Besondere Rettungseinsätze in den Bergen
Shownotes
In dieser Folge begrüßen wir Dr. Raffael Bender, den Leiter der Luftrettung an der BG-Unfallklinik Murnau. Als erfahrener Hubschraubernotarzt berichtet Dr. Bender über die Herausforderungen und Besonderheiten von Rettungseinsätzen in den Alpen.
Wir erfahren, wie schwierig es ist, Einsatzstellen in unwegsamem Gelände zu lokalisieren, warum Handyempfang in den Bergen eine große Rolle spielt und welche Faktoren oft unterschätzt werden – sei es die Tourenplanung, Wetterumschwünge oder mangelnde Ausrüstung. Dr. Bender gibt spannende Einblicke in die Zusammenarbeit mit der Bergwacht, die alpine Ausbildung von Rettungskräften und die Bedeutung von Prävention und Planung für Bergsportler.
Darüber hinaus erzählt Dr. Bender von seinen Erfahrungen als Bundeswehrarzt in Auslandseinsätzen, insbesondere in Afghanistan, und zieht Parallelen zu seinen Einsätzen in den Bergen.
Höhepunkte der Folge:
Herausforderungen der Luftrettung in den Alpen Wie Einsätze bei Bergnot ablaufen Typische Fehler und Risiken beim Bergsport Die Bedeutung von Ausbildung und Prävention Spannende Einblicke in Rettungseinsätze und Auslandserfahrungen Ein inspirierender Einblick in die Welt der Bergrettung und Notfallmedizin – für Bergbegeisterte und alle, die sich für Rettungseinsätze interessieren!
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00:00:00: Die Björn-Steiger-Stiftung. Der Podcast.
00:00:03: Mai 1969. Auf dem Rückweg vom Schwimmbad wird der 8-jährige Björn-Steiger
00:00:09: von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt. Es dauert fast eine Stunde,
00:00:14: bis endlich ein Rettungswagen eintrifft. Björn-Steiger stirbt.
00:00:17: Nicht an seinen Verletzungen, sondern an den Folgen eines Schocks.
00:00:21: Die Eltern Ute und Siegfried Steiger gründen erst einen gemeinnützigen Verein.
00:00:25: Später entsteht daraus die Björn-Steiger-Stiftung. Durch ihr unerlässliches Engagement
00:00:30: wurden bis heute Millionen Menschenleben gerettet und vergleichbare Schicksalsschläge vermieden.
00:00:36: In diesem Podcast geht es um die Arbeit der Björn-Steiger-Stiftung und die Bedeutung
00:00:40: einer funktionierenden Notfallhilfe. Wir sprechen mit Experten, Betroffenen und den
00:00:45: Machern hinter den Kulissen. Folge 22. Besondere Rettungseinsätze in den Bergen.
00:00:51: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts der Björn-Steiger-Stiftung.
00:00:55: Ich freue mich besonders hier, Herrn Dr. Raffael Bender,
00:00:58: den Leiter der Luftrettung an der BG-Unfallklinik Murnau begrüßen zu dürfen.
00:01:02: Dr. Bender ist nicht nur ein erfahrener Hubschraubernotarzt, der Pflichtzeit
00:01:06: vielen Jahren als Rettungsarzt Einsätze in einem der herausforderndsten
00:01:10: Einsatzgebiete in Deutschland, den Alpen. Und darum soll es jetzt gehen in diesem Podcast,
00:01:15: nämlich um die besonderen Herausforderungen und Besonderheiten bei den Einsätzen in den Bergen
00:01:21: und der Zusammenarbeit mit der Bergwacht. Ich freue mich sehr, Herr Dr. Bender,
00:01:25: was sind die größten Herausforderungen bei Rettungseinsätzen hier in den Bergen?
