wo wir bläutig hinfahren,
00:07:07: gibt es keine unmittelbar lebensrettenden Maßnahmen.
00:07:10: Trotzdem ist bei diesen 90 Prozent der Fälle,
00:07:12: der Hälfte der Fälle, ein Notarzt vor Ort,
00:07:15: ohne dass er irgendwas Sinnvolles tun müsste,
00:07:17: was nicht auch an andere tun kann.
00:07:19: Woin gegen bei den 10 oder 5 Prozent, wo wirklich die Wurst brennt,
00:07:24: wir jemanden brauchen, der nicht zweier Assistenzarzt ist
00:07:28: und ein 80-Stunden-Kurs macht,
00:07:31: sondern jemanden, der auch bei uns in der Klinik retten darf.
00:07:34: Die Leute, die bei uns von Oberärzten überwacht werden
00:07:38: in der Notaufnahme, die dürfen draußen alleine Notarzt fahren,
00:07:42: ohne dass sie überhaupt einen Oberarzt rufen können,
00:07:44: gibt es nämlich gar nicht da draußen.
00:07:46: Und hier bei uns gibt es 10 Jahre mehr Erfahrung
00:07:51: in der Supervision oder in der Zusammenarbeit,
00:07:53: wenn der gleiche Patient die Kliniktür überschreitet,
00:07:56: kommt die Gebaltekompetenz und draußen gibt es weder Kontrolle
00:08:01: noch Qualität.
00:08:03: Eine der wichtigen Stellschrauben, Herr Prof. Kiel,
00:08:06: in diesem ganzen System vorgeschaltet, ist ja die Leitstelle.
00:08:10: Ist die schon so, wie sie sein sollte
00:08:12: oder kann man da etwas verbessern, gibt es Vorbild,
00:08:15: etwa in Österreich, habe ich immer gehört,
00:08:17: die das viel besser machen, weil sie eine standardisierte Abfrage haben,
00:08:21: ist das etwas, was wir wirklich auch machen sollten?
00:08:24: Nein, wir sollten das nicht machen, wir müssen es machen.
00:08:27: Von sollen oder sollten kann nicht mehr die Rede sein.
00:08:30: Es ist zwingend erforderlich, es wird zukünftiger,
00:08:34: klarer Standard werden, das wird auch immer mehr
00:08:37: in den Rettungsdienstgesetzen drinstehen.
00:08:39: Wir müssen standardisiert mit festen Regeln
00:08:42: diese Notrufe bearbeiten in den Leitstellen
00:08:45: und feste Reaktionen darauf haben, die differenziert sind
00:08:49: und die auch die Entsendung oder Übergabe
00:08:51: an Systeme, die nicht Rettungsdienste beinhalten.
00:08:54: Es gibt viele Beispiele, dafür weltweit.
00:08:57: Deutschland ist da maximal hinten dran, muss man ganz klar sagen,
00:09:01: ist schwer zu qualifizieren, aber ich baug da mal,
00:09:04: dass mindestens die Hälfte der deutschen Leitstellen,
00:09:07: ganz viel Luft nach oben haben, wahrscheinlich sind es 18 oder 90 Prozent.
00:09:10: Ja, es gab ja eine Untersuchung, wo zwei Leitstellen
00:09:13: ausfindig gemacht worden sind.
00:09:15: Eine davon war in Oldenburg, die diesen Standard erfüllen,
00:09:19: den sie einfordern und der Rest eben nicht.
00:09:22: Einheitliche Qualitätsstandards, Leitstellen,
00:09:25: standardisierte Notrufabfrage.
00:09:28: Die Frage ist halt, wer setzt das um und in welcher Form?
00:09:31: Rettungsdienst ist gesetzlich reguliert.
00:09:33: Nun gibt es aktuelle Diskussionen, wie weit der Bund eingreift.
