Notfallrettung am Flughafen München

Shownotes

Herzinfarkte, Fieberkrämpfe, Schlangenbisse – das klingt wie Szenen aus einem Actionfilm, ist aber ein ganz normaler Tag in der Notfallrettung am Flughafen München, einem der zehn verkehrsreichsten Flughäfen Europas. In dieser Folge wirft Béla Anda einen exklusiven Blick hinter die Kulissen der medizinischen Versorgung an diesem internationalen Drehkreuz und spricht mit Dr. Matthias Skrzypczak, leitender Notarzt und Geschäftsführer der Airport-Klinik München. Er gibt spannende Einblicke in seinen Arbeitsalltag, von der Versorgung akuter medizinischer Notfälle bis hin zu den besonderen Herausforderungen, die ein Flughafen mit 37 Millionen Passagieren pro Jahr mit sich bringt.

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00:00:00: Die Björn-Steiger-Stiftung.

00:00:02: Der Podcast.

00:00:04: Mai 1969.

00:00:06: Auf dem Rückweg vom Schwimmbad wird der 8-jährige Björn-Steiger

00:00:09: von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt.

00:00:12: Es dauert fast eine Stunde, bis endlich ein Rettungswagen eintrifft.

00:00:16: Björn-Steiger stirbt.

00:00:18: Nicht an seinen Verletzungen, sondern an den Folgen eines Schocks.

00:00:22: Die Eltern Ute und Siegfried Steiger gründen erst einen gemeinnützigen Verein.

00:00:26: Später entsteht daraus die Björn-Steiger-Stiftung.

00:00:29: Durch ihr unerlässliches Engagement wurden bis heute

00:00:32: Millionen Menschenleben gerettet und vergleichbare Schicksalsschläge vermieden.

00:00:36: In diesem Podcast geht es um die Arbeit der Björn-Steiger-Stiftung

00:00:40: und die Bedeutung einer funktionierenden Notfallhilfe.

00:00:43: Wir sprechen mit Experten, Betroffenen und den Machern hinter den Kulissen.

00:00:47: Folge 25.

00:00:49: Herzinfarkte, Fieberkrämpfe, Schlangenbisse.

00:00:52: Ein ganz normaler Tag in der Notfallrettung am Flughafen München.

00:00:56: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Podcast

00:00:59: aus der Reihe Lebensretter der Björn-Steiger-Stiftung.

00:01:02: Ich freue mich heute ganz besonders, mit Dr. Matthias Skriptchak zu sprechen.

00:01:07: Er ist ganz vieles.

00:01:09: Vor allen Dingen ist er Leitender Notarzt,

00:01:12: Er ist Geschäftsführer hier in der Klinik des Flughafens München.

00:01:16: Ein ganz besonderer Flughafen,

00:01:18: einer der zehn verkehrsreichsten in Europa mit, glaube ich,

00:01:22: im letzten Jahr 37 Millionen.

00:01:25: Und die haben natürlich auch viele Dinge,

00:01:28: die sie hier mitbringen oder manchmal einschleppen

00:01:31: und manchmal auch versorgt werden müssen.

00:01:34: Also ein ganz breites Spot,

00:01:36: worüber ich freue mich sehr mit Dr. Skriptchak heute darüber zu reden,

00:01:40: was ein Arbeitsalltag zu fahren, man ihn so nennen kann.

00:01:43: Das, was ihn hier bewegt, was in der Abteilung bewegt,

00:01:46: was wir machen mitten im Flughafen München hier sind wir.

00:01:49: Herzlich willkommen.

00:01:51: Ja, vielen Dank. Ich freue mich, dass Sie hier sind.

00:01:54: Ich bin direkt mit Ihnen an.

00:01:56: Was machen Sie genau hier am Flughafen München?

00:01:58: Einen der größten Flughafen Europas

00:02:00: und einem Drehkreuz mit Frankfurt am Main,

00:02:03: dem Drehkreuz in Deutschland

00:02:05: und einem der großen Drehkreuze der Welt?

00:02:08: Ja, ich bin, wie Sie ja schon eines gesagt haben, als Arzt.

00:02:11: Ich bin von der Fachbezeichnung her Anastasist, also Narkosearzt.

00:02:14: Auch in dieser Funktion zunächst an den Flughafen in die Klinik gekommen.

00:02:18: Ich habe hier als Anastasist gearbeitet

00:02:21: und muss, da kann vorweg schicken,

00:02:23: dass mich das Flughafen Virus relativ schnell gepackt hat.

00:02:27: Und ja, die Tätigkeit hat sich weiterentwickelt.

00:02:30: Ich bin mittlerweile, wie Sie gesagt haben,

00:02:32: Geschäftsführer hier der Airport-Klinik,

00:02:34: was eine Menge Verantwortung natürlich,

00:02:37: aber auch viele, viele interessante Tätigkeiten

00:02:39: und Kontakt mit vielen interessanten Menschen

00:02:41: und Patienten mit sich bringt.

00:02:43: Und deswegen kann ich nur sagen,

00:02:45: dass das ja der Traum, Job oder der herausfordernde Job ist,

00:02:49: so wie man sich das als Arzt auch wünschen kann, muss man sagen.

00:02:52: Die Airport-Klinik liegt ja mitten im Flughafenbereich, im Terminal One.

00:02:57: Wenn man auf diesen langen Rolltreppen für alle,

00:03:00: die hier schon mal in München waren, entlang,

00:03:02: geht, geleitet, fährt, dann kommt man dran vorbei.

00:03:06: Meistens so ist ein buntes Wandbild, Stehbild vor der Tür,

00:03:11: was daraufhin deutet, dass hier eben die Airport-Klinik ist.

00:03:14: Wer kommt hierhin? Wer kommt zu Ihnen?

00:03:17: Die Lage von unserer Klinik ist ja nicht nur mitten im Flughafen,

00:03:20: wie Sie gesagt haben, sondern tatsächlich ganz, ganz besonders,

00:03:24: genau auf der Grenze zwischen dem Sicherheits- und dem Nicht-Sicherheitsbereich,

00:03:28: also dem öffentlichen oder nicht öffentlichen Bereich.

00:03:30: Und so setzen sich auch unsere Patientenstrüme ein bisschen zusammen.

00:03:34: Wir versuchen oder möchten die gesamte Bandbreite

00:03:38: der letzten Endes das medizinischen Bedarfs hier abdecken.

00:03:42: Das heißt, die ganz normalen Kranken,

00:03:45: auch mit, sag ich mal, Bagatellerkrankungen,

00:03:48: Hustenschnupfen, Heiserkeit, das können Fluggäste sein.

00:03:51: Das sind aber auch Mitarbeiter, hier sind einige 10.000 Mitarbeiter

00:03:55: am Flughafen und um den Flughafen tätig.

00:03:57: Die kommen hier mit normalen Anliegen

00:04:00: und suchen uns einfach als eine Arztpraxis oder Notfallpraxis auf.

00:04:05: Und da versuchen wir gerne zu helfen,

00:04:08: stellen aber auch die komplette Notfallmedizinische Versorgung

00:04:11: am Flughafen sicher mit mindestens einem Notarzt

00:04:16: rund um die Uhr in der Regel gerade zu verkehrsreicheren Zeiten,

00:04:20: auch zwei, drei oder mehr Notärzten parallel.

00:04:24: Das heißt, alle akuten Unfälle und internistischen Notfälle,

00:04:27: die am Flughafen passieren, kümmern wir uns

00:04:30: um die erste medizinische Versorgung.

00:04:33: Wie stark sind Sie hier? Wie hoch ist die Personaldichte?

00:04:36: Wenn wir jetzt rein auf den Bereich der Notfallambulanz,

00:04:39: dann haben wir auch eine Klinik mit einem OP-Bereich,

00:04:42: wo wir aber überwiegend elektrischer, also geplante Operationen

00:04:45: durchführen, aber rein für den Bereich der notfallmedizinischen Aspekte

00:04:50: kann man etwa 50 bis 70 Mitarbeiter rechnen.