00:01:29: Wenn Sie so fragen, würde ich sagen, die größte Herausforderung ist manchmal die
00:01:32: Einsatzstelle zu finden. Die Einsatzstelle zu finden? Genau. Also wir kriegen natürlich
00:01:37: von der Leitstelle den Alarm mit möglichst genauer Lokalität. Aber da fängt das Thema
00:01:43: schon an, dass in den Bergen natürlich nicht überall guter Handyempfang ist. Manchmal
00:01:48: der Notruf durch den Betroffenen, durch den Patienten, ja, sehr abgehackt war,
00:01:52: abgebrochen ist, schlechte Verständigung da war. Also er liegt jetzt irgendwo in der Fältsparte,
00:01:58: sie werden alarmiert, rasen innerhalb von 180, 200 Sekunden mit dem Hubschrauber los und dann
00:02:06: geht es darum, die Ordnung richtig umzuletzen. Genau. Also wir wissen in der Regel natürlich schon,
00:02:12: in welchem Gebiet das ungefähr passiert ist. Wir kennen häufig den Namen des Berges, wo der
00:02:16: Patient liegt. Aber so ein Berg ist groß und so ein Berg hat viele Seiten und so ein Berg hat
00:02:20: auch viele Gräben und auch in der Regel mehrere Wege, die zum Gipfel führen von verschiedenen
00:02:25: Seiten. Und da fängt es schon manchmal an, dass nicht ganz klar ist, welchen Weg hat der Patient
00:02:29: genommen, wo ist er genau gestürzt oder runtergefallen, wo hat er sein medizinisches Problem. Und das
00:02:34: gilt es natürlich dann wirklich schnell gemeinsam mit dem Ernstlesleiter der Bergwacht oder
00:02:38: Leitstelle rauszufinden. Wie wäre eine solche Alarmierung, wo Sie nicht genau wüssten, wo der
00:02:44: Patient jetzt liegt? Ruft er dann selber an irgendwo, bekommt sie von der Leitstelle dann den Impuls,
00:02:49: heißt das dann was ein klassischer Berg hier in der Nähe, wo so was passieren könnte? Ja,
00:02:54: nehme die Alpspitze zum Beispiel. Die Alpspitze Südseite verletzt da, offener Beinbruch. Genau,
00:03:00: das könnten solche Informationen sein. Also es fängt natürlich immer alles mit im Notruf an. Also
00:03:04: irgendwas ist passiert, irgendeinem geht es nicht gut und er selbst oder ein Begleiter oder ein Beobachter
00:03:09: wählt die 1&2 im Idealfall und kommt bei der integrierten Leitstelle im Oberland raus und der
00:03:15: Leitstelle-Disponent wird natürlich versuchen, die Lokalität möglichst genauer einzugrenzen. Aber
00:03:19: das ist wie gesagt tatsächlich oft so, dass auch die Leute, die am Berg unterwegs sind,
00:03:24: gar nicht so ganz genau wissen, wo sie gerade sind. Die sind natürlich in irgendeinem Talort losgegangen
00:03:28: und haben einen Gipfel zum Ziel. Aber wenn die nicht von hier sind, dann gibt es wie gesagt
00:03:33: mehrere Wege auf diesen Gipfel und manche sind dann auf genauers Nachfragen hin, nicht mehr ganz
00:03:38: so sicher, bin ich jetzt da oder da gegangen, wie heißt es hier genau und dann wird es schon
00:03:42: ungenauer. Dann gibt es die Möglichkeit, das im Idealfall technisch zu lösen, dass die Leitstelle
00:03:47: quasi einen Rückruf macht auf dieses Handy und quasi nur so eine Art Handyordnung macht und schaut,
00:03:54: okay, die Lokalität ist ungefähr da. Es gibt kann natürlich den Anrufer auffordern mit seinem
00:04:01: Handy über bestimmte Apps oder über die Funktion der eigenen Ordnung mal was rauszufinden. Das
00:04:07: setzt man voraus, dass man mit dem weiter in Kontakt ist und das in der Sprechverbindung einfach
00:04:11: da ist. Wenn wir dann alarmiert werden, dann kennen wir grob mal die Richtung, wo es hingeht und
00:04:17: dann haben wir natürlich eine Ortskenntnis. Es gibt ja bestimmte Einsatzstellen, die sind regelmäßig,
00:04:23: wenn die von uns bedient, weil das einfach schwierige Stellen sind, am Weg oder bestimmte
00:04:28: Flanken an einem Berg, wo immer wieder mal Abstürze passieren oder wo es schwierig ist. Und dann haben
00:04:34: wir ja noch quasi unsere Partner der Bergwacht, die wir dann im Einzelfall auch mitnehmen, die auch
00:04:39: nochmal eine sehr gute Ortskenntnis haben. Und wenn wir ungefähr uns vorstellen können, wo der
00:04:44: Patient ist, dann haben wir natürlich den großen Vorteil mit dem Hubschrauber von oben einen guten
00:04:48: Überblick zu haben. Und dann werden wir letztendlich einfach suchen und suchen heißt dann, dass wir in
00:04:54: das potenzielle Einsatzgebiet gehen und dann systematisch die entsprechende Seite des Berges,
00:04:59: die entsprechenden Graben, wo es wahrscheinlich ist oder den entsprechenden Wanderweg einfach
00:05:02: abfliegen, fliegen dann relativ langsam. Wir machen die Türen auf, wir sitzen quasi an der Tür und
00:05:08: schauen alle raus und irgendwann finden wir ihn dann meistens. Und wenn Sie sagen, es gibt so
