Telemedizin im Rettungsdienst

Shownotes

In dieser Folge geht es um ein Thema, das Leben retten kann: Telemedizin im Rettungsdienst. Was früher vor allem mit abgelegenen Regionen oder Extremsituationen assoziiert wurde, wird heute zunehmend ein fester Bestandteil moderner Notfallmedizin. Doch was genau bedeutet das? Wie funktioniert Telemedizin im Einsatzwagen? Und wie verändert sie die Arbeit von Notfallsanitätern, Leitstellen und Klinikpersonal?

Béla Anda spricht mit Patrick Andreas Eder, Innovationsmanager am Zentrum für Telemedizin in Karlsruhe. Er begleitet digitale Entwicklungen von der ersten Idee bis zur konkreten Anwendung im Einsatzalltag – und gibt uns spannende Einblicke, wo Telemedizin heute schon wirkt, welche Hürden noch bestehen und wie die Zukunft der Rettungskette aussehen könnte. Diese Folge zeigt, wie Technologie, Daten und Vernetzung die Notfallversorgung revolutionieren – und warum flächendeckende Mobilfunkabdeckung dabei keine Nebensache ist, sondern zur Lebensfrage werden kann.

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00:00:00: Die Björn-Steiger-Stiftung.

00:00:02: Der Podcast.

00:00:04: Mai 1969.

00:00:06: Auf dem Rückweg vom Schwimmbad wird der 8-jährige Björn-Steiger

00:00:09: von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt.

00:00:12: Es dauert fast eine Stunde, bis endlich ein Rettungswagen eintrifft.

00:00:16: Björn-Steiger stirbt.

00:00:18: Nicht an seinen Verletzungen, sondern an den Folgen eines Schocks.

00:00:22: Die Eltern Ute und Siegfried Steiger gründen erst einen gemeinnützigen Verein.

00:00:26: Später entsteht daraus die Björn-Steiger-Stiftung.

00:00:29: Durch ihr unerlässliches Engagement wurden bis heute

00:00:32: Millionen Menschenleben gerettet und vergleichbare Schicksalsschläge vermieden.

00:00:36: In diesem Podcast geht es um die Arbeit der Björn-Steiger-Stiftung

00:00:40: und die Bedeutung einer funktionierenden Notfallhilfe.

00:00:43: Wir sprechen mit Experten, Betroffenen und den Machern hinter den Kulissen.

00:00:47: Folge 50.

00:00:49: Telemedizin im Rettungsdienst.

00:00:51: Wie Echtzeitdaten Leben retten können.

00:00:53: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts der Björn-Steiger-Stiftung.

00:00:58: Wir reden heute über Telemedizin.

00:01:01: Das kennt man aus abgelegenen Gebieten oder von großen Sportereignissen,

00:01:05: wenn Säklerinnen und Säkler auf Hohesee sind

00:01:08: und dann ärztliche Probleme haben und ein Arzt braucht.

00:01:12: Und dann vertrauen Sie oft der Telemedizin.

00:01:16: Telemedizin bezeichnet die ärztliche oder auch die therapeutische Versorgung

00:01:20: über große räumliche Distanz.

00:01:22: Manchmal auch nicht so groß, aber auf jeden Fall, wenn der Arzt nicht dabei ist,

00:01:26: gibt es viele von Digitaltechnologien.

00:01:28: Zum Beispiel auch über Video, über Apps, Telefon

00:01:31: oder manchmal sogar auch über Fernüberwachung im Gesundheitswesen.

00:01:36: Es geht dann um Diagnosenbehandlungen.

00:01:38: Aber jemand, der sich sehr gut auskennt, ist Patrick Andreas Eder.

00:01:42: Er ist Innovationsmanager im Zettrum für Telemedizin,

00:01:46: den ZTM in Karlsruhe.

00:01:48: Und er ist heute bei uns. Hallo, Herr Eder.

00:01:51: Hallo, Herr Anders. Vielen Dank für die Einladung.

00:01:53: Freue mich auf das Gespräch.

00:01:55: Ja, danke schön, dass Sie dabei sind.

00:01:57: Ich und wir freuen uns auch.

00:01:59: Sagen Sie einmal, was sind die großen Vorteile der Telemedizin

00:02:03: und wie sind Sie in diesen Bereich gekommen?

00:02:06: Also ich begleite digitalen Entwicklungen eigentlich

00:02:09: von der ersten Idee bis zur praktischen Anwendung in der Akuto-Novembermedizin.

00:02:13: Und da bin ich schon sehr früh reingekommen,

00:02:16: weil ich im Studium über eine Vorlesung den späteren Geschäftsführer

00:02:19: für ein Dr. Rashid kennengelernt habe

00:02:21: und der über Forschungs- und Gewicklungsprojekte

00:02:24: in der Rahmen der Vorlesung erzählt hat.

00:02:26: Und da ich im Rettungsdienst angefangen habe

00:02:28: und dann im Studium mich eher in der Gesundheitswissenschaften vertieft habe

00:02:31: und diesen telemedizinischen Einblick bekommen habe,

00:02:34: da hat es dann einen Klick gemacht.

00:02:36: Und in der Versorgung ist es mir besonders dann aufgefallen,

00:02:40: weil ich das auch dann gut mit meinem eigenen praktischen Tun

00:02:43: widerspiegeln konnte, dass da genau ein Bedarf ist,

00:02:46: wo Telemedizin wirken kann.

00:02:48: Wo genau ist dieser Bedarf?

00:02:50: Ich habe ja früh in der Ausbildung auch im Rettungsdienst,

00:02:53: habe ich ja auch Patienten, die ich in der Klinik abgegeben habe.

00:02:56: Man kennt das, hat einen Verdacht.

00:02:58: Man hat den Patienten ja ganz kurz eigentlich

00:03:00: im Rahmen der Notfallversorgung vor sich.

00:03:03: Man kennt die Vorgeschichten nicht von ihm.

00:03:05: Also man macht eher eine kurze Anamnese,

00:03:07: versucht möglichst schnell herauszufinden, was ihm fehlt,

00:03:09: um ihn dann auch möglichst zielgerichtig und schnell in die Klinik zu bringen.

00:03:13: Und da hat mich dann relativ früh auch dann beschäftigt,

00:03:16: da war dann meine eigene Verdachtsiagnose, hat die gestimmt.

00:03:19: Welchen Material hatte ich jetzt dafür, dass das gestimmt hat?

00:03:22: Und vor allem, ja, bin ich dann oft direkt mit ins CT gegangen,

00:03:26: habe dann vielleicht auch oft das mal nachgefragt,

00:03:28: was ist denn aus den Patienten geworden?

00:03:30: Und da ist es mir dann auch aufgefallen über, sagen, die Jahre,

00:03:33: die man dann auch dann solche Patienten dann versorgt.

00:03:36: Ja, da muss etwas geschehen

00:03:38: und vielleicht kann man vielleicht digital aushelfen.

