Pionier der Notfallmedizin: Prof. Christoph Redelsteiner

Shownotes

In dieser Folge trifft Béla Anda auf einen echten Pionier der Notfallmedizin: Professor Christoph Redelsteiner. Vom Notfallsanitäter über den Sozialarbeiter bis hin zum Hochschullehrer hat er die präklinische Versorgung in Österreich maßgeblich geprägt – und dabei immer die Praxis mit der Theorie verbunden. Ein zufälliger Aufenthalt in den USA brachte ihn zu den Paramedics und inspirierte Entwicklungen, die bis heute in Europa wirken. Wir sprechen über Street Credibility, psychosoziale Aspekte im Rettungsdienst, die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft und warum Akademisierung im Rettungswesen mehr ist als nur ein Titel.

Themen der Folge: Die ungewöhnliche Karriere von Christoph Redelsteiner – zwischen Rettungsdienst, Sozialarbeit und Hochschullehre

Street Credibility: Warum Praxisnähe für Lehre und Forschung unverzichtbar bleibt

Psychosoziale Hilfe im Rettungsdienst: Einsamkeit, Überforderung und die Rolle von Ersthelfern

Erfahrungen aus den USA: Paramedic-Studium in Georgia und Einsätze in Atlanta

Gewalt im Alltag: Was Rettungskräfte in den USA erleben und warum das in Europa anders ist

Aufbau des kombinierten Pflege- und Sanitäterstudiums in Niederösterreich

Sollte Acute Community Nurses/Gemeinde-Notfallsanitäter & neue Modelle der Versorgung – Hilfe vor Ort statt unnötiger Krankenhausaufenthalte

Zukunftsvision 2050: Gesundheitsleitstellen, KI-Unterstützung und Hausbesuche von Gemeindenotfallsanitätern

Die Akademisierung des Rettungswesens: Notwendigkeit oder Überakademisierung?

Internationale Best-Practice-Modelle und was wir voneinander lernen können

Transkript anzeigen

00:00:00: Die Björn-Steiger-Stiftung.

00:00:02: Der Podcast.

00:00:04: Mai 1969.

00:00:06: Auf dem Rückweg vom Schwimmbad wird der 8-jährige Björn-Steiger

00:00:09: von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt.

00:00:12: Es dauert fast eine Stunde, bis endlich ein Rettungswagen eintrifft.

00:00:16: Björn-Steiger stirbt.

00:00:18: Nicht an seinen Verletzungen, sondern an den Folgen eines Schocks.

00:00:22: Die Eltern Ute und Siegfried Steiger gründen erst einen gemeinnützigen Verein.

00:00:26: Später entsteht daraus die Björn-Steiger-Stiftung.

00:00:29: Durch ihr unerlässliches Engagement wurden bis heute

00:00:32: Millionen Menschenleben gerettet und vergleichbare Schicksalsschläge vermieden.

00:00:36: In diesem Podcast geht es um die Arbeit der Björn-Steiger-Stiftung

00:00:40: und die Bedeutung einer funktionierenden Notfallhilfe.

00:00:43: Wir sprechen mit Experten, Betroffenen und den Machern hinter den Kulissen.

00:00:47: Folge 53.

00:00:49: Vom Notfallsanitäter zum Akademiker.

00:00:52: Wie ein zufälliger USA-Aufenthalt

00:00:54: die österreichische Notfallmedizin revolutionierte.

00:00:57: Mit Professor Christoph Redelsteiner.

00:00:59: Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts

00:01:02: aus drei Lebensretter der Björn-Steiger-Stiftung.

00:01:05: Ich freue mich heute einen ganz besonderen Gast,

00:01:08: die jetzt haben, nämlich Professor Redelsteiner.

00:01:11: Professor Redelsteiner hat mit seiner Forschung und Lehre

00:01:14: die präklinische Versorgung in Österreich

00:01:17: und darüber hinaus entscheidend geprägt.

00:01:20: So hat Dr. David Heske sie gelobt,

00:01:23: als er ihnen vor Kurzem die Auszeichnung für ihr Lebenswerk

00:01:27: überreicht hat.

00:01:29: Denn sie haben jahrzehntelang tun das auch weiterhin,

00:01:32: gearbeitet an einer ganz besonderen Schnittstelle

00:01:35: von Sozialarbeit, auf der einen Seite Notfallmedizin,

00:01:38: aber eben auch der psychosozialen Hilfe

00:01:41: und haben auf diese Art und Weise die Notfallversorgung

00:01:44: weiterentwickelt in entscheidender Manier.

