Die Flutkatastrophe an der Ahr 2021

Shownotes

Im Juli 2021 versank das Ahrtal in den Fluten – über 130 Menschen starben, ganze Orte wurden ausgelöscht, tausende verloren alles. Es war eine der schlimmsten Naturkatastrophen der Nachkriegszeit. In dieser Folge spricht Béla Anda mit zwei Menschen, die mittendrin waren: Daniel Gronwald vom THW Sinzig und Ronja Kreft aus der Landeskoordination des THW Nordrhein-Westfalen erzählen, was in jener Nacht geschah, wie Rettung funktioniert, wenn Systeme zusammenbrechen – und was wir aus dieser Katastrophe gelernt haben. Ein Gespräch über Mut, Überforderung, Menschlichkeit – und darüber, warum das Ehrenamt im Katastrophenschutz unersetzlich ist.

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00:00:00: Die Björn-Steiger-Stiftung.

00:00:02: Der Podcast.

00:00:04: Mai 1969.

00:00:06: Auf dem Rückweg vom Schwimmbad wird der 8-jährige Björn-Steiger

00:00:09: von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt.

00:00:12: Es dauert fast eine Stunde, bis endlich ein Rettungswagen eintrifft.

00:00:16: Björn-Steiger stirbt.

00:00:18: Nicht an seinen Verletzungen, sondern an den Folgen eines Schocks.

00:00:22: Die Eltern Ute und Siegfried Steiger gründen erst einen gemeinnützigen Verein.

00:00:26: Später entsteht daraus die Björn-Steiger-Stiftung.

00:00:29: Durch ihr unerlässliches Engagement wurden bis heute

00:00:32: Millionen Menschenleben gerettet und vergleichbare Schicksalsschläge vermieden.

00:00:36: In diesem Podcast geht es um die Arbeit der Björn-Steiger-Stiftung

00:00:40: und die Bedeutung einer funktionierenden Notfallhilfe.

00:00:43: Wir sprechen mit Experten, Betroffenen und den Machern hinter den Kulissen.

00:00:47: Folge 49. Die Flutkatastrophe an der A 2021.

00:00:52: Was das THW daraus gelernt hat.

00:00:55: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge unseres Podcasts "Lebensretter der Björn-Steiger-Stiftung".

00:01:01: Heute nehmen wir euch zurück in eine der dunkelsten Stunden

00:01:04: der jüngeren deutschen Katastrophengeschichte.

00:01:07: Ja, so muss man sagen, nämlich die Flutkatastrophe im A-Tal im Juli 2021.

00:01:13: Also vor fast genau vier Jahren.

00:01:16: Damals starben über 130 Menschen in den Fluten.

00:01:19: Tausende verloren ihr Zuhause.

00:01:21: Und viele Helferinnen und Helfer kämpften Tag und Nacht gegen das Wasser,

00:01:26: gegen den Schlamm und oft auch gegen das Chaos.

00:01:29: Und zwei von diesen herausragenden Helfern,

00:01:32: die alles gegeben haben in der Zeit damals und drüber hinaus auch bis heute,

00:01:38: sind meine Gesprächspartner.

00:01:40: Sie standen an "Vorderster Front" im Einsatz in der Koordination,

00:01:43: später auch in der Auswertung

00:01:45: und erzählen uns heute im Rückblick, wie es war,

00:01:48: als plötzlich alle Systeme überfordert waren

00:01:51: oder als alle Systeme sagten, Alarm, Alarm.

00:01:53: Was haben Sie erlebt? Was haben Sie gelernt?

00:01:55: Und wie gut sind wir heute auf ähnliche Möglichkeiten

00:01:59: der schnellen Sturzfluten vorbereitet?

00:02:02: Ich freue mich sehr, dass Daniel Krohnwald hier ist bei uns.

00:02:06: Er war Ortsbeauftragter des THW SINZIG,

00:02:09: also mitten in der betroffenen Region.

00:02:11: Nehmen Sie uns doch einmal mit in die Nacht, in der alles begann.

00:02:15: Herr Krohnwald, Bann war inklar, das ist jetzt kein normaler Einsatz.

00:02:20: Ja, das war eigentlich so ein fließender Übergang.

00:02:23: Also wir waren schon seit Mittwochs nachmittags im Einsatz.

00:02:26: Wir haben angefangen, Sandzecke zu verteilen.

00:02:29: Das normale Prozedere, also ich sage mal, die A ist halt schon ein kleiner Wildbach.

00:02:34: Das ist auch allmegant. Die kommt auch sehr schnell,

00:02:37: also ganz anders als ein Hochwasser im Rhein,

00:02:39: wo wir auch liegen oder unser auch zur Bannauflieg direkt im Rhein,

00:02:43: an der Armündung, aber die A ist halt schon was anderes.

00:02:47: Es war Starkregen vorhergesagt und wir waren in ganz normaler Habachtstellungen,

00:02:51: wie das auch einige Wochen vorher mehrmals der Fall war,

00:02:55: waren auf kleinere Lokaleignisse eingerichtet,

00:02:58: bzw. war uns schon noch bewusst, dass es diesmal eine größere Fläche treffen wird

00:03:02: und haben Sandzecke vorbereitet und und und.

00:03:05: Und dann kam eigentlich so, was wirklich passiert ist

00:03:08: oder wie die Ausmaße waren.

00:03:10: Das kam dann so im späten Abend des Mittwochs, des 14. Juli,

00:03:14: bzw. am frühen 15. Juli dann in dem Morgenstunden des Donnerstages,

00:03:19: wo dann eigentlich erst die richtige Übersicht kam

00:03:22: oder die ersten Meldungen, was wirklich passiert ist

00:03:25: und dass das halbe Tal halt wirklich in Schutt und Asche liegt,

00:03:28: wie man so schön sagen kann.

00:03:30: Also es gab keinen festen Punkt.

00:03:32: Es war so immer die Meldungen, haben sich immer mehr verdichtet einfach

00:03:35: und zu einem größeren Bild zusammengesetzt.

00:03:38: So richtig bewusst ist es eigentlich erst zwei oder drei Tage später geworden,

00:03:41: als ich dann auch selber mal unterwegs war im Tal

00:03:44: und verschiedene Orte angeguckt habe, wo man als Kind aufgewachsen ist

00:03:48: und immer die Stellen kannte und dann da stand

00:03:51: und dachten, wo ist ein ganz anderen Ort.

00:03:53: Warum, was haben Sie da erlebt, wo Ort?

00:03:55: Ja, es war vergleichbar mit einem Kriegsgebiet.

00:03:59: Es waren einfach Häuser, Wegstraßen, nicht mehr existent.

00:04:03: Man stand irgendwo, wo irgendwelche markanten Stellen waren,

00:04:07: Bäume, wo man immer gesagt hat, das ist gehört dazu.

00:04:10: Das war einfach weg.

00:04:12: Und dann natürlich ganz extrem das Thema Brücken.

00:04:14: Das war halt eins der beeindruckendsten Themen.

00:04:17: Wenn man dann merkt, man ist in dem Tal

00:04:19: und kommt nicht mehr von der linken auf die rechte Seite,

00:04:22: was eigentlich selbstverständlich ist.

00:04:24: Und man sich dann mal Gedanken macht, wie komme ich jetzt auf die andere Seite

00:04:27: und da feststellt, okay, da brauche ich jetzt halt eine Stunde für,

00:04:30: weil natürlich auch alle Straßen total überlastet waren,

00:04:33: alle Zuhunabfahrtswege.

00:04:36: Und das war dann schon auch ein sehr beeindruckender Moment.

00:04:39: Das Ahrtal, eine beeindruckende Region.

00:04:42: Ich bin selber nicht weit entfernt in Bonn aufgewachsen.

00:04:46: Wir waren häufig da, weil es auch eine Naherholung,

00:04:50: so sagt man, dass die Region ist, mit großartigen Möglichkeiten,

00:04:54: auch dort über Essen zu gehen

00:04:57: und auch die Landschaft zu genießen.

00:05:00: Wer wandern will, kann da hervorragend wandern gehen.

00:05:03: Und auch sonst eben wie eine wunderschöne Landschaft,

00:05:08: die auch sehr stark gewachsen ist, sehr Heimat verbunden.

00:05:11: Das war mein Eindruck, viele Menschen,

00:05:13: die da in vielen, vielen Jahren etwas aufgebaut haben,

00:05:16: gerade im Bereich der Gastronomie.

00:05:18: Da gab es legendäre Gasthäuser, die alle weggespült worden sind.

00:05:22: Wie sind die Menschen umgegangen mit diesem, zum Teil,

00:05:26: ja leider wirklich dauerhaft, Verlust?

00:05:29: Natürlich sehr unterschiedlich.

00:05:31: Ich glaube, es gibt auch viele,

00:05:33: die das bis heute noch nicht vollständig verkraftet haben.