00:03:41: Wie genau sind Sie auf diese Idee gekommen?

00:03:43: Weil, ich meine, das haben Sie jetzt so ein bisschen geschältet.

00:03:46: Sie haben Patienten gesehen, Sie haben gesagt,

00:03:48: Mensch, ist die Diagnose auch richtig gewesen,

00:03:51: aber zu diesem Schritt zu kommen, zu sagen, digital aushelfen,

00:03:55: wenn Menschen auch über Telemedizin wird das zu tun,

00:03:59: das ist ja doch noch ein weiterer Schritt.

00:04:02: Ja, ist ein Riesenschritt und ist gar nicht so trivial, den zu gehen.

00:04:05: Ich glaube, für mich persönlich war einfach,

00:04:08: oder das, was ich auch heute sehe,

00:04:10: ist erstmal den Patienten gut strukturiert zu erfassen.

00:04:15: Da helfen auch mittlerweile sehr gut die Dokumulationssysteme,

00:04:18: die im Rettungsdienst in Einsatz sind.

00:04:20: Das sind wir leider auch noch nicht flächendeckend.

00:04:22: Und dass ich mit Daten und mit guten Informationen

00:04:25: zu Patienten arbeiten kann.

00:04:27: Und dass ich vor allem diese auch demjenigen,

00:04:29: der sie braucht, auch übertragen kann.

00:04:31: Und ein Anwendungsfall ist,

00:04:33: dass man eben den aufnimmenden Klinikum,

00:04:35: dem Arzt und die Pflegefachkraft,

00:04:38: die den Patienten dann weiterversorgen soll,

00:04:40: schon möglichst früh mitgibt.

00:04:42: Und zwar Daten basiert, was ist das für ein Patient,

00:04:44: was hat der, was sind der mögliche Verdachtsdiagnosen,

00:04:48: die ich habe, was sind seine Vitalparameter,

00:04:50: damit die sich gut darauf vorbereiten können.

00:04:52: Das ist für die meisten Patienten, würde ich sagen,

00:04:56: spielt das nicht ganz die große Rolle,

00:04:58: aber für die Patienten, die wirklich kritisch krank sind

00:05:01: und die ja um ihr Leben kämpfen, für die sind,

00:05:04: zählt jede Minute.

00:05:06: Und gerade in diesem Aufnahmeprozessübergang zur Klinik,

00:05:09: wo auch dann ein rücklichen Prozess in der Klinik losgeht,

00:05:11: können diese Daten helfen.

00:05:13: Und das ist nur ein Beispiel der Telemedizin,

00:05:15: wie sie in der Nufermedizin wirken kann.

00:05:17: Jetzt haben wir in Deutschland ja dieses riesen Thema

00:05:20: immer mit Datenschutz.

00:05:22: Wir haben es gesehen bei der elektronischen Patientenakte,

00:05:26: was vieles sicherer machen soll für den Konsumenten,

00:05:30: Patienten in diesem Fall.

00:05:32: Was aber natürlich auch vieles verhindert.

00:05:34: Wie ist es hier bei der Telemedizin mit den Daten?

00:05:37: Die Datenschutz-Gunverordnung oder generell Datenschutz

00:05:40: und Sicherheit spielt da auch eine wesentliche Rolle.

00:05:42: Es ist ganz wichtig.

00:05:44: Vor allem reden wir in der Regel über patientenbezogene Daten,

00:05:47: hochkritische Daten,

00:05:49: die man wirklich aufpassen muss, dass das eingehalten wird.

00:05:53: Deswegen ist es umso wichtiger, dass man gute Konzepte hat,

00:05:56: die eben das gewährleisten, dass man die Daten gut schützen kann.

00:06:00: In meiner Erfahrung zeigt, dass Datenschutz kein Hindernis ist,

00:06:03: sondern dass diese Vorgaben eigentlich dazu beitragen,

00:06:07: eine gute Datenübertragung auch möglich zu machen.

00:06:10: Vor allem sollen ja nicht nur den Patienten schützen,

00:06:13: sondern auch darauf sich beschränken, was wirklich notwendig ist.

00:06:17: Dass man nicht alles mit den Daten macht,

00:06:19: sondern das, was auch einen medizinischen Zweck zum Beispiel hat.

00:06:22: Und das herauszuarbeiten und vor allem auch daraus dann,

00:06:25: das sind die Versorgung zu implementieren.

00:06:27: Das ist eine Herausforderung, aber macht auch dann Spaß,

00:06:29: wenn man sieht, dass es auch zur Umsetzung kommt.

00:06:32: Wo wird Herr Ider Telemedizin heute schon im Rettungsdienst eingesetzt?

00:06:37: Auf ganz vielfältigen Ebenen.

00:06:40: Telemedizin ist auch vielleicht ein sehr breiter Überbegriff.

00:06:44: Wir haben den mal versucht, ein bisschen aufzudröseln,

00:06:47: was denn alles schon gibt und wo es schon eingesetzt wird.

00:06:50: Und dann das eher digitales Notvermanagement.

00:06:53: Da spielt Telemedizin in vielen Bereichen eine Rolle.

00:06:56: Zum Beispiel kann ich die da so EKG-Daten oder Foto- oder Videodaten

00:07:01: vorab schon in den Krankenhaushänden.

00:07:03: Aber kann ich vielleicht einen Facharzt oder einen Notarzt

00:07:06: mir zum Einsatzort telemedizinisch dazuschalten?

00:07:10: Und da unterscheidet es sich dann auch,

00:07:12: wo es jetzt dem Telemedizin genau ein, woher brauch ich das?

00:07:15: Aber Telemedizin geht auch noch ein Stück weiter,

00:07:18: einfach ein Netzwerk zu erstellen

00:07:21: zwischen den Rettungsdiensten, den Leitstellen und den Kliniken.

00:07:23: Und deswegen haben wir das digitales Notvermanagement gefasst,

00:07:25: weil es sozusagen mehr als die Summe der Einzelteile ist.

00:07:28: Und eigentlich wollen wir damit eine bessere Vernetzung herstellen

00:07:32: und weniger einzelne Anwendungen in der Telemedizin implementieren,

00:07:38: sondern eher das große Ganzen im Blick behalten.

00:07:41: Hey, Edda, was ist Ihre Aufgabe als Innovationsmanager am ZTM

00:07:45: und wie sind Sie zur Telemedizin gekommen?

00:07:48: Zur Telemedizin bin ich gekommen über das Studium.

00:07:54: Und wie wir sozusagen aus meiner Rettungsdienste in Praxis in Erfahrung,

00:07:59: da habe ich das kennengelernt, wie sinnvoll das sein kann.