00:01:47: Und Verdienste, so wurde ihnen auch zustande,

00:01:50: erworben, die weit über Österreich hinausgreifen.

00:01:53: Deswegen freue ich mich ganz besonders.

00:01:56: Sie haben studiert unter anderem in den USA.

00:01:59: Sie haben eine Dissertation an der Uni Bielefeld geschrieben

00:02:03: und haben in Niederösterreich

00:02:06: wirklich ein ganz besonderes kombiniertes

00:02:09: Pflege- und Sanitärstudium aufgebaut.

00:02:12: Und das bis heute auch seine Wirkung ist.

00:02:16: Gibt es überhaupt zu etwas, Herr Dr. Redelstahler,

00:02:20: bei Ihnen, wie ein typischen Arbeitstag?

00:02:23: Nein, ich habe mir das überlegt.

00:02:26: Den typischen Arbeitstag, den gibt es nicht.

00:02:29: Also es gibt den Arbeitstag, wo ich irgendwo an einer Hochschule

00:02:33: oder an einer Universität leere, hoffentlich sehr praxisbezogen,

00:02:38: sehr realitätsnahe, auch anhand von Fallbeispiel,

00:02:41: es gibt den Tag, wo ich irgendwo in der Schweiz, Deutschland oder Österreich,

00:02:45: einen der standardisierten Kurse, im Traumabereich

00:02:48: oder insbesondere im geriatrischen Bereich unterrichte.

00:02:52: Und es gibt dann den Arbeitstag,

00:02:55: wo ich Bachelor oder Masterarbeiten begutachte.

00:02:58: Und dann schaue ich, dass ich das irgendwie

00:03:01: mit einem Dienst im Rettungsdienst kombinieren kann,

00:03:04: ziemlich irgendwo zurückhoffend.

00:03:07: Auf nicht zu viele Einsätze und arbeite das um eine Gutachten durch

00:03:11: und schaue, dass ich auch dann noch Feldbezug habe.

00:03:14: Und natürlich mag ich es durchaus auch,

00:03:17: wenn es ein Homeoffice-Arbeitstag gibt,

00:03:20: wo ich dann von zu Hause arbeiten kann

00:03:23: und auch bei mir im Dorf ab und zu als Försteresbonder aktiv bin,

00:03:27: wobei das ist ein kleines Dorf mit 1.100.

00:03:30: Ein Wohner, da ist die Einsatzfrequenz Gott sei Dank nieder genug.

00:03:34: Aber das fragen sich sicherlich unsere Hörerinnen und Hörer,

00:03:38: jemand, der vor allen Dingen durch akademische Lehre

00:03:41: und durch Schulungen und natürlich auch durch die Ausbildung

00:03:45: der Studentinnen und Studenten wirkt,

00:03:48: hatte überhaupt noch Bezug zur Praxis, den haben sie.

00:03:51: Insuchen sie sich auch immer selbst.

00:03:54: Warum ist der immer noch wichtig?

00:03:57: Ja, das heißt eigentlich in der sozial- und wetterischen

00:04:01: Fachbegriffswelt sowas wie Street Credibility.

00:04:06: Wie lässt sich das gut ins Deutsche übersetzen?

00:04:09: Straßenglaubwürdigkeit klingt jetzt ein sehr taf,

00:04:12: aber letztlich ist darum, habe ich meine Füße auch dort am Boden,

00:04:16: wo die unmittelbare Zusammenarbeit mit den Patientinnen,

00:04:20: mit den Angehörigen, mit den anderen Schnittstellenpartnern

00:04:24: auch wirklich passiert.

00:04:26: Und man kann in dem Bereich natürlich nicht lehren und forschen,

00:04:29: dass man wirklich sieht, wie geht es jetzt gerade draußen,

00:04:32: was sind die aktuellen Probleme, was sind Probleme,

00:04:35: an denen wir schon seit Jahrzehnten bastelt, die schon gelöst sind

00:04:39: und jetzt wieder neu kommen und so weiter.

00:04:41: Also ich halte es für sehr wichtig, da einfach zu wissen,

00:04:44: wie geht es uns da empfällt.

00:04:46: Jetzt ist in Ihrer Lehre ein wichtiger Bereich,

00:04:49: der psychosoziale Bereich.