00:05:36: Aber das war so mein Eindruck.

00:05:38: Also wie gesagt, ich war dann ab Donnerstag morgens so,

00:05:41: dann die erste Mal auch wirklich draußen unterwegs,

00:05:43: hab mit vielen Leuten gesprochen.

00:05:45: Da war natürlich noch Panik, Angst.

00:05:47: Und zu dieser Zeit war ja auch das Thema Menschenrettung noch ganz akut.

00:05:51: Aber ich sag mal so ab Freitagabend, Samstag,

00:05:54: wo sich dann diese ganz akute Situationen,

00:05:57: wo wirklich noch ganz viele Vermisste waren

00:05:59: und Leute gerettet werden mussten.

00:06:01: Die Jugendtauben sind ja mehrere Tage geflogen,

00:06:03: bis alle dann mal an einem sicheren Ort waren.

00:06:06: Danach fand ich es halt schon beeindruckend,

00:06:09: dass man gleich überall arbeiten gesehen hat.

00:06:12: Die Leute haben versucht, was zu machen,

00:06:14: den Schlamm zu beseitigen, bevor er ganz vertrocknet ist.

00:06:17: Und was mich halt auch total beeindruckt hat,

00:06:20: auch so in den Wochen danach war einfach so dieser Zusammenhalt,

00:06:23: der auf einmal in der Bevölkerung aufgetreten ist.

00:06:26: Also innerhalb von Straßen- oder Wohngebieten

00:06:28: wollte die vorher sich vielleicht gerade mal von sehen gekannt haben

00:06:31: und so, die haben dann da zusammengearbeitet und so.

00:06:34: Aber es gab natürlich auch ganz viele,

00:06:37: die total am Ende waren und fertig waren.

00:06:40: Aber ich glaube, gerade so in der ersten Woche

00:06:42: war das noch gar nicht so akut.

00:06:44: Da gab es noch mehr dieses Thema.

00:06:47: Wir müssen jetzt mal loslegen hier

00:06:49: und wollen ja auch schnell wieder aufbauen.

00:06:51: Der Frust und das ist natürlich alles mit ganz viel Arbeit

00:06:54: und ganz viel Schäden.

00:06:56: Auch zusammengingen, das kam dann eher erst später.

00:06:59: Aber das war so mein Eindruck in den ersten Tagen.

00:07:02: Später, als man gesehen hat, dass der Aufbau lange dauert,

00:07:05: dass viele Aufräumarbeiten notwendig sind.

00:07:08: Wie liefen denn die ersten Einsätze ab?

00:07:11: Wie haben Sie vor Ort helfen können?

00:07:13: Was haben Sie gemacht?

00:07:15: Man war auf normale Hochwassersituationen eingestellt.

00:07:18: Und dann ab dem späten Abend, also ich war halt im Bereich

00:07:22: Bad Neuner-Sinzig ja schwerpunktmäßig erstmal aktiv.

00:07:26: Das ist ja an der Unter-A, also kurz vor der Mündung dann,

00:07:29: habe 22 Uhr, 23 Uhr kamen,

00:07:32: häusten sich dann die Meldungen über Personenrettung

00:07:35: auch in diesem Bereich.

00:07:37: Das war natürlich erst nun, ich sag mal, die Kollegen in Bad Neuner,

00:07:41: die hatten über 2000 offene Einsätze dann irgendwann am frühen Morgen.

00:07:45: Und die Hälfte von Menschenrettung, da kann man ja gar nicht mehr gezielt abarbeiten.

00:07:50: Das war dann wirklich viel, ja, da wo man als erstes hinkam,

00:07:53: hat man geholfen, es gab auch Gebiete, wo auch die Feuerwehr nicht mehr hinkam.

00:07:57: Da war dann das Problem, das Stadtgebiet war ja geteilt,

00:08:00: oder die Stadtgebiete, also ich kam gar nicht von links nach rechts.

00:08:03: Und die Kollegen von unserem Ortsverband, die haben dann versucht,

00:08:06: mit einem Boot, womit wir normal auch im Reihen fallen, mit einem 60 PS Außenborder,

00:08:11: das Boot auf einer Wohnstraße, sag ich mal, in Stellung zu bringen,

00:08:15: das ist vom Trailer runter und quer wieder drauf geschwommen,

00:08:18: weil man einfach mit diesen 60 PS Außenborder überhaupt keine Chance hatte,

00:08:21: mehr das Boot irgendwo auf einer Position zu halten.

00:08:24: Weil der Strom so reißend war.

00:08:26: Genau, also das ist halt absolut wie im Wildbach.

00:08:30: Ja, und das war mir auch bis zur Flut oder bis nach der Flut nicht so bewusst,

00:08:34: da ich aber auch viel im Nachgang mit einer Aufbereitung gearbeitet habe.

00:08:38: Der Höhenunterschied zwischen der A-Quelle in Plankenheim und der A-Mündung in Sintzig,

00:08:43: das ist auf knapp 90 Kilometer, ist genau die gleiche Höhenunterschied,

00:08:47: den der Reihen von Basel bis Rotterdamm in etwa hat.

00:08:50: Und da kann man sich halt vorstellen, was da für Geschwindigkeiten da noch entstanden sind.

00:08:54: Und das sind wie viel, 900 Kilometer oder noch mehr?

00:08:57: Das sind über 1000 Kilometer, genau.

00:08:59: Über 1000 Kilometer, also das Zehnfache der Strecke, aber das gleiche die Gefälle.

00:09:03: Das hat halt Kennen, das gibt Stellen, also gerade so abhaltender bis nach Aweiler,

00:09:07: wenn sie früher da gewandert sind, wahrscheinlich auch auf dem Rotweinwanderweg.

00:09:11: Das ist ein ganz schmaler Talkessel und das ist dann auch dieser Düse-Defekt.

00:09:15: Das ist ein schmaler Kessel, da fließt dann natürlich das Wasser mit noch stärkere Geschwindigkeit durch.

00:09:21: Wenn es dann auf einmal dieses Hochwasser gibt,

00:09:24: dann haben sie ja auch gesagt, dass es Hochwasser eigentlich regelmäßig gab.

00:09:29: Aber eben nicht in dieser Form. Was war Hauschlaggebend dafür,

00:09:33: dass sich die Situation so dramatisch entwickelt hat?

00:09:37: Ja, also es war eigentlich die besondere Wetterlage,

00:09:40: die das ganz große Problem dargestellt hat.

00:09:43: Es war ja auch gewarnt worden in den Tagen vorher von einem Starkregengebiet.

00:09:47: Aber es konnte ja keiner so genau sagen, wo das jetzt runtergeht.

00:09:51: Und das habe ich dann auch so im Nachgang oder bei verschiedenen Gesprächen

00:09:55: auch mit dem deutschen Wetterdienst dann mal so rausgehört oder haben die dann erklärt.

00:09:59: Es war ein Dauerregen, also es hat ja auch die Tage davor permanent geregnet.

00:10:03: Das heißt, die Böden waren alle sehr gut mit Wasser gefüllt,

00:10:06: hatten keine Aufnahmekapazitäten mehr.

00:10:09: Und in diesem Dauerregeneignis kam es dann an den Mittwoch zu eingelagerten Starkregenzellen.

00:10:15: Also das dann wirklich nochmal das, was man sonst so eher an einem ganz heißen Tag kennt,

00:10:19: wenn dann einmal das Gewitter kommt und da so ein zehn Minuten Starkregen runtergeht.

00:10:24: Das war dann in diesem Dauerregengebiet eingelagert.

00:10:27: Und diese Zelle, die ist wohl immer so genau im Grenzbereich noch Tramesfalen reinertfalls.

00:10:32: Also das ist ja so der Grenzbereich in dem Bereich der Obera hin und her gewandert

00:10:37: und hat halt zu diesen immensen Regenmengen genau in dem Einzugsgebiet der A geführt.

00:10:43: Aber ja auch, wenn man Richtung noch Tramesfalen geht, dann im Einzugsgebiet der A,

00:10:47: wo quasi so eine Wasserscheide dazwischen ist.

00:10:50: Und ja doch mal jemand vom DVD gesagt im Endeffekt war es ein Glück,

00:10:54: dass es immerhin nun hergezogen ist schon mal, wenn es genau gütlich oder nördlich geblieben wäre,

00:10:59: wäre es in einem Gebiet noch stärker gewesen oder so.

00:11:03: Und so hat es halt immer gewechselt, aber hat natürlich in beiden Bereichen dann zu enormen Schäden geführt.

00:11:08: Was war Ihre konkrete Aufgabe, Sie Ihre Aufgabe vor Ort, Herr Kronvoll?