00:08:02: Meine Aufgabe als Innovationsmanager ist es,

00:08:05: dass sich von der Idee und von einem Bedarf, der in der Versorgung da ist,

00:08:10: dass man überlegt, wie kann man diese Innovation,

00:08:13: eine digitale Innovation erstellen, erstmal entwickeln,

00:08:18: vielleicht sogar die Bedarfe nochmal schärfen, wo es wirklich gebraucht ist,

00:08:22: aber dann auch schlussendlich zu pilotieren

00:08:24: und dann auch in die Versorgung zu überführen.

00:08:26: Bitte könnt ihr uns ein Beispiel geben, wie sich das konkret darstellt.

00:08:30: Also wo begegnen Sie den Patienten, wo Sie telemedizinische Dinge einsetzen?

00:08:36: Was ist das gängigste Verfahren?

00:08:38: Sie haben uns berichtet, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt,

00:08:41: eine medizinische Maßnahme einzusetzen.

00:08:44: Aber was ist am gebräuchlichsten

00:08:46: und wo sehen Sie den größten Hebel für die Zukunft?

00:08:49: Also was in Deutschland schon sehr gut etabliert ist

00:08:53: und da haben wir leider noch ein Flickenteppich in der Implementierung,

00:08:57: aber was schon sehr gut genutzt wird,

00:08:59: ist, dass sich der Rettungsdienst oder Notarzt

00:09:01: mit den aufnehmenden Kliniken schon digital vernetzt

00:09:04: und da über Telemedizin relevante Vorabinformationen in die Kliniken überträgt.

00:09:10: Das sind knapp 550 Kliniken, die schon in Deutschland das nutzen,

00:09:13: mit denen entsprechenden Rettungsdiensten und Notärzten.

00:09:16: Wir sehen, dass sich da bei der EKG-Übertragung,

00:09:19: dass sich das auch speziell für ein Herzenfakt ein Mehrwert bietet

00:09:22: oder dass, wenn man vorab bei Verdacht auf Schlaganfall,

00:09:25: einen Patienten schon vorher strukturiert erhebt

00:09:29: und dann in die Klinik sendet, dass die Neurologen viel besser einschätzen können,

00:09:33: ob der Patient jetzt ins CT muss

00:09:35: oder ob der Patient nicht vielleicht noch in die Traumektomie muss.

00:09:39: Also auf solchen Daten lassen sich auch gute Prozesse

00:09:43: und Behandlungsschritte schon mal vorplanen.

00:09:47: Und die Telemedizin hat sich auch in den letzten Jahren weiterentwickelt,

00:09:50: auch in dem Bereich.

00:09:52: Und wir sehen auch, dass sich jetzt Ärzte, sozusagen aus der Ferne,

00:09:55: nicht nur dass die Patientendaten von dem Rettungswagen zu den Ärzten kommen

00:09:59: und dass sie in der Klinik was machen,

00:10:01: sondern dass sich auch Ärzte zu den Patienten zuschalten können,

00:10:04: also den Weg wieder zurück.

00:10:06: Und da gibt es zum Beispiel den Telenotarzt,

00:10:09: der sich dann bei bestimmten Erkrankungen

00:10:12: oder bestimmten Bedarfen im Rettungsdienst mitzuschalten kann,

00:10:15: um zum Beispiel den Patienten abzuklären,

00:10:18: ob er nicht zu Hause bleiben kann.

00:10:20: Oder wir sehen aber auch, dass sich zunehmend auch Fachärzte

00:10:23: wie Neurologen schon bei Verdacht auf Schlaganfall mit dazuschalten können,

00:10:27: um eben diese erste neurologische Untersuchung

00:10:31: auch gemeinsam durchzuführen.

00:10:33: Also Ziel der Telemedizin ist immer, also eine Vernetzung herzustellen,

00:10:36: sodass man zusammenarbeiten kann

00:10:38: und besser eine Patientenversorgung erreichen kann.

00:10:41: Und ich glaube, da haben wir einige gute Implementierungserfahrungen

00:10:44: in Deutschland, aber leider noch nicht flächendeckende Einsatz.

00:10:47: Also wir haben ganz unterschiedliche Bereiche.

00:10:50: Wir haben den Fall, wo aus dem Rettungswagen

00:10:54: Daten übertragen werden, an das stationäre Krankenhaus,

00:10:58: zu dem der RTV da fährt, wenn ich sie da richtig verstehe.

00:11:02: Wir haben Ärzte, die sich zu einem Patienten schalten können, umzuklären,

00:11:07: musst du wirklich ins Krankenhaus oder zum Arzt kommen

00:11:11: oder reicht es nicht aus, wenn wir hier mit, in diesem Falle,

00:11:16: telemedizinischen Maßnahmen dir vor Ort helfen,

00:11:20: ohne dass du diesen Weg machst.

00:11:22: Und wir haben Ärzte, die sich zu anderen Ärzten

00:11:28: telemedizinisch über Distanz hinzuschalten können.

00:11:32: Das reicht stark anfallserwehend,

00:11:35: um ihre zusätzliche Expertise noch geben zu können

00:11:39: zu einem schwereren Fall, um hier zusätzliche Erkenntnisse

00:11:44: mit einzubringen. Ist das in etwa richtig?

00:11:47: Genau. Vielleicht noch ergänzen.

00:11:50: Die Leitstelle spielt ja auch zunehmend eine Rolle in dem Bereich.

00:11:53: Und wir sehen eigentlich sozusagen eine digitale Rettungskette.

00:11:56: Das heißt, der Notruf kommt rein.

00:11:59: Die Leitstelle hebt schon über das Erstgespräch

00:12:02: schon viele Daten zu den Patienten.

00:12:04: Weiß aber noch nicht alles.

00:12:05: Das kann man im Erstgespräch alles noch gar nicht herausfinden,

00:12:08: aber versucht schon strukturiert und standardisiert

00:12:10: möglichst ein gutes Verständnis dafür zu haben,

00:12:14: was der Patient hat, alarmiert dann auch schon wieder digital

00:12:17: den Rettungsdienst gibt.

00:12:19: Also diese Information weiter in dieser Rettungskette.

00:12:22: Der Rettungsdienst sammelt wieder vor Ort

00:12:25: die Daten, die er zu den Patienten bekommen kann.

00:12:27: Also schärft wieder das Bild, was zu den Notfallpatienten ist.

00:12:30: Und dann wächst sozusagen entlang der Rettungskette

00:12:32: bis zur, auch in der Notaufnahme.

00:12:34: Die hört dann nämlich nicht auf die Rettungskette.

00:12:36: Es wird häufig missverstanden.

00:12:38: Und die Notaufnahme sammelt dann auch wieder andere Daten.

00:12:41: Also zum Beispiel Labor-Daten, Ultraschall-Daten.

00:12:44: Und versucht eben das Problem, was der Patient hat,

00:12:48: möglichst auch dann zu diagnostizieren und zu therapieren.

00:12:52: Und wir sehen halt, dass der Rettungsdienst auch immer mehr teil,

00:12:56: sozusagen viel Vorarbeit leistet im Rahmen dieses Prozesses.