00:09:37: Ich erlöne nicht, halte das für hochgradig erforderlich,
00:09:40: denn die Länder machen auch dort, was sie wollen
00:09:43: und sagen, ist doch alles super und tofte,
00:09:45: ist aber nicht super und tofte.
00:09:47: Es wird nur so gehen, Rettungsdienst ist ja durch gesetzliche
00:09:50: Rahmenregelungen definiert, dass der Gesetzgeber idealerweise
00:09:54: auf nationaler Ebene schlichtweg sagt, pass auf,
00:09:58: Rettungsdienst wird ja von den Krankenkassen bezahlt.
00:10:00: Wenn er Geld für eure umfahrenden Autos haben wollt,
00:10:04: dann ist das die Anforderung.
00:10:06: Das ist halt die Frage, welche politischen oder gesetzlichen
00:10:09: Änderungen aus ihrer Sicht notwendig wären,
00:10:11: um diese umfassenden Reform des Rettungswesens voranzutreiben.
00:10:15: Ich glaube nicht, dass wir in den nächsten zehn Jahren weiterkommen,
00:10:18: wenn wir darauf warten, dass die Länder ihre eigenen Rettungsdienstgesetze reformieren.
00:10:22: Auch wenn zumindest hier in NRW gerade ein bisschen Licht am Ende des Tunnels ist,
00:10:27: gibt es einen Entwurf, der könnte schlimmer aussehen,
00:10:30: der gerade seit heute unterwegs ist in der Anhörung.
00:10:34: Nichtsdestotrotz ist es so, dass Medizin oder das Recht
00:10:38: auf medizinische Versorgung oder das Recht auf körperliche Unversehrtheit
00:10:42: ein verbrieftes Grundrecht unserer staatlichen Grundordnung ist.
00:10:47: Und damit ist der Bund in der Pflicht, diese Grundordnung umzusetzen.
00:10:51: Da gibt es kein Vertun.
00:10:53: Der Bund sorgt dafür, dass er eine Krankenkasse haben muss,
00:10:56: dass irgendwo Krankenhäuser da sind und ist aber sagt,
00:11:01: was wird bezahlt, was wird nicht bezahlt.
00:11:03: Und dass der Rettungsdienst traditionell in Länderhoheit ist,
00:11:07: mag ja irgendwie in bestimmten Bereichen begründet sein.
00:11:12: Aber wenn eine zysche Qualität gefordert ist,
00:11:15: kann das nicht der Beliebigkeit von Landesregelungen überlassen sein.
00:11:18: Das geht nicht.
00:11:20: Genau, das ist auch das Kernargument eines Gutachtens,
00:11:23: dass die Biontssteiger Stiftungen Auftrag gegeben hat
00:11:26: und das Professor Doktor Doktor Udo Di Fabio,
00:11:30: der langjährige Richtam Bundesverfassungsgericht,
00:11:33: erstellt hat, was sie sagen, hat er genauso bestätigt,
00:11:37: dass es eben eine Zuständigkeit gibt des Bundes,
00:11:40: die abgeleitet werden kann.
00:11:42: Und insofern der Bund in der Pflicht ist.
00:11:44: Aber was natürlich ein Punkt ist, der mich auch immer umtreibt,
00:11:48: ich glaube, viele Menschen ist mit einer solche Lücke erkannt wird im System.
00:11:52: Dass es nicht per se schon den Antrieb gibt,
00:11:55: der Länder zu sagen, okay, wir sehen das,
00:11:57: wir setzen uns zusammen und wir machen was.
00:11:59: Stattdessen gibt es die Kleinstaaterei,
00:12:01: das Baharren auf eigenen Zuständigkeiten.
00:12:04: Und wir fallen im internationalen Vergleich immer weiter nach hinten,
00:12:08: wissend, dass andere es besser und anders machen.
00:12:11: Wissen Sie, das Problem ist ja immer dann,
00:12:14: wenn ich zu der Erkenntnis gelange, das ist in Ländern,
00:12:19: bei Politikern, das ist aber bei einem selbst auch so.