00:04:51: Hat er auch in Ihrer praktischen Arbeit einen Bezug?

00:04:55: Wenn ja, welchen?

00:04:57: Ja, ich sehe mich nicht als einer Profession zugehörig,

00:05:01: sondern ich bin quasi ein interdisziplinärer Arbeiter,

00:05:06: der versucht, Menschen zu unterstützen.

00:05:08: Wenn Sie glauben, ein Problem zu haben,

00:05:11: sehr oft ist dann auch Ihr subjektiver Sicht vielleicht eine Kleinigkeit

00:05:15: oder manchmal ist das wirklich auch etwas massiveres.

00:05:18: Das heißt, ich überlege mir jetzt nicht,

00:05:20: brauche ich da einen Sanitäteransatz

00:05:22: oder einen sozialarbeiterischen Ansatz

00:05:24: und habe eigentlich in der Tendenz das Gefühl,

00:05:27: dass der Rettungsdienst in den letzten Jahrzehnten

00:05:30: mehr meine psychosozialen, sozialarbeiterischen Komponenten

00:05:33: erfordert als die Kernkompetenzen des Sanitäters,

00:05:37: die doch eher jetzt im medizinischen Bereich liegen.

00:05:40: Warum ist das so?

00:05:41: Das hat mit der Entwicklung der Einsätze zu tun,

00:05:45: die in meiner Rettungsdienstlichen Zeit,

00:05:48: als ich begann, durchaus sehr stark im notvollmedizinischen Bereich lagen

00:05:52: und durch die zunehmende Hoch- und Langlebigkeit der Bevölkerung

00:05:59: verschiebt sich das jetzt eigentlich von akuten medizinischen Problemen

00:06:03: eher zu Einsamkeitssituationen, zu Überforderungssituationen

00:06:08: von pflegenden Angehörigen, was eigentlich darum geht zu schauen,

00:06:12: gibt es eine Anbindung an Hausarzt,

00:06:15: gibt es eine Anbindung an Pflegedienste

00:06:17: und der Rettungsdienst kommt dann quasi in Eskalationssituationen

00:06:21: hinein, die für die Betroffenen durchaus herausfordern sind,

00:06:25: aber aus rettungsdienstlicher Sicht scheinbar trivial wirken.

00:06:28: Das wäre so der ungenöse Blasenkarteter, der verstopft ist,

00:06:32: dass eigentlich keine rettungsdienstliche Indikation ist,

00:06:36: aber der natürlich zu einer Anspruchnahme des Rettungsdienstes führt,

00:06:40: weil die Personen in der Situation urzeitbedingt

00:06:43: oder auch versorgungstechnisch keine andere Alternative sind,

00:06:47: als den Rettungsdienst zu kontaktieren.

00:06:49: Und gibt es auch solche Phänomene wie zunehmende Einsamkeit

00:06:53: oder so etwas anderes, was Sie gesagt haben,

00:06:55: ist natürlich auch die schleichende Überforderung von Angehörigen.

00:07:01: Das ist ein ganz spannendes Phänomen.

00:07:03: Wir leben in einer Gesellschaft, wo die Menschen immer älter werden

00:07:06: und wir leben in einer Gesellschaft, zumindest in Deutschland,

00:07:08: wo die Babybommer ja so alles um die 60 sind im Moment,

00:07:12: wo sie in 20 Jahren, 80 sein werden,

00:07:14: wo man hofft, natürlich noch möglichst lange selbst aktiv sein zu können,

00:07:19: aber wer weiß.

00:07:21: Und wir hören auch immer mehr von Fällen,

00:07:24: wo Angehörige bereit sind, ihre Eltern oder Anverwandten zu pflegen

00:07:30: und dann auf einmal merken, oh Gott, der Zustand hat sich so versteckt,

00:07:34: ich schaff das einfach nicht mehr.

00:07:36: Und in dieser Moment dann relativ plötzlich kommt

00:07:41: und dann plötzlich feststellen, sie sind mit dem, was sie bisher geleistet haben,

00:07:45: aber auf einmal völlig überfordert

00:07:48: und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen,

00:07:51: weil der mobile Dienst macht es nicht

00:07:53: oder sie haben sich bis dahin nicht darum gekümmert,

00:07:55: da muss man bei ihr selber verantwortlich haben, so was auch erleben.

00:07:59: Das ist ein sehr vielschichtiges Problem.