00:13:00: Wie kann ich schnellstmöglich den Patienten diagnostizieren

00:13:02: und auch vor allem therapieren?

00:13:04: Weil es bringt nichts, den Patienten nur das Leben zu retten

00:13:07: und ihnen stabil zu halten.

00:13:09: Sondern man muss auch das Problem lösen.

00:13:11: Und da haben wir häufig noch diese Lösung in der Klinik.

00:13:14: Es gibt schon einige Konzepte, die Versuchungen, das vorzuziehen.

00:13:17: Ich glaube, alles, was man frustmöglich bei den Patienten machen kann,

00:13:20: um ihn das Leben zu retten, sollte man machen.

00:13:22: Aber da sehen wir einfach so eine Verschmelzung

00:13:24: und eine gemeinsame Rettungskette mittlerweile.

00:13:27: Großartig, dass das in der Praxis schon an ausgesuchten Orten

00:13:31: und immer mehr so gilt.

00:13:33: Die Björn-Steigerstiftung ist ja ein großer Befürworter

00:13:36: und auch Treiber eines modernisierten Rettungswesens

00:13:41: und vor allem einer Leitstelle, die zusätzlich Aufgaben übernimmt,

00:13:45: gerade in dieser vernetzenden Form.

00:13:47: Wir kennen das aus Österreich, aus einigen Gebieten auch in Deutschland.

00:13:52: Oldenburg wird immer genannt für einen so besonderen innovativen Ansatz,

00:13:56: aber großartig, dass das mittlerweile auch Flächendecken der möglich ist.

00:14:02: Welche Technologien sind heute im Rettungswagen

00:14:05: oder auch begleitend zum Rettungseinsatz möglich

00:14:08: und wo gibt es noch Innovationsbedarf,

00:14:11: gerade in diesem Bereich der Telemedizin?

00:14:14: Also ich glaube, heute nicht mehr wegzudenken,

00:14:16: ist das jeder Patient digital dokumentiert wird.

00:14:19: Also ich glaube, das ist fester Bestandteil

00:14:21: oder sollte fester Bestandteil sein,

00:14:23: dass wir einfach Daten zu den Patienten strukturiert am Einsatzort sammeln,

00:14:28: die auch wirklich belastbar sind.

00:14:30: Und vor allem, dass die Patienten bezogen sind.

00:14:33: Was auch schon sehr gut funktioniert, sind Schnittstellen in beide Richtungen,

00:14:37: wenn wir mal von den Patienten vor Ort denken,

00:14:39: also in Richtung Leitstelle wieder zurück.

00:14:41: Also jetzt weiß ich ja, was der Patient wie er heißt zum Beispiel

00:14:45: oder wo ich ihn hin transportieren möchte.

00:14:47: Also da haben wir viele digitale Schnittstellen schon geschaffen,

00:14:50: auch ins Krankenhaus für die Vorbereitung,

00:14:52: aber auch schlussendlich das Rettungsdienstprotokoll zur Dokumentation,

00:14:55: muss ja auch dort abgeheben werden,

00:14:57: weil der Arzt in der Klinik muss ja auch wissen,

00:15:00: was hat denn, welche Medikamente wurden gegeben,

00:15:02: wann wurden die gegeben, muss er die vielleicht nochmal geben

00:15:05: oder die Dosierung erhöhen.

00:15:07: Also das sind alles Themen, eine durchgängige gute Dokumentation,

00:15:10: glaube ich, ist einfach das Rückgrat des Ganzen.

00:15:13: Und auf Basis dessen kann man jetzt, wo ich denke, da fehlt noch einiges,

00:15:18: ist das wir in diesem Kommunikationsprozess,

00:15:21: in dieser digitalen Rettungskette auch mehr noch miteinander drüber sprechen,

00:15:25: also Daten haben, auf die wir Prozesse verbessern können.

00:15:29: Also Notfallregister wäre ein Thema, wo wir einfach sehen,

00:15:33: da kann ich die Versorgungsqualität in ganzen Regionen

00:15:36: oder in ganzen Bundesland messbar, transparent machen,

00:15:39: weil ich jetzt eben digitale Routine-Daten habe

00:15:42: und das andere, und ich glaube, das ist etwas,

00:15:44: wo wir noch sehr zaghaft dran gehen an das Thema,

00:15:47: ist wieder ein Feedback zu demjenigen,

00:15:49: der in der Rettungskette mit diesem Staffelstab übergeben hat.

00:15:52: Also der Rettungsdienst mitarbeitet den Leidstein-Disponenten,

00:15:56: bei der ja auch sagt hier, ich habe einen Einsatzstichwort,

00:15:59: ich schick dich mal heraus, aber würde mich doch interessieren,

00:16:02: was du denkst, was da herausgekommen ist.

00:16:04: Und auch vor allem in der Klinik.

00:16:06: Jetzt sehen wir die Patienten in der Nullfamilie ziehen

00:16:09: vielleicht nur eine halbe Stunde oder eine Stunde

00:16:12: und haben das Leben gerettet und hoffentlich gut in die Klinik gebracht,

00:16:17: aber es wäre doch wichtig zu wissen, was kam denn dabei raus

00:16:20: und vor allem, welche Implikation hat es denn für mich dann in der weiteren,

00:16:24: also mache ich die gleichen Fehler nochmal,

00:16:26: habe ich etwas richtig gemacht, was dem Patienten wirklich geholfen hat.

00:16:29: Also ich glaube, da ist noch sehr viel Potenzial,

00:16:31: dass die Notfallmedizin sich weiter vernetzt

00:16:33: und so eine Art lernendes System wird.

00:16:36: Und da sind Daten und Digitalisierung

00:16:38: und vor allem die Telemedizin, glaube ich, ein wichtiger Treiber.

00:16:40: In welcher Form werden diese Daten dann verfügbar gemacht,

00:16:45: werden die Daten im Verletzungszahl,

00:16:49: die man erleidet, eine schwere Verletzung,

00:16:51: mit der Art, den wir ins Notfallzentrum gebracht haben.

00:16:54: Wenn es gerade aus Daten werden erhoben,

00:16:56: auf welche Art und Weise werden diese Daten,

00:16:59: die dann in diesem Sinne dann telemedizinisch erhoben sind,

00:17:02: dann den Ärzten zugänglich.

00:17:04: Ja, ich denke, es ist die Kunst der Telemedizin,

00:17:07: dass sie genau diese Daten rausfiltert und überträgt,

00:17:11: die auch für denjenigen, der sie dann bekommt

00:17:14: so relevant sind, dass sie eine gute Entscheidung treffen können.

00:17:17: Und das unterscheidet sich, glaube ich,

00:17:19: und das sehen wir auch in den Projekten, die wir machen.