00:05:13: bestimmte Bereiche, wo hier öfters was passiert, sind das dann besonders anspruchsvolle Stellen, sind
00:05:18: das Stellen, wo die Leute oft nachlässig werden. Was ist der Grund dafür, dass es an manchen
00:05:22: Stellen häufiger zu Anamierung kommt als zu anderen? Ja, das liegt in der Regel schon an,
00:05:27: dass es anspruchsvolle Stellen sind, die dann unterschätzt werden. Also ein klassisches Beispiel
00:05:31: ist jetzt der Aufstieg zur Zugspitze über das Höllental, da hat man oben den Höllentalferner,
00:05:36: ein Gletscher, den man geht und man muss dann vom Gletscher quasi auf die Felswand steigen und
00:05:41: dann in den Klettersteig zur Zugspitze einsteigen. Und diese Randkluff, die Randschlucht, ist so ein
00:05:46: Einsatzgebiet, wo wir mehrfach im Jahr sind und Leute, die allein schon mit dieser Stelle einfach
00:05:52: Schwierigkeiten haben, dann auch abholen. Die kommen nicht weiter. Genau, die sind auch tatsächlich
00:05:56: nicht immer alle verletzt. Wir machen ja auch Einsätze, wo Menschen in Bergnot sind. Auch da
00:06:02: kann der Hubschrauber natürlich Schlimmeres verhindern und helfen, auch wenn es keine
00:06:06: medizinische Inikationen gibt. Und da gibt es natürlich ein paar Stellen, die einfach regelmäßig
00:06:11: vorkommen. Wobei man auch sagen muss, letztlich kann das überall am Berg passieren, dass man in
00:06:17: Bergnot gerät. Sie sind fit an Berg, sie kennen sich ja aus, haben sie eine besondere Ausbildung,
00:06:22: auch die sie für die Berge besonders befähigt. Also ich selber bin jetzt aktiver Bergretter,
00:06:29: ich bin Bergwachtnotarzt in der Bergwachtbereitschaft in Oberammergau, habe dann natürlich eine
00:06:33: entsprechende alpine Ausbildung genossen und trainiert das regelmäßig mit meiner Mannschaft und
00:06:38: bin jetzt deswegen kein extremer Alpinist und auch mir sind Grenzen gesetzt, aber die wesentlichen
00:06:44: Dinge in dem Gelände, wo wir unterwegs sind, die kriege ich hin. Was gehört dann dazu? Also in
00:06:49: meinem Fall habe ich mehrere Module an Ausbildung durchlaufen. Gab im Prinzip über die Bergwacht
00:06:53: einen, also einen Lehrgang Bergsteigen Sommer, einen Lehrgang Bergsteigen Winter jeweils fünf,
00:06:59: sechs Tage, dann gibt es den Bergrettungs-Lährgang Sommer und Bergrettungs-Lährgang Winter, wo
00:07:03: die speziellen Rettungstechniken gelernt werden. Dann gibt es einen Höhenmedizinteil mit fünf,
00:07:07: sechs Tagen, ein großer Höhe mit entsprechenden Übungen, auch was Rettung aus Gletscherspalten
00:07:12: angeht. Und dann gibt es noch einen Flugrettungsteil, das sind so sechs Module. Und wenn man die
00:07:17: alle durchlaufen hat, ist man am Ende aktiver Einsatzkraft der Bergwacht.
00:07:20: Geh wir zurück zu Ihrer Arbeit als Rettungsarzt hier auf dem Bugschaubat. Jetzt hören Sie jemand
00:07:28: nicht irgendwo verletzt in der Bergwelt. Sie machen sich in Schnelligkeit bereit für diesen
00:07:34: Notfalleinsatz. Unterscheidet sich eine solche Bergrettung von einer Rettung beispielsweise von
00:07:42: jemandem, der verletzt an einem Autobahnkreuz ist? Ja relevant, würde ich sagen. Also es ist so, dass
00:07:47: der Faktor Gelände, Berg- und schwere Erreichbarkeit plus Wettereinflüsse natürlich so einen großen
00:07:56: Einfluss spielen im Einzelfall auf diesen Einsatz, dass man auch medizinisch und
00:07:59: einsatztaktisch anders denken muss. Ich habe erstmal eine deutlich längere Zeit, bis ich den
00:08:03: Patienten erreiche. Das führt natürlich dazu, dass bei schweren Verletzungen der Zustand des
00:08:07: Patienten vielleicht schlechter ist, als wenn ich schon nach fünf Minuten da gewesen wäre. Das
00:08:11: sind ja wenn irgendwo eine aktive Blutung da ist in den Bauchraum, dann ist die natürlich,
00:08:15: wenn ich den Patienten nach zehn Minuten erreiche, hat er vielleicht ein halben Liter Blut verloren.
00:08:18: Wenn ich nach einer halben Stunde als ein Patient bin, hat er schon eineinhalb Liter Blut verloren.
00:08:22: Und das macht natürlich einen riesen Unterschied. Das macht mehr Zeitdruck, das macht Kreislauf
00:08:26: Instabilität und natürlich medizinisch eine große Herausforderung. Dann ist es arbeiten an
00:08:31: solchen Einsatzstellen natürlich schwierig, weil ich nicht einfach meinen Rucksack aufmachen kann,
00:08:35: legt ihn einfach hin und kommt von allen Seiten an den Patienten ran. Vielleicht ist es sehr steil,
00:08:39: vielleicht ist es schlammig, matschig. Ich habe eine Schnee bedeckte Oberfläche. Wenn ich meinen
00:08:44: Rucksack einfach irgendwo hinlege, dann ist er plötzlich weg und legt daran damit da tiefer.