00:08:01: Das beginnt zum einen bei unseren Familienstrukturen,

00:08:04: die natürlich immer kleiner werden.

00:08:06: Die meisten von uns, die jetzt so in meinem Alter sind,

00:08:09: die die Babybumre präsentieren,

00:08:11: das sind die irgendwo mit 196 als erste Dreizipfer,

00:08:14: die sind in Familien aufgewachsen, wo Großfaktern, Eltern und Kinder

00:08:18: so drei Generationen manchmal auch noch vier

00:08:21: in einem Hausverbum gelebt haben.

00:08:24: Und da hat sozusagen die älteren Generationen

00:08:27: auf die ganze Jüngste aufgepasst

00:08:29: und dann die jüngste Eltern waren sich natürlich

00:08:31: ein bisschen bei der Betreuung der älteren Personen mitgeholfen

00:08:34: und heute leben wir einfach in kleineren Familienverbänden,

00:08:38: weil wir mehr Autonomie haben wollen,

00:08:40: weil wir unabhängiger sein wollen und auch beruflich entwickeln

00:08:44: und Bilder entwickeln.

00:08:46: Also ich will das in keinem Fall negativ konnotieren.

00:08:49: Aber das hat natürlich Implikationen.

00:08:51: Wenn jetzt das kleine Kind krank wird,

00:08:53: dann ist das vielleicht nur ein Kind,

00:08:56: nicht zwei oder vier oder manchmal mehr Kinder.

00:08:59: Das heißt schon, alleine der Erfahrungsschatz der Eltern

00:09:02: ist geringer bzw. die Großeltern als Ressource.

00:09:05: Die sagen ja, das ist jetzt nicht so schlimm und schauen wir mal

00:09:08: und checken wir das morgen

00:09:10: und da brauchen wir es nicht den Haus aus

00:09:12: und schon gar nicht die Retter.

00:09:14: Also dieses informelle Hilfesystem gibt es eigentlich

00:09:17: in der vor nicht mehr.

00:09:19: Und umgekehrt, ich habe zum Beispiel als Jugendlicher

00:09:21: auf meinen Großvater aufgepasst.

00:09:23: Wenn meine Eltern in den Urlaub fahren,

00:09:25: das war für mich übel, war kein Problem.

00:09:27: Das war keine Belastung.

00:09:29: Der hatte eine leichte Sprachstörung nach einem Schlaganfall

00:09:32: und ich habe auf jeden aufgepasst,

00:09:34: der Indirektor und auch noch auf mich aufgepasst,

00:09:36: so als 15-Jährigen.

00:09:38: Und das sind heute nicht mehr so typische Lebensverhältnisse.

00:09:42: Und dadurch muss man diese Strukturen halt irgendwie formalisieren

00:09:45: und die gibt es natürlich in der Menge,

00:09:47: Geradenführungspiegel, wo man in der Form nicht mehr so einfach.

00:09:50: Das einzige System, das wirklich dann rund um die Uhr 24 Stunden

00:09:54: rasch verfügt ist, ist der Rettungsdienst.

00:09:57: Genau da ist sozusagen mein Forschungs- und Arbeitsansatz.

00:10:01: Wie kann man Menschen in dieser Situation unterstützen?

00:10:04: Und weh?

00:10:06: Indem man zum einen schon mal auch am Telefon versucht,

00:10:09: Probleme zu lösen, da haben wir in Österreich

00:10:12: mit der Telefonischen Gesundheitsberatung 1450

00:10:15: schon eine Ressource, wo es sehr viele Beratungsmöglichkeiten gibt.

00:10:19: Also es gibt eine für die Zuhörerinnen und Zuhörer in Deutschland,

00:10:22: die das nicht kennen.

00:10:24: Es gibt in Österreich eine spezielle Nummer, die 1450,

00:10:27: wenn ich da anrufe, was ist da.

00:10:29: Also was wie Telefonseesorge?

00:10:31: Nein, das ist primär keine psychosoziale Rufnummer,

00:10:34: sondern das ist eine Rufnummer, wo ich anrufen kann,

00:10:37: wenn ich Kopfschmerzen habe, wenn ich Bauch habe,

00:10:40: wenn ich Schwindel habe.

00:10:42: Auch die Flatulenz ist ein möglicher Anrufgrund.

00:10:45: Auch dafür gibt es eine Beratungs-Protokoll.

00:10:48: Auch eine Schlafstörung und ähnliches.