00:17:22: Das unterscheidet sich teilweise schon sehr stark,

00:17:25: auch für die einzelnen Patienten, also für die Leitsymptome.

00:17:29: Ich sage jetzt mal ein Beispiel, die es gerade sehr präsent ist,

00:17:32: wo wir in einem Projekt die Herzinfarkte

00:17:35: mit Verdacht auf ST-Hebungsinfarkte in die Klinik anmelden,

00:17:38: war sozusagen die letzten 20 Jahre, war es technisch möglich,

00:17:41: dass sie überhaupt mal einen EKG ins Krankenhaus bekommen.

00:17:44: Jetzt werden aber auch viele Patienten,

00:17:46: nachdem sie reanimiert worden sind, ins Krankenhaus gebracht,

00:17:49: die auch solche EKG-Veränderungen zeigen.

00:17:52: Und das spielt dann die Dynamik, eine ganz wichtige Rolle,

00:17:55: gerade während des Transportes,

00:17:57: nachdem der Patient wieder seinen spontanen Kreislauf hat.

00:18:00: Und genau dieser Korridor, der war bisher blind,

00:18:03: weil dann hat man zwar den Patienten angemeldet,

00:18:05: wir haben den reanimiert, der ist wieder kreislaufstabil.

00:18:08: Hier ist es irgendein EKG, was wir geschrieben haben,

00:18:10: was ich übertragen konnte.

00:18:12: Aber im Schockraum war, und das ist das,

00:18:14: was wir jetzt da umgesetzt haben,

00:18:16: die können sich halt eben jetzt die ganze Zeit

00:18:18: Echtzeit damit reinversetzen, sehen die Live-Daten von den Patienten und können

00:18:23: sie auch dann in Vorlauf schon viel Gang machen. Wie hemodynamisch stabil ist

00:18:28: da tatsächlich? Braucht der vielleicht für mögliche Unterstützung durch eine

00:18:32: ECMO? Muss ich mein Intensivteam hier alarmieren und das Personal vielleicht

00:18:36: aufstocken, weil das ist ein Patient, der wirklich davon profitieren kann. Also wir

00:18:40: sehen da, es ist ganz unterschiedlich bei anderen Patienten, Klientel, also

00:18:45: verdacht auf Schlaganfall ist dann ein sehr gutes Beispiel immer. Da ist es

00:18:48: wichtig, dass man einfach mal diese Schlaganfallsymptomatik gut erheben

00:18:51: kann. Bifast oder andere Scores sind da wichtig, dass man einfach mal ein gutes

00:18:56: Bild von den Patienten hat, mit dem man arbeiten kann, weil da einfach die

00:19:00: Dynamik vielleicht nicht so wichtig ist. Wie reagieren denn eigentlich die

00:19:03: Notfasernitäterinnen und Sanitäter auf die Einführungen oder stärkere Nutzung von

00:19:08: Teelemedizin? Also Porsche Hall kann man das, glaube ich, nicht ganz alles auf

00:19:12: einen Nenner bringen. Vielleicht, ich glaube, am Anfang ist das Aufwand, es ist

00:19:18: erst mal mehr, dass man machen muss. Die Datenerhebung, die Erhebenspeicherung.

00:19:22: Genau, Erheben, Speichern, Verarbeiten, sich vor allem Gedanken zu machen.

00:19:27: Klick ich jetzt das obere oder das untere. Ich muss mich ja entscheiden, ja,

00:19:32: vielleicht sogar. Könnte ich mich vielleicht... Klick ich das obere oder das untere?

00:19:36: Was meinen Sie dann? Zum Beispiel, also wenn ich jetzt eine Checkliste habe und ich

00:19:41: muss mich entscheiden, ist das jetzt ein schwerer... vom schwere Grad ist das

00:19:47: leicht, mittel oder schwer. Also, dann war ich ja früher, sozusagen, konnte ich das

00:19:51: einfach verbal durchgeben. Vielleicht gab es dafür auch keine Checkliste. Und jetzt

00:19:56: muss ich ja mich entscheiden, wie ist denn der Patient. Und diese Entscheidung

00:19:59: hat ja eine Konsequenz. Und ich glaube, das ist etwas, was, glaube ich, eine

00:20:03: Hemschwelle ist, das einfach transparent zu machen. Aber gleichzeitig sehen wir

00:20:07: auch, wenn man das sozusagen gemeinsam macht, also wenn man das vereinbart auch,

00:20:13: was dabei passiert, dass das nichts Negatives ist, sondern wir sehen

00:20:17: eigentlich in den Regionen hauptsächlich positive Rückmeldungen, die dann sagen,

00:20:20: jetzt konnte ich meinen Patienten richtig abgeben. Ich konnte vielleicht mir und

00:20:24: Telemedizin schon Unterstützung holen, weil ich war mir echt unsicher bei dieser

00:20:27: EKG-interpretation, dass sie sich auch mehr trauen zu sagen, wo es liegen meine

00:20:31: Stärken, wo liegen meine Kompetenzen. Und dass man, dass sie das eher Chancen

00:20:35: sehen, sich auch persönlich vorzubilden und weiterzuentwickeln.

00:20:39: Und als Gegner gegen diese gute Entwicklung ist die Sorge hier, ja, bis zu

00:20:45: der Frage, werde ich haftbar gemacht wird, die falsche Einschätzung, oder? Das

00:20:49: klingt so ein bisschen durch. Ja. Auch das ist ja nachvollziehbar. Wo sehen

00:20:54: Sie denn überhaupt die größten praktischen Hürden? Wir haben viel über

00:20:57: die Vorzüge gesprochen, aber wo sehen Sie die größten praktischen Hürden

00:21:00: bei dieser flächendeckenden Einführung von Telemedizin? Denn was Sie

00:21:05: sagen macht ja alles sehr viel Sinn. Und man denkt sich, Mensch, ist doch toll, wenn

00:21:09: solche Daten schnell erhoben werden, auch wenn es Aufwand macht, aber wenn dann

00:21:13: die nächsten direkt wissen, was Sache ist und sich auf Basis nicht davon

00:21:19: eindrücken und Erfahrungen, sondern auch auf Basis dieser Daten eben noch besser

00:21:24: vorbereiten können auf das, was da kommt, an Notfallbetreuung. Also es sind mehrere

00:21:28: wichtig, aber vielleicht mal drei Dinge, auf die es festmachen würde, ist erst mal

00:21:32: brauchen wir eine gute Finanzierung. Da gibt es ganz viele unterschiedliche

00:21:36: Modelle von das Krankenkassen, das mitfinanzieren, dass die Rettungsdienstbetreiber

00:21:40: das selber finanzieren. Dann gibt es sogar die Krankenhäuser über ihre

00:21:45: Krankenhaus-Transmationsfonds, Krankenhaus-Zukunftsgesetz, dass sie das auch

00:21:49: mitfinanzieren. Also es gibt schon erste Versuche, sowas auf eine gute

00:21:55: Finanzierung aufzustellen, aber viele Projekte, auch die Modellprojekte, die

