Auf das Matterhorn in Rekordzeit
Shownotes
In dieser Folge spricht Béla Anda mit einem außergewöhnlichen Bergsteiger und Rekordhalter: Andreas Steindl. Der Schweizer Bergführer, Skibergsteiger und Trailrunner hält beeindruckende Rekorde, darunter die Besteigung des Matterhorns in nur 2 Stunden und 57 Minuten. 2018 unterbot er seinen eigenen Rekord erneut, als er vom Kirchplatz in Zermatt auf den Gipfel und zurück in weniger als 4 Stunden lief – eine atemberaubende Leistung.
💡 Themen dieser Folge: ✅ Wie Andreas Steindl zum Bergsteigen und Trailrunning kam ✅ Sein Weg vom Zimmermann zum Bergführer ✅ Rekordbesteigungen und mentale Stärke in Extremsituationen ✅ Die Faszination des Matterhorns und die Herausforderungen am Berg ✅ Training, Ernährung und die richtige Ausrüstung für Hochleistungs-Bergsport ✅ Rettungsdienste und Sicherheit in den Alpen
🔍 Highlights: 👉 Kindheitstraum Matterhorn: Erste Besteigung mit 14 Jahren 👉 „Berglauf wie ein Steinbock“ – Technik und Vorbereitung für Speed-Besteigungen 👉 Spaghetti-Tour: 18 Viertausender in 7 Stunden und 45 Minuten 👉 Mentale Tricks für Krisensituationen am Berg 👉 Die Rolle der sozialen Medien für den Bergsport
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00:00:00: Die Björnsteigerstiftung. Der Podcast.
00:00:03: Mai 1969. Auf dem Rückweg vom Schwimmbad wird der 8-jährige Björnsteiger von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt.
00:00:12: Es dauert fast eine Stunde, bis endlich ein Rettungswagen eintrifft. Björnsteiger stirbt.
00:00:18: Nicht an seinen Verletzungen, sondern an den Folgen eines Schocks.
00:00:22: Die Eltern Ute und Siegfried Steiger gründen erst einen gemeinnützigen Verein.
00:00:26: Später entsteht daraus die Björnsteigerstiftung. Durch ihr unerlässliches Engagement wurden bis heute Millionen Menschenleben gerettet und vergleichbare Schicksalsschläge vermieden.
00:00:36: In diesem Podcast geht es um die Arbeit der Björnsteigerstiftung und die Bedeutung einer funktionierenden Notfallhilfe.
00:00:42: Wir sprechen mit Experten, Betroffenen und den Machern hinter den Kulissen.
00:00:47: Folge 29 auf das Matterhorn in Rekordzeit. Eine Reise mit Bergführer Andreas Steindl.
00:00:54: Hallo und herzlich willkommen zu einem neuen Podcast der Björnsteigerstiftung "Lebensretter".
00:01:00: Ich freue mich heute, einen ganz besonderen Gast zu haben, Andreas Steindl,
00:01:05: Ange Steinl, Schweizer Bergsteiger, Skibergsteiger, Bergführer.
00:01:09: Geboren ins Samad, wo wir heute uns treffen.
00:01:13: Er ist in den sehr erkannten Beruf als Zimmermann gearbeitet.
00:01:19: Er hat seinen Bergführer-Diplom abgelegt, mittlerweile auch vor 14 Jahren, im Jahr 2011.
00:01:26: Er ist natürlich bekannt als ein Rekordhalter, weil er das Matterhorn in einer Rekordzeit bestiegen hat,
00:01:35: von zwei Stunden 57. Damit wurde er ein neuer Rekordhalter.
00:01:41: Vor allen Dingen hat er im Jahre 2018 einen unglaublichen Rekord aufgestellt.
00:01:48: Zum ersten Mal den Gipfel des Matterhorns vom Kirchplatz, also mitten ins Samad,
00:01:53: und wieder zurück in weniger als vier Stunden, genau in drei Stunden 59 Minuten und 52 Sekunden.
00:02:01: Eine Wahnsinnszeit und damit sein eigener Rekord um nochmal 20 Minuten unterboten.
00:02:09: Wir wollen heute reden über diese unglaublichen Leistungen, die in Leistungswillen,
00:02:13: aber auch natürlich über mögliche Gefahren am Berg, wie man den begegnet
00:02:17: und wie man sich auch helfen kann selbst in solchen Situationen, wenn man unterwegs ist.
00:02:22: Aber erst einmal ganz herzlich willkommen an die Steinle.
00:02:25: Ja, danke, dass ich hier sein darf.
00:02:28: Danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
00:02:30: Fangen wir einfach mal an. Wie sind Sie darauf gekommen, das Matterhorn Joggen zu besteigen?
00:02:37: Ich habe angefangen mit 14, 15, das Trailrunning ein bisschen.
00:02:45: Nicht gerade professionell, aber schon sehr begeistert im Trailrunning gemacht.
00:02:51: Und habe mit 14 das erste Mal das Matterhorn bestiegen mit meinem Vater, meiner Mutter.
00:02:56: Ich wollte dann schon Bergführer werden, aber habe dann an dem Tag gemerkt,
00:03:01: dass es viel zu anstrengend war, habe sehr gelitten am Tag und dachte dann,
00:03:07: nein, das lassen wir mal mit dem Bergsteigen.
00:03:10: Und habe dann ein paar Jahre einfach sehr viel an meinem Laufen.
00:03:14: Und dann nach der Zimmermannslehre mit 18, 19,
00:03:18: doch wieder ein bisschen mehr zum Bergsteigen gekommen durch Freunde.
00:03:22: Und habe dann eigentlich mit 19 direkt nach der Zimmermannslehre dann die Ausbildung angefangen
00:03:30: und war dann mit 20 als Ausbehandel mit Gästen unterwegs.
00:03:34: Also als Bergführer?
00:03:36: Als Bergführer aus Behandel.
00:03:38: Und bin dann halt ein paar Mal hoch mit Gästen und war mittlerweile auch schon fit.
00:03:44: Und habe dann immer ein bisschen überlegt, wie schnell kann ich eigentlich selber sein,
00:03:49: weil mit einem Gästenhaus halt immer sehr entspannt, gemütlich, will ich mal sagen.
00:03:55: Und da halt der sportliche Typ in mir sozusagen, der wollte halt wissen,
00:04:01: wie schnell es halt für mich selber gehen würde.
00:04:05: Und so bin ich dann halt dazu gekommen, dass ich es dann mal versucht habe.
00:04:10: Gehen wir nochmal zurück auf die Erstbesteigung.
00:04:13: Das habe ich hier schon häufiger gehört mal in Zermatt,
00:04:17: dass man mit Vater und Mutter unterwegs war oder der Vater hat die Mutter mitgenommen,
00:04:24: mit aufs Matterhorn.
00:04:26: Und das klingt so, ich komme eigentlich aus Bonn, da gibt es so ein kleinen Hügel, den Drachenfels.