00:12:22: Wenn man feststellt oder gesagt bekommt,
00:12:25: dass etwas so nicht gut ist,
00:12:27: dann wird man damit konfrontiert,
00:12:29: dass das, was man bisher gemacht hat, über Jahrzehnte,
00:12:32: und wo man sich vielleicht auch selber bei gut gefühlt hat
00:12:35: oder sich selber auf die Schulter geklauft hat
00:12:37: und allen erzählt hat, wie toll man etwas macht,
00:12:39: dass das nicht gut war.
00:12:41: Und das ist, glaube ich, für den Menschen insgesamt,
00:12:44: ein ganz, ganz großes emotionales und intellektuelles Problem,
00:12:48: etwas zu verändern, anders zu machen
00:12:51: und nicht dabei, sich selber irgendwo die Schuld zuzuweisen,
00:12:55: dass man etwas schlecht gemacht hat.
00:12:57: Sondern der Mensch, ganz allgemein, und die Politiker sind ja auch nicht anders,
00:13:01: denkt immer, dass alles eine Richtigkeit hat
00:13:04: und kommt überhaupt nicht damit zu Recht festzustellen,
00:13:07: dass er vielleicht etwas nicht gut gemacht hat.
00:13:09: Und es braucht eine ungeheure Größe, etwas zu ändern,
00:13:12: etwas anders zu machen, womöglich noch nicht mal selber auf die Idee zu kommen,
00:13:16: sondern es gesagt zu bekommen
00:13:18: und damit zur Kenntnis zu nehmen,
00:13:22: dass man 20 Jahre lang vielleicht daran schuld ist,
00:13:26: dass Menschen gestorben sind, weil man es nicht vor 20 Jahren schon gemacht hat.
00:13:29: Und das führt zu einer Abwehrhaltung, die sagt, ist doch alles gut,
00:13:34: ist doch alles perfekt, ist doch alles super,
00:13:38: weil sonst muss man sich angestehen, dass man etwas nicht gut gemacht hat.
00:13:42: Und das können ganz, ganz wenige Menschen nur.
00:13:44: Wenn wir den Blick nochmal in die Praxis richten, der Notfallversorgung,
00:13:49: wie wichtig ist da aus Ihrer Erfahrung die Zusammenarbeit
00:13:52: mit Ersthelfern oder Freiwilligen in der Notfallversorgung.
00:13:56: Und da gibt es ja die Diskussion, die Frage,
00:13:58: können Apps oder digitale Plattform hier etwas verbessern
00:14:03: guten noch ins Werk setzen.
00:14:05: Wir haben ja ein Riesenproblem in der außerklinischen, präklinischen
00:14:09: Notfall-Mensinen und damit auch dem Rettungsdienst, nämlich die Tatsache,
00:14:12: dass Notfälle überall auftreten können, zu jeder Zeit,
00:14:16: an jeder Stelle in der Fläche, wo Menschen sind.
00:14:20: Und nun ist es völlig unmöglich, dass wir in diese prunden, schnelle
00:14:26: überall mit dem Rettungsdienst sein können.
00:14:28: Das geht einfach nicht.
00:14:29: Und das geht auch gar nicht, weil selbst wenn wir jetzt in jedem
00:14:32: Dorf in Rettungswagen stehen hätten, dann sitzen da Leute darauf,
00:14:34: die dann auch kaum noch Einsätze haben.
00:14:36: Und es gibt es halt, es geht halt einfach nicht.
00:14:38: Das heißt, wir müssen jetzt gucken, in welchen Notfall-Situationen
00:14:41: können wir auch bei einer guten Rettungsdienstlichen Flächenausstattung
00:14:45: brauchen wir noch Systeme oder irgendwelche Unterstützung, damit
00:14:50: Menschen eine erste Versorgung bekommen.