00:22:00: da ist dann nach Ende dieses Projektes in der Regel für die Langfristigkeit

00:22:04: unklar, wie das weitergehen soll. Wir haben hohe Betriebskosten und das ist

00:22:09: dann etwas, wo doch die Implementierung dann meistens hakt. Eine gute Idee

00:22:13: versandelt dann schnell. Ich glaube, wo es auch noch praktisch, glaube ich sehr,

00:22:18: eine praktische Hürde ist, ist die technische Infrastruktur. Wir gehen von

00:22:24: Modellprojekt zu Modellprojekt, von Modellprojekt und jedes für sich ist

00:22:28: glaube ich berechtigt in der Regel mit seinen positiven Erfahrungen und

00:22:33: vielleicht sogar positive Studienergebnissen. Aber jetzt muss man

00:22:37: sich überlegen, jetzt versucht man eine gemeinsame Strategie. Wir sehen, es gibt

00:22:42: viele gute Dinge, die man in der Rettungskette machen kann, aber jetzt

00:22:45: versucht man all diese Modellprojekte wieder in seinen Alltag reinzukriegen.

00:22:49: Also, dass ich einen Telenotarztmasch, wie mich mit dem verbinden kann, dass ich

00:22:52: gleichzeitig aber auch die Daten ins Krankenhaus bringen kann, dass ich

00:22:55: gleichzeitig mir vielleicht eine Neurologe oder eine Kardiologe noch

00:22:58: dazuschalten kann oder gleichzeitig digital mit der Leitstelle noch

00:23:01: kommunizieren kann. Das ist alles sehr komplex und da reden wir schon von einer

00:23:05: sehr vielschichtigen Infrastruktur und das ist in der Planung nicht trivial und

00:23:10: vor allem, es lebt auch immer weiter. Digitalisierung kennt stand heute kein

00:23:14: Ende und da wird immer, ich finde es beeindruckend, wie viel dazu geforscht und

00:23:18: entwickelt wird, aber in der Versorgung muss es auch irgendwo ankommen und auch

00:23:23: leistbar sein und da reicht es einfach nicht nur Technik zu kaufen, sondern sie

00:23:27: muss sich auch in die bestehenden Abläufe gut einfügen. Und das ist etwas, das

00:23:32: funktioniert noch nicht sehr gut. Wo ist der größte Hebel, wo... Ich finde das,

00:23:38: deswegen habe ich es auch gerade nochmal erwähnt, ich finde es fasziniert, diese

00:23:40: verschiedenen Bereiche, die im Bereich des Obergriffs-Telemedizin alle möglich sind

00:23:45: und wahrscheinlich hoffentlich dann auch so Anwendungen kommen, jetzt schon so

00:23:49: Anwendungen kommen, aber eben auch hoffentlich mehr hinzuziehen eines

00:23:53: Experten, den man sonst nicht dazu ziehen könnte, weil da räumlich viel weiter

00:23:57: entfernt ist, sich dann noch eine zusätzliche Expertise zu holen. Die

00:24:02: Frage kann ich einen Patienten dann überleitestellen, vielleicht sogar in

00:24:06: seinem häuslichen Bereich lassen und kann ihm die Fahrt ins Krankenhaus und

00:24:10: auch entsprechend die Krosben ersparen über telemedizinische Erhebungen oder

00:24:16: denn eben der schnelle Weiterleitung von Daten eines erkrankten Unfallopfers oder

00:24:22: wie auch immer geschädigten, ihm dann schon ins Krankenhaus um dann die Ärzte und

00:24:27: Ärztinnen dann schon vorzubereiten auf das, was da kommt und viele andere

00:24:32: Anwendungen mehr. Wenn Sie diesen ganzen Straußer und Möglichkeiten sehen, die

00:24:37: ja zumindest punktuell schon alle zu Anwendungen kommen, wenn auch noch nicht

00:24:41: flächendeckend und nicht koordiniert. Aber wo sollte man zuerst ansetzen, was ist

00:24:47: der allerwichtigste Bereich? Wir sind in der Notfallmedizin, würde ich sagen,

00:24:51: von einem guten Mobilfunk abhängig. Ich kann digital oder telemedizinisch nur

00:24:56: dann gut wirken und wir sind in der Regel in der Häuslichkeit bei den

00:25:00: Patienten. Wir sind auf der Straße im Graben mit den Patienten, wenn dann

00:25:04: Verkehrsunfall hat. Also wir sind nicht da direkt neben dem Funkmast, wo ich ein

00:25:08: gutes oder vielleicht sogar auf dem Land, wo ich vielleicht überhaupt gar keine

00:25:11: gute Mobilfunk versorgen habe. Also wichtig ist, dass die Notfasilitäter und

00:25:16: Notärzte im Einsatz eine gute Verbindung haben und wenn ich mein EKG-Bild nicht

00:25:21: übertragen kann, dann bringt mir da die teuste Technik nichts. Und deswegen ist

00:25:25: auch diese gemeinsame Vision, dass der Rettungsdienst sich da digitalisiert und

00:25:32: zusammen mit den Kliniken und auch mit den Leitstellen das macht. Nur so gut wie in

00:25:37: der Region auch der Mobilfunk das zulässt. Das finde ich spannend, dass Sie das

00:25:41: sagen, jeder, weil Sie haben Erfahrung, Sie sind Experte und ich denke manchmal

00:25:44: selbst bin ja viele Deutschland unterwegs. Also unser Büros liegt ein bisschen

00:25:49: ländlich und der Mobilfunk für Kommunikationsmenschen halt nicht so

00:25:54: toll ist katastrophal dort und ich denke immer, wie kann es sein, dass in

00:25:59: Deutschland solche Zustände nacherrschen und wir sehen an Ihrem Beispiel, dass das

00:26:04: natürlich innovationshemmend ist, im Zweifel dann auch lebensgefährdend, im

00:26:09: wahrsten Sinne des Wortes. Aber das ist eine Erfahrung, die auch Sie machen

00:26:12: bzw. Ihre Kollegin entlegen, dass der Mobilfunk in Deutschland nicht nur in

00:26:16: dieser Region, wo ich nun da bin, sondern auch in anderen Teilen entsprechend

00:26:20: zurückhängt, zumindest teilweise. Ja absolut und das ist auch, glaube ich, die

00:26:24: Motivation. Ich habe jetzt auch immer wieder auch bei mir selber kennengelernt, dass

00:26:29: die Motivation solche neuen Technologien einzusetzen sehr hoch ist, bis man dann

00:26:36: merkt, da nackts noch oder vielleicht ist das noch nicht gut ausgegoren und so

00:26:40: weiter und gerade, wenn es darum geht, ganz einfache Dinge wie eine Videotelefonie,

00:26:46: das ist heute schon für, sag ich mal, flächendeckend und da muss man auch