00:04:31: Da kann man entweder mit dem Auto hochfahren oder zum Fuß gehen.
00:04:34: Also das klingt so, als wäre es mal so ein Ausflug.
00:04:36: Wir wissen, dass Matterhorn ist einer der faszinierendsten Berge der Welt.
00:04:41: Er ist aber auch der tödlichste Berg der Welt.
00:04:43: Deswegen die Frage, wie ist das hier, wenn man hier aufwächst,
00:04:47: ist das Matterhorn dann einfach ein Berg, den man eben mal so besteigt?
00:04:51: Ja, es sind viele junge, die es mit den Eltern dann bestiegen haben.
00:04:55: Vor allem mit dem Vater.
00:04:57: Bei mir ist der Vater auch schon Bergführer.
00:05:00: Ich bin mit dem aufgewachsen und groß geworden.
00:05:02: Und von dem her hat man sicher einen anderen Bezug zu der Bergwelt,
00:05:07: als jetzt vielleicht jemand, wo die Eltern sonst irgendwie einen Gasgewehr beschaffen.
00:05:13: Aber für mich war es eigentlich immer ein Kindheitstherum, da hochzuklettern,
00:05:17: als Kind gesehen hat, wie der Vater in die Berge ist und zurückgekommen ist
00:05:22: und schöne Geschichten erzählt hat.
00:05:25: Und für den haben wir das auch unbedingt.
00:05:28: Und dann halt vor allem mit der Mutter zusammen.
00:05:30: Und Vater war schon sehr speziell, was die wenigsten eigentlich so erleben dürfen.
00:05:35: Und dass wir uns sicher auch in ewiger Erinnerung bleiben.
00:05:40: Sehr schöne Erinnerung.
00:05:42: Ja, ich denke, für die meisten Entsamert hat das Mutterhahn schon eine gewisse Kraft
00:05:51: oder einfach Ausstahlung, die einen schon sehr prägt.
00:05:55: Und wenn ich irgendwo auch sonst länger weg bin, ich komme immer gerne zurück.
00:05:59: Und dann ist halt wieder das Mutterhahn.
00:06:01: Also ja, nicht dass das nicht unbedingt fehlen würde,
00:06:04: aber es ist immer schön zurückzukommen.
00:06:06: Oder auch am Morgen, wenn ich hier aufstehe,
00:06:09: der erste Blick ist, raus aus dem Fenster an das Mutterhahn.
00:06:11: Und dann, ja, wie schaut das jetzt aus?
00:06:13: Wie sieht das Mutter an heute Hause?
00:06:15: Da hat es eigentlich über die ganzen Jahre auch nicht an Magie verloren.
00:06:19: Wie am Gegenteil, es kommt immer mehr Erlebnisse am Mutter hinzu und schöne Geschichten.
00:06:24: Ja, tatsächlich für mich auch.
00:06:26: Ich bin vor vielen Jahren zum ersten Mal hier hingekommen nach Zermatt.
00:06:29: Und ich kann mich jedes Mal, wenn ich hier bin, also auch gar nicht satt sehen
00:06:33: an diesem ganz besonderen Berg.
00:06:36: Der von der italienischen Seite, man kann hier auch mit den Scheren rüberfahren,
00:06:40: das anders aussieht und viel weniger faszinierend wirkt,
00:06:44: als von diesem besonderen Winkel, den man hier hat.
00:06:47: Ja, auf jeden Fall schon einmalig von der Seite.
00:06:50: Lassen wir uns zurückkommen auf Ihr großartiges sportliches Beleistungsvermögen.
00:06:55: Wie sieht Ihr Trainingsplan aus, um auf ein solches unglaubliches Level zu kommen,
00:07:02: das Mutterhahn in so kurze Zeit zu besteigen?
00:07:05: Ich würde sagen, was vor allem der Bergspurt angeht,
00:07:08: das ist halt nicht mehr in der Laufbahn laufen.
00:07:11: Das ist so ein Lernprozess, würde ich sagen, über viele Jahre.
00:07:16: Wenn ich mein ganzes Leben sozusagen habe,
00:07:19: weil ich eben angefangen habe, früher war ich im Skiklub in Skiren gefahren,
00:07:23: dann das Laufen, dann mache ich sie in der Nationalmannschaft in den Skiberg steigen.
00:07:29: Wo ich extrem viel als Athlet gelernt habe über mich selber,
00:07:33: über den Körper, über das ganze Training.
00:07:35: Zum Beispiel?
00:07:37: Auch, wie man halt optimaler trainiert.
00:07:40: Auch die ganze Ernährung und die Erholung.
00:07:43: Wie wichtig das ist, weil wir in den jungen Jahren
00:07:46: schon eine gewisse Anzahlstunden zu trainieren,
00:07:49: um später auf das Niveau zu kommen.
00:07:52: Und wenn man das nicht in den jungen Jahren schon macht,
00:07:54: dann wird es halt dann schwierig, wenn man erst mit 25 oder anfangen würde,
00:07:59: auf das Level dann zu kommen.
00:08:01: Beim Bergspurt kommt halt dazu,
00:08:03: dass man sich dann halt so schnell bewegen kann.
00:08:06: Man muss sich in dem Gelände,
00:08:09: als sehr leichtfüßig und locker bewegen,
00:08:12: wie eigentlich die Steinböcke oder die Gämsen,
00:08:15: die halt die ganze Leben da in dem Terrain bewegen.
00:08:20: Und so ist halt für mich auch die unzähligen Tage,
00:08:24: oder eigentlich Jahre, die ich mit Gästen unterwegs war,
00:08:27: die ich für mich mit Freunden unterwegs war.
00:08:29: Die haben halt dazu geführt, dass es eigentlich,
00:08:32: das Blödsatz klingt, aber es macht doch eigentlich wie ein Wanderweg schon fast ist.
00:08:37: Und ich halt den nachher dann rennen kann.
00:08:40: Aber ja eben, das ist ...
00:08:42: Wann kam zum ersten Mal die Idee, da kann ich nicht nur hoch bergsteigen,
00:08:48: wie es ja viele Menschen tun wollen
00:08:51: und nicht so viele schaffen.
00:08:53: Wir kennen auch Geschichten, wie von Abstürzen.
00:08:58: Wir kennen Geschichten schon bei der Erstbesteigung,
00:09:01: ist ja ein ganzer Teil der Gesellschaft dann abgestürzt.
00:09:04: Und so ist das ja auch geblieben.
00:09:06: Also es ist wirklich kein leichter Berg.
00:09:08: Aber wann kam die erste mal die Idee bei Ihnen?
00:09:11: Ich kann da ja auch schneller hoch als nur im schnellen Bergsteigertempo.
00:09:16: Also ich weiß gar nicht genau welches Jahr das war,
00:09:19: aber ich war glaube ich schon Berg für Aspernt.
00:09:22: Und dann haben zwei Freunde,
00:09:24: das macht dann einfach mal von der Höhenlüte hoch und runter.
00:09:27: Auf Zeit gemacht.