00:04:54: Das sind nicht alles Vollzeitkräfte, aber in dieser Größenordnung.

00:04:57: Sie haben mir beschrieben, ich war gerade eben auch zufällig,

00:05:00: weil ich hier den Eingang, den anderen Eingang nahm, nebenan.

00:05:04: Da ist der Eingang für die Flughafen Mitarbeiterinnen,

00:05:07: die kommen, wenn sie etwas haben.

00:05:09: Auch die Betreuen, sie haben sie gesagt, was sind so die häufigsten

00:05:12: Dinge, weswegen Benchen zu ihnen kommen?

00:05:15: Das unterscheidet sich natürlich auch, wenn man die Mitarbeiter

00:05:18: natürlich anschaut. Ich meine, das sind viele Leute, die bei Wind

00:05:21: und Wetter draußen tätig sind.

00:05:23: Jetzt haben wir gerade wirklich auch herausfordernde Wetterverhältnisse.

00:05:26: Gerade heute Schneids und es ist bitterkalt am Flughafen München.

00:05:30: Das heißt, da kommen Leute mit Erkältungsymptomen

00:05:33: mit ähnlichen Geschichten. Aber auch einfache Arbeitsunfälle,

00:05:37: die Leute gestürzen, die Leute haben sich den Kopf an

00:05:40: oder Ähnliches. Also das kann man gar nicht so detailiert sagen,

00:05:44: sondern es ist wirklich die gesamte Bandbreite.

00:05:47: Allein aufgrund der Anzahl, der schieren Anzahl an Mitarbeitern

00:05:50: und Flugreisenden, die wir hier haben.

00:05:52: Es ist ja sehr spannend, auch für mich, ich bin, ja, ich will nicht

00:05:55: sagen häufig unterwegs, aber ich fliege schon mal öfters.

00:05:58: Und für einen als Passagier läuft das alles immer so glatt,

00:06:01: also man setzt sich ins Flugzeug für Herzmann ein bisschen Verspätung.

00:06:05: Meistens tatsächlich nicht im Gegensatz zu Bahn.

00:06:08: Und dann geht es los. Aber man sieht natürlich nicht,

00:06:11: man sieht natürlich mal Menschen auf dem Rollfeld.

00:06:14: Und man denkt, oh, das ist aber eine anstrengende Arbeit.

00:06:17: Aber was Sie beschreiben, dass das natürlich auch die Menschen

00:06:20: sich den Elementen aussetzen, dass sie dadurch natürlich auch

00:06:23: hier und da mal Schnupfen bekommen.

00:06:25: Das merkt man natürlich nicht, wenn man es nicht einmal hier sieht,

00:06:29: wo das ein, ja, auch durch Ihre Schilderung eben so anspricht.

00:06:34: Wie ist denn überhaupt die medizinische Infrastruktur hier?

00:06:37: Sie haben gesprochen über die Personalstärke.

00:06:40: Aber was halten Sie hier vor? Was gibt es?

00:06:42: Und wie sind Sie aufgestellt?

00:06:44: München hat auch in dieser Hinsicht eine gewisse Sonderfunktion.

00:06:48: München ist ein Sanitätsflughafen.

00:06:50: Das heißt, wir haben die Aufträge letzten Endes einfach schon

00:06:53: eine bestimmte Menge an Ressourcen vorzuhalten.

00:06:56: Das heißt, auch das, was man ja vielleicht schon aus der eigenen Erfahrung kennt,

00:07:00: dass mal ein Flugzeug, in dem man sitzt,

00:07:02: aus irgendwelchen medizinischen Gründen heraus notlanden muss,

00:07:05: weil es einem Passagierschlecht geht oder ähnliche Dinge.

00:07:08: Auf diese Herausforderungen sind wir hier in München besonders eingestellt.

00:07:11: Und zwar, obwohl ja ein Nachtflugverbot herrscht,

00:07:14: das heißt geplanterweise starten und landen hier in der Nachtzeit keine Maschinen.

00:07:19: Aber wir sind rund um die Uhr auch auf die Behandlung dieser Notfälle

00:07:23: und die Erstversorgung solcher Patienten eingestellt,

00:07:26: sowohl technisch, aber auch personell.

00:07:28: Also Sie haben ja auch einen OP-Saal, haben Sie gesagt,

00:07:31: Sie könnten also hier auch operieren, operieren auch mal.

00:07:34: Meistens dann sind es, Gott sei Dank muss man sagen,

00:07:37: jetzt keine Akut-Operation, die Sie hier ereilen.

00:07:41: Aber wer kommt hier hin und lässt sich operieren und womit?

00:07:44: Der OP-Bereich, das muss man tatsächlich ein bisschen trennen.

00:07:47: Es ist in der Regel nicht so, dass wir hier akute Notfälle vom Flughafen operieren.

00:07:52: Die Notfallpatienten sind in der überwiegenden Zahl auch internistische Patienten.

00:07:56: Und im OP-Bereich sind es in der Regel geplante Operationen.

00:08:01: Schwerpunkt ist die Orthopädie, aber da die ganze Bandbreite von kleinen diagnostischen Eingriffen,

00:08:06: aber auch der Ersatz großer Gelenke, Knieendoprothetik,

00:08:11: wo wir eine durchaus gewisse Expertise uns in den letzten Jahren auch aufgebaut haben

00:08:15: und sehr erfahrene Operateure gewinnen konnten,

00:08:18: die das hier sehr erfolgreich im Sinne der Patienten durchführen.

00:08:21: Sind das dann alles Flughafenmitarbeiter, die sich hier operieren lassen?

00:08:24: Oder kann ich auch als Mensch, der hier keine Bindung hat zum Flughafen,

00:08:29: hinkommen und mich operieren lassen am Knie?

00:08:31: Patienten kommen natürlich rein örtlich gesehen aus dem Großraum Flughafen

00:08:35: oder dem Großraum München, aber das müssen keine Mitarbeiter oder zwingend Flugäste sein,

00:08:40: sondern das Angebot gilt für jeden Patienten im Grundsatz.

00:08:45: Welche medizinischen Notfälle treten denn am häufigsten am Flughafen auf?

00:08:50: Auch das unterscheidet sich natürlich wieder, ob wir von Passagieren oder Mitarbeitern reden.

00:08:54: Bei den Passagieren sehen wir auch in den letzten Jahren insgesamt die Leute,

00:08:58: die fliegen werden teilweise immer älter, werden auch immer kränker,

00:09:03: die Flugstrecken werden teilweise länger.

00:09:06: Dann sehen wir so Geschichten, dass Leute vielleicht aus Flugangst oder auch aus anderen Dingen,

00:09:11: die nehmen mal ein Medikament zur Beruhigung, die trinken vielleicht auch mal ein Glas Rotwein,

00:09:16: trinken auf der anderen Seite viel zu wenig Flüssigkeit,

00:09:19: vielleicht aus Angst im Flieger oder irgendwo in der Warte Schlange dann auf Toilette zu müssen.

00:09:23: Das sind so Kombinationen, wo man sagt, das ist insgesamt aus medizinischer Sicht nicht sehr sinnvoll.

00:09:29: Und das heißt, zur Geschichten, die Kreislaufstörungen aller Art, Flüssigkeit, Zmangel, Dehydration,

00:09:35: ist ein großer Beratungsgrund sozusagen, so nennen wir das.

00:09:40: Trifft aber auch die Mitarbeiter, jetzt haben wir gerade gesagt, im Moment ist es draußen kalt und schneit,

00:09:46: wenn aber im Sommer viele Stunden am Tag die Sonne auf Schwarzen aus Falt scheint

00:09:51: und jemand, der für das Verladen von Koffern in ein Flugzeug zuständig ist,

00:09:55: der arbeitet bei sehr, sehr hohen Außentemperaturen

00:09:58: und muss dementsprechend sehr, sehr viel trinken und auch da sehen wir natürlich Mitarbeiter,

00:10:03: die da irgendwo gesundheitliche Probleme entwickeln.