00:08:47: Das heißt, ich muss das Material sichern, ich muss mich selber sichern. Ich muss vielleicht den
00:08:51: Patienten erstmal in eine Lage bringen, wo ich überhaupt Zugang habe von allen Seiten und auch
00:08:57: das Wegbringen des Patienten dann von der Einsatzstelle natürlich anders. Ich kann nicht einfach mit
00:09:02: einer Rolltrage aus dem RTV neben den Patienten fahren. Hier bin ich einmal rüber, schiebe ihn
00:09:06: hinten im Rettungswagen und fahr los, sondern es braucht dann eben andere Techniken. Starten Sie
00:09:10: dann auch direkt mit anderem Equipment, wenn Sie wissen Bergrettung? Grundsätzlich nicht,
00:09:14: grundsätzlich sind wir so aufgestellt, dass wir ad hoc jeden Einsatz machen können. Wenn wir von
00:09:19: der Station aus schon wissen, dass es sich um den Herausforderungen Alpineinsatz handelt in dem
00:09:23: extremen Gelände, dann kann es mal sein, dass wir direkt unsere Trage, die hinten reingeschoben ist,
00:09:28: da lassen, um Platz in der Kabine zu haben. Aber auch, dass es nicht zwingend notwendig,
00:09:31: die kann man auch letztlich während des Einsatzes zusammenklappen, zur Seite räumen, so dass
00:09:36: dann Platz in der Kabine ist, nachher für den Patienten im Bergrettungssack. Eigentlich haben
00:09:39: wir alles dabei und können ohne Verzug los starten. Jetzt hört man ja öfters mal diese
00:09:45: Geschichten von Touristen, die ohne große Bergarfahrung kann auch im Sommer losgehen,
00:09:51: auch zunehmend sicherlich mit dem Wunsch, ein ganz besonderes Boto für den Instagram-Account
00:09:59: zu machen. Kommt das auch hier vor? Ja, natürlich kommt das auch hier vor. Das ist jetzt erstmal
00:10:04: gar nicht unsere Aufgabe, das zu bewerten und das gut oder schlecht zu finden, sondern erstmal muss
00:10:09: man ja sagen, haben wir den Auftrag, Menschen Not zu helfen und wenn jemand anruft und sich
00:10:14: dazu durchringt, Einsatz 2 zu wählen, dann kann man in der Regel jetzt schon davon ausgehen, dass er
00:10:18: sich auch für sich persönlich in einer Notlage befindet und erstmal Hilfe braucht. Und das
00:10:23: werden wir erstmal gar nicht, das machen wir dann. Aber man muss natürlich schon sagen,
00:10:26: wenn man so die letzten Jahre betrachtet, die Einsätze mit Personen, die wir aus Bergnot,
00:10:32: aus Blockierungssituationen befreien, die werden tendenziell mehr. Blockierung heißt,
00:10:37: die können nicht mehr weiter. Blockierung heißt, die sind dann irgendeine Stelle,
00:10:39: wo es dann für den einzelnen Wetter vor noch rückwärts geht und wo dann auch gewisse Panik
00:10:44: und körperliche Lähmung eintritt und wo es einfach keine rauskommen mehr gibt aus eigener Kraft.
00:10:49: Woher kommt das? Das ist zunehmend? Da spielt das Internet sich eine Rolle,
00:10:52: kann man glaube ich nicht anders sagen, dass natürlich all diese ja auch wirklich
00:10:58: tollen Locations, die es gibt und tolle Wege und perfekte Touren natürlich für jeden online
00:11:05: zugänglich sind und jeder kann sich das anschauen und dann sieht er großartige Bilder und sagt,
00:11:08: das möchte ich auch gar nicht machen. Aber viele Touren sind halt an unterschiedlichen Tagen auch
00:11:13: sehr unterschiedlich. Es gibt Dinge, die macht man klassisch im Sommer, andere Dinge, die gehören
00:11:17: in den Winter und da gehören Skimit dazu und andere Dinge macht man in keinem Fall in Frühjahr
00:11:21: und ich würde glauben, dass es tatsächlich so ist, dass es viele Leute gibt, die körperlich sehr fit
00:11:27: sind, die gut ausgerüstet sind, die tatsächlich sich dann an Touren einfach wagen, die sie
00:11:33: bei guten Bedingungen auch schaffen würden, aber wo manchmal dann die Rahmenbedingungen unterschätzt
00:11:37: werden, wo einfach Wetterumschwünge oder die Tatsache, dass es unten kann es keinen Schnee
00:11:42: haben, oben kann ein Meter Schnee liegen, in 2500 Meter Höhe, das wird manchmal unterschätzt.
00:11:47: Die Kälte, die Temperatur, auch die Länge der Strecke wird unterschätzt und dann kommt man
00:11:51: plötzlich Richtung Dunkelheit und man ist noch weit entfernt vom Gipfelziel oder man erreicht
00:11:56: die Bahn nicht mehr, die letzte muss dann einen langen Abstieg zu Fuß machen, der kräftezehrend ist.
00:12:00: Es ist oft nicht mehr so, dass die Leute so eine Art alpines Tourenbuch gemacht haben, dass sie sich
00:12:05: selber und ihre Aktivitäten über Jahre langsam steigern und viel Erfahrung haben, sondern dass
00:12:11: man relativ schnell mit Internetrecherche, guter Ausrüstung, körperlicher Fitness dann auch
00:12:15: Dinge macht, die vielleicht dann noch immer so groß waren.
00:12:18: Kann ich selber auch bestätigen? Ich habe es noch nicht gemacht, aber ich habe letztens auch so ein paar Videos
00:12:23: gesehen über Klettersteige und da habe ich gedacht, wenn er auch mal ganz gut, habe noch nie tatsächlich,
00:12:30: obwohl ich hier in der Nähe wohne, einbegangen oder wie man das nennt, aber auch da kam das Netz zu mir
00:12:37: und sagte, das macht mich an, sagte ja, hinder nicht und mache es mal und...