00:14:53: Und da reden wir ganz klar immer wieder um das Thema
00:14:56: Kreislaufstillstand und Reanimations-Situationen, wo selbst
00:15:00: wir nach acht Minuten mit dem Rettungsdienst da sind, einfach
00:15:03: schon mal vier Minuten zu spät sind oder vier Minuten später,
00:15:06: als es ideal wäre, sagen wir mal so.
00:15:08: Also müssen wir gucken, wie kommen wir irgendwo hin, dass wir
00:15:13: möglichst viele erste, also erste Maßnahmen an einer Einsatzstelle
00:15:18: kriegen. Und da muss man sich halt jetzt mal überlegen, was kann
00:15:21: unser digitale Welt für Systeme machen, mit denen wir das hinkriegen?
00:15:25: Das können wir jedem in der Grundschule Reanimieren beibringen.
00:15:28: Das ist aber ein sehr langfristiger Prozess, das schadet sicherlich nicht.
00:15:31: Aber am einfachsten ist ja, wenn die Menschen, die in der Nähe sind und
00:15:37: ist einmal jemand, der plötzlich umfällt und tot ist, der wählt nie
00:15:40: selber den Notruf. Das kann er nämlich nicht mehr.
00:15:42: Ist auch so ein Thema, könnte vielleicht, wenn seine Smartwatch
00:15:46: seinem Handy sagen würden, dass er tot ist, dann könnte das auch für ihn
00:15:49: anrufen, so weit sind wir aber auch noch nicht.
00:15:51: Aber die, die in der Nähe sind, die könnten ja was machen.
00:15:54: Die sind oft auch persönlich in Bezug dazu.
00:15:57: Also 80 Prozent der lebensbedrohlichen Notfälle passieren im Augenzeug
00:16:02: näher von Angehörigen.
00:16:04: Also meistens sogar zu Hause.
00:16:06: Das heißt, ideale Bedingungen, der will einer sogar helfen, wenn er
00:16:09: könnte. Und natürlich müssen wir dann gucken, wie wir den zum helfen
00:16:13: bringen, wie wir den anleiten, wie wir dann vielleicht über sein Smartphone
00:16:18: sozusagen schon mal unterstützen.
00:16:20: Und dann müssen wir halt überlegen, gibt es vielleicht jemanden, der helfen
00:16:23: könnte, der schneller ist als der Rettungsdienst.
00:16:26: Und ich finde es zu tief bedrückend, muss ich sagen, dass ich mich an
00:16:30: vieles zählen erinnern, wo wir mit unseren Rettungsfahrzeugen
00:16:33: zwölf Minuten irgendwo ins Nirgendwo gefahren sind.
00:16:37: Da waren zwölf Minuten schon schnell und sind,
00:16:40: kam uns ein Polizeiauto entgegen, dass Streife gefahren ist, nach
00:16:46: sieben Minuten. Und wir sind dann drei Feuerwehrhäusern vorbei gefahren
00:16:49: mit freiwilligen Feuerwehren, die alle nach zwei Minuten im Auto sitzen,
00:16:53: weil sie im Dorf wohnen.
00:16:54: Und wir fahren an allen vorbei und sind die ersten, die ankommen, die was tun.
00:16:58: Weil sie aber auch die ersten waren, die alarmiert worden sind,
00:17:01: wahrscheinlich.
00:17:01: Nein, weil die anderen nicht alarmiert wurden, weil die Polizei
00:17:04: Streife fährt und nicht weiß, dass 500 Meter weiter sie jemanden
00:17:07: reanimieren könnte, weil die freiwilligen Feuerwehren nur dann kommen,
00:17:12: wenn es brennt und nicht irgendeiner sagt, pass auf, die Feuerwehr fährt
00:17:15: 700 Meter dahin.
00:17:16: Menschenrettung ist doch Aufgabe der Feuerwehr, wir schicken die nicht,
00:17:20: es sind keine Profis, aber die haben auch eine Ersthilfe für sie,
00:17:23: die können mindestens mal so viel wie die Oma, die neben dem Opa ist
00:17:26: zu Hause und da versucht jetzt auf dem Brustkorb rumzudrücken.