00:11:12: In den ersten, sage ich mal, zwei, zweieinhalb Tagen war ich in der Gesamteinsatzleitung im Landkreis

00:11:18: als Fachberater TAW.

00:11:20: Was macht so ein Fachberater TAW dann vor Ort bei so einer besonderen Lage?

00:11:25: Also normalerweise kennt man ja seine eigenen Kräfte.

00:11:29: Also wir haben im Kreis Aweiler zwei TAW auch zur Ben, das einmal Sintzig und einmal Aweiler.

00:11:34: Wir waren auch mit beiden auch zur Ben vertreten, schon wie gesagt frühzeitig im Einsatz,

00:11:39: haben auch frühzeitig schon, das ist ja das Besondere auch am TAW,

00:11:42: dass das TAW halt bundesweit einheitlich und gleich aufgebaut und strukturiert ist.

00:11:48: Das heißt, wenn ich eine gewisse Fähigkeit anforder, ist ganz egal,

00:11:51: die aus dem hohen Norden kommt oder aus dem tiefsten Bayern.

00:11:54: Wenn ich eine Bergungsgruppe anforder, dann weiß ich im Prinzip, was die können,

00:11:58: was die für eine Ausstattung dabei haben und wie die ausgebildet sind.

00:12:01: Und so haben wir auch schon am Mittwochmittag versucht, Kräfte aus dem Umfeld zu ziehen.

00:12:06: Also es gibt beim TAW ja eine Struktur mit Regionalstellen.

00:12:10: Das sind hauptamtlich besetzte Stellen, wo dann so ein Umkreis von 50 bis 100 Kilometer,

00:12:15: sag ich mal, die auch zur Verbände drum herum verteilt sind, die dann ehrenamtlich besetzt sind.

00:12:20: Und da haben wir dann über unsere Regionalstelle in Koblenz angefragt,

00:12:24: wir bräuchten noch weitere Kräfte zu der Zeit noch zum Thema Sandshackverbau und Unterstützung.

00:12:30: Und da kam aber schon, ja, die haben wir im Moment nicht,

00:12:32: weil alle auch zur Verbände im Regionalbereich Koblenz schon selber irgendwo im Einsatz waren.

00:12:36: Das Ereignis war ja nicht nur im Kreis Aweiler,

00:12:38: es war ja auch nördlich und südlich und in alle Richtungen.

00:12:42: Und da greift dann aber das Besondere am TAW, also es waren ab Mitternacht, glaube ich,

00:12:48: also ich glaube, ein Uhr hatte ich die erste Rückmeldung,

00:12:50: waren schon auch zur Bände aus dem hessischen Gebiet da oder aus der Falz,

00:12:54: die dann quasi überordentlich alarmiert worden sind, also aus weiteren, mit weiteren Anreisepunkten.

00:13:00: Großartig.

00:13:01: In der Anfangsphase, wie gesagt, stand das Thema Menschenrettung natürlich ganz klein im Fokus.

00:13:06: Ja, als man gemerkt hat, mit Sandzecken und Schutzmaßnahmen gibt es nichts mehr,

00:13:10: da war dann ganz klar erstmal der Schwerpunkt Menschenrettung angesagt mit allem, was man hatte,

00:13:16: mit Fahrzeugen, mit wahrfähigen Fahrzeugen, mit Unimox und alles, was man irgendwie nutzen konnte.

00:13:21: Natürlich immer mit dem Hintergrund auch der Eigensicherung,

00:13:25: aber ich glaube, da sind auch viele Kolleginnen und Kollegen absolut an ihre Grenzen gegangen.

00:13:31: Ja, man kann sich das noch vorstellen.

00:13:33: Und Sie haben uns das ja ein bisschen gegeben.

00:13:36: Wir haben auch noch alle die Bilder natürlich vor Augen.

00:13:38: Ein relativ kleiner Fluss, ja, verwandelt sich in einem reißenden Sturm,

00:13:43: der alles mitreißt, der überproportional stark ist, der steigt,

00:13:48: wo man mit einem großen Außenborder nicht mehr gegen ankommt,

00:13:51: mit dem man normalerweise auf dem Rhein fährt.

00:13:53: Wie haben Sie dann die Menschen, die sich ja in die oberen Stockwerke,

00:13:57: wenn es geklappt hat und auch gerettet haben, zum Teil auf die Dächer sogar,

00:14:01: mitten in der Nacht, wie haben Sie die Menschen dann da rausgeholt?

00:14:05: Ja, also das war auch ein ganz großes Thema.

00:14:07: Man hat auch frühzeitig versucht, Hubschrauber zu kriegen.

00:14:10: Aber auch da waren wir absolut am Limit.

00:14:12: Es wurde mit allen, die irgendwie fliegen können,

00:14:15: gesprochen mit der Bundespolizei, mit Rettungshubschraubern, mit der Bundeswehr.

00:14:20: Und es gab sogar Kontakt zur US-Armee, ob die fliegen könnten.

00:14:25: Aber die haben alle gesagt, Fliegengrundsätzlich ginge,

00:14:28: aber Menschenrettung mit Winde oder so war in der Nacht.

00:14:32: Es war ja nicht nur ein Starkregen, es war auch noch Sturm dabei.

00:14:35: Und das wäre halt ein Ding gewesen, was nicht möglich war.

00:14:39: Ab circa neun Uhr morgens war dann das Thema Hubschrauber,

00:14:43: natürlich ganz massives Thema.

00:14:45: Es gibt so einen kleinen Segelflugplatz oberhalb von Bad Neuner.

00:14:49: Der wurde dann zum Proporzentrum ausgebaut in den ersten Stunden.

00:14:55: Und dann die Kollegen der Polizei und der Bundeswehr

00:14:59: wirklich so eine kleine Führungsstelle aufgebaut haben.

00:15:02: Die Hubschrauber dort koordiniert haben.

00:15:04: Und dann wurden halt wirklich ganz viele Leute auch mit Höhenrettern ausgeflogen.

00:15:08: Also wirklich so am langen Seil, wie man das aus der Bergrettung kennt und so.

00:15:12: Weil zu dem Zeitpunkt halt lang teilweise noch unmöglich war.

00:15:16: Und auch als das Wasser dann weg war,

00:15:18: es lag ja einfach überall Schutt rum, Rolliz, Treibgut und so.

00:15:21: Also man konnte eigentlich gar nicht laden.

00:15:23: Es musste alles immer aus der Luft passieren.

00:15:26: Und dann, als das Wasser natürlich weg war,

00:15:28: das ist halt wiederum das Schöne an der Ahr.

00:15:30: Das ging dann auch relativ zügig,

00:15:32: dass sich das Wasser wieder zumindest auch halbwegs Richtung Flussbett zurückgezogen hat.

00:15:36: Dann konnte man natürlich auch versuchen mit Fahrzeugen,

00:15:39: wo es war ja, wie gesagt, Straßenbahnen zugemölt, verschlammt.

00:15:43: Also es war nicht so, dass man jetzt einfach sagt,

00:15:45: ja okay, Wasser ist weg, ich fahre jetzt wieder bis überall hin.

00:15:48: Und viele Straßenbahnen waren halt auch gar nicht mehr existent.

00:15:51: Ja, weggerissen, weggespült.

00:15:53: Gab es Kolleginnen und Kollegen von ihnen,

00:15:55: die persönlich betroffen waren,

00:15:57: die ihn auch abgeruchern fehlten?

00:16:00: Ja, genau.

00:16:02: Also das den Ochzwoband Ahrweiler hat es ganz besonders hässlich getroffen.

00:16:05: Da war nämlich auch der Ochzwoband,

00:16:07: also die Reimstätte als THW quasi von der Flug betroffen.

00:16:11: Gott sei Dank waren die Einsatzfahrzeuge alle,

00:16:14: wäre ich mal im Einsatz draußen gewesen.

00:16:16: Also sonst wäre es ein Totalschaden gewesen für sie.

00:16:19: Aber auch privat waren natürlich,

00:16:23: jeder dritte Viertel entweder persönlich betroffen,

00:16:28: dass sie selber im Foodgebiet wohnen

00:16:30: oder halt im nächsten Familienumfeld.

00:16:32: Also das war natürlich auch noch ein ganz großes und schweres Thema,

00:16:35: was wir bearbeiten mussten, auch wie wir damit umgehen.

00:16:39: Und dann haben wir auch ganz, ganz früh ein Satz Nachsorgeteams,

00:16:44: die gibt es halt auch beim THW,

00:16:46: also vergleichbar mit PSNV oder wie das allgemein in der Blaulicht-Familie heißt.

00:16:51: Beim THW gibt es seine eigene Gruppen für,

00:16:53: die haben wir auch schon ganz früh dazu geholt.

00:16:56: Und das war auch, glaube ich, extrem gut und wichtig

00:16:59: einfach für die gesamte weiteren Einsatzverlauf.