00:10:06: Nun sind Sie Hartz, Sie sind auch geschäftlicher Leiter dieser Einheit hier.

00:10:11: Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, Sie mit so profanen Dingen zu befassen,

00:10:14: aber dass Sie es gerade angesprochen haben, geben wir mal zu Sünderlangen, Flugkreise.

00:10:19: Was soll ich denn tun und was soll ich tun, nicht lassen?

00:10:22: Also ist das eine Glas Rotwein im Flieger dann schon zu viel, wenn man es ernst nimmt

00:10:27: und soll ich wirklich diese 2 Liter oder wie viel es auch immer sind, 1,5,

00:10:31: dann trinken auf einem Flug von hier in ein exotischeres oder weiter entfernteres Reiseziel.

00:10:37: Ich denke ja, dass diese Dinge grundsätzlich wie viele Sachen in der Medizin den Patienten durchaus bewusst sind.

00:10:42: Ich glaube, das hat sich rumgesprochen, dass man trinken sollte, dass man vielleicht mal aufstehen sollte.

00:10:46: Da geht es um die Aktivierung der Muskelpumpe, dass einfach das Blut im Fluss bleibt,

00:10:50: dass so Sachen wie Trombosen möglichst nicht entstehen können.

00:10:54: Das ist in den Flugkästen einerseits bewusst und andererseits denken natürlich trotzdem alle,

00:10:58: naja, wird schon schief gehen. Wir sehen es trotz aller Aufklärungsarbeit

00:11:03: und trotzdem Bewusstsein des Patienten leider immer wieder.

00:11:06: Aber sind die Dinge, die kann man gar nicht oft genug betonen, insbesondere natürlich für Risikopatienten.

00:11:13: Und wie viel Sommer trinken und soll man Alkohol wirklich vermeiden?

00:11:16: Ich glaube auch hier muss man nicht unbedingt schwarz-weiß denken.

00:11:20: Wenn es jemand ist, der auch sonst mal ein Gläschen Rotwein verträgt,

00:11:24: dann gehe ich jetzt aus meiner persönlichen Meinung davon aus,

00:11:27: dass es ihm im Flieger auch nicht zu gesundheitlichen Problemen führen wird.

00:11:31: Was wir eher sehen, was Leute vielleicht unterschätzen oder wo möglicherweise ein bisschen das Bewusstsein fehlt,

00:11:36: die Flugphysiologie oder einfach die Umgebung in einem Flugzeug ist doch eine andere an Boden.

00:11:42: Man hat natürlich den gleichen Sauerstoff gehalten, jetzt rein von einem prozentualen Anteil,

00:11:47: aber das sogenannte Sauerstoff-Patialdruck, das ist das, was wir einfach in der Leinsprache sagen,

00:11:52: die Luft wird dünn oder so in den Bergen auf hohen Gipfeln und auch das ist ein Thema im Flugzeug.

00:11:57: Die Luft ist da einfach dünner, der Sauerstoff-Patialdruck ist niedriger.

00:12:01: Und das ist was, was jetzt gesunden Menschen wie Ihnen und mir, was man nicht mal merkt.

00:12:05: Jemand, der aber vielleicht lungenkrank ist, der eine obstruktive Lungenerkrankung hat,

00:12:11: Asthma hat oder eine Herzinsuffizienz in einem höheren Grad hat, mag sein,

00:12:16: dass der eben auf Bodenniveau davon eigentlich nichts merkt.

00:12:21: Und in dem Moment, wo eben die Luft ein bisschen dünner wird, doch Atembeschwerden oder Luftnot

00:12:26: in einem gewissen Maß auftreten kann. Das ist was, was wir immer wieder sehen

00:12:30: und wo es vielleicht bei bestimmten Patienten auch gar nicht unsilvoll wäre,

00:12:34: dass die vor längeren Reisen einfach nochmal einen entsprechenden Fachkündigenarzt auch konsultieren

00:12:39: und man einfach bespricht, ist so eine Flugreise für mich wirklich geeignet

00:12:43: oder gibt es da irgendwie möglicherweise zu erwartende Probleme?

00:12:46: Gibt es eigentlich saisonale Unterschiede bei den Vorfällen, die Sie ereignen?

00:12:51: Sie haben gesprochen über das, was Sie bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geschieht,

00:12:55: die Hydration oder Erkältung, je nach Wetterlage, aber gibt es bei Ihnen Unterschiede beispielsweise

00:13:01: während der Ferienzeiten kommen da besonders häufig, wiederholt sich da irgendetwas,

00:13:05: was mit dem Sie zu tun haben und wenn ja was?

00:13:07: Das ist definitiv so. Mein Grundsatz in einer normalen Arztpraxis ist irgendwie,

00:13:12: ein Arzt rastet natürlich auch bei der Diagnosefindung ein bisschen,

00:13:16: was ist jetzt wahrscheinlich häufig, es ist häufig selten, es ist selten

00:13:20: und wenn im Winter jemand mit klassischen Erkältungssymptomen in eine Arztpraxis kommt,

00:13:24: dann hat der Arzt eine Idee, was dem Patienten fehlt

00:13:27: und wird das dann mit ein bisschen Diagnostik unter Mauern.

00:13:30: Das ist bei uns ein bisschen anders, weil ich möchte ein Beispiel geben.

00:13:35: Wir haben jetzt Anfang Januar einen Patienten gehabt, der mit so einer Symptom-Triers,

00:13:40: also der hatte Kopfschmerzen, da hatte ein bisschen unklare Diffuse, neurologische Symptome

00:13:44: und er hatte Nackenschmerzen oder einen Menigismus letzten Endes,

00:13:49: das muss man sagen, ist da Fachbegriff dafür.

00:13:52: Und da würde bei den meisten Ärzten irgendwo so ein bisschen ein paar Verdachtstiagnosen

00:13:58: von Schlaganfällen, Gehirnblutungen oder auch Infektionen,

00:14:02: einer Menigitis beispielsweise auftauchen.

00:14:04: Der Patient in dem Fall hatte einen Sonnenstich, da kommt man normalerweise an,

00:14:08: Heilig III König in München nicht darauf, das in die Differenzialdiagnosen mit aufzunehmen,

00:14:13: da er aber eben direkt aus der Maschine von Dubai her kommend gelandet ist,

00:14:18: sind das einfach Dinge, da muss man ein bisschen den Horizont

00:14:21: oder die möglichen Differenzialdiagnosen erweitern, um da auch drauf zu kommen.

00:14:26: Und ähnlich ist es natürlich mit Infektionskrankheiten.

00:14:29: Wir beobachten ja, das Infektionsgeschehen eben nicht nur hier örtlich,

00:14:34: sondern letzten Endes doch ein bisschen weltweit, dass wir einfach sehen,

00:14:38: wenn eine Maschine von dort kommt und ein Patient mit bestimmten Symptomen auftaucht

00:14:43: bei uns in der Klinik und sich vorstellt, was ist da wahrscheinlich,

00:14:48: wo kommt der her, unter welchen Bedingungen ist der gereist.

00:14:51: Das hat alles letzten Endes Einfluss auch auf die weitere Diagnostik und auf die Verdachtstiagnose bei uns.

00:14:57: Könntest du es an meinen Mitnehmen durch so einen Prozess,

00:14:59: jetzt zum Beispiel der Mann, die Frau, der Patient, die Patientin, die aus Dubai kamen,

00:15:04: werden die dann hierhin geschickt, findet der alleine den Weg, ist auch jetzt mal der,

00:15:09: werden die hier reingerollt, ist es mal so, mal so.

00:15:13: Und wie ist Ihre Anamnese jenseits der medizinischen Befragung,

00:15:19: fragen Sie Ihnen dann sofort selbst, wenn er reden kann, eben, wo kommen Sie her,

00:15:23: wo fliegen Sie hin, sind das Erkenntnisse, die Ihnen schon zugetragen werden,

00:15:27: bei einem Datenschutz aber natürlich wichtig, können Sie uns einmal durch so ein Prozess mitnehmen.