00:17:29: Und diese Vernetzung der Systeme, wir haben Systeme der professionellen
00:17:33: und der organisierten Notfallhilfe, Blaulichtautos.
00:17:37: Und die fahren aber nicht hin.
00:17:39: Die werden nicht hin geschickt und sie fahren nicht hin.
00:17:41: Und das ist ein Ding, was wir uns leisten, dass entbädt jeder
00:17:46: Argumentationsgrund.
00:17:47: Aber wie kann man das ändern?
00:17:48: In dem er für Sorge trägt, dass alle Organisationen, also wir haben
00:17:52: ja diese Behörden, Organisation mit Sicherheitsaufgaben, heißen kurz BOS.
00:17:57: Das sind alle, die diese tollen Funke-Räte im Auto haben und Blaulicht
00:18:01: auf dem Dach haben, so Lob gesagt, die große Blaulichtfamilie.
00:18:03: Dass jeder aus der Blaulichtfamilie, wenn es wirklich um Leben und
00:18:07: Tod geht, der dann der Nächste ist, dahin geschickt wird.
00:18:10: Wir haben hier eine hohe zweistellige Anzahl an Streifenwagen in Essen,
00:18:15: die durch die Stadt fahren.
00:18:16: Also wesentlich mehr als die RTVs in den Wachen.
00:18:19: Aber die erfahren nicht, wenn da irgendeiner liegt.
00:18:23: Außer sie kommen zufällig vorbei und es liegt einer neben der Straßenbahn.
00:18:26: Aber die werden nicht dahin geschickt, weil man das nicht macht, weil keiner
00:18:31: irgendwo ist auf die Idee kommt, dass das vielleicht sinnvoll ist.
00:18:34: Und das ist schlecht.
00:18:36: Das kann doch nicht sein, dass der Staat Menschen bezahlt, dafür, dass
00:18:40: sie die Sicherheit der Bürger sicherstellen.
00:18:42: Wir aber diese bezahlten Kräfte, die müssen noch kommen, nicht mal
00:18:45: nach Hause sitzen da und haben gerade, fangen gerade keinen Verbrecher.
00:18:49: Oder sorgen nicht dafür, dass einer nicht totgeschossen wird.
00:18:53: Sehr gut, wenn dieses Verhindern, dass einer totgeschossen wird.
00:18:55: Aber der ist schon einer tot.
00:18:56: Den könnte man auch retten.
00:18:57: Und dem könnte man reanimieren.
00:18:59: Und die haben ja auch alle eine erste Hilfekurs und wahrscheinlich liegt
00:19:02: er auch nicht jahrzehnt zurück, sondern ist relativ aktuell oder erneuert
00:19:06: und könnten bei einer entsprechenden Alarmierung, Notierung dann auch
00:19:10: dahin fahren und relativ schnell mit Blaulicht und dort helfen.
00:19:13: Richtig. Und ich habe nie erlebt, dass
00:19:15: Polizisten an solchen Einsatzstelle waren, wenn es zum Beispiel zufällig
00:19:18: da waren und nicht sachgerecht den Patienten versorgt sind.
00:19:21: Das machen die selbstverständlich.
00:19:22: Es können die auch.
00:19:23: Auch Vollwähler können das auch.
00:19:24: Die haben eine erste Hilfekurs.
00:19:26: Das waren deutlich länger und noch.
00:19:27: Und die können das auch.
00:19:29: Aber wenn die das nicht wissen und wenn wir sozusagen so engstirnig
00:19:33: unser System betreiben, ja, dass da natürlich sind Ersthelfer mit Apps
00:19:38: eine super Sache.
00:19:39: Aber es kann doch nicht sein, dass wir dann auch noch drei Ersthelfer
00:19:42: mit einer App auch noch am Vollwährauto vorbeifahren.