00:10:51: Das wäre sozusagen die erste Ebene.

00:10:53: Das ist ein sehr ausdifferenziertes Beratungssystem,

00:10:56: das vom Gesundheits- und Krankenpflegepersonen betreut wird

00:10:59: und in Niederösterreich zum Beispiel sehr eng

00:11:01: auch mit dem Notruf verzahnt ist.

00:11:03: Und so als zweite Welle sehe ich dann genau das,

00:11:06: was Sie angesprochen haben,

00:11:08: dass man von dort auch weiter vermitteln könnte

00:11:11: Richtung psychosozialen Beratungsrufnummern,

00:11:14: wie Telefonseesorge oder Rad auf Draht.

00:11:17: Das ist eine spezielle Rufnummer bei uns,

00:11:20: wo Menschen dann spezifische Reformen vor Unterstützung bekommen.

00:11:24: Das könnte auch zum Beispiel eine Beratungsrufnummer

00:11:27: für pflegende Angehörige sein.

00:11:29: Das heißt, das Angebot ist in Österreich und Deutschland

00:11:32: an diesen Nummern durchaus vielfältig.

00:11:35: Aber zu wissen, wann ich wo anrufen kann,

00:11:38: ist für die Nutzerinnen gar nicht so leicht zu verstehen.

00:11:41: Und genau hier könnte der Rettungsdienst

00:11:44: mit einer Veränderung, Richtung einer Gesundheitsberatungsleitstelle

00:11:48: so was wie ein Wegweiser sein.

00:11:50: Das heißt nicht, dass er das alles anbietet,

00:11:53: sondern dass er das alles anbietet.

00:11:55: Jetzt habe ich verstanden, wo uns geht.

00:11:57: Ich hätte eigentlich eine ganz spezielle Beratungsrufnummer.

00:12:00: Ich sehe gerade, dass die Kolleginnen

00:12:02: auch gerade eine Freileitung haben,

00:12:04: wenn sie damit einverstanden, wenn ich sie da durchstelle.

00:12:07: Nicht nur sagen, ach, suchen Sie sie im Internet,

00:12:10: irgendwie die Rufnummer,

00:12:12: wo man pflegende Angehörige beraten kann,

00:12:15: sondern sozusagen ein aktives Markling

00:12:18: und weiterleiten der Menschen an die richtige Adresse.

00:12:21: Jetzt sind Sie ja jemand, der große Einblicke hat

00:12:24: in unsere Gesellschaften

00:12:26: oder in unsere unterschiedlichen Facetten der Gesellschaft,

00:12:29: weil Sie ja auf der einen Seite junge Menschen

00:12:32: täglich begegnen oder nahezu täglich begegnen in Ihrer Lehre.

00:12:35: Sie sind am Einsatzort.

00:12:37: Sie sehen auch wahrscheinlich

00:12:39: einen oder anderen Abgrund, der sich Ihnen da auftut.

00:12:42: Sehen Sie Tendenzen in unseren Zivilgesellschaften,

00:12:46: wo es hingeht.

00:12:48: Wenn wir immer ego-manischer, eigensinniger helfen wir weniger.

00:12:52: Was erkennen Sie, wenn Sie den Blick weiten?

00:12:56: Ich habe natürlich wahrscheinlich

00:12:59: einen selektiven Personenkreis, mit dem ich Kontakt habe.

00:13:02: Das heißt, insofern bin ich ein bisschen vorsichtig

00:13:05: in meinen Aussagen, ob es wirklich repräsentativ ist.

00:13:08: Aber ich habe das Gefühl, dass junge Leute

00:13:11: trotz allem genauso gut motivierbar sind,

00:13:14: wie meine Generation andere Menschen zu unterstützen.

00:13:17: Wenn man sie anleitet, wenn man ihnen auch eine Wertschätzung

00:13:20: für diese Menschen vermittelt

00:13:22: und das auch als sinnhafte Tätigkeit darstellt.

00:13:25: Und wenn man auch sagt, das muss nicht alles ehrenamtlich sein.

00:13:29: Das darf auch ein Beruf sein, das darf auch eine Tätigkeit sein,

00:13:33: sich gegenseitig zu unterstützen.

00:13:36: Das ist so diese Schnittstelle zwischen Ehrenamt und Hauptamt,

00:13:40: wo man sagen darf, ich bin 40 Stunden in der Woche,

00:13:44: bin ich Krankenpfleger oder Heimhelferin oder ähnliches.