00:15:32: Nun, wo der Prozess letzten Endes beginnt, ist schon ganz unterschiedlich.

00:15:36: Das kann mitten während dem Flug sein, dass wir über eine Airline oder über die Strukturen hier am Flughafen

00:15:44: einfach mitgeteilt bekommen, um die und die Uhrzeit landet, die und die Maschine,

00:15:48: und da befindet sich offenbar ein medizinischer Notfall an Bord.

00:15:53: Gibt es dann zum Teil direkt quasi aus dem Cockpit an Sie?

00:15:57: Definitiv, und dementsprechend sind auch oft die Informationen, die wir haben, sperrlich.

00:16:02: Natürlich ist theoretisch die Möglichkeit auch Kontakt mit Satellitentelefonen und so weiter,

00:16:07: dann hat man vielleicht ein paar Informationen mehr.

00:16:10: Es kann aber auch sein, dass man außer einem Schlagwort eine Alarmstufe letzten Endes,

00:16:15: medizinischer Notfalljahr oder nein, gar keine weiteren Informationen hat,

00:16:20: bis man den Patienten tatsächlich sieht.

00:16:22: Heißt in so einem Fall, wir fahren mit unseren Einsatzfahrzeugen direkt an das Flugzeug,

00:16:27: betreten sobald die Gangway angedockt ist das Flugzeug,

00:16:33: und müssen die ganze erste Einschätzung mit der ersten Anamnese noch vor Ort im Flugzeug machen.

00:16:38: Und dann eben entscheiden, wie geht es weiter.

00:16:41: Nehmen wir den Patienten erstmal mit in die Klinik zu uns.

00:16:44: Es ist nur ein kleines Problem, was wir vielleicht direkt und schnell im Flieger lösen können.

00:16:49: Da ist tatsächlich viel Workflow in sehr kurzer Zeit, denn das ist natürlich immer ein Thema hier am Flughafen,

00:16:55: dass man in kurzer Zeit trotzdem möglichst fundierte Entscheidungen treffen muss.

00:16:59: Wie vorbereitet sind Sie auf Notfälle, die man normalerweise nicht erwarten würde,

00:17:05: die aber aufgrund des großen Einzugsgebiet, also Menschen kommen ja in München,

00:17:10: ist ein internationaler Flughafen, hat Ziele weltweit von Tokio bis nach Singa,

00:17:16: also Tokio, Singapur, Rio, Anchorage, sonst wo hin, Afrika.

00:17:21: Wie bereiten Sie sich vor auf dieses große Spektrum von möglichen Fällen, die Sie hier ereilen können?

00:17:29: Gerade dieses große Spektrum, da muss man natürlich auch einfach erwähnen,

00:17:32: dass wir hier am Flughafen eine Menge Partner haben, die wir auch alle brauchen,

00:17:37: oder die sich alle gegenseitig brauchen, um genau dieses Spektrum abzudecken.

00:17:41: Da ist ein großen Anteil sicher die Flughafen-Feuerwehr hier, die auch Rettungswägen stellt,

00:17:47: die viel an Logistik und personellen Möglichkeiten letzten Endes hat, mit denen wir sehr, sehr gut zusammenarbeiten.

00:17:53: Und das ist auch das, was hier unterm Strich die Arbeit am Patienten immer prägt,

00:17:58: dass hier alles ineinander greift und alle zusammen helfen.

00:18:02: Die Feuerwehr, habe ich erwähnt, das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

00:18:06: hat hier eine eigene Dependance am Flughafen.

00:18:09: Das heißt, gerade wenn es jetzt um Infektionsthemen geht,

00:18:13: ein Flugzeug mit Patienten mit Durchfallerkrankungen oder anderen oder fiberhaften Erkrankungen oder Ausschlägen,

00:18:19: all das sind Dinge, die immer wieder kommen oder zumindest erst mal als Meldepilte auftauchen.

00:18:25: Und dann muss man immer gemeinsam mit all diesen Kollegen und Kollegen einfach ein Vorgehen absprechen und entsprechend dann handeln.

00:18:34: Haben Sie das schon mal erlebt, ein Flugzeug voller Menschen mit Ausschlägen?

00:18:39: Nicht ein Flugzeug voller Menschen mit Ausschlägen, da reicht es aber letzten Endes,

00:18:43: wenn ein Pilot eines Flugzeugs aus New York meldet, irgendwie er ist in New York mit 300 gesunden Patienten gestartet

00:18:51: und einer hat jetzt auf einmal Fieber ausschlag und es geht ihm ganz schlecht.

00:18:55: Auch dann ist natürlich irgendwo nötig, sich entsprechend vorzubereiten und dann auch einfach zu überlegen,

00:19:02: was man dann teilweise hat, man hat ein bisschen Vorlauf, wenn er das rechtzeitig meldet.

00:19:06: Aber trotzdem muss man dann überlegen, okay, in 2,5 Stunden landet diese Maschine, wie gehen wir dann vor

00:19:12: und wie handeln wir mit allen Interessen, die man abwägen muss in so einer Situation?

00:19:17: Spannend. Ja, was machen Sie, die einen kommen an, sind gerädert, genervt wollen nach Hause,

00:19:22: schnell raus aus dem Flieger, jetzt sagen Sie, moment mal,

00:19:25: müssen Sie uns erst mal mit der Lage vertraut machen oder was passiert da?

00:19:28: So ist es, genau. Und das prägt unsere Arbeit hier letzten Endes immer, dass es einfach sehr, sehr viele verschiedene Interessen gibt.

00:19:36: Du musst immer abwägen. Der Patient letzten Endes muss und ist auch bei uns nicht anders im Mittelpunkt stehen.

00:19:42: Aber du hast viele andere Dinge daneben, die auch funktionieren müssen.

00:19:46: Alle anderen, Fluggäste, Sicherheitsaspekte, jemand, den wir aus der Maschine holen

00:19:53: und in die Airford-Klinik bringen, der reist in diesem Moment in die Bundesrepublik Deutschland ein.

00:19:58: Das heißt, auch der muss irgendwie braucht Papiere, auch dessen Gepäck muss kontrolliert werden.

00:20:04: Auch der darf kein Sicherheitsrisiko für alle anderen sein.

00:20:09: Und das sind natürlich schon Themen. In der Regel ist es auch so, weil ich gerade die Interessenskonflikte angesprochen habe,

00:20:15: die Patienten wollen in der Regel nicht in eine Klinik oder die wollen weiter reisen möglicherweise.

00:20:21: Die haben einen Anschlussflug, die haben ein großes Interesse daran, dass wir sie auch weiterfliegen lassen,

00:20:25: weil das für sie negative Konsequenzen hat, wenn sie ihren Anschlussflug verpassen.

00:20:30: Gleichzeitig möchte die Airline keinen Patienten mitnehmen oder Fluggast, von dem sie erwarten,

00:20:34: dass sie vielleicht in ein paar Stunden dann irgendwo notlanden müssen, weil sich der Zustand weiter verschlechtert.

00:20:39: Also all das sind die Dinge, wo ich gesagt habe, wir müssen in sehr kurzer Zeit eine fundierte Entscheidung treffen,

00:20:44: möglicherweise auch eine unpopuläre Entscheidung oder eine Entscheidung, die der den Patienten nicht zufrieden stellt.

00:20:50: Und wie vermitteln Sie dann eine unpopuläre Entscheidung?

00:20:53: Du gehst vielleicht subjektiv gut, aber du siehst aus wie ein Streusekohle und außerdem darfst du hier nicht weiterfliegen.

00:20:59: Dass man einfach versucht, das Verständnis zu wecken, dass man sagt, schauen Sie, wo möchten Sie jetzt hin?