00:19:45: Also wir müssen noch alle nutzen und einfach streng danach.
00:19:48: Wer ist das schnellste?
00:19:49: First come, first serve.
00:19:51: Was motiviert sie eigentlich persönlich sich so intensiv für die
00:19:55: Verbesserung des Rettungswesens einzusetzen?
00:19:58: Glaubst du ein persönliches Erlebnis, dass sie da besonders motiviert
00:20:02: oder geprägt hat?
00:20:02: Die sehr seit 40 Jahren so ungefähr im Wochentakt Dinge, die mich motivieren
00:20:07: und motiviert halten, wo ich denke, das kann noch alles nicht wahr sein.
00:20:11: Und warum machen wir das nicht anders?
00:20:14: Also ist zum Glück, es gibt nicht das Schüsselerlebnis, dass irgendwie
00:20:17: ein Angehörige von mir daran verstorben ist, dass niemand rechtzeitig kam
00:20:20: oder so zum Glück nicht.
00:20:21: Aber vielleicht laufe ich zu sehr mit offenen Augen durch die Gegend
00:20:27: oder würde mich vielleicht auch als Open Mindet bezeichnen und nicht
00:20:31: den Konventionen nur unterworfen.
00:20:33: Ich finde, wenn man gerade ausdenkt und den Job macht, weil man einfach
00:20:37: der Meinung ist, Menschenleben retten ist ein cooles Ding,
00:20:41: dann muss man einfach auf diese Idee kommen.
00:20:43: Ich bin nicht der Einzige, der auf so Ideen kommt.
00:20:44: Es gibt ein paar, die irgendwie ständig sagen, wir müssten was machen,
00:20:48: müssen was tun.
00:20:48: Erinnert man sich eigentlich als Arzt an den ersten Menschen,
00:20:52: den man gerettet hat, also wo es hätte auch anders ausgehen können?
00:20:55: Ja, also zumindest erinnere ich mich an prägende erste Fälle oder Situationen
00:21:00: meiner beruflichen Kailurinne, nicht von Arztinnen, sondern von Rettungszeltwesen.
00:21:04: Das tatsich kann ich mich an ein paar Sachen wirklich ändern, wo ich dann
00:21:08: festgestellt habe, das ist cool gewesen und das machst du jetzt auch weiter deswegen.
00:21:13: Können Sie eine dieser Erfahrungen mit uns teilen?
00:21:16: Ja, es gibt Situationen, wo man irgendwie eine, das ist aber schon
00:21:21: tatsächlich im Notärztlichen Rufsleben schon gewesen, die mir besonders
00:21:24: in Erinnerung blieben ist, weil es so eine Geschichte war, wo viele gesagt haben,
00:21:29: was machst du da eigentlich?
00:21:31: Das war so ein schwerer Unfall mit fast 10 Schwerverletzten, wo ich dann
00:21:37: irgendwie nach Sortierung mit ganz kurz vielen Einsatzkräften habe,
00:21:40: ich dann ein dreie oder vieriges Kind versorgt, was Schwerschädel hinverletzt war
00:21:44: und was wir dann ins Krankenhaus gefahren haben, was maximal schlecht und kritisch war
00:21:50: und was dann, als wir in der Klinik angekommen sind, im Kreis auf Schischland
00:21:55: erleden, dann Kammerflömmern, reanimationsfristig wurde und die Mehrzahl,
00:22:00: der er in den Schockraum gesagt haben, keine Chance, wir hören jetzt hier auf.
00:22:05: Gibt keine positive Prognose nach dem, was wir sehen, sagt er, nein,
00:22:10: wir probieren es, gibt mir fünf oder zehn Minuten, wir probieren es jetzt
00:22:13: und dann können wir immer noch aufhören und es hat funktioniert und dieses Kind
00:22:17: hat durch einen glücklichen Zufall das ganze unbeschalte Überlebnis,
00:22:21: das ist zu Fuß aus dem Krankenhaus raus, obwohl die Kollegen recht hatten,
00:22:25: weil die Literatur sagt, hoffen wir, so ist der Fall.