00:09:29: Und ich weiß gar nicht mehr genau,
00:09:31: die genaue Zeit, auch glaube ich,
00:09:33: zwei und ein halb Stunden oder so was.
00:09:35: Und dann habe ich so ein bisschen überlegt,
00:09:37: zu gedacht, ja aber eigentlich müsste das schon schneller gehen.
00:09:40: Weil ich halt eben vom Laufen eigentlich fit war als Sie.
00:09:44: Sie hat die besseren Kletter,
00:09:46: aber das macht dann eher auf Kondition und nicht auf Technik ausgelegt.
00:09:49: Und ja, da eigentlich dann die Idee entstanden.
00:09:54: In der Höhenlüte, das ist ja die Hütte,
00:09:56: wo die Bergsteiger die hochgehen meistens über Nacht
00:09:59: um dann am frühen Morgen dann einen Weg auf zum Gipfel zu machen,
00:10:03: ein Licht auf.
00:10:05: Ja, das auf 3.260 Metern.
00:10:07: Und eben da geht man vorabend
00:10:09: eigentlich die meisten mit der Bahn hoch aufs Schwarze
00:10:11: und dann von da sind es noch so eineinhalb Stunden die Hütte zum Laufen.
00:10:15: Dann übernachtet man da und am nächsten Tag
00:10:18: das Jahr zwischen halb vier und vier Uhr startet man dann.
00:10:22: Und wenn Sie darüber gesprochen haben, wie wichtig Ernährung ist,
00:10:26: wie ernähren Sie sich?
00:10:28: Ja, es kann ich mir immer darauf anmachen,
00:10:30: ob ich halt gerade eine Trainingsphase habe oder mehr am arbeiten bin,
00:10:33: weil in den Berghütten ist halt schwierig sich da,
00:10:35: ja auf die Ernährung zu achten, weil es einfach gibt, was es gibt.
00:10:39: Aber sonst halt zu Hause, er hat schon sehr abweichslungsreich
00:10:43: und gesund und schafft gute Qualität.
00:10:45: Was ist das zum Beispiel konkret?
00:10:47: Ja, halt viel Gemüse mit Drei, Fisch.
00:10:51: Wenn ich viel trainiere, ist es schon auch sehr cool, hydratenreich.
00:10:55: Und halt einfach, dass die, auch während dem Training,
00:10:59: das getrainten kann, nicht nur Wasser ist,
00:11:01: auch da schon was drin ist, dass der Körper eigentlich
00:11:03: sich während dem Training schon versorgen kann
00:11:05: und dass man nicht total ausgelaugt, eigentlich heim kommt und kaputt ist.
00:11:08: Also eigentlich komme ich nach dem Training heim
00:11:10: und ich bin eigentlich gar nicht richtig müde.
00:11:12: Und ja, so geht es auch, dass man dann zweimal am Tag trainieren kann.
00:11:16: Ich habe dann morgen ein längeres Mach, meistens zwei, drei,
00:11:19: ab und zu vier Stunden und dann am Abend nochmal eine Stunde oder so.
00:11:23: Und was trainieren Sie konkret?
00:11:25: Also im Winter jetzt, um die Zeit, im Winter ist es eigentlich zu 80% auf dem Tourenschie.
00:11:31: Und da ist ein bisschen zu Hause auf dem Rad, auf der Rolle
00:11:35: oder halt dann laufen gehen.
00:11:37: Und am Tourenschie gehen Sie hoch, die Berghof?
00:11:40: Ja, meistens halt am Morgen früh auf der Piste
00:11:43: oder ein bisschen im Gelände, je nach Verhältnisse.
00:11:45: Und im Sommer ist es halt dann gerade umgekehrt,
00:11:48: dann ist eigentlich 80% oder 70%, 80% Lauftraining
00:11:52: und der Rest auf dem Mountainbiker oder Rennrad.
00:11:56: Welche körperlichen Vorossetzungen braucht es eigentlich,
00:11:59: um solche Leistungen bringen zu können, die Sie bringen?
00:12:01: Also das braucht sich einfach mal im gesunden Körper.
00:12:04: Da bin ich halt froh, dass ich das Glück habe
00:12:06: und so viel auch trainieren kann,
00:12:08: dass sich die Gene, sich auch gewisse Genetik
00:12:12: und das muss vorhanden sein.
00:12:14: Sind Ihre Eltern auch so sportlich?
00:12:16: Ja, so sportlich.
00:12:18: Also sie sind sicher sportlich, sie haben immer Sport gemacht,
00:12:21: eben von Bergsteigen, von dem her aber jetzt nicht,
00:12:24: dass sie auch Leistungssport betrieben hätten, das nicht.
00:12:28: Aber wir mussten halt auch immer als Kinder schon am Wochenende,
00:12:31: wann dann gehen, damals war es ein Müssen.
00:12:34: Jetzt bin ich froh, dass wir das mussten,
00:12:36: weil das ja die Basis war halt schon in den jungen Jahren,
00:12:39: stundenlang eigentlich, um da weg zu sein.
00:12:41: Da ging es ja am Wochenende dann raus in die Berge auch?
00:12:44: Ja, eben, dann ging es halt oft von Samarth, von Zuhause aus,
00:12:48: halt 3, 4, 5 Stunden wandern.
00:12:50: Also ja, ein bisschen erstaunlich ist es aber,
00:12:52: wiederum auch sehr schön, weil man denkt, Ihr Vater ist ja Bergführer,
00:12:55: Sie sind es auch, da denkt man ja auch am Wochenende,
00:12:58: hat man Lust einfach mal die Beine hochzulegen und zu sagen,
00:13:02: ach, Mensch, jetzt gucke ich mir ein Fußballspiel an,
00:13:04: das ist auch sehr schön, wenn die Bergwelt so ein fasziniert,
00:13:08: dass man nach dem Wochenende die Freude daran hat.
00:13:11: Gut, das war eigentlich schon meistens eigentlich mit der Mutter,
00:13:14: weil sie Zeit hatte und der Vater wollte mal arbeiten
00:13:16: und die Mutter zuhause.
00:13:18: Aber da war eigentlich schon, ja, eben selten auch ein Vater,
00:13:22: dass ich in die Berge gehen konnte, weil im Endeffekt,
00:13:24: wenn die Saison und die Verhältnisse passen,
00:13:28: musste halt immer arbeiten.
00:13:30: Das merke ich halt jetzt selber auch,
00:13:32: also auch mit der Freundin in die Berge zu gehen,
00:13:34: die Tage sind halt sehr selten,
00:13:36: weil es einfach, ja, sehr in kurzer Zeit ist,
00:13:39: wo es gut ist zum Bergsteigen,
00:13:41: und da muss ich dann auch arbeiten.
00:13:43: Wie schaffen Sie es eigentlich, sich zu regenerieren
00:13:46: nach so einer intensiven Belastung?
00:13:48: Was machen Sie da?