00:17:03: Und die haben dann natürlich auch mit den Kameraden gesprochen,

00:17:05: die direkt betroffen waren.

00:17:07: Aber waren halt auch einfach über Wochen und Monate immer da für uns,

00:17:11: also ganz besonders für die Kolleginnen Ahrweiler,

00:17:13: im Sinne, wir haben auch immer noch engen Kontakt zu einigen der ersten Kräfte,

00:17:17: die da waren und stehen da auch wirklich mittlerweile freundschaftlich auch,

00:17:21: immer noch in einem engen Austausch.

00:17:23: Und was haben die konkret gemacht?

00:17:25: Das war halt das Gute, das sind ja eigentlich THW-Helfer,

00:17:27: die haben genauso eine blaue Uniform an wie wir auch,

00:17:29: und die waren einfach da mit den Leuten gesprochen

00:17:32: und haben aber halt den fachmännischen Blick.

00:17:34: Also es sind genauso Ehrenamtliche wie fast alle anderen im THW auch,

00:17:39: die dann in der Regel ein beruflichem Background haben

00:17:42: und einfach dieses Sprechen und Reden, ohne dass man jetzt sagt,

00:17:45: "Komm, wir müssen jetzt mal da, ich muss jetzt mal mit dir reden."

00:17:48: Oder so, ja, die waren einfach da, haben sich unter die Einsatzkräfte gemischt

00:17:53: und konnten dadurch, glaube ich, viele auch davon überzeugen,

00:17:56: dass man vielleicht wirklich dann mal so ein Einzeltermin macht

00:17:59: oder so, damit dich mal zurückzieht.

00:18:01: Oder auch dem einen oder anderen mal gesagt,

00:18:03: "Hör mal, mach jetzt mal ein paar Tage THW-Pause,

00:18:06: kümmer dich mal um deine privaten Themen, die ja auch viele noch hatten."

00:18:10: Ja, und das war schon unheimlich wichtig,

00:18:13: aber auch für uns als Führungskräfte wichtig,

00:18:15: dass man einfach auch manchmal mit den Kollegen reden konnte,

00:18:19: wie sollen wir jetzt vorgehen, weil die haben auch ganz klar gesagt,

00:18:22: "Du darfst keinem verbieten, jetzt hierhin zu kommen."

00:18:25: Oder so, das wäre genauso schädlich.

00:18:27: Spannend, weil diejenigen Kolleginnen und Kollegen von ihnen,

00:18:30: die sie haben geschrieben, haben persönlich erhebliches Leid zu tragen,

00:18:34: durch eben dieses Unwetter und all die Folgen,

00:18:38: wollen natürlich auch helfen, wollen auch anderen Menschen helfen,

00:18:41: stehen vielleicht in einem Konflikt.

00:18:43: Was tue ich, wem helfe ich jetzt?

00:18:45: Zu Hause brennt die Hütte zwar nicht, aber sie ist überflutet,

00:18:48: wenn sie überhaupt noch da ist.

00:18:50: Und gleichzeitig hat der oder diejenige,

00:18:54: ihre Kollegen des THW natürlich auch einen sicherlich profunden Anspruch

00:18:59: den anderen Menschen zu eröffnen.

00:19:01: Da ist schon sehr nachvollziehbar, dass es da Konflikte gibt

00:19:04: und großartig, dass die dann von professionellen Helfern,

00:19:07: das sind es ja dann auch, die auch entsprechend geschult sind,

00:19:10: dann auch so gelöst werden und gelöst werden können

00:19:13: und dass die dann bereit sind, sich dann auch so einzubringen.

00:19:16: Was hat denn gut geklappt im Nachfinein?

00:19:19: Und wir haben viel gelesen, viel gehört.

00:19:22: Es gab einen Untersuchungsausschuss dazu,

00:19:25: der dann auch Aufarbeitung betrieben hat.

00:19:28: Aber ich bin jetzt gar nicht so politisch abgeleitet,

00:19:31: ich glaube, da hat man mich jetzt auch massiv mit beschäftigt.

00:19:34: Aber einfach aus der Praxis, was war gut

00:19:37: und wo sagen Sie aus der Praxis?

00:19:39: Naja, da müssen wir uns fürs nächste Mal,

00:19:42: hoffentlich kommt es nicht in dieser Form,

00:19:44: aber wenn es einmal kommt, schauen, dass wir das besser machen.

00:19:47: Also grundsätzlich fand ich es halt absolut beeindruckend,

00:19:51: wie das auf einmal alles funktioniert hat

00:19:54: und wer alles da war.

00:19:56: Ich habe irgendwann danach mal da gesessen

00:19:58: und habe überlegt, eigentlich waren alle Organisationen,

00:20:01: die ich jetzt irgendwie mit Blaulicht und Rettung in Deutschland

00:20:03: in Verbindung bringe, waren irgendwie im Ahrtal aktiv.

00:20:06: Also das Einzige, was mir nicht, wo ich keine Verbindung zugefunden habe,

00:20:09: sind die Seenotretter.

00:20:11: Aber alles andere, ob Bergwacht, alle Hilfsorganisationen,

00:20:15: das war einfach irre, wie schnell das dann letztendlich schon gelaufen ist.

00:20:19: Und was für mich beeindruckend war,

00:20:22: dann merkt man dann halt doch so, die Blaulicht-Familie

00:20:25: hat sich im Endeffekt eine Sprache

00:20:27: und man hat sich relativ schnell verstanden.

00:20:29: Klar, gab es da immer mal Schwierigkeiten,

00:20:31: wenn dann auf einmal die Einsatzleitung,

00:20:34: weil ja dann auch in der Einsatzleitung immer Kräfte

00:20:37: aus anderen Bundesländern zur Unterstützung kamen,

00:20:39: weil es ja gar nicht mehr abzudecken war mit eigenen Kräften.

00:20:42: Also es war ja alles da.

00:20:44: Da hat man dann schon mal gemerkt, wenn dann mal so ein Wechsel war

00:20:46: und da auf einmal eine ganz andere Struktur herrschte,

00:20:49: dass das dann immer wieder mal zu Reibungsverlusten geführt hat.

00:20:52: Das hat man dann aber auch relativ schnell nachgesteuert,

00:20:54: indem man nicht mehr immer die komplette Führung gewechselt hat,

00:20:57: sondern so rollierendes System.

00:20:59: Also die Kräfte waren in der Regel eine Woche im Einsatz

00:21:01: und man hat dann nicht gesagt, Montags war jetzt Wechseltag,

00:21:04: sondern man hat immer verschiedene Funktionen

00:21:06: über die Tag-Wochentage verteilt, ausgetauscht.

00:21:08: Dass nicht immer das ganze Know-how was da ist verloren ging,

00:21:11: das war wirklich so eine Erfahrung,

00:21:13: die man ja in den ersten zehn Tagen dann gemacht hat,

00:21:15: wo man gemerkt hat, nee, da muss man nachsteuern.

00:21:18: Aber grundsätzlich einfach dieser Zusammenhalt

00:21:21: und dieses Jahr, also man kannte sich nicht

00:21:24: und man hat einfach draußen gestanden

00:21:26: und hat auf einmal zusammengearbeitet,

00:21:28: das fand ich schon sehr beeindruckend.

00:21:31: Ganz klar ist natürlich dieses Thema,

00:21:34: dass Katastrophenschutz halt Ländersache ist,

00:21:37: das ist dann halt so, der Bund unterstützt dann,

00:21:40: wie ja auch mit dem THW, wir sind ja auch eine Bundeseinheit.

00:21:44: Das hat natürlich dann auch teilweise wirklich

00:21:46: Zuspannungen oder Problemen geführt

00:21:48: mit Nachführung von Kräften

00:21:50: und wie die einzelnen Bundesländer dann reagiert haben und so.

00:21:53: Aber das sind halt alles Sachen,

00:21:55: wo man meiner Meinung nach auch daran arbeiten kann

00:21:58: und auch mit Sicherheit auch schon vieles wieder verbessert hat,

00:22:01: dass man dann das Ganze noch mehr über das BBK koordiniert,

00:22:04: wie halt die Kräfte nachgeführt werden

00:22:07: und so und nicht, dass da jeder dein eigenes Süppchen macht.

00:22:10: Das sind so die großen Themen.

00:22:13: Wir haben halt auch ganz viele so Kleinigkeiten,

00:22:16: die dann wirklich vor Ort entstanden sind.

00:22:18: Also wir haben zum Beispiel entschieden,

00:22:20: ab ca. Freitags waren so viele externe THW-Kräfte dann im Tal schon,

00:22:25: dass wir gesagt haben, wir ziehen unseren auch zur Wand

00:22:29: jetzt so ein bisschen aus dem aktiven Einsatzgeschehen raus.