00:22:27: Aber ich wollte es nicht einsehen, vielleicht in Jugendlichen Leicht sind
00:22:32: und hatte Glück dann oder das Kind hatte Glück und dann hat sich rausgestellt,
00:22:35: dass das die Tochter eines Kollegen von mir war, nachher nein.
00:22:39: Der das aber in dem Moment auch gar nicht wusste.
00:22:42: Der wusste noch gar nicht, dass seine Kinder verunfalt waren zu dem Zeitpunkt.
00:22:46: Und das haben Sie da mit dem Defi gemacht oder?
00:22:48: Ja, mit üblichen Reanimationsmaßnahmen.
00:22:52: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was die Medizintechnik in den kommenden Jahren
00:22:57: entwickeln sollte, um ihrer Arbeit und die der Notfall Medizin zu erreichen
00:23:01: oder verbessern sollte, jenseits dessen, worüber wir gesprochen haben
00:23:04: oder mehr in Umlauf bringen sollte, was wäre das?
00:23:08: Ich glaube, wir brauchen noch viel mehr miniaturisierte und mobile
00:23:13: Technologie, die irgendwelche Parameter erhebt, also so was wie wir haben
00:23:19: jetzt auch so Monitor, die EKG messen und sonst was alles da.
00:23:22: Ist glaube ich ganz viel Luft nach oben, dass wir diese Technik erweitern,
00:23:26: dass wir noch mehr Signale mit wenig Aufwand,
00:23:31: also irgendwie man klebt irgendwas auf die Schulter und hat dann 1000 Werte.
00:23:34: Ja, dass wir das alles möglichst online und sehr früh erheben,
00:23:39: also dass wir nicht zum Beispiel erst Blut abnehmen und ins Labor stünden müssen,
00:23:42: sondern das, was wir heute bei Diabetikern können, dass Sensoren auf der Haut
00:23:47: im halben Minuten Tag den Blutzuckerwert liefern, ohne dass man gepieft werden muss.
00:23:52: So was wäre natürlich sensationell, wenn wir das mit den hundert
00:23:55: wichtigsten Werten auch könnten, irgendwas auf die Haut kleben und wir wissen
00:23:59: dann, was drin los ist.
00:24:01: Das wäre natürlich wirklich bahnrechend.
00:24:03: Sie sind ja auch in der Forschung aktiv und welche
00:24:06: aktuellen oder zukünftigen Forschungsprojekte sind Ihnen besonders wichtig?
00:24:10: Also wir beschäftigen uns und ich selber schon auch sehr lange mit
00:24:14: tatsächlich auch mit der Reanimationsforschung.
00:24:16: Also wir versuchen mit entsprechenden Projekten Dinge zu entwickeln, die
00:24:21: tatsächlich das Überleben eines Kreislaufstillstandes und das auch
00:24:26: einen guten Ergebniszustand verbessern können.
00:24:29: Und ein Beispiel, wo das möglicherweise schon gelungen ist mit
00:24:33: sind Forschungsarbeiten aus den letzten Jahren, die immer dazu geführt haben,
00:24:38: dass mittlerweile auf dem Markt erhältlich ein Notfallbeatmusgerät
00:24:43: eine Beatmungsform integriert hat, die es vorhin nicht gab, die wir wirklich
00:24:47: tatsächlich erfunden, entwickelt haben, die Sauerstoffversorgung unter der
00:24:52: laufenden Wiederbelebung mit der künstlichen Beatmung
00:24:55: offen sich hinter allen Daten, die wir bis jetzt haben, optimiert und damit auch
00:24:59: das Überleben möglicherweise besser macht.
00:25:01: Also das kann durchaus passieren, dass man im Labor etwas entwickelt, was
00:25:06: nachher kaufbare Verbesserung in der Technologie ist.