00:13:47: Und das ist mein Bruderwerb.

00:13:49: Ein Teil Ihrer Ausbildung haben Sie in den USA gemacht.

00:13:53: Sie haben da ein Paramedic-Studium gemacht.

00:13:56: Das sind die Leute, die meistens mitfahren,

00:13:59: zum Teil auf dem Feuerwehr verbunden.

00:14:02: Weil die Feuerwehr ja der Paramedic-Transporteur ist in den USA.

00:14:06: Also das sind diejenigen, die erst die Hilfe leisten

00:14:09: oder und weitaus mehr.

00:14:11: Nehmen Sie uns mal mit, wie sind Sie in den USA gekommen,

00:14:14: wie kommen Sie zu dieser Entscheidung?

00:14:16: Paramedic zu werden, haben Sie dort auch praktiziert?

00:14:19: Also ich war Ende der 80er Jahre in den USA auf Urlaub

00:14:25: und damals schon im Rettungsdienst verflochten

00:14:28: und habe mir dann in Princeton, New York und Baltimore

00:14:31: Rettungsdienste angeschaut.

00:14:33: Was man halt so macht über Urlaub?

00:14:35: Was man so macht im Urlaub und hab gesehen,

00:14:37: die machen Dinge, die bei uns nur der Notarzt macht

00:14:40: und den gab es damals noch sehr selten.

00:14:42: Also die Kollegen haben damals schon EKGs gelesen

00:14:45: und interpretiert Medikamente gegeben,

00:14:48: haben einen schlauchenden Lufträuber eingeführt

00:14:50: und defibrilliert und so weiter.

00:14:52: Und wo sie keine Ärzte waren, sondern Fachkräfte

00:14:56: für präglinische Notfallmedizin.

00:14:58: So könnte man den Paramedic auch am besten übersetzen.

00:15:02: Und dann bin ich so vor der Entscheidung gestanden,

00:15:05: okay, ich bin aktiv in Rettungsdienst.

00:15:07: Ich mache die Detikete sehr gerne, aber eigentlich

00:15:10: müsste ich viele Dinge an Patienten anwenden,

00:15:13: die ich nicht gelernt habe und auch nicht darf

00:15:15: und entweder lerne ich es richtig oder ich lasse es bleiben.

00:15:18: Und bin nach meinem Sozialarbeitsstudium in die USA gegangen,

00:15:21: habe vorher viele Briefe geschrieben, wo ich studieren könnte

00:15:23: und habe dann eine Einladung nach Georgia erhalten

00:15:26: und habe in einem College in Georgia Paramedic studiert.

00:15:30: Während dem Studium macht man schon unglaublich viel Praktikum.

00:15:35: Ich habe dann eine Zeit lang in den USA im Rettungsdienst gearbeitet.

00:15:41: Da stelle ich mir ein bisschen aufregender vor als hier.

00:15:44: War es das auch?

00:15:45: Das war es auch, weil ich in Atlanta gearbeitet habe.

00:15:48: Atlanta damals auch eine sehr hohe Population

00:15:53: an Obdachlosen mit Menschen hatte.

00:15:55: Da hat mir mein Sozialarbeitsstudium wieder sehr geholfen,

00:15:58: einfach weil ich eine sehr wohlwollende Grundhaltung

00:16:02: diesen Menschen gegenüber habe und auch verstehe,

00:16:05: wie man in solchen Situationen geraten kann

00:16:08: und auf Kommunikationsmittel hat, wie man auf die zugehen kann,

00:16:12: auf der einen Seite und auf der anderen Seite.

00:16:14: Nämlich, das ist ja spannend.

00:16:16: Ich meine, Sie sind in Atlanta GA, also Atlanta Georgia,

00:16:19: Koror-Anteil von, wie man jetzt sagt, ob man auch Farbigen sagt,

00:16:25: aber wissen Afroamerikaner, da ein legendärer Musik-Spot,

00:16:32: also es gibt unterschiedlichste Bands, R&M,

00:16:35: aber auch viele schwarze Bands, die da herkommen,

00:16:38: also große, große, große Community,

00:16:40: aber vor allen Dingen auch relativ hoher Kriminalitätsanteil,

00:16:44: eine der größten Flughafen der Welt

00:16:46: und halt auch eine irgendwo sehr faszinierende Stadt,

00:16:51: die aber wahrscheinlich auch entsprechende Schwingungen hat

00:16:54: und sehr, sehr stark nebt, aber eben auch mit Abgrund nebt.