00:12:42: Übung macht den Meister, es ist ja eine tolle Sache, Klettersteig gehen, aber dann fängt man mit leichten
00:12:46: Klettersteigen an, macht vielleicht einen Kurs dazu und stärkert sich langsam und muss dann nicht im
00:12:50: ersten Jahr quasi von ganz einfach bis maximal schwer alles schon erreicht haben, sondern muss sich
00:12:55: halt ein bisschen Zeit geben. Welche Rolle spielt eigentlich Prävention oder was sollte ein Bergsport
00:13:01: da beachten oder Menschen, die in die Berge gehen, die jetzt hier als Touristen hinkommen, die nicht so
00:13:06: geübt sind, um die Risikung zu vermeiden? Ich glaube, das Wesentlich, das eigene Können,
00:13:11: richtig einzuordnen und dann eine gute Tourenplanung zu machen. Das heißt sich was rauszusuchen, was auch
00:13:16: tatsächlich zu den eigenen Erfahrungen, Fähigkeiten und körperlichen Möglichkeiten einfach gut passt
00:13:22: und da nicht falsch zu liegen. Das ist glaube ich mal das A und O. Das kann man sich auch beraten lassen.
00:13:27: Es gibt ja, gibt ja hier bei uns auch in den Bergsportorten auch Bergführerschulen, es gibt
00:13:32: Wanderführer, es gibt Leute, die einfach einbegleiten können, wenn man da unsicher ist. Das ist glaube
00:13:36: ich mal das Wesentliche. Ausrüstung ist auch ein Thema. Wir sehen das auch ab und zu, dass Leute
00:13:41: auch wirklich schlecht ausgerüstet sind, dass Leute mit weichen Tonschuhen und Nagines plötzlich
00:13:46: irgendwo im Zugstieg zur Zugspitze sind. Das gibt es, das ist glaube ich nicht das Groh der Einsätze
00:13:51: aus Bergnot, aber auch das gibt es, dass das Material einfach nicht passt und ja dann ist die
00:13:56: tageszeitliche Planung extrem wichtig. Also wenn man große Tour machen will, dann muss man früher
00:14:01: aufstehen, man muss mal vielleicht auch im Dunkeln losgehen, muss einfach Reserven einplanen, damit
00:14:06: man nicht dann, wenn es dunkel wird, tatsächlich merkt, dass man, dass man noch lange nicht am Ziel
00:14:10: ist. Aber dann kommt Stress auf und dann wird es gefährlich einfach. Wie trainieren Sie und
00:14:15: Ihr Team für den Einsatz in extremem Gelände und gerade auch unter schwierigen Wetterbedingungen?
00:14:20: Letztlich, im Wetterbedingungen kann man schwer trainieren, das ist Erfahrungssache im Wesentlichen
00:14:24: auch für die Piloten. Wir haben nur Piloten, die viele, viele Jahre und viele Flugstunden,
00:14:28: Flugerfahrung haben und auch täglich mehrfach das Wetter checken und ihre Grenzen und die Grenzen
00:14:35: der Maschine und die Grenzen des gesetzlichen Laubbens sehr genau kennen. Und da muss man dann
00:14:39: in Zweifel auch mal abbrechen, wenn es einfach nicht mehr geht, wir wollen ja auch immer abends
00:14:43: gesund nach Hause kommen. Und für uns ist es so, dass wir neben der körperlichen Grundfitness und
00:14:49: eben dem, was wir schon an alpinen Fertigkeiten mitbringen, jährlich ein vorgeschriebenes Windentraining
00:14:55: haben. Das heißt, wir trainieren mit unserem Hubschrauber-Echtflug in den Bergen unsere
00:15:00: Windenmanöver mit der Rettungswinde. Das ist für jeden der Kollegen einmal jährlich Pflichtfortbildung.
00:15:06: Wir nutzen auch in der Regel jährlich die Möglichkeit im Bergwacht-Ausbildungszentrum in
00:15:12: Bad Tölz zu trainieren. Das ist eine Simulationshalle, wo man wirklich alles, was mit steilem Gelände,
00:15:18: mit Berg, vom Berg-Wetterraum, über steile Felswände entsprechend trainieren kann. Und wir haben
00:15:24: einmal jährlich, da wechseln wir immer so ein bisschen die Lokalität, um auch einfach mit unseren
00:15:30: Rettungskräften der Bergwacht engem Kontakt zu sein. Einen Trainingstag am Berg, wo wir eben alpine
00:15:35: Techniken gemeinsam mit der Bergwacht üben, die er mit uns dann auch an der Anzerstelle
00:15:39: zusammenarbeitet. Und das machen wir einmal jährlich im Ammerthal. Dann sind wir im nächsten Jahr in
00:15:43: Greinau, übern nächsten Jahr in Mittenwald und schauen, dass wir in unserem Einsatzgebiet regelmäßig
00:15:49: auch um uns auch lokal gut auszukennen mit den örtlichen Bergwachten gemeinsam trainieren.