00:25:11: Das ist an dem Fall tatsächlich gelungen und in diesen Bereichen
00:25:15: beschäftigen wir uns auch weiter mit, sage ich mal, Modifikation bekannter Technologie
00:25:19: um speziell in der Reanimationssituation die Überlebensraten zu erhöhen.
00:25:24: Ein junger Mensch, Medizin interessiert, hört uns jetzt zu und überlegt,
00:25:28: hat vielleicht sogar den Wunsch, den Drang Medizin zu studieren,
00:25:32: später als Arzt tätig zu werden, als Ärztin sogar, hört dann aber auch,
00:25:38: wenn es 3.47 Uhr aufstehen, präsent sein in solchen Phasen,
00:25:43: ist das die Work-Life Balance, die ich mir vorstelle.
00:25:47: Was sagen Sie dem?
00:25:48: Die Work-Life Balance ist ja ein ganz, ganz blöder Begriff, finde ich,
00:25:53: weil dieser Begriff beinhaltet eigentlich, wenn man sich den so vorstellt,
00:25:58: wie der Denken, das ist ja so eine Waage wie bei Justiz, ja, mit so 2 Schalen.
00:26:02: Und der einen Seite ist das Gewicht, die Last der Arbeit.
00:26:06: Auf der anderen Seite ist das Gegengewicht von Live und Selbstverwirklichung.
00:26:11: Und ich glaube, das Hauptproblem ist dieses falsche Sinnbild.
00:26:16: Zumindest wenn man sowas macht wie Medizin, ist nicht das, sage ich mal,
00:26:22: das Privatleben, das, was die Arbeit aufwiegt, sondern es ist ein integratives Ding.
00:26:27: Das heißt, es kann sein, dass je mehr ich arbeite, umso schöner mein Leben
00:26:33: oder zufriedener mein Leben ist, weil die Arbeit einen positiven Eigeneffekt hat.
00:26:37: Ich kann nicht Gewichtsklötzchen links und rechts auf die Waage legen,
00:26:41: sondern ich muss eigentlich überleben, welcher Teil der Arbeit ist positiv,
00:26:46: die positive Elemente, welcher Teil ist negativ, ist beim Leben ganz genauso.
00:26:50: Wenn wir dann legen, auch positive Elemente, es gibt auch ätzende negative Elemente.
00:26:54: Und das ist das, was auf diese Waage muss.
00:26:56: Und wenn es gelingt, dass das Arbeitsumfeld und die persönlich gesuchte Arbeitssituation
00:27:01: desjenigen eine positive Erfüllung mit sich bringt,
00:27:05: dann ist das die Erklärung, warum es Ärzte gibt, die nicht darunter leiden,
00:27:10: 60 Stunden in der Woche zu arbeiten.
00:27:12: Weil bei diesen 60 Stunden die positiven Elemente, also je mehr ich arbeite,
00:27:18: umso mehr emotionalen Benefit ich habe, dann ist der Begriff "Werk-Live-Balance" nicht mehr tauglich.
00:27:24: Und was ich jungen Leute rate, ist, dass sie sich überlegen,
00:27:28: dass sie etwas suchen, was sie persönlich antreibt.
00:27:31: Wo sie sagen, Mensch, da habe ich Lust drauf.
00:27:34: Weil dann ist die Frage nicht, ob ich nachts aufstehe
00:27:37: oder wie viel ich arbeite oder wie viel ich dafür tun muss, um dahin zu kommen.
00:27:41: Sondern es darf nicht ein abstraktes Ziel sein, sondern es muss die Sache selber,
00:27:45: muss Freude machen, Spaß machen, dann ist sie keine Belastung, sondern integraler Bestandteil des Lebens
00:27:51: und ist auch auszuhalten und ist auch völlig normal.
00:27:55: Herr Professor Kehl, ich danke für diese wunderbare Gespräche.
00:27:58: Gerne.
00:28:00: Die Björn Steigerstiftung.
00:28:02: Der Podcast.
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