00:22:32: Also gerade, weil da dann natürlich auch die Phase kam,

00:22:34: wo immer noch Leute vermisst waren,

00:22:36: wo man dann wirklich in zerstörte Häuser rein musste und so.

00:22:40: Und da haben wir dann für uns mit den Kräften,

00:22:43: die dann auch bei uns im Bereich vor Ort waren, entschieden.

00:22:45: Wir würden gerne unsere Leute jetzt nicht unbedingt

00:22:47: in dieses Thema Menschen suchen in Häusern

00:22:50: oder in verschlammten Kellern oder so schinken,

00:22:53: weil ich sage mal, dass von uns jemand da auch auf jemanden trifft,

00:22:56: der da vielleicht verschüttet ist und tot ist.

00:22:59: Den man kennt, ist natürlich ein ganz anderes,

00:23:01: als wenn da jetzt Kräfte aus noch Deutschland auf einmal sind,

00:23:04: aus Bremen oder so, die da zu der Zeit waren.

00:23:07: Dann haben wir uns halt wirklich abgestimmt und haben gesagt,

00:23:09: wir kümmern uns ein bisschen um das Backup

00:23:11: und haben unsere Kräfte aus dem aktiven Einsatzgeschehen

00:23:14: so weit raus gelost, dass wir von gesagt haben, wir sind da.

00:23:17: Und wir waren vor allen Dingen die Locals,

00:23:19: weil, wie ich ja schon sagte, wenn keine Brücke mehr da ist,

00:23:22: dann ist ein einfacher Weg, der normal fünf Minuten dauern würde,

00:23:25: ein Ritt von anderthalb Stunden gewesen oder so.

00:23:28: Und dann haben wir halt einfach nur Kräfte mitgeschickt,

00:23:30: die ortskundig waren, die dann die ganzen Schleichwege Richtung Eifel,

00:23:34: Richtung Autobahn und dann über die Autobahn Richtung Bonn

00:23:37: und auf der anderen Seite wieder runter um auf die andere Seite zu kommen.

00:23:41: Und das, denke ich, war so genau die richtige Entscheidung.

00:23:45: Die Kollegen aus Ahrweiler, die hatten ja nichts mehr,

00:23:49: die waren dann auch anfangs bei uns mit untergebracht zeitweise,

00:23:52: sodass die dann einfach abends mal da waren,

00:23:55: mal eine Pause gemacht haben, verpflegt worden sind und so.

00:23:59: Und die hatten natürlich da noch ein ganz anderes Problem,

00:24:02: weil wir hatten noch so einen Ankerpunkt

00:24:05: und das gab es bei denen dann nicht mehr.

00:24:07: Das war glaube ich für die noch mal so psychologisch auch ein ganz schweres Thema.

00:24:10: Und dass wir denen dann die Heimat geboten haben, die die nicht mehr hatten.

00:24:15: Haben Sie eigentlich den Eindruck,

00:24:17: dass Lehren aus dieser Katastrophe gezogen wurden?

00:24:22: Bereichen. Natürlich auch THW-Intern gab es viele Punkte, wo man gesagt hat, ja, da sollte man es

00:24:29: nächstes Mal anders drangehen. Es gab umfangreiche Einsatznachbereitungen und auch für die verschiedenen

00:24:35: Fachgruppen, wie es im THW gibt, immer spezifisch, ausstattungsmäßig, führungsmäßig. Da ist halt

00:24:40: vieles auch in der Umsetzung. Vieles muss man auch sagen, weil es gerade dann ja auch in diese

00:24:44: ganzen Geschichten Unterkunft, Bereitstellungsräume und so ging, sind jetzt all doch Themen, die auch

00:24:50: im Thema Zivilschutz natürlich wieder eine Rolle spielen. Wenn dann so Fragen kommen, ja, ist euer

00:24:56: Achterband notstromtauglich und habt ihr da schon mal einen Probelauf gemacht? Das waren dann so

00:25:01: Antworten, wo ich sagen kann, ja. Probelauf haben wir gemacht, vom 14. bis zum 15. Juli, weil wir

00:25:07: 24 Stunden etwa auch kein Strom in Sinzig hatten, aber der Achterband war der beleuchtete Anlaufpunkt

00:25:13: für unsere Kräfte erst mal und auch in der Anfangsphase natürlich kamen dann auch Betroffene an

00:25:19: und wollten noch irgendwie Hilfe haben oder was haben wir auch. Das haben wir versucht abzuwickeln,

00:25:22: aber haben wir halt auch gemerkt, man muss da auch aller Schlimmstenfalls wirklich mal das

00:25:27: Tor zumachen, weil sonst funktioniert auch das ganze System THW nicht mehr oder so. Und da haben

00:25:32: wir, glaube ich, auch wirklich vieles so für andere Einsätze mitgenommen. Im Landrheinland-Pfalz

00:25:39: gibt es jetzt als erstes Bundesland das Landesamt mit einem 24-Stunden-Lagezentrum so in der Art und

00:25:45: Weise. Vorher war es halt eine Besonderheit, weil in einem Fall es gab es keine Bezirksregierung mehr

00:25:50: wie Nord-Westfalen oder so, die ja so die Katastrophenschutzbehörde dann nochmal darstellen

00:25:55: nur so ein Zwischending zwischen Innenministerium. Und da hat man jetzt dieses Landesamt für geschaffen,

00:26:00: was jetzt seit dem ersten, ersten Betrieb ist, wo halt 24/7 Leute sitzen, die kleine Lagen einfach

00:26:08: mal mit Monitoren und da natürlich auch frühzeitig schon ganz andere Kapazitäten oder Unterstützung

00:26:14: organisieren können, als wie das im kleinen lokalen Rahmen war. Weil, wie gesagt, was drum rum

00:26:19: passiert ist, das habe ich teilweise auch erst zwei oder drei Tage später dann so mitbekommen. Bis

00:26:24: wohin, was für Kreise noch alles betroffen waren, Richtung Trier und so. In der Eifel war es ja auch

00:26:29: nicht so ganz spurlos vorbeigegangen, aber das haben wir gar nicht erst so in der Anfangsphase

00:26:34: mitbekommen, weil wir so fokussiert waren und natürlich auch die Kommunikation ja doch stark

00:26:39: eingeschränkt war. Wenn man kein Strom mehr da ist und kein Handynetz funktionieren so richtig,

00:26:43: dann klappt das alles nicht so, was man sonst an Quellen hat. Und dieses Manco, das Sie beschreiben,

00:26:49: was es gegeben hat, was jetzt berufen worden ist, war ja dann eines dieser Dinge, die extrem politisiert

00:26:56: worden sind, wo man dem langjährigen und wirklich großartigen Innenminister mit einem großartigen

00:27:03: Rekord, Oger Devens, das Vorgehalten hat, der dann über diese Nicht-Bewältigung der Flutkatastrophe

00:27:10: dann tatsächlich auch zurücktreten musste irgendwann mal und dann ein wirklich eindrucksvolles

00:27:17: Lebenswerk damit quasi, wie ich mir nicht sagen, zerstört wurde, aber eine helptliche

00:27:21: Markelle bekam. Das hatte natürlich dann auch sehr starke politische Auswirkungen. Insofern ist

00:27:27: es schon gut zu hören, dass man jetzt da auch reagiert hat, was man Strukturen eingeführt hat,

00:27:32: wie das zumindest eine schnellere Kette der Benachrichtigungen auch möglich machen durch das

00:27:38: von Ihnen erwähnte Lagezentrum. Was war Ihr bewegender Moment während dieser Flut-Tage?