00:21:05: Ja, fliegen Sie erstens über eine Menge Länder, in denen auch Sie jetzt nicht zwischenlanden möchten,

00:21:10: wenn sich Ihr Zustand verschlechtert, wenn der Druck auf der Brust noch mal kommt oder so,

00:21:14: dann möchten Sie vielleicht lieber nach Münchner Standards behandelt werden oder das sind die Dinge,

00:21:20: aber das klappt natürlich nicht in 100 Prozent der Fälle, dass wir da auf Verständnis seitens des Passagiers treffen.

00:21:26: Haben die dann manchmal auch die Möglichkeit, denjenigen hier zu behalten, also Zwang anzuwenden?

00:21:32: Das Anwenden von Zwang ist jetzt, sage ich mal, in der Regel nicht Aufgabe des Arztes von wenigen Ausnahmen abgesehen.

00:21:39: Wir treffen eine medizinische Entscheidung, die müssen wir natürlich in dem Fall auch der Airline mitteilen

00:21:44: und die Airline wird letzten Endes sagen, wenn wir bei diesem Fall bleiben, die nehmen wir jetzt leider einfach nicht mit.

00:21:50: Sucht dann die Situation aus.

00:21:53: Was waren besonders exotische Fälle, die Sie mal erlebt haben hier?

00:21:58: Was mir spontan einfällt, ein Fall aus dem letzten Jahr, das ist möglicherweise wirklich ein Extremfall,

00:22:04: aber genauso passiert, wie ich das sage, das ist ein Urlauber, der in Mexiko Urlaub gemacht hat

00:22:11: und die Maschine ist hier in München dann gelandet.

00:22:15: Und wir kamen letzten Endes ins Spiel mit der Meldung, dass in einem Bus vom Flugzeug ins Terminal

00:22:22: ein Patient oder ein Fluggast kollabiert ist, das heißt, wir sind in der Meldung.

00:22:26: Wir sind zunächst mal von einem internistischen Notfall ausgegangen, sind dort hingefahren.

00:22:30: Der Patient war auch deutlich eingetrübt, also nicht mehr richtig ansprechbar.

00:22:35: Die Vitalparameter, Blutdruck und so weiter waren deutlich beeinträchtigt.

00:22:39: Und irgendwie haben sich die Untersuchungsbefunde aber haben kein schlüssiges Bild gegeben.

00:22:43: Der Patient hatte zum Beispiel einen sehr harten Bauch, was auf eine Blutung im Bauchraum hindeuten könnte.

00:22:49: Er hatte auch einen instabile Brustkorb, also eine Rhythmiserienfraktur, eine eingeschränkte Atmung und so weiter, wo man gesagt hat.

00:22:58: Wie passt denn das jetzt zusammen hier? Der Bus hatte keinen Unfall,

00:23:02: da hatte auch keine Vollbremsung gemacht, wo man mal in einem Bus durcheinander purzeln kann.

00:23:06: Es hat einfach vorne und hinten keinen Sinn gegeben.

00:23:09: Und letzten Endes die Auflösung der Geschichte war, dass der in Mexiko einen Motorradunfall hatte.

00:23:14: Allerdings aufgrund der Tatsache, dass er keine Auslandskrankenversicherung hatte,

00:23:18: die einfach mit biegen und brechen diesen Menschen in das Flugzeug gesetzt haben, die Mitreisenden oder die Angehörigen.

00:23:25: Und der dann einfach hier in München auf dem Weg zum Terminal letzten Endes kollabiert ist.

00:23:30: Das sind sicher Einzelfälle und besondere Fälle, wobei dieses Thema mit fehlender Auslandskrankenversicherung schon was ist.

00:23:37: Viele Leute versuchen einfach noch wirklich auf den letzten Drücker dann doch noch wieder nach Hause zu kommen.

00:23:44: Ich kenne auch einen solchen Fall, den hat man dann aus dem Flugzeug geholt,

00:23:48: einem Zwischenstopp und das war genau da.

00:23:51: Ein solcher Fall, wie Sie ihn beschrieben haben, da wollte man eigentlich nicht sein, um da behandelt zu werden.

00:23:59: Es hat dann einige Schwierigkeiten geben und dann einige wirklich Anstrengungen gebraucht, um den nach Hause holen zu können.

00:24:07: Aber das wäre mit einer entsprechenden Versicherung sicherlich leichter gewesen.

00:24:10: Oder auch mit einem früheren Gang zum Arzt dort.

00:24:13: Es wurde eine Versicherung vorausgesetzt.

00:24:16: Ja, Wahnsinn.

00:24:18: Gibt es eigentlich spezielle Technologien oder Geräte, die Sie hier haben am Flughafen, die Ihnen hier die Arbeit erleichtern?

00:24:26: Wir haben ein paar Hilfsmittel technischer Art.

00:24:29: Das fängt schon mal damit an, dass wir natürlich hier als Deutsch-Englisch und in der Regel eine weitere Fremdsprache sprechen.

00:24:35: Unsere Mitarbeiter sprechen hier schon, aber auch damit kommt man hier nicht bei jedem Fluggast hin.

00:24:41: Das heißt, wir haben technische Unterstützung, was jetzt Übersetzung und so weiter, auch speziell medizinische Übersetzungsprogramme.

00:24:50: Solche kleinen technischen Helfer haben wir sicher.

00:24:54: Ansonsten unterscheidet sich die Ausstattung oder das Ganze eigentlich nicht groß von dem, was man auch sonst von einem Notarzt-Einsatzfahrzeug beispielsweise kennt.

00:25:03: Da haben wir uns komplett mit all den Dingen angepasst letzten Endes.

00:25:07: Gibt es eigentlich besondere kulturelle Unterschiede bei der Versorgung von Patienten?

00:25:13: Also, wenn Sie wissen, der Flieger kommt da und da her oder dort und dort, Saudi-Arabien ist jetzt was anderes als Kolumbien.

00:25:23: Und es gibt dann Vorfühle aus diesen Fliegern, vielleicht mit Menschen aus den Kulturkreisen.

00:25:28: Gibt es da speziell der Herangehensweisen Ihrerseits oder ist für Sie jeder Patient gleich?

00:25:35: Sie haben Sie einfach, ich sitze jetzt mal voraus aufgeschlossen, übertreten und dann eben über fachliche Expertise versuchen, nahezu kommen.

00:25:43: Genauso wie Sie sagen, ist es.

00:25:45: Natürlich das sehe ich aber als Aufgabe von jedem Arzt und auf nichtärztlicher medizinischen Personal,

00:25:52: dass sie sich möglichst auf den Kulturkreis das gegenüber einstellen, so gut es geht.

00:25:57: Wir sind natürlich oft damit konfrontiert, aber diese Herausforderung hat natürlich jeder Notarzt oder jeder Arzt,

00:26:03: aber auch jeder Notfallsanitäter oder anderes Personal, dass durch die Internationalisierung da die Herausforderungen nicht kleiner werden.

00:26:11: Erzählen Sie vielleicht noch ein bisschen von sich, weil es ist ja spannend, Sie sind auch Notarzt, Sie sind Leitnernotarzt.

00:26:18: Sie hören uns viele Notärzte oder viele Menschen aus der Notfallmedizin zu, Sanitäterinnen, Sanitäter, Erstehälferinnen, Erstehälfer.

00:26:28: Also es ist natürlich eine große Herausforderung, für viele auch eine echte Lebensaufgabe,

00:26:34: eine Art Berufung, diese Profession auszuüben, auch mit einer gewissen Faszination,

00:26:41: weil sie immer schnelle Reaktionen, Aktionen auch beinhaltet und ein schnelles Entscheidende.

00:26:47: Und weil es ja wirklich um viel viel um Leben geht.

00:26:50: Und gleichzeitig ist es natürlich eine sehr unterstützende, sehr helfende Funktion, die eine hohe Expertise braucht.

00:26:56: Wie sind Sie hierhin gekommen? Wie sind Sie Arzt geworden?

00:27:01: Der Berufswunsch des Arztes, der hat sich bei mir tatsächlich schon sehr früh manifestiert.