00:16:58: Aber jetzt stelle ich mir Sie vor auf so ein Paramedic,

00:17:01: so ein Paramedic verbunden, Sie kommen irgendwo hin,

00:17:03: Obdachlose sind da, wie begegnen Sie denen dann?

00:17:07: Also ich habe es sehr leicht gehabt, zum einen,

00:17:09: weil Menschen spüren, ob man mit einer grundsätzlich neutralen

00:17:13: oder sogar wohlwollenden Haltung auf sie zugehen

00:17:16: und dann habe ich natürlich einen gewissen German-English-Exzent gehabt

00:17:21: und dann war irgendwo der dritte Satz bei einem Leser,

00:17:24: "Hey fellow, where are you coming from?"

00:17:26: und dann sagt man halt irgendwo, "I'm from Austria"

00:17:29: und in der Sekunde entsteht auch ein WC, die sagen den Arnold

00:17:33: und dann, Atlanta hat auch eine Schlusswaffenproduktion

00:17:37: von österreichischem, haben Sie jetzt gesagt,

00:17:40: Faustfeuerwaffe, dann sagen sie, "Oh, do you have a..."

00:17:43: und dann sagen sie, "No, no, no, I have never even touched a gun."

00:17:47: Was für jemanden in Georgia, der glaubt, er nimmt das ja gar nicht.

00:17:50: Und dadurch kommt man ganz locker mit den Menschen in Kontakt.

00:17:53: Aber was natürlich schon sehr bedauerlich war,

00:17:56: in der Zeit, wie Sie schon auch selber angedeutet haben,

00:18:00: die Gewaltsituation ist sehr unglaublich für jemand,

00:18:03: der aus Mitteleuropa kommt.

00:18:05: Ich habe sicher in einer Woche 2-3 Schuss- oder Stichverletzungspatienten gehabt

00:18:13: und die war aber auf einem von 16 Fahrzeugen.

00:18:16: Das krieg ich in Österreich, glaube ich, in 5 Jahren nicht zusammen

00:18:20: und wenn es das mehr eher so Richtung Suizid oder Ähnliches ist.

00:18:23: Und am Anfang haben wir gedacht, okay, da wir Schuss wechseln,

00:18:27: muss am anderen Fernsehen schauen, das wird gar nicht berichtet,

00:18:30: weil es so häufig ist.

00:18:32: Und das stellt man sich insofern anders vor,

00:18:34: dass das nicht laut ist, sondern leise,

00:18:37: sondern da gibt man eine Wohnung rein, sagt man,

00:18:39: "Oh, ich glaube, das sind jetzt falsch,

00:18:41: weil da sitzen 3 Leute vom Fernsehen."

00:18:43: Das ist schon okay, da geht es nach hinten.

00:18:45: Da sind die falsche Wohnungen und da liegt ein 3-7 weiter liegt

00:18:49: eine Frau mit Bauchstich am Bett

00:18:51: Und das stellt man sich anders vor, wie leise der Gewalt ist und vor allem, wie familiär das ist.

00:19:03: Also das ist nicht sozusagen die Gewalt im öffentlichen Sozialraum, das kommt schon auch vor,

00:19:09: sondern das ist wirklich die häusliche Gewalt, die es bei uns natürlich auch gibt,

00:19:13: aber die eher noch mit Schreien, mit Drohungen, mit Fäusten, manchmal ein Teller.

00:19:18: Selten ein Messer ganz, ganz selten eine Schusswaffe und das ist natürlich in den USA

00:19:23: durch die höhere Verfügbarkeit und Zugegenkennung von Schusswaffen ganz anders.

00:19:28: Ja, als ich es gesagt habe, dann habe ich auch gedacht, das sind die bunten Drive-by-Shootings,

00:19:32: wo man da lang geht und dann wird da umgeniedelt von der rivalisierenden Gang,

00:19:36: wie man es halt aus Film und Rap-Videos kennt.

00:19:40: Genau, die Dinge schaffen es dann in den Medien.

00:19:43: Also ich hatte von der ganzen Zeit, wo drüber genau einmal, dass es in den Medien geschafft hat,

00:19:50: entschuldigen und das war eben beim Ausgang von der Metroidlander,

00:19:55: wo am U-Bahn-Ausgang drei Personen erschossen wurden.