00:13:49: Das ist halt, wenn man über so viele Jahre so viel Sport macht,
00:13:52: erholt man sich eigentlich ziemlich schnell,
00:13:55: rein vom Training ist eigentlich nicht das Problem.
00:13:57: Ich habe eher so das Problem,
00:13:59: dass ich, wenn ich im Sommer halt noch die Belastung vom Arbeiten,
00:14:02: vom Führen dazukomme,
00:14:04: sehr schlecht schlafen in den Hütten,
00:14:06: einfach die Qualität ist allgemein schlecht,
00:14:09: in den Massenlagern oder auch sonst halt
00:14:11: sehr hellhörige Zimmer sind,
00:14:13: aber dann auch halt, wenn man ja oftmals
00:14:15: um zwischen 2 und 4 Uhr morgens halt aufstehen muss,
00:14:18: also die Nächte sind halt viel kürzer,
00:14:20: und dann lange unterwegs ist,
00:14:22: und es ist halt körperlich halt schon ein anstrengender Beruf
00:14:25: und dann da noch die Zeit zu finden,
00:14:29: halt eben zu mehr holen, aber auch noch zum Trainieren,
00:14:32: das ist nicht immer ganz einfach,
00:14:34: und von dem her ist halt dann oft im Sommer,
00:14:37: dann die Trainings-Wilke kürzer,
00:14:39: dafür vielleicht ein bisschen intensiver,
00:14:41: und die Arbeit nämlich so müssen als Grundlagentraining,
00:14:45: wahrscheinlich viel zu tief für das,
00:14:47: aber ja, es geht halt nicht anders dann.
00:14:50: Ich kann mir auch vorstellen, dass es auch eine mentale Belastung,
00:14:53: aber Anspannung natürlich,
00:14:55: weil Sie haben ja Verantwortung als Bergführer
00:14:57: für diejenigen, die Ihnen da anvertraut sind.
00:14:59: Ja, schon auch, aber eigentlich jetzt in den Mitteln,
00:15:02: geht das ganz gut, also es ist nicht, dass es wirklich belastend ist.
00:15:05: Man ist sich der Beantwortung sicher bewusst,
00:15:08: aber es ist jetzt nicht, dass das mir irgendwie in einer gewissen Weise
00:15:12: Schade oder mir den Schlaf rauben würde, das überhaupt nicht.
00:15:15: Es ist auch schön, so eine Verantwortung
00:15:18: und einen Vertrauen von den Leuten zu bekommen.
00:15:21: Das habe ich hier häufiger gehört,
00:15:24: tatsächlich auch bei Helfern, die am Berg helfen,
00:15:27: also Rettungstrops hier,
00:15:30: die klar diese Freude haben,
00:15:34: auch helfen zu können, unterstützen zu können.
00:15:36: Das zeichnet auch sehr aus.
00:15:38: Wir reden viel über mentale Stärke,
00:15:40: wie schaffen Sie sich überhaupt so mental zu fokussieren?
00:15:44: Auf solche Herausforderungen,
00:15:46: denn das sind ja ultimative Belastungen für den Körper,
00:15:49: auch für den Geist, ich kann es nochmal wiederholen,
00:15:52: in weniger als 4 Stunden von der Ortsmitte
00:15:55: zum Gipfel des Matterhorns und wieder zurückzukommen.
00:15:59: Das ist ja schier unglaublich.
00:16:01: Sie stehen auch für ganz andere Wettbewerbe und Rekorde auch noch dazu.
00:16:05: Ultimative Belastungstests über viele für die Gipfel,
00:16:09: das haben Sie auch hinter sich gebracht.
00:16:11: Wie schaffen Sie sich, mental darauf einzustellen?
00:16:15: Ich bin halt ein Typ Mensch,
00:16:17: den ich ein gewisses Ziel brauche
00:16:19: und dadurch einfach auch jetzt wieder eigentlich mehr
00:16:23: für den Sommer wieder ein Ziel setze und jetzt auf das hin arbeiten.
00:16:28: Das ist einfach auch während jedem Training
00:16:31: ist man gewisserweise auch im Kopf dort.
00:16:34: Ich habe eigentlich nie irgendwie Probleme,
00:16:38: mich dafür zu motivieren.
00:16:40: Also auf so Bergprojekte viel weniger.
00:16:43: Wenn es je nachdem, wo ich noch eben
00:16:45: Ski-Tun-Rennen gelaufen bin oder so,
00:16:47: Trail-Running, Wettkämpfe gemacht habe,
00:16:50: das mache ich immer noch.
00:16:52: Wenn da viele Rennen hintereinander hat,
00:16:54: ist das viel schwieriger,
00:16:56: diese Spannung, die man hat vom Rennen
00:16:59: und dann wieder verliert,
00:17:01: diese Schwankungen, man viel extremer.
00:17:04: Und jetzt, wenn ich so ein Projekt habe, in einem Bergen ist es viel einfacher,
00:17:07: weil das ist eigentlich meistens nur eines oder maximal zwei im Sommer.
00:17:10: Und dann kann ich das eigentlich sehr,
00:17:13: auch die mentale Verweidung auf den Punkt bringen,
00:17:16: dass an dem Tag dann eigentlich alles passt.
00:17:19: Und dann kommen Sie für dieses Jahr?
00:17:21: Ja, ich rede halt nie über Projekte im Vorfeld.
00:17:24: Das macht zum einen halt mehr Druck.
00:17:28: Und in einem Bergen weiß man nie, ob es möglich ist
00:17:31: durch die Verhältnisse und das Wetter.
00:17:33: Das kann auch mal sein, dass es halt ein Sommer dann nichts geht,
00:17:35: weil für die Projekte halt schon die perfekten Verhältnisse sein müssen
00:17:38: und sonst gehe ich auch nicht.
00:17:40: Es gibt ja auch tolle Videos,
00:17:42: wie Sie eine ganze Reihe von 4.000 an ausstiegene haben,
00:17:46: mit denen Sie etwas darüber reden.
00:17:48: Ich würde sagen, was das für ein Projekt war.
00:17:50: Ja, jetzt im letzten Sommer hat es auch hier in der Gegend halt die Spaghetti Tour.
00:17:54: Warum heißt die so eigentlich?
00:17:56: Ja, weil man die eigentlich in vier, fünf Tagen macht mit Gästen,
00:18:00: wenn man alle Gipfel macht, das nehmen 18.000, 4.000 da.
00:18:03: Und dann übernachten wir halt drei, vier Nächte in den italienischen Hütten,
00:18:07: weil es auf der Grenze zu Italien ist,
00:18:09: Schweiz-Italien.
00:18:11: Und in den italienischen Hütten gibt es halt meistens Pasta,
00:18:14: da haben wir die Spaghetti gegeben.
00:18:16: Und dann hat irgendjemand angefangen, der halt Spaghetti tut zu sagen.
00:18:19: 18.000 da.
00:18:21: Ja, 18.000, 4.000 da.
00:18:23: Und das war eben das Projekt vom letzten Sommer.