00:15:53: Ja, das ist interessant. Wie ist es konkret, diese Zusammenarbeit mit der Bergwacht? Was üben Sie
00:15:59: gemeinsam mit denen oder auch wie sieht es aus bei einem Einsatz? Welche Aufgaben werden von der Bergwacht
00:16:04: übernommen? Welche Aufgaben machen Sie? Also grundsätzlich kann man sagen, bringen wir mal die
00:16:08: medizinische Kompetenz an der Einsatzstelle und die Bergwacht bringt die alpine Kompetenz mit und
00:16:12: entsprechend das Material dazu. Es ist im Bayerischen Rettungsdienstgesetz so geregelt, dass bei Einsätzen
00:16:18: in unwegsamen oder alpinem Gelände grundsätzlich die Bergwacht die Einsatzleitung hat und mitalarmiert
00:16:25: wird und wir dann gemeinsam eine gute Einsatztaktik für diesen Einsatz quasi rausarbeiten. Und für
00:16:32: uns ist ja mal die Eigen-Sicherheit steht an der obersten Stelle und wir haben in unserem Hubschrauber
00:16:36: auch Raleien aus Platz und Gewichtsgründen kein alpines Sicherungsmaterial dabei. Keiner von uns
00:16:41: ist Alpinist und wir haben jetzt keine Bohrmaschine dabei, können irgendwelche Haken bohren und haben
00:16:47: nicht 100 Meter Seil dabei und all diese Gerätschaften, die halt eine Bergwacht einfach
00:16:51: zur Verfügung stellt, da sind wir auf die Zusammenarbeit mit den Kameraden angewiesen und
00:16:56: das funktioniert hervorragend. Also wir sprechen uns ab, es gibt letztlich, muss man sagen,
00:17:00: vielleicht drei verschiedene Szenarien, die man so differenzieren kann. Das eine Szenario ist,
00:17:05: die Einsatzstelle ist uns A. bekannt und B. von den Gebenheiten auch machbar, ohne dass wir in
00:17:11: Seil brauchen und den Patienten jetzt schlecht. Dann werden wir direkt anfliegen, unsere Mikro dort
00:17:16: mit der Winde absetzen, also Notarzt und Notfallsanitäter und fangen das Arbeiten an und führen
00:17:21: dann einen oder zwei Bergretter vielleicht nach im nächsten Anflug, um einfach ausreichend
00:17:25: Manpower für die Versorgung zu haben. Das andere Extrem ist, der Patient ist unverletzt,
00:17:30: das ist jetzt klassisch der Verstiegende, der Blockierte und der hängt in der dritten Seillänge
00:17:34: irgendwo um oberreinthalung kommt nicht weiter, das ist dann was hochalpinistisches, das ist nicht
00:17:39: mehr unsere Expertise, da landen wir zwischen bei der örtlichen Bergwacht, dann steigen wir aus
00:17:44: Notarzt und Notfallsanitäter und es werden dann zwei Bergretter mit entsprechenden Material hoch
00:17:49: geflogen und die lösen dann dieses alpinistische Problem. Und der weit aus häufigste Fall ist der,
00:17:55: das vielleicht nicht ganz klar ist, wo ist die Einsatzstelle, wie ist dort das Gelände,
00:17:59: kann man dort ungesichert arbeiten oder eben nicht, dann machen wir eine Mischbesatzung,
00:18:03: das heißt wir machen eine ganz kurze Zwischenlandung an der Bergrettungswache,
00:18:07: nehmen einen Bergretter mit und dann wird im ersten Angriff im Prinzip ein Bergretter mit
00:18:12: Alpina Ausrüstung und ich als Notarzt mit medizinischer Ausrüstung gemeinsam zur
00:18:17: Einsatzstelle gebracht und dann hat man erstmal alles, was man braucht und kann anfangen zu arbeiten
00:18:22: und kann dann im zweiten Anflug im Prinzip die Mannschaft kompletieren. Und er hilft natürlich
00:18:26: auch ihre Alpine Erfahrung, so dass sie da quasi Hand in Hand oder auch sich dann... Genau, das ist das,
00:18:32: was ich schon mal gesagt hatte, alle unsere Besatzungsmitglieder, Notfallsanitäter wie auch
00:18:35: Notärzte müssen natürlich in der Lage sein, sich rund ums Jahr in einem Alpinengelände vernünftig
00:18:41: zu bewegen und die grundlegenden Sicherungstechniken auch beherrschen. Deswegen ist auch das gemeinsame
00:18:46: Üben und das gemeinsame Trainieren so wichtig und wir haben auch das Material so abgestimmt,
00:18:50: das Sicherungsmaterial, also auch unsere Hüftkurte, unsere Brustkurte, das, was wir im Material
00:18:55: tragen, ist genau das, was auch die Bergwacht trägt, sodass da auch ein gegenseitiger Partnercheck
00:18:59: stattfinden kann, dass sofort auffällt, wenn irgendwas vielleicht nicht passt. Also da sind...