00:27:46: Ja, sich glaubt, da gab es so einige. Also wenn ich dann und öfters so die Frage gestellt bekommen

00:27:52: habe, sind mir auch teilweise unterschiedliche Sachen eingefallen, weil es gab einfach viele

00:27:56: so kleine Momente, die halt extrem bewegend waren. Also ein ganz bewegender Moment, wo ich

00:28:03: wirklich erst mal so richtig in Eindruck gekommen habe, war der Samstag, als wir eine Erkundung

00:28:07: gemacht haben. Da war ein Kamerad der Feuerwehr dabei, auch aus dem Kreis. Ein Notarzt, der war

00:28:12: irgendwo aus dem Mainzer Bereich und wir sind mit der Bundeswehr dann, hatten den Auftrag eigentlich

00:28:17: mal bis zur Landesgrenze, also bis kurz vor Blankenheim zu fahren. Das war ja gar nicht möglich,

00:28:23: weil irgendwo war die Straße zu Ende und um dann weiterzukommen, hätten wir halt erst wieder auf

00:28:28: die andere Seite gemusst, was dann knapp 100 Kilometer gewesen wäre. Aber das war halt schon

00:28:33: absolut beeindruckend dieser Moment, als man dann so das erste Mal in verschiedenen Orten

00:28:37: wirklich war und da stand und das war so einer. Und dann einen Moment, den werde ich auch nie

00:28:44: vergessen, den Ahrweiler war der Friedhof ja auch komplett zerstört, der liegt direkt an der Ahr,

00:28:51: da war früher so eine ganz tolle Bruchsteinmauer und so drum. Die war wirklich einfach und dieser

00:28:56: Friedhof war ein Schlammfeld. Und dort haben wir dann, das war so drei bis vier Wochen nach der

00:29:04: Flut, haben wir an dieser Stelle, also in der Nähe von diesem Friedhof eine Fähre mit dem THW

00:29:10: aufgebaut, damit die Leute halt nicht 5, 6 Kilometer bis zur nächsten Brücke mussten, um auf die

00:29:15: andere Seite zu kommen und haben dann so ein kleines Ruderburg mehr oder weniger immer von links

00:29:20: nach rechts über die Ahr treiben lassen mit einem Steuermann da drin, an einem Stahlseil,

00:29:25: das konnte auch nicht wegschwimmen. Und die Fähre haben dann halt viele genutzt, aber es war

00:29:30: natürlich aufwand, man musste warten bis die Konnt, also auch wenn die Ahr nur 20 Meter breit ist,

00:29:35: aber es war halt immer so mit Wartezeit verbunden. Und nach einer Woche hat uns die

00:29:40: Stadt dann angesprochen, haben gesagt, dass mit der Fähre klappt super. Aber wir haben ein Problem,

00:29:45: nächste Woche sind die Schulferien zu Ende, es gab kaum Schule im Kreis oder im Stadtgebiet

00:29:51: bei der neuen Ahr, weil auf allen Dingen die nicht von der Flut getroffen und beschädigt war und es

00:29:56: gibt eine Kloster Schule, den Kalvarienberg, der genau in diesem Bereich da auch auf der anderen

00:30:00: Ahrseite liegt, also auf der kleiner bewohnten. Dort sollte dann nur Unterricht für verschiedene

00:30:05: Schulen in der Anfangsphase stattfinden und damit hätten jeden Tag rund 1000 Kinder hin und her

00:30:11: gebracht werden müssen mit der Fähre. Und das ging einfach nicht. Und dann haben wir die Fähre

00:30:16: durch eine schwimmende Brücke, eine Behelfsbrücke ersetzt, die dann quasi 24 Stunden genutzt werden

00:30:22: konnte. Und als wir diese Brücke fertig hatten, waren wir abends noch, da haben wir noch Geländer

00:30:27: sicher dran gemacht, dass da dann auch keiner runterfallen konnte. Und da kamen wirklich viele

00:30:34: ältere Leute, die dann kamen und uns wirklich teilweise um den Hals gefallen sind und sich

00:30:40: bedankt haben, dass sie einfach mal wieder auf den Friedhof gehen konnten, auf der anderen Seite,

00:30:43: wo dann der Partner begraben war oder so, weil einfach diese Möglichkeit vier Wochen nicht

00:30:49: bestand hat. Das war für mich absolut so einer der ergreifendsten Momente, muss ich ehrlich sagen.

00:30:54: Großartig. Also da kann man wirklich nur sagen großartig was sie, was das THB, was auch die

00:31:00: anderen Blaulichtorganisation da in dieser wirklich schweren und sehr, sehr schwierigen Situation

00:31:06: geleistet haben für die Menschen. Ich denke vielen ist gar nicht bewusst, dass natürlich auch solche

00:31:11: Dinge ebenfalls von solchen Tiertastrophen berührt sind und was das für die Angehörigen bedeutet,

00:31:18: wie sie es beschrieben haben, Friedhöfe, die überflutet sind. Was wünschen sie vielleicht,

00:31:23: abschließen sie sich für die Region und für das Ehrenamt im Katastrophenschutz? Als Allererstes

00:31:30: für die Region, aber auch für alle anderen Regionen in Deutschland natürlich, dass sowas

00:31:33: nirgendswo mehr in der Art und Weise und mit den Ausmaßen passiert, das ist natürlich der größte

00:31:40: Wunsch, gerade für die Region. Aber wie gesagt, das Arter gibt es ganz oft in Deutschland. Es kann

00:31:46: auch ein kleineres und kürzeres Tal sein oder so, aber ich glaube diese Verhältnisse gibt es ganz

00:31:51: viel. Also ich finde schon, man merkt halt auch klar, wenn man jetzt durchs Arter fährt, vieles ist

00:31:57: noch zerstört oder sieht noch schlimm aus, aber es gibt auch ganz viele tolle Beispiele, wo man

00:32:02: sieht, man hat richtig schön wieder aufgebaut, modernisiert, es laufen Baustellen ohne Ende. Die

00:32:10: Bahnstrecke ist halt gerade so, dass das große Thema im Moment halt wirklich absolut beeindruckt ist,

00:32:16: wenn man dann mal so nach vier Wochen mal wieder irgendwo ein Stück die A hoch fährt, was da gerade

00:32:20: so passiert ist, da stehen auf einmal Brücken wieder die Säckwahlen und dass das Tal vielleicht

00:32:25: einfach auch so ein Neuanfang da draußen nochmal macht, das wäre natürlich schon schön, gerade mit

00:32:31: dem Hintergrund Tourismus. Sie haben mir gesagt, das war schon immer ein Naherholungsgebiet, gerade

00:32:36: für Köln, Donnergreich oder so. Aber dass man über diesen Grund halt auch vielleicht vieles

00:32:41: so ein bisschen modernisiert, das ist halt schon so, glaube ich, ein wichtiger Punkt. Wenn Sie sagen,

00:32:46: dass es natürlich viele verschiedene Arterien gibt in Deutschland, dann ist das ja so und bald,

00:32:53: dass auch in vielen dieser Arterien diese Gefahren lauern, wie sollten sich den Menschen dort darauf

00:32:59: vorbereiten? Ja, also ich sage mal so richtig vorbereiten, für das Wasser konnte man sich ja nicht.

00:33:05: Also ich sage mal, die Schäden, die an den Gebäuden entstanden sind, die kann man einfach nicht

00:33:08: ändern. Man muss halt einfach überlegen, wo baue ich, wo werden vielleicht auch mal neue

00:33:12: Baugebiete nicht mehr ausgewiesen oder Ortschaften vergrößert, wenn es dann Richtung Fluss geht.

00:33:18: Ich glaube, das ist schon so ein Punkt, wo man halt auch überall mal darüber nachdenken muss,

00:33:23: wo, wo baue ich hier und die Weit ist die nächste Gefahr von mir weg. Aber wenn es das Wasser nicht

00:33:30: ist, dann wenn wir jetzt im Osten der Republik sieht, die Weitbrände, die könnten dann wieder da

00:33:35: auftreten, wo Leute sagen, wir sind fünf Kilometer weg vom nächsten Bach hier oder so. Und Starkrecken

00:33:41: kann ja auch überall zur Gefahr werden. Ich meine, das haben ja auch so Ereignisse wie Münsterland,

00:33:45: 2014 oder so gezeigt, wo man jetzt keine engen Täler hat und keine steilen Hänge,

00:33:50: dass es einfach so viel regnet, dass es auch im flachen Land nicht auf der Straße steht und

00:33:57: Menschen im Keller erdrunken sind. Das ist halt nirgisch. Letzte Frage. Wenn jemand jetzt zugehört

00:34:04: hat und sagt, Mensch, die machen so tolle Arbeit beim THW, natürlich auch bei der Björn Steigerstiftung,

00:34:10: aber ich möchte jetzt persönlich unterstützen, nicht mitteltaktätig werden. Habtzeit will

00:34:17: Teil meiner Freizeit dafür aufwenden. Findest toll, was sollen diese Menschen machen? Ja, entweder

00:34:24: man haut vielleicht schon im Hinterkopf, wo der nächste THW auch zur Band ist. Ansonsten auf der

00:34:30: Seite www.thw.de mal gucken. Da kann man dann auch sagen, wo befinde ich mich und wo sind auch zur

00:34:37: Bände, um mich rum und dort einfach mal vorstellig werden. Also wir haben das extrem gemerkt. Wir

00:34:43: haben seit der Flut wesentlich mehr Zulauf, also für einen kleinen auch zur Band, was wir sind,

00:34:50: hat sich die Quote so, die jährlich kommen und anfangen, eine Grundausbildung starten,

00:34:55: eigentlich verdoppelt. In den ersten Wochen nach der Flut war das ganz extrem, aber da

00:35:01: kam man auf Leute, die gedacht haben, ja, ich komme jetzt und kann morgen mit dem Einsatz gehen. Den

00:35:05: Zahn müssen wir ihnen anziehen. Aber wirklich einfach mal gucken, wo ist der nächste auch zur

00:35:10: Band. Und dort einfach mal anrufen, Termin vereinbaren. Also wir sagen immer, wenn sich einer

00:35:15: meldet, kommen einfach dann und dann mal vorbei. Wir haben mittwochs abends immer so ein Termin,

00:35:19: wo Leute da sind. Und ich finde, einfach dann kann man am besten mal abchecken, ja, ist das was

00:35:25: für mich. Guckt sich das mal an. Klar, die meisten bekommen, weil sie sagen, ich bin halt Technik-Affin

00:35:30: und möchte da auch was machen. Aber es kommen auch Leute, die sagen direkt, ich habe körperlich

00:35:36: jetzt gebrechen, ich kann nicht aktiv arbeiten, ich würde trotzdem gern was machen. Und auch für

00:35:41: sowas gibt es Funktionen im THW, im Bereich der Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit oder so. Jeder

00:35:46: hat die Möglichkeit dort teilnehmer zu sein und mitzumachen. Und ansonsten einfach mal ein Gespräch

00:35:52: und gucken, passt das auch persönlich natürlich. Das ist dann so der zweite Punkt. Daniel Gronewald.