00:18:25: Was haben Sie da gemacht, die 18.000, 4.000 da?
00:18:28: Da habe ich die 18.000, 4.000 gestartene Monte Rosa Hütte
00:18:31: und dann in 7 Stunden 45,
00:18:34: weil ich später dann auf dem Klamat dann hatte.
00:18:37: Die 17.000, das gibt ja ein großartiges Video.
00:18:39: Wenn man Ihren Namen googlt,
00:18:41: dann guckt man in einer Kurzfassung dann,
00:18:44: aber da sieht man auch diese Anstrengungen
00:18:46: und mit so einem Höhenmeter dann auch, wo sie gerade sind,
00:18:49: dass es unglaublich zu sehen.
00:18:51: Gibt es während dieser Phase eigentlich auch mal so,
00:18:54: entweder während dieses Lauf oder während anderer Läufe,
00:18:57: so Momente, wo sie an diesem besonderen Punkt kommen und sagen,
00:19:00: geht das jetzt wirklich noch?
00:19:02: Oder auch mal vielleicht eine Unsicherheit spüren
00:19:05: und wenn das so ist, wie gehen Sie damit um?
00:19:08: Ja, Unsicherheit hat ich jetzt zumindest bis jetzt noch nie,
00:19:12: weil dann wäre irgendwas gar nicht gut,
00:19:14: entweder die Verhältnisse falsch eingeschätzt
00:19:17: oder meine mentale oder körperliche Verfassung.
00:19:20: Und da bin ich halt schon extrem professionell
00:19:24: und auch akribisch, dass ich mich da vorbereite.
00:19:27: Und wenn irgendwas nicht passt, dann gehe ich gar nicht.
00:19:29: Und bis jetzt hat eigentlich immer alles ziemlich gut funktioniert.
00:19:34: Aber wenn man sich das anguckt bei der Spaghetti-Titur,
00:19:36: dann denken wir schon so mitten in mitten in so ungefähr zur Hälfte.
00:19:40: Da gab es schon so einen Moment.
00:19:42: Ja, gut, klar, aber das sich irgendwie ab nach vier, fünf Stunden jetzt.
00:19:46: Das wird hart. Da kommt dann halt eben der Kopf ins Spiel und auf das Arbeit mal hin und auf das breit man sich auch mental vor.
00:19:52: Ich habe gewusst, dass dann irgendwann halt der Punkt kommt, dass man halt sich durchbeißen kann.
00:19:57: Das ist halt irgendwie das Schöne, anders als vielleicht als negativ sehen, aber im Endeffekt bis zu in den Bergen,
00:20:03: da kannst du nicht einfach so sagen, okay, jetzt geht es mir halt nicht mehr so gut, jetzt höre ich auf.
00:20:08: Du musst halt wirklich zu Ende machen, weil du kannst nicht einfach ins Auto steigen und fast heim.
00:20:13: Da muss ich halt wirklich an das zu Ende bringen oder halt zur Hütte nach dem.
00:20:18: Und bei dem muss man halt mental ganz anders vorbereitet sein als jetzt auf einem Lauf und halt wenn man dann einen Kämpfer hat oder einen Bauch,
00:20:25: weil du weißt nicht was, dann kann man halt sagen, okay, jetzt steige ich halt aus.
00:20:30: Das geht halt in den Bergen nicht.
00:20:32: Und bei dem Projekt hatte ich jetzt auch ein bisschen, also ja nicht unbedingt ein Problem, aber es ist eine Hütte, die auf dem Weg liegt.
00:20:39: Und da war, ging ich dann auch um die Flaschen aufzufüllen, hatte dann noch eine Cola
00:20:44: und hab dann eigentlich eine Cola mitgenommen, die in der Rucksack getan habe, vergessen den Reißwäschluss von der Rucksack zuzumachen
00:20:51: und die ist mir dann unterwegs runtergekugelt.
00:20:54: Und da drin waren auch noch 4, 5 Sogels, die ich eigentlich eingeplant hatte, 1 pro Stunde.
00:21:01: Und dann habe ich so zurückgegriffen und hab gedacht, die werden auch ausgefallen.
00:21:04: Und von da ging es noch, noch 4 Stunden. Also hatte ich noch eigentlich nur noch einen Liter zu trinken und eingehlt, was ich vorhin in der Tasche hatte.
00:21:12: Und das war dann, ja, so ein bisschen ein blöder Moment, weil ich gedacht habe, ja, ja, scheiße jetzt.
00:21:17: Es ist jetzt die Hälfte und nachher kommt nichts mehr.
00:21:21: Aber da ich es etwas gut auch halt vom Training eigentlich meinen Körper wirklich sehr gut kenne und auch mit sehr wenig Auskommen,
00:21:29: was eigentlich ein kurzer Moment vielleicht ein paar Sekunden gedacht habe, ja, eben.
00:21:35: Scheiße, aber noch, ja, es geht, es ist kein Problem.
00:21:38: Das fasziniert sehr viele Menschen, weil jeder ja mal nicht so, natürlich, aber mal an so einen Punkt kommt, wo er merkt,
00:21:45: oh, Mensch jetzt, da fehlt was, was ich vorbereitet hatte, oder ist es nicht möglich, dass ich jetzt irgendwas abrufe,
00:21:52: von dem ich denke, dass es eigentlich da sein müsste.
00:21:55: Und wir reden ja so viel über mentale Stärke und Selbstoptimierung.
00:21:59: Aber was, was haben Sie für einen Tipp für die Menschen, die an so einem Punkt kommen, wenn sie auf einmal merken,
00:22:04: moment, ist alles ganz anders, aber ich muss jetzt noch diese Strecke gehen.
00:22:07: Wie geht man damit am besten um?
00:22:09: Ja, es kommt halt immer auf den Punkt davon, der dann eben als Negativpunkte wertet.
00:22:14: Aber jetzt in meinem Fall war es halt so, dass ich eigentlich das so akzeptiert habe.
00:22:22: Und dann wusste ich, es könnte halt dann in zwei, drei Stunden anfangen, ein bisschen härter zu werden als sonst schon.
00:22:29: Und dann habe ich mir einfach mehr die positiven Punkte, die alle in Kopfgerufen und Negativen eigentlich verdrängt.
00:22:37: Zum Beispiel da?
00:22:38: Solange es halt nicht sicherheitsheller geworden ist, also wenn ich jeden steigereisen bin, ist das ganz anderes,
00:22:42: als jetzt irgendwas zu trinken, oder?
00:22:44: Aber jetzt in der Situation, was halt einfach, ich habe gesagt, ich bin super in der Zeit, ich bin viel schneller als gedacht,
00:22:50: ich fühle mich immer noch extrem gut, das Wetter war top, die Verhältnisse top,
00:22:55: eigentlich hat alles dafür gesprochen, dass ich weiter gehe und nicht nochmal zurückgehen, die Hütte, nochmal was holen.
00:23:02: Das war die Alternative gewesen, nochmal zurückzugehen, was zu holen, aber dann hätte ich eine halbe Stunde verloren.