00:27:08: Ich habe schon als Jugendlicher ehrenamtlich für das Rote Kreuz und andere Organisationen gearbeitet.

00:27:14: Also das war im Prinzip schon mir lange klar, dass ich in diese Richtung gehe.

00:27:19: Aber wo kam das her? War das jetzt? Sie sind es im dörflichen Umfeld, wo das Gang und Gebe war.

00:27:25: Haben Sie irgendwann mal gedacht, Mensch, ich will helfen. Was war der, der gab es so einen Moment?

00:27:31: Einen konkreten Moment kann ich mich nicht erinnern. Wie gesagt, aufgewachsen oder groß geworden bin ich beim Rote Kreuz

00:27:37: und das hat sich Stück für Stück entwickelt. Ich komme jetzt nicht aus einer Arztfamilie, ganz im Gegenteil.

00:27:42: Also von der Seite gibt es da keine Prägung, aber das Ehrenamtliche und dieses "Ich will das gar nicht unbedingt sagen,

00:27:49: meinen Wunsch zu helfen". Ich glaube ehrlich gesagt, den Wunsch oder dieser Einstellung sollte jeder auf der Welt haben.

00:27:56: Das hat jetzt nicht unbedingt was mit Arzt zu tun. In vielen anderen Berufen kann man auch helfen.

00:28:01: Und irgendwie immer, wenn man seinen Beruf gut tut, tut man auch Gutes, würde ich mal so sehen.

00:28:07: Also da, das will ich gar nicht überhöhen. Ich hatte es interessiert. Einfach auch die Mischung aus dem Akuten.

00:28:15: Deswegen war ich auch immer der Notfallmedizin verschrieben. Das Naturwissenschaftliche, das ist eine Herausforderung.

00:28:22: Man ist gefordert, der Kontakt zu Menschen. Auch das hat man aber natürlich in vielen anderen Berufen.

00:28:26: Aber die Kombination hat mich immer gereizt und das Ziel habe ich immer verfolgt.

00:28:32: Also der Berufswunsch hat nie gewackelt sozusagen bei mir.

00:28:36: Das ist dann am Ende jetzt hier in der Airport-Klinik. Endet, das war natürlich so nicht voraus zu sehen,

00:28:42: aber auch das ist ja mit den meisten Entscheidungen im Leben so, dass die wirklich großen Entscheidungen nicht geplant sind,

00:28:48: sondern da kommen dann Zufälle zueinander. Ich habe schon immer geschaut, mich beruflich weiterzuentwickeln.

00:28:54: Klar, ich habe neben der Medizin dann auch Gesundheitsmanagement studiert, was sicher für das ein oder andere

00:29:01: ein nützlicher Skill ist. Das ist auch was, was ich sicher vielen anderen Ärzten auch empfehlen kann,

00:29:08: weil dieses Wissen, das schadet natürlich auch einem niedergelassenen Allgemeinmediziner nicht,

00:29:14: dass er sich auch mal mit logistischen, organisatorischen und wirtschaftlichen Aspekten mit auseinandersetzt,

00:29:19: weil wir das eh müssen, weil wir das leisten müssen.

00:29:22: Und als Freiberufler gehört das irgendwo neben der Medizin einfach zur Tätigkeit mit dazu.

00:29:28: Aber das hat mich gereizt, darum habe ich das gemacht. Und vieles von dem hat sich jetzt aber schlicht und einfach auch ergeben.

00:29:34: Man war nicht von langer Hand so geplant.

00:29:36: Und der Notarzt?

00:29:38: Genau, der Notarzt hat auch da eigentlich eine lange Vorgeschichte.

00:29:42: Ich habe sehr spät einen Studienplatz bekommen. Mein Abitur war nicht glorreich, möchte ich mal sagen,

00:29:47: was auch damit zu tun hat, dass ich schon während dem Abi eigentlich lieber nach Zerrettungswagen gefahren bin,

00:29:52: als zu schlafen oder für die Schule zu lernen.

00:29:54: Das ist ja nicht richtig, ist ein Klassiker, lange warten müssen.

00:29:58: Und hat viele Jahre den Fahrer des Notarztes gemacht,

00:30:03: saß also quasi oft neben den Notärzten, habe auch viel lernen dürfen.

00:30:07: Zwei der Kollegen, die ich noch als junger Neffahrer kenne, sind immer noch hier jetzt die Diensteärzte,

00:30:12: wenn wir in der Klinik, das ist auch spannend quasi, mit denen habe ich schon vor 25 Jahren in anderer Rolle zusammengearbeitet.

00:30:20: Aber nichtsdestotrotz tun wir das auch heute noch sehr vertrauensvoll.

00:30:24: Und so hat sich das Stück für Stück entwickelt.

00:30:27: Also Sie hatten sofort natürlich von vornherein dann den Bezug über die Jobs, sage ich mal so,

00:30:33: als Unterstützender Fahrer, haben sehr viel mitbekommen.

00:30:36: Und dann kam der Wunsch daraus auch mal auch Notarzt zu sein, als Notarzt zu wirken.

00:30:40: Genau, so ist es ja.

00:30:41: Gibt es hier auch eigentlich bei Ihnen am Flughafen München telemedizinische Lösungen,

00:30:46: die Sie anwenden, um Passagiere oder das Personal schnell zu versagen?

00:30:49: Wir selber machen das nicht.

00:30:51: Wir arbeiten zwar sehr gut, auch mit dem medizinischen Dienst der Lufthansa beispielsweise zusammen.

00:30:56: Die großen Airlines haben da aber eigentlich Partner, die genau das machen,

00:31:02: dass sie eben telemedizinische Verbindung in die Flugzeuge und so weiter halten.

00:31:08: Damit haben wir unmittelbar nichts zu tun.

00:31:10: Tauschen wir uns mit den Kollegen natürlich aus oder kriegen einem auch,

00:31:13: wenn irgendwie möglich, im Vorfeld von denen schon mal Informationen über einen Patienten, der unterwegs nach München ist.

00:31:18: Sehen Sie Trends in der medizinischen Versorgung von Menschen an Flughäfen?

00:31:24: Flughäfen, die ja weltweit immer größer werden,

00:31:27: ich war jetzt gerade in Istanbul auf dem neuen Flughafen da, das ist ja Gigantomanie plus drei, nicht?

00:31:34: Das ist ja noch größer, vielleicht zweimal München, dreimal München.

00:31:37: Auch wenn es jetzt nicht passt, aber ich hatte einen spannenden Podcast mit den Leitern der Eicherambulanz,

00:31:42: die das Oktoberfest medizinisch betreuen.

00:31:45: Und die sagten mir, sie müssen sich das vorstellen, hier geht jeden Tag eine mittelgroße deutsche Stadt durch.

00:31:50: Und natürlich gibt es da auch mal den einen oder anderen Herzinfarkt, den Kreislaufzusammenbruch,

00:31:55: wie es Ihnen in einer großen Stadt gibt, jenseits die besonderen Spezifika dieses Festes.

00:32:00: Und bei Ihnen ist ja auch, wir haben über die Personalstärke von Ihnen, aber auch über die Masse von Menschen, die hier reinkommen,

00:32:07: 37 Millionen glaube ich im letzten gezählten Jahr, pro Jahr hier reinkommen, hier wird das ja auch sein.

00:32:13: Also gibt es Trends, die Sie hier aussehen, die Sie vielleicht auch anwenden, was die Zukunft angeht?

00:32:18: Das kann man vielleicht so sagen.

00:32:20: Ich meine, der Flughafen ist sicher ein Sinnbild für Professionalität und logistische Prozesse, die ineinandergreifen, hohe Standards und so weiter.

00:32:29: Und da versuchen wir natürlich uns als medizinischer Dienstleister hier irgendwo daran auch zu orientieren und da einfach Prozesse voranzutreiben.