00:35:57: Vielen herzlichen Dank für das wunderbare Gespräch. Ja, vielen Dank Ihnen. Was Daniel Gronewald uns

00:36:02: berichtet hat, das lässt nur erahnen, wie dramatisch die Lage im Ahrtal war. Vor allem in den ersten

00:36:08: Stunden. Und während die Helferinnen und Helfer draußen im Einsatz alles gaben, lief im Hintergrund

00:36:14: die Koordination auf Hochtouren. Wer kommt wann wohin und wer braucht was am dringendsten? Und eine,

00:36:21: die genau in dieser Phase den Überblick behalten musste, ist Rudja Kräft. Sie war damals in der

00:36:27: Einsatzleitung des THW in Nordrhein-Westfalen. Und auch sie erinnert sich gut an die Nacht,

00:36:32: in der plötzlich alles anders war. Ich freue mich hier zu sein. Nehmen Sie uns einmal mit in diesen

00:36:38: Juli 2021. Was passierte bei Ihnen in dieser, das war ja Abend, glaube ich, Nacht, als die Katastrophe

00:36:48: bekannt? Ja, ich habe tatsächlich Einsatzrufbereitschaft gehabt für die Landesverbandstienstelle des THW

00:36:53: in Nordrhein-Westfalen. Und in Nordrhein-Westfalen war es auch so, dass schon in der Nacht vom 13.

00:36:58: auf den 14. Juli so erste wetterbedingte Einsätze gemeldet worden sind. Das war im Bereich Hagen,

00:37:05: im Bereich Städteregion Aachen, Stolberg, Röttgen, Kreis Euskirchen und auch im Hochsauer Landkreis.

00:37:12: Wir haben sich da die Meldungen überschlagen zu Überflutung, Pumparbeiten und so weiter,

00:37:19: angeschlagene Bebeute, Anfragen zu Sand, sagt Logistik. Und da war erst mal noch gar nicht so klar,

00:37:25: was ist da jetzt eigentlich passiert? Wir wussten natürlich, es gibt irgendwie einen Unwetter

00:37:30: und sind vielleicht auch ein bisschen davon ausgegangen, dass es einfach steigende Piegel gibt.

00:37:35: Und dass da direkt so ein Ausmaß der Katastrophe sichtbar war, das war uns im ersten Moment gar nicht

00:37:42: klar. Das hat tatsächlich ein bisschen länger gedauert, das wirklich zu begreißen in dem Moment.

00:37:46: Wann haben Sie gemerkt, also Sie persönlich, aber auch Sie allgemein als Rettungskollinierungsstelle,

00:37:54: wo das sind jetzt nicht nur verschiedene Anfragen, die kommen, sondern hier passiert gerade etwas ganz

00:38:00: außergewöhnlich Schlimmes? Bei uns in der Landesverbandensdienststelle haben wir normalerweise

00:38:04: ein Lagedienst, der so erste Anforderungen annimmt oder auf die Lage einfach aufnimmt. Da haben wir

00:38:12: schon gemerkt, also das wird jetzt richtig viel. Wir haben einige Regionalbereiche bei uns im Einsatz

00:38:17: schon komplett, vor allen Dingen im Bereich Aachen, Ansberg, Bochum, Dortmund, Köln, Olpe,

00:38:23: die Bereiche. Und da haben wir gesagt, so jetzt müssen wir wirklich die Struktur wechseln und gehen

00:38:28: in einen Leitungs- und Koordinierungsstab. Und um da einfach mehr Personal zusammen zu ziehen und

00:38:34: da die Lage wirklich auch beobachten zu können, und haben da einfach gemerkt, das wird gerade so viel.

00:38:40: Wir werden überflutet von Informationen und das war natürlich eine Herausforderung, die erst mal

00:38:45: zu sortieren und ja zu priorisieren und zu schauen, wie wir uns da aufstellen. Nehmen Sie uns doch noch

00:38:52: mal mit in diese Nacht, als das dann passierte. Sie waren im Einsatz, Sie haben gemerkt, das haben

00:38:58: Sie jetzt gut beschrieben, aber auch sehr technisch. Aber dann passiert ja etwas. Dann wird

00:39:04: mal Rettungsmaßnahmen in Gang gesetzt, da kommen dann wahrscheinlich im Minutentakt, Sie haben

00:39:11: es einen Gang beschrieben, Meldungen, Anforderungen. Wie war die Situation? Sehr emotional war eine

00:39:18: Situation, an die ich mich erinnere, dass mich ein Helfer, der vor Ort wirklich war, in

00:39:23: Euskirchen war nie in der kleineren Ortschaft. Das war, bleibe ich schon am dritten oder vierten

00:39:28: Tag dann, der rief mich an und sagt, du pass auf, wir sind jetzt hier gerade, wir wissen gar nicht,

00:39:34: wo man hier anfangen kann und wo man, hier die Leute sind hier nicht versorgt, die sind seit drei,

00:39:40: vier Tagen von einem abgeschnitten, die sind auf sich alleine gestellt, hier liegen Tierkadaver

00:39:45: auf der Straße. Das sind wirklich Dinge gewesen und man sitzt dann tatsächlich in so einem

00:39:50: Leitungs- und Koordinierungsstab, wo man denkt, na ja, wir sind ja eigentlich weit weg. Gleichzeitig

00:39:55: ist man, hab ich mich ein Stück hilflos gefühlt, einfach nicht vor Ort zu sein oder nicht direkt

00:40:01: mit anfassen zu können, wohlwissend, aber dass ich meine Arbeit und meinen Job an der Stelle mache,

00:40:06: an der ich gerade sitze. Aber das sind auch Dinge, die so psychisch so ein bisschen mitspielen.

00:40:11: Ich kann mich da gut reinversetzen, dann will man einfach hin, will mitmachen, will vor Ort sein

00:40:16: und helfen, aber ihre Aufgabe ist ja eine super wichtige dann in der Koordinierung der Maßnahmen.

00:40:21: Warum machen Menschen beim THW mit? Ist das eine familiäre Bindung? Bei der Oper schon beim THW,

00:40:29: früher war eine Möglichkeit, nicht zu Bundeswehr zu gehen, indem man einen sehr,

00:40:34: sehr langen Dienst beim THW die Verpflichtung dazu eingegangen ist. Ich glaube, das ging

00:40:39: über zehn Jahre, wo man sich verpflichten musste, an verschiedenen Wochenenden dann bereit zu sein,

00:40:44: bereit zu stehen. Das ist ja weggefallen. Warum opfern Menschen einer sehr guten Sache,

00:40:51: ihrer Freizeit und verdingen sich beim THW? Also in vielen Fällen ist es so, dass das ja schon eine

00:40:58: familiäre Bindung besteht, dass tatsächlich traditionsgemäß Leute sich engagieren. Viele

00:41:04: kommen auch immer über Freunde oder über den Freundeskreis dazu. Und natürlich,

00:41:09: immer als Wer-Satzdienst war damals auch immer ein Thema, darüber sind auch sehr,

00:41:13: sehr viele, ich sag mal, hängen geblieben. Und das ist das eine, wie man dazu kommt. Wichtiger ist,

00:41:22: warum man dabei bleibt. Nämlich aus meiner Sicht ist es tatsächlich so, dass dieses

00:41:26: Gefühl jemandem geholfen zu haben und sinnvoll was für die Gesellschaft zu tun. Das kann man gar

00:41:32: nicht beschreiben und kann man gar nicht erfassen, wenn man es nicht selber erlebt hat. Das muss

00:41:36: natürlich irgendwie transportiert werden, also im Sinne Gutes tun und darüber reden. Und das

00:41:41: machen natürlich viele, viele Menschen, denen die Arbeit beim THW Spaß macht und dadurch kommen