00:23:08: Und in dem Moment habe ich gedacht, auch wenn es hinten halt dann vielleicht ein bisschen härter wird,
00:23:13: aber es ist nicht, dass ich jetzt durchaus eine halbe Stunde mehr verlier.
00:23:17: Vielleicht hinten raus und vielleicht 10 Minuten verloren, aber mehr auch nicht.
00:23:21: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie da so alleine unterwegs sind?
00:23:26: Sind Sie dann nur fokussiert auf die Aufgabe?
00:23:28: Ist da irgendwas anderes, was dann noch mit rein spielt?
00:23:32: Es kommt immer ein bisschen auf die Stelle, wo ich gerade bin, also es ist wirklich gerade anspruchsvoll ist technisch,
00:23:38: dann bin ich halt voll fokussiert, eigentlich nur auf jede Bewegung, auch auf jeden Schritt Handgriff.
00:23:43: Dann gibt es wieder so Passagen, vor allem auf dem Projekt im Sommer, wo nur übergletscher ist, wo man laufen kann, wo man es rennen kann.
00:23:52: Und dann auch viel mehr Zeit rumzuschauen und wirklich den Moment zu genießen,
00:23:57: wenn dann der Sonnenaufgang war und die Gemeinden gänseln haben,
00:24:03: auch in dem Moment, weil sie so gut geliefern, da kamen mir jetzt auch gerade die Tränen dann,
00:24:09: weil du arbeitest so lange auf das hin und dann nach so einem Tag, es läuft alles perfekt.
00:24:14: Mit der Stimmung, die da war, das war einfach gerade ein unglaublicher Moment.
00:24:18: Und das ist eigentlich auch der Ausschlag, warum ich das mache, weil das so schöne Erinnerungen sind.
00:24:24: Und ich mich eigentlich nirgends so lebendig fühle, wie in dem Moment, wo ich eben so ein Projekt machen kann.
00:24:30: Das ist einfach, du bist einfach nur du unter Berg und das ist schwer zu beschreiben, aber das ist für mich halt einmalig.
00:24:39: Wir reden ja oft über mentale Vorbereitungen, wissen das von Spitzensportlern, dass sie Fahrer zum Beispiel Formel 1-Rennfahrer vor dem Rennen nochmal die Strecke durchgehen.
00:24:51: Sie sind super physisch vorbereitet. Welche Rolle spielt die mentale Vorbereitung bei ihnen?
00:24:56: Ja, eine große, weil Bergsteigen halt schon auch, würde ich mal sagen, noch mehr im Kopf spielt als sonst der Leistungssport.
00:25:04: Und da habe ich auch eben, so wie halt immer am Bobferl, also die Strecke durchgeht, bin ich auch nochmal die Strecke durchgegangen.
00:25:11: Da habe ich an gewissen Punkten, gewisse Zeiten gesetzt, da muss ich was trinken, da muss ich was essen, da muss ich das, das, das machen,
00:25:19: dass man halt nach einem gewissen Ablauf kommt und auch einem hilft, dass es nachher einfach rund läuft.
00:25:27: Und ja, das ist eigentlich genauso wichtig wie die körperliche Verfassung.
00:25:34: Ist das auch eine Strategie, um in schwierigen Situationen, die Sie ja auch sicherlich jenseits des Verlusts von eingeplanten Nahrungsmitteln,
00:25:42: Gels, Cola dann auch entsprechend, in die Sie zusätzlich sicherlich auch haben und sich irgendwas verändert,
00:25:50: der Untergrund anders ist als geplant oder Steine lockerer sind oder der Anstieg steiler oder das Wetter vielleicht dann nicht immer mitspielt.
00:25:58: Sind das auch Dinge, oder ich frage mal anders, welche Strategien nutzen Sie, um in schwierigen Situationen ruhig und fokussiert zu bleiben?
00:26:08: Ja, ich würde mal sagen, dass sich vor allem selber gut kennen.
00:26:12: Das ist das Wichtigste, dass man weiß, wo seine Grenzen sind, eben die mentalen Grenzen, aber auch körperlichen Grenzen und die technischen Grenzen.
00:26:20: Das ist sicher sehr wichtig. Aber dann, ich meine heutzutage vor allem auf so einem Projekt über sieben, acht Stunden,
00:26:27: da kann man eigentlich das Wetter, das kann man genau vorher sagen, dann schaltet es heutzutage ziemlich einfach.
00:26:34: Verhältnisse, da habe ich genug Erfahrung, um das beurteilen zu können, wie es sich verändert,
00:26:40: durch den Tag auch mit der Erwärmung und so, dass es eigentlich keine Rolle spielt.
00:26:44: Also es ist irgendein Tipp, ja, schwer zu sagen, dass man sich wirklich selber kennt.
00:26:51: Und dann, wenn man in so Situationen schon war, ist es halt auch viel einfacher, so eine Situation zu meistern.
00:26:59: In so Situationen, also so Entscheidungen musste ich halt die letzten 15 Jahre immer wieder treffen, mit Kunden oder mit Feinden.
00:27:07: Und das ist den ganzen Tag, man macht die ganze Zeit, trifft man Entscheidungen, oder?
00:27:12: Und ja, das resultiert einfach aus der Erfahrung, würde ich sagen, dass man dann in der Situation halt ruhig bleiben kann und das so meistert.
00:27:22: Können sich an einem besonders, ich sage sicher auch wieder rauswanderen Situationen erlebt, auch als Bergführer,
00:27:27: können sich an eine besondere erinnern, die sie mit uns teilen können.
00:27:31: Also in welcher Hinsicht besonders?
00:27:33: Also besonders gefährlich ist natürlich immer etwas, was viele Menschen interessiert.
00:27:39: Ja, gut zu einem im Steinschlag hat man immer wieder mal Momente, wo man halt Glück hat.
00:27:45: Weil das ist nicht immer einfach, das voraus zu sehen oder vor allem, wenn man an Berg unterwegs ist,
00:27:51: wie es man hat, wo halt viele Leute unterwegs sind, die dann halt auch zum Teil im Fall gehen und durch das Steine lostreten,
00:27:59: dann gibt es halt immer mal, hat auch gerade letzten Sommer gerade so einen Moment davor, dich lange nichts mehr.
00:28:05: Aber letzten Sommer war es auch so, man hat einen oberen Teil, und dann ist eine Seilschaft halt,
00:28:10: dann schaut das sie zusammen, die am kurzen Seil gegangen sind, am langen Seil gegangen,
00:28:14: und dann halt durch das lange Seil haben sich halt Steine gelöst, dann haben sie einen ziemlich großen Stein gelöst,
00:28:20: aber haben dann auch nichts, nicht geschehen, nicht so gesagt,
00:28:24: und ich hab einfach so, dann zwischen dem Kopf und Gast, dann ist dann auch einfach so ein, ja, was war, und so,
00:28:30: 30 Zentimeter Durchmessersteiner, auf einmal durchgeflogen.