00:26:50: schauen, wo ist es sinnvoll. Also ich glaube, ich möchte jetzt nicht sagen, dass

00:26:54: jeder Patient jetzt oder bei jedem Einsatz jetzt Videotelefonie gemacht werden

00:26:57: soll, aber da, wo es wirklich medizinisch notwendig ist und auch den

00:27:02: Patienten in dem Augenblick mehr wert bietet. Und das ist jetzt nicht bei

00:27:07: allen Patienten immer der Fall, sondern das ist gezielt eine Anwendung und so

00:27:12: ist Telemedizin auch zu verstehen. Das ist eine Intervention wie ein, ich

00:27:18: will es nicht ganz vergleichen, wie ein Medikament, aber es hat schon eine

00:27:22: Bewirkung, die man auch nachweisen kann. Also bei EKG-Telemetrie kann man die

00:27:27: Sterblichkeit dadurch senken und vor allem oder beim Schlagernfall die

00:27:30: Aufnahmezeiten verkürzen und die Heilungsschancen steigern, weil wir

00:27:34: eben ganz gezielt die Technik einsetzen, damit was sich verbessert. Wenn ich jetzt

00:27:39: aber diese Techniken einsetzen kann, weil mir der Mobilfunk sozusagen einen

00:27:43: Strichtichterechnung macht, dann schadet es der Motivation, so was

00:27:47: einzuführen und damit auch dann wieder nachhaltig. Wenn man, wir sehen jetzt gerade

00:27:52: bei der 5G-Inflementierung, dass das auch nicht alles schon so verfügbar ist, wie

00:27:57: man sich das wünschen würde und dass wir dann auch viel zu weit hinten dran sind

00:28:01: in Deutschland, das Flächendeckens verfügbar zu machen. Gibt es in Deutschland

00:28:04: eine Region oder ein Bereich, der eine Vorzeigeregion ist, im positiven Sinn?

00:28:09: Ja, wir haben mal eine Analyse gemacht, 2022. Welches Bundesland hat denn schon am

00:28:14: meisten digitale Systeme im Rettungsdienst eingeführt? Da sind zum

00:28:18: Beispiel so Regionen wie Bayern, Hamburg oder Schleswig-Holstein zu nennen.

00:28:21: Wenn man es mal auf Regionen bezieht, gibt es schon einige Regionen, die Vorreiter

00:28:26: einnehmen. Das sind solche Regionen wie in Bad Neustadt zum Beispiel, in der

00:28:30: Schlaganfallversorgung oder in Aachen auch zum Telenotarzt oder in Ostfels

00:28:34: Feindlippe zum Telenotarzt oder jetzt auch in Hamburg für die Schlaganfallversorgung,

00:28:39: für die, dass man sich live und Telenäurologe auch in den Rettungswagen

00:28:44: schalten kann. Also es gibt schon viele Regionen, die digitale Innovation vorantreiben.

00:28:50: Jetzt in Alen hatten wir das Thema, wie kann 5G-Technologie genutzt werden?

00:28:54: Und ich glaube, Bundeslandübergreifend sind wir da schon weit auseinander

00:29:01: teilweise und das ist natürlich eine Sache, dass sich vor allem an der

00:29:04: Grenze, Ländergrenze, Bundeslandgrenze ja nicht sicherstellen kann, dass das eine

00:29:10: Krankenhaus schon oder die eine Rettungsdienst schon das kann. Das andere

00:29:13: das, das macht natürlich auch in der Versorgung schwierig, weil dann muss

00:29:16: ich in einem Krankenhaus das Protokoll ausdrucken, im anderen Krankenhaus

00:29:20: kann ich es digital übertragen. Wenn ich 50 Meter weiterfahre, kann ich mir

00:29:24: kein Telenotarzt mehr dazu holen. Also das sind alles so Themen, die wir da

00:29:27: aktuell haben, wo ich denke, das gibt es zwar schon sehr viele Regionen, die viel

00:29:32: für die Versorgung gemacht haben, aber ich glaube auf Bundeslandebene sind

00:29:35: glaube ich Hamburg, Schleswig-Holstein, Bayern und teilweise Baden-Württemberg

00:29:39: sozusagen die Vorreiter. Kann oder auch darf, denn manchmal sind es ja auch

00:29:43: rechtliche Vorgaben, die in einem Bundesland das möglich machen, auch für

00:29:48: Sanitäter, Sanitäterinnen und in einem anderen genau das verbieten. Das fällt

00:29:54: schon an bei der Verabreichung von manchen Medikamenten, also insofern ist

00:29:58: das der Föderalismus da auch ein Hemmschuh für technologische Fortschritt und

00:30:04: die Bionsteiger Stiftung arbeitet sehr stark daran, dass das eben positiven

00:30:09: Sinne gleiche Möglichkeiten geben kann in der Zukunft, gerade in der

00:30:16: Rettungslandschaft, aber bis dahin ist das noch ein weiter Weg. Wie verändert

00:30:21: sich durch telemedizin, perspektivisch das Berufsbild von Notarzt und

00:30:26: Notärztin, von Sanitäterinnen, von Pflegerinnen, Pflegerinnen, müssten die

00:30:31: mehr dazu lernen, den Daten, Sie haben es angesprochen, es ist für den einen oder

00:30:37: anderen eigentlich überreaufwandt. Was meinen Sie, hat es für Auswirkungen für

00:30:40: die Ausübung des Berufs? Also ich denke die Rollen, die werden sich

00:30:44: erweitern. Also wir sehen, dass der Notfasenitäter mehr Kompetenzen hat,

00:30:49: jetzt auch durch den, dass er sich Ärzte, Notärzte und Fachärzte mit dazu

00:30:55: schalten kann. Auch der Notarzt kann das tun, das will ich gar nicht damit

00:30:58: verneinen. Also wir sehen, dass digitale Kompetenzen auch zunimmt,

00:31:02: richtig sind und wir sehen vor allem, dass die Kompetenzen, die vielleicht in der

00:31:06: Notaufnahme eher gelegen sind, auch langsam auch in den Rettungsdienst wandern.