00:32:36: Wenn Sie jetzt die Eicherambulanz und das Oktoberfest ansprechen, die haben ja vor einigen Jahren begonnen,

00:32:42: ausgegeben im Anlass, sage ich mal, Computertomographie am Oktoberfest durchzuführen und zum Beispiel jemanden, der einen Maskruck auf den Kopf bekommen hat,

00:32:51: schnell zu unterscheiden, muss der in ein entsprechendes Klinikum oder hat er vielleicht einfach nur sind das, was ich sehe, nur die Wirkungen des Biers und ich kann den hier ausschlafen lassen.

00:33:00: Und ähnliche Gedanken haben wir hier auch. Also wir machen natürlich auch einerseits durch technische Erweiterungen, Labordiagnostik und so weiter.

00:33:10: Wir versuchen immer mehr Entscheidungen hier vor Ort zu treffen und letzten Endes Diagnosen zu erzwingen, um hier zu entscheiden, was geht, was geht nicht,

00:33:19: was können wir mit den Patienten weiter machen, was kann er weiter machen, kann er fliegen und so weiter, dass man das einfach,

00:33:25: die Erfahrung des Arztes, kannst du aus dieser Gleichung nicht rausnehmen, die wirst du immer brauchen, aber du musst es haftungstechnisch, aber auch um den medizinischen Fortschritt gerecht zu werden,

00:33:36: auf solidere Füße stellen, so dass wir uns in diesem Bereich in den letzten Monaten schon, aber ganz sicher auch, wenn wir das im laufenden Jahr machen, technisch weiterentwickeln werden,

00:33:47: um hier bessere Entscheidungen auch treffen zu können.

00:33:51: Wie bilden Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus für dieses doch sehr spezifische zusätzliche Komponente, die Sie hier noch betreuen?

00:34:00: Das Thema der Ausbildung oder auch der Einarbeitung letzten Endes neuer Mitarbeiter ist eine große Herausforderung hier für uns.

00:34:07: Viele kommen als fertige Notfallsanitäter, das heißt, denen muss ich medizinisch nichts beibringern, das haben die alles gelernt, das können die auch.

00:34:14: Und trotzdem ist natürlich hier beispielsweise die Ortskunde, das klingt so banal, aber wir haben hier keine Straßen mit Hausmümmern, sondern wir haben Einsatzorte,

00:34:24: die vielleicht durch mehrere Türen mit verschiedenen Schlüsseln, Aufzügen, Rolltreppen usw. voneinander getrennt sind oder vom medizinischen Team getrennt sind,

00:34:35: das heißt, das ist immer eine Herausforderung, erstmal wirklich abzufragen, wo genau ist dieser Notfallort und dann auch zu gucken, wie komme ich genau an diesen Notfallort hin?

00:34:44: Tangier ich da Sicherheitsbereichen, Nicht-Öffentlich-Bereiche, wie muss ich mich bewegen, um zu diesem Einsatzort zu kommen?

00:34:51: Da ist ne Menge Schulung dabei und andererseits gibt es einfach das Feld auch der Flugunfälle, das ist was, da hat keiner von uns eine Riesen-Erfahrung drin,

00:35:03: weil Gott sei Dank nicht jede Woche ein Flugzeug hier bei uns abstürzt, andererseits erwartet man aber natürlich von uns,

00:35:09: als der, der hier zwei Notarztfahrzeuge betreibt, dass wir für den Fall der Fälle hochprofessionell agieren, heißt dann immer, wenn du was hast, was selten in der Praxis vorkommt,

00:35:19: aber trotzdem komplex ist, dann musst du sehr, sehr viel trainieren, dann musst sehr, sehr viel schulen, das heißt, bis ein Mitarbeiter bei uns eigenständig ausrücken und arbeiten kann,

00:35:29: muss der eine Menge an Fortbildungen, wie lösche ich ein abgestürztes Kleinflugzeug, wo sind Notausgänge, wie funktionieren die und die Rettungseinrichtungen am Flugzeug und so weiter,

00:35:42: haben wir einen hohen Schulungs- und Ausbildungsaufwand. Was dem Leuten einerseits auch Spaß macht, oder auch einen gewissen Reiz ausübt für neues Personal,

00:35:51: dass sie sagen, Mensch, da lerne ich was, da werde ich auch auf Kurse geschickt, da kann ich meinen Horizont einfach nochmal deutlich erweitern.

00:35:57: Das ist auch ein positiver Aspekt, wenn ich jetzt mal von Arbeitgeber-Seite bespreche, wo ich sage, das reizt natürlich schon auch, und das ist irgendwo auch was, was es mir manchmal ein bisschen leichter macht, neues Personal zu finden.

00:36:09: Ja, es klingt irgendwie eine große Abwechslung, wie eine Möglichkeit, immer wieder neues zu erleben, neue Menschen auch zu sehen, zu treffen aus ganz unterschiedlichen,

00:36:18: nicht nur Kulturkreisen, aus Kreisen überhaupt, das sind insofern sehr, sehr spannend. Wo üben Sie das, wenn Sie so was üben?

00:36:26: Da sind wir dankenswerterweise, also gerade wenn man jetzt bei diesen Größen-Dingungen bleibt, ist die Feuerwehr hier einfach unser professioneller Partner, was alles das angeht.

00:36:37: Die haben entsprechende Möglichkeiten auch ein brennendes Flugzeug zu simulieren und dann wieder zu löschen. An diesen Möglichkeiten harpert es hier Gott sei Dank nicht.

00:36:47: Darüber hinaus haben wir aber auch jetzt Stück für Stück umgesetzt, Bereich von Virtual Reality, dass man einfach gewisse Szenarien, die sehr aufwendig wären in der Realität oder mit Miemen und Dummy's nachzustellen,

00:37:01: eben einfach dann in einer virtuellen Umgebung zu üben und zu trainieren.

00:37:06: Putkrat, Fragen binden Sie solche Dinge an, aber das tun Sie offenbar. Das ist in Zusammenarbeit mit welchen Anbietern machen Sie das?

00:37:14: Ein System für diese VR-Brillen haben wir selbst angeschafft, einfach um da nicht mehr abhängig zu sein von Anbietern und auch einfach das Problem ist, wir tun uns natürlich schwer, wir können Einsatzgeschehen schlecht antizipieren.

00:37:28: Das heißt, ich kann jetzt nicht sagen, morgen machen wir mal nammitags für alle Mitarbeiter eine Fortbildung zu dem und dem Thema, weil ich nicht weiß, was morgen nachmittag los ist.

00:37:36: Deswegen war uns da wichtig, dass wir ein bisschen unabhängig sind und dieses VR-System hier bei uns haben und wenn mal gerade wenig los ist, dann holen wir das raus und werden einfach in diese Richtung trainieren.

00:37:45: Wir haben sehr kompetente, auch in der Ausbildung erfahrene Ärzte, die das auch mit Passion machen, dass sie Kollegen und nicht ärztliche Kollegen da aus und weiter bilden.

00:37:57: Wenn ich mir jetzt die Frage stelle, fange ich an irgendwo in der Stadt oder bei Ihnen? Warum sollte ich zu Ihnen kommen?

00:38:04: Meine Antwort ist klar, ich will aber natürlich mich den Leuten in der Stadt in die Suppe spucken, die machen genauso wichtigen Job wie wir, aber im Prinzip haben wir es schon ein bisschen umrissen.

00:38:15: Ich glaube, man kann es auch so ein bisschen Platz sagen, dass hier schon auch ein großer Männer-Spielplatz. Also die Leute haben neben dem, was medizinisch ...

00:38:23: Da haben Frauen auch mit waren.

00:38:25: Die dürfen ein guter Männer-Spielplatz profitieren, davon, dass alle Geschlechter mitmachen dürfen. Neben den medizinischen Herausforderungen, die uns irgendwo alle vereinen, wo wir ein paar Besonderheiten hier haben, aber die im Rettungsdienst und im Notarztdienst überall doch die gleichen oder ähnliche sind, haben wir einfach viele Möglichkeiten, sich hier weiterzuentwickeln mit Fortbildungen und einfach viele Dinge zu sehen, die man sonst nicht unbedingt zu Gesicht bekommt.