00:28:33: Man hört dann nur, da geht es so, das Zischen, und sieht dann nur, dass ein Stein, ja, weiter unten dann aufschlägt,
00:28:40: und dann im dem Tag hatten viele Seilschaften, Glück für Leut, da eigentlich gerade drei, vier Seilschaften mitreißen können,
00:28:48: oder zumindest schwer verletzen.
00:28:50: Und das ist halt eben mehr ein bisschen, die meisten Erfahrungen, die ich gemacht habe,
00:28:55: ist halt wirklich einfach wegen der Menschen, und nicht unbedingt wegen dem Berg.
00:28:59: Ein, zwei Erlebnisse, wo es einfach halt ein Feldausbruch war, halt zu einfachem Permafrost,
00:29:05: was halt auf das Restrisiko halt einfach ist, aber sonst oft einfach wegen Leuten, die eigentlich die Situation falsch einschätzen,
00:29:15: oder einfach eben die Erfahrungen nicht haben, und dann auch mal sich versteigen.
00:29:20: Und greift man die sich dann, wenn man die zu packen kriegt, sozusagen mal hier vorne?
00:29:25: Ja, ja, ich habe dann dem schon meine Meinung gesagt.
00:29:28: Aber das ist halt oft das Problem, die Leute sind dann mit sich so schon am Limit,
00:29:33: die zum Teil realisieren das nicht mal so richtig, wie gefährlich die Situation war für andere.
00:29:39: Wie wichtig ist eigentlich die Ausrüstung, wenn man das Matterhorn grundsätzlich beziehen will,
00:29:45: und dann so beziehen, wie sie bei ihren Rennen?
00:29:48: Also die Ausrüstung ist eigentlich immer extrem wichtig in den Bergen.
00:29:53: Ich glaube, man jetzt auf Geschwindigkeit geht, oder einfach halt ein Berg normal besteigen will.
00:30:00: Heutzutage sind zwar oft die Leute gut ausgerüstet,
00:30:04: aber zum Teil wissen sie halt nicht, wie die Ausrüstung richtig benutzen.
00:30:08: Und sonst, nachher sind man auch auf dem Züder Leute, die halt eben vielleicht halt,
00:30:13: da bin ich ja auch zum Teil ein schlechtes Vorbild, halt meine Videos sehen,
00:30:16: und dann sehen das ich halt damit Tourenschen unterwegs bin am Berg,
00:30:19: was ich halt jahrelang trainiert habe und die Verhältnisse am Berg perfekt kenne,
00:30:23: aber das sehen halt die Leute nicht, die sind dann nur, ah, der hat keinen Klettergurt an,
00:30:28: der hat keinen Helm an, der hat Tourenschuhe an,
00:30:32: aber dann ist das sicher nicht so schwierig und nicht gefährlich.
00:30:35: Aber die geben die ganze Vorbereitung, die halt nicht.
00:30:38: Und da muss halt schon jeder für sich die richtige und entsprechende Ausrüstung halt dann mitführen.
00:30:44: Und es ist halt, ich finde ich ein bisschen die Selbstverantwortung geht ein bisschen verloren bei den Leuten.
00:30:51: Also ich kann jetzt auch nicht, wenn ich in Formel 1 renne, in den Zuschauern spiele,
00:30:55: aber am nächsten Tag kann ich mit 250, 300 Autofahren, oder?
00:31:01: Und da ist halt, ja, ein bisschen das Problem vielleicht auch von den sozialen Medien,
00:31:07: dass viele Videos sehen, die halt, wenn man einen Profi irgendwas macht,
00:31:13: das sieht immer einfach aus, auch wenn es gefährlich ist, aber es sieht einfach und spielerisch aus.
00:31:18: Und das unterschätzen einfach die meisten Leute dann.
00:31:21: Und von der man muss sicher die Ausrüstung schon mal passen,
00:31:26: weil sonst ist schon ein wichtiger Foktor, der einfach zu einem Ohn vollführen kann.
00:31:31: Der gute Punkt mit den sozialen Netzwerken, es wird ja,
00:31:34: vorrore machen ja auch die Videos, wo besonders auch gefährliche Dinge nachgestellt werden,
00:31:40: spielerisch dargestellt werden, wie man sich, wenn man sich selber auch in gefährliche Situationen begibt
00:31:45: und dann ein lustiges Video dazu macht.
00:31:48: Und das hat ja immer Konjunktur, bringt hoher Abruf und bringt natürlich auch viele Menschen dazu,
00:31:53: das zu kopieren und die Gefahr nicht zu gehen.
00:31:57: Was motiviert Sie persönlich immer wieder an Ihre Grenzen zu gehen?
00:32:01: Also, da haben sich ja noch viele Ziele oder gewisse Träume, die ich halt noch erreichen will, machen will.
00:32:08: Und ja, das ist eigentlich der Hauptgrund.
00:32:11: Und dann doch diese Erlebnisse, diese Momente, die ich bis jetzt schon erleben durfte,
00:32:17: noch mehr von denen zu erleben.
00:32:20: Und vor dem her ist mir das Risiko dann auch wert.
00:32:25: Also es ist nicht, dass ich das Risiko suche überhaupt nicht.
00:32:29: Das ist einfach halt, dass die Ziele oder Träume, die ich habe, halt ein gewisses Risiko mit sich bringen.
00:32:35: Aber das ist das Schöne, dass man sich halt noch darauf halt umso besser vorbereiten muss
00:32:40: und auch dann den Moment halt viel intensiver dann erlebt.
00:32:44: Sie sind ja ein Vorbild auch für Menschen, die was ganz Besonderes erreichen wollen,
00:32:49: der im wahrsten Sinne des Wortes über sich hinausgeht, der immer wieder neue Ziele angeht mit.
00:32:54: Wir haben das von Ihnen erfahren heute mit guter Vorbereitung, also extrem guter Vorbereitung,
00:32:59: detaillierter Vorbereitung, mit Hingabe auch zum Projekt, mit der einer Durchdachtheit, die absolut professionell ist.
00:33:07: Aber wenn man ihr hören jetzt einmal picken dürft und sagen,
00:33:11: wenn ich diese fünf Punkte, die an die Steine, da hat, wie er zu solchen Ergebnissen kommt,
00:33:18: die würde ich auch gerne haben, auch wenn ich was ganz anderes vor habe.
00:33:22: Mein ersten Halbmarathon laufen oder meine ersten 10.000 Meter oder was auch immer,
00:33:27: oder den ersten Marathon oder irgendwas anderes jenseites des Sportes.
00:33:30: Was würden Sie den Menschen mitgeben, wenn Sie sich auf ein größeres Ziel festlegen wollen, etwas Neues erreichen?
00:33:40: Also ich habe mir das Ziel wirklich aus sich selber kommen, aus purer...
00:33:48: Aus inneren Draht?
00:33:49: Ja, wirklich aus meinem eigenen Herzen kommen und nicht um anderen Leuten was zu beweisen.