00:41:47: eben auch Freunde dazu. Und natürlich haben wir auch viel Technik. Fahrzeuge sind beeindruckend oder

00:41:53: große Baumaschinen oder ähnliche Ausstattungen. Das macht natürlich auch total Spaß, sich damit zu

00:41:58: beschäftigen und damit zu arbeiten. Beeindruckend ist auch, wo sie überall tätig sind. Jetzt haben wir

00:42:05: über das A-Teil oder reden wir vor allem über das A-Teil und ihren koordinären Einsatz dort. Aber

00:42:10: sie sind ja auch bei anderen Unglücken, auch im Ausland sieht man das THW beispielsweise als

00:42:16: Hilfstleistung, das gerade auch oftmals in Erdbebengebieten seinen Dienst tut und da vor Ort hilft. Das sind

00:42:24: ja schwierige Einsätze einmal vor Ort und auch kann ich mir vorstellen für die Beteiligten,

00:42:29: psychisch nicht einfach klar. Retter sind härtengewohnt und sind auch gewohnt damit umzugehen. Und das

00:42:37: Gefühl, Sie haben es beschrieben, jemandem zur Helfen ist ein großartiges. Aber trotzdem kann ich

00:42:43: mir vorstellen, hat sowas ja auch härten gibt es bei Ihnen auch Angebote damit umzugehen, also ein

00:42:51: Art Nachsorge für Einsatzkräfte? Ja, auf jeden Fall. Wir haben in jedem unserer Landesverbände gibt

00:42:57: es ein sogenanntes Einsatz-Nachsorge-Team. Das heißt, die Kameraden sind speziell ausgebildet,

00:43:04: da wirklich psychische ersten Hilfe zu leisten und dazu sein, das sind selber Einsatzkräfte, die

00:43:11: Erfahrungen auch nachvollziehen können und insofern können die da sehr gute Unterstützung leisten

00:43:19: und sehr gut helfen für unsere Einsatzkräfte. Hat Sie etwas besonders geschockt, beeindruckt,

00:43:26: menschlich berührt in Ihrer Arbeit und denn ja, was war das? Ja, geschockt, würde ich jetzt nicht sagen,

00:43:34: weil ich glaube, ich bin schon relativ erfahren gerade in dem Bereich. Aber es gibt halt immer

00:43:39: wieder Situationen, wo man schon mal irgendwann schlucken muss und das meiste kommt dann eher

00:43:44: nach dem Einsatz. Also in der Situation selber geht es mir persönlich immer so, dass ich erst mal

00:43:50: relativ gut funktioniere und alles gut abarbeite und wenn man im Nachhinein drüber nachdenkt,

00:43:56: was das für Situationen sind, dann wird es manchmal, wird es manchmal haarecht. Da muss man

00:44:01: gucken, dass man selber ein bisschen Distanz dazu auch noch aufrecht erhält, damit ein das

00:44:08: wirklich nicht ausrisst und wichtig ist sonst, wenn man merkt, dass es einem nicht gut geht,

00:44:13: dann wirklich die Hilfe auch suchen bzw. annehmen. Das ist, glaube ich, in den letzten Jahren auch

00:44:18: insgesamt ein Thema gewesen, wo gerade Einsatzkräfte vielleicht Schwierigkeiten haben,

00:44:23: wirklich einzugestehen. Ich brauche hier gerade Hilfe, weil es mir psychisch nicht gut geht.

00:44:27: Früher war auch der harte Hund, ob männlich oder weiblich, glaube ich, eher noch gewöhnlicher.

00:44:33: Es wurde wahrscheinlich auch eingefordert eher, dass man diese Rolle auf so wahrnimmt. Heute gibt es

00:44:39: ja auch eine größere Bereitschaft, auch darüber zu reden und die Hilfe, die es früher vielleicht

00:44:43: auch nicht so gab, anzunehmen, ohne dass man irgendwie stigmatisiert wird oder in irgendeiner

00:44:49: Weise kritisch beurteilt wird in diesem Zusammenhang, oder? Genau. Ansonsten hilft aber immer drüber

00:44:55: reden, dass es auch was, was mir persönlich dann weiter hilft, sich einfach auszutauschen und die

00:45:00: Erfahrung auch anderer noch mal abzugleichen, weil dann weiß man auch immer, man ist nicht

00:45:04: alleine mit dem Eindruck, den man gerade hat. Wie schaffen Sie es immer noch, Menschen zu

00:45:09: begeistern, vielleicht auch in Konkurrenz zu anderen Freizeitaktivitäten auf Instagram zu

00:45:15: scoren oder Netflix zu gucken, dass sich beim Ihren Amt THW mitzumachen und einen wesentlichen

00:45:21: Teil seiner Freizeit eben für diese wichtige Anrufe aufzuwenden? Das THW hat natürlich in der

00:45:28: Vergangenheit auch immer Mal-Werbe-Kampagnen gestartet und durchlaufen. Da setzen wir uns

00:45:35: natürlich auch dafür ein, dass wir da die Zielgruppen, auch Zielgruppen gerecht ansprechen,

00:45:40: also dass wir zum Beispiel auch soziale Medien nutzen oder wirklich auch aktiv in Schulen gehen

00:45:45: oder wirklich in der Öffentlichkeit präsent sind, um da neue Einsatzkräfte zu gewinnen.

00:45:50: Und oft ist es tatsächlich so, wenn eine Kameradschaft vor Ort dann erlebt wird,

00:45:56: dann hält das die Leute auch gerne da, weil man findet Freunde, man lernt neue Leute kennen,

00:46:03: man lernt vor allen Dingen ganz verschiedene Charaktere kennen vor Ort und insofern ist

00:46:09: das tatsächlich eine der Herausforderungen, neue Einsatzkräfte zu gewinnen. In den letzten Jahren

00:46:14: hat ja auch nach Aussetzung der Werflicht es immer noch geklappt, dass wir wirklich einen dortigen

00:46:20: Zulauf haben und wir haben gerade so viel Mitglieder wie noch nie im Ehrenamt. Worauf führen Sie das zurück?

00:46:26: Tatsächlich gab es 2021 auch eine sehr große Wärmekampagne, die optisch auch sehr ansprechend

00:46:33: war und auch auf sehr vielen Kanälen lief. Und tatsächlich ist es auch immer so, dass große

00:46:39: Schadensereignisse die Leute auch motivieren, bei uns mitzumachen, weil sie eben auch helfen möchten.

00:46:44: Wes Ahrtal? Wes Ahrtal zum Beispiel, das lief damals parallel auch wirklich zu dieser Werbekampagne,

00:46:51: sodass wir wirklich einen sehr, sehr hohen Zulauf an neuen Einsatzkräften bekommen haben. Und das

00:46:57: hat sich auf weiterhin fortgesetzt. Also das THW ist jetzt auch seit 2020 auf jeden Fall, glaube ich,

00:47:03: im Dauereinsatz. Wir waren in der Corona-Pandemie, dann das Ahrtal, diverse andere kleinere Unwärter

00:47:09: Einsätze jetzt in den letzten Jahren, dann waren wir auch dabei. Ukraine-Einsatz bzw. da

00:47:17: Transporttätigkeiten, die ein oder anderen Ereignisse im Ausland haben alle dazu beigetragen, dass wir,

00:47:23: glaube ich, in den Medien deutlich präsenter waren und dass der Gesellschaft auch deutlich

00:47:28: präsenter ist, dass es eine Erdambilitätigkeit ist und eigentlich auch jeder mitmachen kann.

00:47:32: Was gibt Ihnen persönlich die Kraft, sich weiter in dieser Aufgabe so mit so viel Energie einzubringen?

00:47:38: Tatsächlich das Gefühl, was ich daraus wieder ziehe, wenn ich weiß, ich habe einen positiven

00:47:45: Beitrag geleistet, ich habe etwas Sinnvolles getan und ich habe gerade jemandem geholfen. Das gibt mir

00:47:51: unheimlich viel Kraft und motiviert mich auch dazu, weiterzumachen. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten,

00:47:58: sich für den Bevölkerungsschutz in Deutschland eine große Sache zu wünschen, was wäre das?

00:48:05: Respekt und Anerkennung von der Gesellschaft für alle durchgängig. Ich weiß, es sind schon viele,

00:48:12: die sagen, es ist sehr respektvoll, was man hier macht oder das sollte gewürdigt werden.

00:48:17: Aus meiner Sicht wird die Arbeit der Rettungskräfte zu wenig wertgeschätzt.

00:48:23: Wir danken Ihnen auf jeden Fall dafür, Ihnen und den anderen Rettungskräften vor Kraft. Ich danke

00:48:30: Ihnen herzlich für Ihren Einsatz, damals, für heute und vielen Dank für dieses Gespräch.

00:48:34: Vielen Dank auch von mir.

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