00:19:04: Es ist viel gemeinsames Training und auch beim Material große Überschneidungen da,
00:19:08: damit es am Ende dann gut funktioniert für den Patienten. Bevor Sie diese Herausforderung
00:19:12: angenommen haben und diesen großartigen Job, waren Sie lange bei der Bundeswehr. Sie waren
00:19:17: auch im Ausland, im Ausland einsatz an schwierigen Orten, unter anderem in Afghanistan. Gezählen Sie uns
00:19:24: ein bisschen darüber. Naja, ich habe damals nach dem Abitur, wollte ich unbedingt Medizin studieren
00:19:29: und hatte dann die Möglichkeit, das über die Bundeswehr zu tun. Mein Vater war auch Soldat,
00:19:34: sodass ich ein bisschen Einblick hatte in auch diese Welt und habe mich dann bei der Bundeswehr
00:19:38: beworben, bin genommen worden und habe dann im Prinzip als Sanitätsoffizier und als Soldat auf
00:19:43: Zeit 20 Jahre bin ich Soldat gewesen. Genau, ich habe über die Bundeswehr studiert, das heißt,
00:19:49: habe so eine Art Stipendium gehabt, ein ganz normales ziviles Medizinstudium. In der Regelstudienzeit
00:19:54: habe ich das über meine Scheine vorlegen und mit einer militärischen Vorausbildung und anschließend
00:19:58: war ich dann für 13 Jahre in Ulmer Bundeswehrkrankenhaus eingesetzt und habe dort ganz normal, so wie
00:20:03: ich hier auch, alles zu Sie gemacht, habe auch dort schon Luftrettung gemacht auf dem Christoph 22
00:20:08: und habe eben auch, wie es dazugehört als Soldat, auch regelmäßig an Auslandseinsätzen teilgenommen.
00:20:13: Wo waren Sie da? Ich war insgesamt sieben Mal in Afghanistan und einmal im Kosovo, also etwa
00:20:20: so alle anderthalb Jahre einen Einsatz. In Afghanistan war ich auch ein paar Mal auch als
00:20:24: Reporter halt und habe auch die Entwicklung gesehen, wie das Land eben in Zusammenarbeit oder mit
00:20:30: westlichen Kräften sich dann zunehmend abgewendet hat, wie war Ihre Erfahrung vor Ort und was waren
00:20:35: Einsätze, die Sie erinnern? Weil ich erinnere jeden Einsatz, also das Besondere ist im Leben, wenn man
00:20:40: so ein Einsatz macht, in jeglicher Hinsicht, also man ist lang von der Familie und von dahin getrennt.
00:20:45: Was aber glaube ich retrospectiv für meine Frau alles immer viel schwieriger war als für mich. Ich
00:20:50: selber war ja drin in der Situation, habe im Team dabei gehabt und hatte auch die Live-Eindrücke
00:20:55: und konnte das vielleicht besser einschätzen als die Familie zu Hause, die sich durch Wegsorgen
00:20:59: gemacht hat und die konnte man auch nie ganz ausräumen. Und dann war es für mich natürlich dahingehend
00:21:04: einfach, dass das was ich gemacht habe ja immer, möchte ich mal sagen, unangeschränkt sinnvoll
00:21:09: und sinnhaft war. Das heißt, mein Auftrag war ja, mein Job war, dass ich den Leuten, die dort im Einsatz
00:21:15: verletzt werden, verwundet werden, bestmögliche medizinische Hilfe gebe, damit die möglichst
00:21:21: schadfrei aus der Nummer wieder rauskommen und ihr Leben weiter leben können. Und das ist natürlich
00:21:25: mal grundsätzlich unsweifelhaft sinnvoll. Das ist glaube ich schon ein Unterschied zu den normalen
00:21:30: Soldaten, die zu bestimmten Zeiten in Afghanistan nicht immer sicher waren. Was machen wir hier,
00:21:34: ist das, wie viel Sinn macht das, diese Schermützel, die man sich liefert mit den Taliban,
00:21:39: geht nicht richtig was vorwärts, sie sind ja in einer anderen Situation gewesen für mich.
00:21:44: Zurück zu Ihrer Arbeit dort, wenn Sie das vergleichen, die Intensität, die es da auch gab oder auch
00:21:50: Felle Geetz, die da gesehen haben mit Vergleichen, hier war da in Ihrer Zeit als Soldat, waren das
00:21:56: schlimmere Fälle für das Vergleich? Also erstmal sind, muss man sagen, die Rahmenbedingungen
00:22:00: einfach anders. Man macht dort natürlich Medizin mit ein bisschen weniger Möglichkeiten. Also hier
00:22:04: bin ich in einem großen, überregionalen Traumazentrum. Wenn ich selber nicht weiter weiß, dann gibt es 20
00:22:09: Kollegen, die kann ich sofort fragen. Ich habe an Apparaten alles, was ich brauche. Ich kann
00:22:13: jederzeit einen CT haben, ich kann MRT haben. Ich habe ein großes Labor, ich habe eine große
00:22:17: Blutbank, ich habe jede Menge Kollegen, die gemeinsam mit mir einen Patienten behandeln und das Ganze
00:22:23: findet im Team statt. Und wenn sie in so einem Auslandseinsatz sind, dann sind sie halt mit einem
00:22:27: sehr kleinen Team und da ist die Ressource personal schnell endlich. Und da sind auch die
00:22:32: Möglichkeiten, was Durchhaltefähigkeit angeht, wenn sie im Rettungszentrum sind, dann waren wir
00:22:36: regelhaft eigentlich zuviel. Das waren zwei chirurgische Kollegen, zwei anstehologische Kollegen mit
00:22:42: den entsprechenden pflegirischen Kräften dazu, sodass sie mit einem Dutzend Leute auch mal schwer
00:22:47: verletzten Versorgung machen müssen und auch mal zwei oder drei schwer verletzte in den zeitlich
00:22:51: sehr engem Zusammenhang. Das bringt einen sehr schnell an die Grenzen der Möglichkeiten und
00:22:57: dann muss man priorisieren, muss man reagieren. Das ist was, was wir in Deutschland hier zu Hause
00:23:01: sehr selten machen müssen und sich sehr genau überlegen, was macht man mit welchen Patienten
00:23:06: und welche Ressource muss ich jetzt verbraten, habe sie aber danach für den Patienten zwar nicht mehr.