00:38:49: Jetzt sind Sie ja nicht irgendwo in einer Praxis, nicht in der Stadt, nicht auf dem Land, nicht in einem Krankenhaus, sondern Sie haben ganz besondere Herausforderungen, auch äußere Herausforderungen, mit denen Sie arbeiten müssen.

00:39:02: Eins davon sind Witterungsbedingungen. Wie gehen Sie damit um?

00:39:05: Das Notfallmedizinische oder das normale internistische Arbeitsaufkommen ist ja bis auf gewisse Schwankungen, die immer vorherrschen, irgendwo kalkulierbar und so ist natürlich auch unser Personalansatz kalkuliert.

00:39:17: Es gibt aber immer auch Extremsituationen. Wenn Sie von extremem Wetterlagen hören, wo eben so und so viele Flüge ausfallen oder gelandete Flugzeuge dann nicht mehr starten können und so weiter, führt es natürlich unweigerlich dazu, dass eine Menge an Leuten auch am Flughafen, in Anführungsstrichen, stranden.

00:39:34: Die, die aus München kommen, die fahren einfach wieder nach Hause. Das ist jetzt für uns nicht das, für die ein Ärgernis, aber für uns kein großes Thema.

00:39:41: Aber Leute, die tatsächlich hier umsteigen wollen, weiterfliegen wollen und die dann ungeplant am Flughafen sind, da ergeben sich natürlich eine Menge andere Themen.

00:39:50: Das sind vielleicht Patienten, die Medikamente nehmen, die aber die Medikamente im Gepäck haben, an das Gepäck nicht mehr rankommen.

00:39:57: Da ist der Diabetiker, der irgendwie kalkuliert hat, dass er in so und so vielen Stunden da und da gelandet ist und wieder an sein Gepäck rankommt.

00:40:04: Das ist jetzt nicht der Fall. Das heißt, da kann es dann auch mal sein, dass du eine fünfstellige Anzahl an Patienten hast, von denen dann einfach rein statistisch so und so vielen heute Abend ihr Blutdruckmedikament oder ihr Blutverdünner oder ihr Diabetesmedikament ausgeht.

00:40:19: Das sind natürlich besondere Herausforderungen, wo wir auch schnell dann Personal aufstocken müssen, wo wir einfach auch eine Basisversorgung mit Medikamenten, in Zusammenarbeit mit der Apotheke und ähnlichen Dingen sicherstellen müssen oder auch in einer gewissen Form einfach eine Betreuung von Leuten, die jetzt ungeplant auf einer Bank im Wartebereich übernachten müssen.

00:40:40: Das sind sicher besondere Dinge, die aber nicht seltener werden in der aktuellen Zeit und die uns auch für besondere Herausforderungen stellen, die wir in der Vergangenheit, denke ich, aber immer ganz gut lösen konnten.

00:40:53: Haben Sie dann so viel medizinisches Material vorretig oder haben Sie einen besonderen Zugriff dann auf Ressourcen, die Sie dann schnell abrufen können? Wie geht das?

00:41:04: Beides. Natürlich haben wir bei Dingen, die wir auch in der Klinik grundsätzlich brauchen können, eine relativ große Vorratshaltung auch in einer gewissen Form unabhängig zu sein von Lieferketten oder anderen Themen, um handlungsfähig zu bleiben in herausfordernden Zeiten.

00:41:22: Konkret, was andere nicht so viel haben.

00:41:25: Da geht es um Infusionen, um alles auch aus dem Notfall medizinischen Spektrum. Das ist das, was wir sicher selber auch in einem großen Maße bevorraten.

00:41:35: Jetzt aber für jeden Patienten eine spezielle Blutdruck-Tablette, das haben wir nicht auf Lager. Da müssen wir dann tatsächlich mit Apotheken hier kooperieren.

00:41:44: Aber das ist natürlich ein logistischer Aufwand, weil dann auch da am Wochenende oder in der Nacht zu sagen, liebe Kollegen, wir brauchen letzte Lösung.

00:41:53: Aber da haben Sie eingespielte Mechanismen, die Sie dann auch immer wieder aktivieren können, wenn es dann so weit ist.

00:41:59: Insbesondere auch im Zusammenarbeit mit dem Krisenstab des Flughafens, der dann natürlich nach Kräften unterstützt und das Ganze koordiniert.

00:42:07: Da haben wir dann mittlerweile, Gott sei Dank, bewährte Wege aufbauen können.

00:42:12: Flughafen München, so was wie eine große Familie?

00:42:15: Das kann man genau so sagen und so fühlt sich das auch an.

00:42:20: Herr Dr. Scrippsack, Sie haben ja hier eine Sonderstellung. Sie müssen manchmal tätig werden, um Patienten zu helfen, die beispielsweise im Flugzeug kollabiert sind oder die besondere Symptome haben.

00:42:35: Dadurch ergibt sich ja manchmal auch eine Verspätung.

00:42:38: Und wie geht der Flughafen mit dieser Sonderrolle um? Wie geht der Flughafen mit Ihnen um?

00:42:43: Denn am Ende geht es ja auch darum, dass die Flugzeuge pünktlich hier abfliegen und dann weiter auch Geld verdienen können.

00:42:52: Das war für mich, als ich hier angefangen habe, tatsächlich einer der größten Überraschungen.

00:42:57: Für mich natürlich muss der Patient bei jedem medizinischen Notfall irgendwo im Mittelpunkt stehen.

00:43:02: Und das tut er auch, das tut er bei uns.

00:43:04: Und ich hatte eigentlich erwartet, dass ich letzten Endes in ein Spannungsfeld komme aus, ich muss mich um den Patienten kümmern und von außen wirkt Druck auf mich ein.

00:43:14: Das muss schneller gehen, der Flieger muss wieder raus und so weiter.

00:43:17: Wir haben Verspätungen jede Minute, die das Flugzeug am Boden steht, kostet Geld und so weiter.

00:43:21: Das ist auch natürlich alles so.

00:43:23: Aber dieser Druck wird nicht aufgebaut.

00:43:25: Das finde ich das ganz Besondere hier am Flughafen, dass alle, die vielen, vielen beteiligt.

00:43:30: Wenn wir ein medizinischen Notfall im Flugzeug behandeln, dann sind so viele Behörden, aber auch vom Flughafen München, von der FMG, so viele Abteilungen und so viele Bereiche tangiert.

00:43:42: Und letzten Endes, solange der Patient versorgt wird, wirken alle mit, dass der Patient optimal versorgt wird.

00:43:48: Da helfen alle Leute mit, da werden die entsprechenden Ressourcen aktiviert.

00:43:52: Und dann wird hinterher zusammen geholfen, dass der Flieger idealerweise ein bisschen seiner Verspätung vielleicht wieder reinholt.

00:44:01: Aber man hat einfach nicht nur das Gefühl, sondern das habe ich wirklich so wahrgenommen, dass der Patient hier im Mittelpunkt steht.

00:44:10: Und da kommt zu dieser, sage ich mal, Familiengedanke am Flughafen München irgendwo auch wirklich zur Geltung.

00:44:17: Und das macht das Arbeiten hier sehr angenehm.

00:44:21: Also wenn ich krank werde im Flugzeug, wir hoffen, dass alle gesund bleiben.

00:44:25: Aber dann hoffentlich auf den Flug nach München.

00:44:28: Ich bin mir ganz sicher, dass alle anderen Flügel essen sich auch da nach Kräften bemühen.

00:44:34: Ich kann da sagen, in München sind sie da ganz sicher gut aufgehoben.

00:44:37: Dr. Matthias Kripschack, je nachdem, wie das wunderbare Gespräch ist.

00:44:41: Sehr gerne. Vielen Dank für den Besuch.

00:44:44: Die Björn Steigerstiftung. Der Podcast.

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