00:31:10: Einfaches Beispiel ist die prä-hospitale Ultraschaltuntersuchung und es macht

00:31:15: den Beruf attraktiver, denke ich, einfach weil man dann einfach mehr an den

00:31:19: Patienten machen kann und vor allem die Versorgung viel besser auch mit den

00:31:23: weiterbehandelten Ärzten auch besser abstimmen kann. Und gleichzeitig, was

00:31:29: wird sich, glaube ich, in den nächsten Jahren sehr stark verändern, ist das Thema

00:31:32: wie wird Digitalisierung, dass die Telemedizin, sozusagen auch noch in der

00:31:38: Entwicklung, was das angeht, wie wird Künstliche Intelligenz auch den

00:31:42: Notfasenitäter und Notärzte noch zusätzlich zur Verfügung stehen, um

00:31:46: sie noch besser auszubilden, um die Kompetenzen noch zu steigern, weil wir

00:31:51: einfach jetzt, wir sehen es an den ganzen large language Models, wissen viel

00:31:56: schneller, viel innovativer verfügbar machen können. Das heißt, ich muss nicht

00:32:00: erst 20 Seiten in einem Lehrbuch lesen, sondern ich kann "ChatGDP" fragen. So ähnlich wie

00:32:06: "ChatGDP" - es wird dann auch irgendwann geben, da arbeiten wir auch schon stark daran,

00:32:10: dass man einfach den Fragen kann, der kann einem das wirklich genauso wie man die

00:32:14: Frage stellt, beantworten und auf meinen Wissenstand eingehen und man kann sich

00:32:18: über solche Angebote dann auch in Zukunft dann, glaube ich, viel tiefer noch mit

00:32:22: der Materie beschäftigen, vor allem auch mal eine Rückfrage stellen, die man sich

00:32:25: vielleicht früher nicht getraut hat, weil man sich Blöße gegeben hat, zu sagen,

00:32:30: eigentlich müsstest du es wissen. Ich hatte da selber viele Schlüsselereignisse,

00:32:33: wo ich viele, also in der Notfallmedizin Ausbildung, hat man nicht, also kennt man

00:32:38: nicht alle alles. Man sieht, sehr viel Erfahrungswissen ist die Notfallmedizin,

00:32:42: also ich glaube, das gilt generell für die Medizin, aber in der Notfallmedizin

00:32:45: noch ein Stück mehr. Und ich glaube, da ist, glaube ich, in Zukunft das Berufsbild

00:32:51: dadurch auch verändert, weil wir einfach dieses Erfahrungswissen viel mehr nutzen

00:32:55: können, auch von anderen, die sich damit beschäftigen und durch diese Vernetzung

00:32:59: auch viel schneller an einen Punkt kommen, wo wir ein sehr erfahrene Notfallsanitäter

00:33:05: oder Notarzt sind, weil die Vernetzung einfach dazu geführt hat, dass diese Daten

00:33:09: und dieses Wissen viel präsenter ist und hoffentlich auch irgendwann Teil der

00:33:13: Notfallmedizin schon Ausbildung, dass man lernt, was ist Telemedizin, was ist

00:33:16: Künstlerintelligenz, dass man das nicht erst, wenn man anfängt auf dem Bock zu

00:33:21: fahren, um es kann einfach zu sagen, damit konfrontiert wird, weil ich glaube, dann

00:33:25: ist es schon zu spät und man lernt es dann erst noch beim praktischen, das

00:33:29: glaube ich, vielen, viele theoretische Dinge noch, die man vorher eigentlich lernen

00:33:33: müsste. Absolut, sollte ein absoluter Bestandteil sein Ausbildung, gerade weil

00:33:38: das ja wirklich in Zukunfts-Teile ist. Interessant, was Sie gesagt haben, mit der

00:33:42: Hemmung ein bisschen die Fragen zu stellen, die auf der Hand liegen, die man sich

00:33:45: aber nicht traut. Wir hatten ein wirklich großartiges Gespräch auch, ich bin mit

00:33:49: Ihnen jetzt mit einem früheren Kapitän auf einem Seenotrettungskreuz und der hat

00:33:54: seine Ausbildung da mal so beschrieben, ja, man begann und man sollte dann mit den

00:33:58: Augen lernen, was gemeint war, man sollte sich alles angucken und eben über die

00:34:02: Erfahrung der anderen eben seine eigenen Erfahrungen machen, dabei mit den Augen

00:34:05: lernen heißt natürlich auch entsprechend heute KI zur Anwendung bringen und dann

00:34:09: Fragen zu stellen, die man sich wirklicherweise nicht traut zu fragen, hier

00:34:13: eine entsprechend und dann auch, das ist ja dann die Voraussetzung, richtige Antwort

00:34:17: abzufragen und sich dann dadurch eben auch schnell den Rat und die Hinweise zu

00:34:23: holen, wie es neben der fachlichen Erfahrung auch weitergeht. Was treibt

00:34:28: Sie eigentlich an in diesem Bereich, in einem hoch innovativen Bereich, in einem

00:34:32: Bereich, wo sich sehr viel verändert, sich so zu engagieren? Ich bin überzeugt, dass wir

00:34:37: gute medizinische Versorgung, die darf nicht von dem Zufall abhängen, ob das

00:34:41: jetzt in einer Region jemanden gibt, der das voranbringt, sondern ich denke, und

00:34:48: das ist auch das, was wir als Zentrum für die Medizin da bewirken wollen, ist, dass

00:34:52: wir in den Regionen die Aufklärungsarbeit weiter voranbringt, dass das nicht x Jahre

00:34:59: dauert bis gute Erkenntnisse aus der Technik, aber auch sozusagen was sie

00:35:05: bewirken kann. Ja Jahre brauchen bis sie an Patienten ankommen und ich glaube, für

00:35:11: mich ist es ja auch in den Forschungs- und Entwicklungsprojekten, die wir da

00:35:15: machen, auch in den Studien, die wir da durchführen, immer wieder sozusagen

00:35:19: schön zu sehen, dass wenn man etwas sozusagen anpackt, gerade ist die

00:35:23: Nullfamilie ziehen da, glaube ich, sehr dankbar dafür, dass man da auch gute

00:35:27: Wirkungen und gute Erfolge erzielen kann und man sieht ja dann auch an den

00:35:32: Verbesserungen einer Patientenversorgung, wenn man dann sieht, dass mehr Patienten

00:35:36: zum Beispiel eine Tromolyse erhalten haben oder weniger Patienten sozusagen ins

00:35:41: falsche Krankenhaus transportiert worden sind, weil man vielleicht vorher nicht

00:35:44: wusste, dass der Patient dieses Symptom hat, weil man vielleicht nicht daran

00:35:48: gedacht hat, dann sind es einfach ja auch viele Gründe, dann sich da noch viel

00:35:53: mehr zu intensivieren und da liegt auch meine Motivation. Patrick Jeder, vom

00:35:58: Zentrum für Telemedizin in Karlsruhe, ein großartiges Gespräch, vielen Dank für

00:36:03: den Input und für diesen Einblick in die Welt von heute und vor allen Dingen von

00:36:07: morgen. Wir drücken fest die Daumen und allen, die sich mit diesem Thema

00:36:11: befassen, dass das nicht nur, dass das Mobilfunknetz in Deutschland endlich

00:36:15: wirklich mal besser wird und zum zweiten, dass diese großartige Technologie auch

00:36:19: flächendeckend in allen verschiedenen Variationen, die sie uns hier so

00:36:23: plastisch beschrieben haben zur Anwendung kommt. Herzlichen Dank und alles Gute.

00:36:27: Vielen Dank.

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