00:23:12: Und das sind aber sicher auch Erfahrungen, die mich auch in meinem Leben als Mediziner weitergebracht
00:23:18: haben. Das sind natürlich Dinge, die man hier nur schwer lernen kann. Die kann man sich theoretisch
00:23:22: vorbereiten, aber wenn man das praktisch ein paar mal machen musste, dann hilft einem das auch mal
00:23:27: hier in der anderen Situation. Was war das schwerste Moment dort in Afghanistan? Der unangenehmste
00:23:32: Einsatz war sicher 2010 in Kundlust. Das war ein Einsatz mit hoher Intensität, wo wir auch viele
00:23:37: Verwundete, viele Verletzte und auch Tote auf unseren Seiten hatten, nicht nur Bundeswehrsoldaten,
00:23:43: auch andere Kameraden. Und das war eine unangenehme Zeit, muss man sagen.
00:23:49: Ja, es gibt ja im, ich glaube, es ist ein Maserisch, das ist dieser Schrein für die
00:23:53: gefallenen Bundeswehrsoldaten. Und wenn man davor steht, dann ja, ich finde, das springt
00:23:58: das ein richtig an. Da sieht man auch wirklich, was man hier immer nur so durch die Nachrichten
00:24:02: wahrgenommen hat, dass da wirklich viele Menschen ihr Leben gelassen haben, über 50 glaube ich,
00:24:07: waren es auch Bundeswehrsoldaten dort und tatsächlich da auch, muss man sagen, für Deutschland auch ihr Leben
00:24:13: geben haben und kann es sagen, jemand, der sein Leben auch teilweise in dem Weg mit diesen Menschen
00:24:19: helfen, wie sie es gemacht haben und dort unterstützen, haben wir sehr viel verdient. Voll
00:24:23: in Respekt und ich finde es großartig, dass sie das getan haben.
00:24:26: Ja, ich glaube, der große Unterschied ist und das, was es emotional anders macht, dass man die
00:24:32: Leute halt kennt. Die Leute haben diese Uniform an, die waren morgens vielleicht mit einem beim
00:24:37: Frühstück gesessen und das ist was, was ich hier nicht habe. Ich habe ja auch schwere
00:24:40: Vernetzung, die ich im Schockraum behandle und das sind natürlich erst mal Patienten, die für mich
00:24:45: mal anonym sind, unbekannt sind in der Regel. Da kann man ganz professionell mit einer großen
00:24:49: Distanz rangehen und wenn sie aber in einem Feldlatzerrett oder im Rettungszentrum Leute behandeln,
00:24:55: dann sind das ja eigentlich Leute, die sitzen mal grundsätzlich im selben Boot wie sie und das
00:24:58: macht die Sache deutlich anders. Will uns jetzt junge Medizinerinnen zuhören und
00:25:04: überlegen soll ich auch mal ein Notarzt, Rettungsarzt werden. Was würden Sie denn raten?
00:25:10: Ja, unbedingt.
00:25:11: Warum?
00:25:12: Ja, also das gibt ja, wenn man die Notfallmedizin anschaut, dann ist es für mich ja die unmittelbarste
00:25:18: Medizin, die man machen kann. Man hat in der Regel ja schwere Krankheitsbilder, die auch
00:25:24: einer sofortigen Intervention, sofortigen Medikation, irgendwie eine sofortigen medizinischen
00:25:29: Maßnahme bedürfen und man hat bei allen diesen Maßnahmen auch eigentlich immer einen sofortigen
00:25:32: Effekt und das macht es natürlich sehr befriedigend, weil in den allermeisten Fällen kann man
00:25:37: ja helfen. Also man kommt ja in eine Situation, die für den Betroffenen im Einzelfall sehr
00:25:42: schlimm ist, sehr schwierig ist, ob das starke Schmerzen sind oder schwere Verletzungen, aber
00:25:47: eigentlich ist es ja sehr oft so, dass wenn wir dazukommen, dass es dann aufhört, geht
00:25:50: und das ist natürlich was, was sehr befriedigend ist und es bleibt natürlich auch spannend,
00:25:55: weil kein Tag ist weder andere. Also ich weiß morgens nicht genau, was auf mich zukommt
00:25:59: und das ist auch nach über 20 Jahren in Mutfallmedizin mache ich das immer noch gerne und habe
00:26:05: da jeden Tag Freude dran. Also ich kann das nur weiter empfehlen, das ist definitiv so.
00:26:09: Herr Dobbig, wenn das war eine große Freude mit Ihnen zu sprechen, vielen herzlichen Dank
00:26:13: für die Gespräche. Sehr gerne.
00:26:15: Die Björn Steiger Stiftung. Der Podcast.
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