00:33:54: Man muss sich ja die pure Freude an dem haben, wo man machen will oder macht, die Leidenschaft,
00:34:01: wie das brennen, da muss man sicher halt eine gewisse Disziplin haben, sonst funktioniert sicher nicht,
00:34:10: gewisse Opferbereitschaft und wir auch haben zu halt irgendwo gerne leiden.
00:34:17: Wie ist das eigentlich, wenn man leidet und es gibt ja immer diesen Punkt,
00:34:21: ich bin Läufer, Läufer, wenn im Training jetzt fertig krank, also kriegt ein Grippe oder so,
00:34:28: wie ist das bei Ihnen, laufen Sie dann da durch oder sagen Sie lieber nicht, kommt es darauf an?
00:34:33: Nein, also bei einem Grippe mache ich sich Pause, weil da ist der Schaden, der bleiben könnte, zu groß,
00:34:41: das Risiko, dann sind es eine Kältung, die kann man immer abwägen, dann ist es halt ein Indoor-Training,
00:34:47: da ich draußen die Kälte gehe, aber sonst bei einem Grippe oder sonst wenn ich eine Entzündung spüre,
00:34:53: dann muss ich ganz klar ein Training rausnehmen oder halt wirklich mal ein paar Tage, halt nichts machen.
00:34:59: Aber das muss man halt auch lernen über die Jahre, das war vor zehn Jahren, war ich da sicher auch noch zum Teil
00:35:05: der Jugendliche leicht sind, der gedacht hat, das macht mir nichts, aber es ist halt damit vielleicht aus
00:35:12: einer Kältung eine Grippe, aus einer Grippe eine Lungenentzündung und aus einer kleinen Sache,
00:35:17: die ich vielleicht nach drei, vier Tagen kuriert wäre, geht es dann unter umstatt zwei, drei Wochen,
00:35:21: bis ich wieder voll trainieren kann. Also von dem her muss man sich da schon die Zeit nehmen,
00:35:25: auf dem Körper hören, der sagt zu einem wirklich, was ihr braucht und man muss ihn halt verstehen.
00:35:31: Was war die schwerste Verletzung, die Sie sich selber zugezogen haben?
00:35:35: Ich hatte das eigentlich immer Glück, meistens wenn es dann Entzündungen in der Leiste oder auch Hilleseen
00:35:40: oder einfach vom Übertraining gekommen sind, vor allem in den jungen Jahren, aber sonst hatte ich nie was Schlimmes.
00:35:49: Nun sind Sie aber auch als Bergführer unterwegs, da kann es schon mal passieren, dass irgendjemand was zustößt,
00:35:58: muss gleich stürzt sein, abstürzt, aber stößt sich, also wie sind Sie selber vorbereitet auf Rettungsmaßnahmen in den Bergen?
00:36:10: Also ich habe mir eigentlich, als war es wichtig, das Handy mitzuhaben, wenn man weiß, dass da kein Empfang ist,
00:36:17: oder ich habe eigentlich auch sonst in meinem Funk noch mit, dann eine Apotheke mit dem Wichtigsten,
00:36:24: Verbandsmaterial, Verschnittung oder so starke Blutungen, dann gewisse Medikamente, Schmerzmittel,
00:36:31: was für erhöhen Krankheiten, Erfrühungen, so Sachen. Und dann, nachdem ich halt ein paar Tage unterwegs bin,
00:36:41: vor allem im Winter auf Ski-Tour, jetzt mal noch ein Biwaksack mitnehmen, falls da wirklich mal was in den Wetter umschwungen
00:36:50: oder was an eine Situation kommt, die man nicht geplant hat, dass man wenigstens eine Nacht mal überbrücken könnte.
00:36:58: Das ist eigentlich so die Haupt. Und ja, je nachdem, als das Chip ist, vor allem auf Ski-Tour.
00:37:05: Aber ja, das ist mit einer genügend Kleidung immer ja.
00:37:11: Immer in verschiedenen Lagen, das sehe ich bei Ihnen jetzt auch, das ist glaube ich auch eine gute Form,
00:37:15: um warm zu bleiben bei kälteren Temperaturen?
00:37:18: Ja, aber auch im Sommer, egal wie warm es ist, eigentlich immer eine leichte Daumen, ja, auch wenn ich den ganzen Sommer nur rum trage,
00:37:25: aber ich meine mal, wenn man einen Unfall haben sollte, wenn man länger warten muss, bis die Rettung vielleicht kommt
00:37:30: oder auch sonst halt, dass man da sicher nicht so schnell auskühlt.
00:37:35: Wie wichtig sind für Sie die Rettungsdienste hier in den Bergen?
00:37:39: Ja, eigentlich sehr wichtig. Es ist halt sicher einfacher hier berg zu steigen, also wenn man jetzt in Simalaia,
00:37:46: nach Alaska irgendwo geht, wo man weiß, wenn man einen Unfall hätte, ja, man muss da auf dich selber dich verlassen
00:37:52: oder halt extrem lange warten. Und hier ist halt das einfache, also es ist nicht, dass man durch das Meerrisiko eingengenommen hat,
00:37:59: aber es gibt halt einen gewissen, es berückscht halt seine, wenn man weiß, wie gut das Sie halt hier sind
00:38:06: und das im Falle, wenn was ist, es ziemlich schnell gehen kann, dass Sie kommen können.
00:38:11: Aus Ihnen heraus spricht ja auch eine große Liebe für diese Region, für Zermatt selbst, für's Mattern.
00:38:17: Sie haben uns das auch bestätigt und gesagt auch, das ist es, was diesen Ort so besonders macht.
00:38:24: Ja, schwer zu sagen. Es sind schon mal die ganzen hohen Berge.
00:38:29: Um uns herum?
00:38:30: Ja, ja, die ganzen 4.000er hierherum.
00:38:32: Und einfach 10?
00:38:33: 34, hab ich mal gelesen, gibt's so.
00:38:35: Ja, 35 nach dem, wie man zählt, ja.
00:38:39: Nein, einfach halt, der Spielplatz, den ich hier habe, du kannst halt im Sommer, kannst du biken, du kannst klettern,
00:38:46: du kannst laufen, die Leidschirm fliegen, kannst du im Berg steigen, im Winter dann ganz anders Skifahren, Skitouren,
00:38:55: Schlittschuh laufen, du willst langlaufen, das hat einfach die Möglichkeiten, die man hier vor der Haustür halt hat, um Sport zu machen.
00:39:02: Ich habe zwar viele Freunde, die mit mir in die Schule gegangen sind, die sind lieber in der Stadt, weil sie mit dem All nix anfangen können,
00:39:08: aber für mich bedeutet das halt die Welt, das ist ohne Sport, ohne die Berge, könnte ich mir jetzt kein Leben vorstellen.
00:39:18: Andreas Tandel, ich danke Ihnen ganz herzlich für das wunderbare Gespräch.
00:39:21: Danke auch.
00:39:24: Die Björn Steigerstiftung, der Podcast.
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