00:20:00: Und das war halt nicht familiär und das war im TV, aber alles andere.

00:20:05: Man sticht Frau zu Hause ab oder es ist nicht schafft es Gott sein Dank,

00:20:12: nicht in den Medien, ist aber sehr real vorhanden als Gewalt.

00:20:16: Gibt es noch etwas anderes, was sie in sich tragen gelernt haben,

00:20:20: außer der Gnade des österreichischen Akzentes oder des deutschen Akzentes,

00:20:26: des europäischen Akzentes, wie sie sich Menschen nähern, die nicht so privilegiert sind wie wir,

00:20:33: also wie Obdachlosen oder dergleichen, so dass die auch ein Gefühl haben,

00:20:38: hey, der behandelt uns mit Wörtern und auch Neuroitsch Respekt.

00:20:44: Ja, drüben ist man sicher noch mal viel stärker wie bei uns in Europa,

00:20:49: die Basis sozialmedizinische Grundversorgung für viele Menschen,

00:20:53: weil der Rettungsdienst halt zugänglich ist, in manchen Gegenden auch kostenfrei,

00:20:59: nicht überall und letztlich wird der dann halt von Menschen, die in Amutslagen leben,

00:21:05: vertrauenswürdig, auch kontaktiert und aggressiert.

00:21:09: Also da ist man durchaus, obwohl es USA ist, so eher in einer mobilen Hausarztssituation manchmal

00:21:17: und untersucht und belässt und unterstützt und versucht zu referenzieren.

00:21:23: Dann sind Sie zurückgekommen und haben, wir haben gesprochen über Ihre Dissertation,

00:21:28: Sie haben dann über den Roten Kreuz auch in Wien gearbeitet,

00:21:33: aber vor allen Dingen haben Sie in Niederösterreich dann ein,

00:21:36: dieses kombinierbare Pflege- und Sanitärstudium aufgebaut.

00:21:40: Was ist da, der Kern davon und wie sind Sie darauf gekommen?

00:21:45: Ja, der Kern war eigentlich ein politischer Auftrag, wo ein niederösterreichischer Landespolitiker,

00:21:50: der auch die Grundlagen für Notruf Niederösterreich gelegt hat

00:21:54: und dann später auch Nationalratspräsident, wo der Wolfgang Sootgar gesagt hat,

00:21:58: ich erkenne, wir brauchen eine andere Form der präklinischen Versorgung

00:22:03: und wollte eigentlich ein eigenes Paramedic-Studium auch installieren.

00:22:07: Das war aufgrund von den Berufsgesetzen nicht möglich.

00:22:10: Jetzt wurde also ein Hybrid geschaffen, wo man eine Notfallsanitäter in den Ausbildungen

00:22:14: in ein Pflegestudium integriert hat.

00:22:17: Mit dem sozusagen typisch österreichischen Weg, mit den Zielpersonen zu haben,

00:22:22: die aus beiden Berufsqualifikationen und aus beiden Berufsgesetzen auch aktiv werden.

00:22:29: Und in der Umsetzung gibt es einige dieser Absolventen, also Kutt-Community-Assists

00:22:35: in Niederösterreich, das sind Personen, die eine Pflege und eine Notfallsanitäter

00:22:41: aus Bildung beides haben, nicht alle aus dem Studium, sondern einfach,

00:22:46: die haben sich beide Qualifikationen im Laufe der Berufskarriere selber erworben

00:22:50: und die können genau jene Anforderungen gut erfüllen, die eigentlich sehr klar

00:22:57: jetzt nicht in den engsten notfallmedizinischen Bereich gehören,

00:23:00: sondern wo pflegende Angehörige überfordert sind, wo irgendeine Person,

00:23:04: die einen Diabetes hat, eigentlich die Krankheit nicht wirklich scheinbar versteht,

00:23:09: sehr oft Anruf, Zucker, Entgleisungen hat, können da natürlich unmittelbar intervenieren,

00:23:15: aber auch hineinschauen und sagen, aha, wie ist das eigentlich,

00:23:18: bin ich mit der Näherung, kennen Sie sich mit dem Insulin-Pen aus,

00:23:21: soll man nochmal den Insulin-Pen erklären, darf ich Ihnen den erklären

00:23:25: oder wenn es komplex ist, vielleicht eine Schulung engagieren,

00:23:29: also quasi in dem präventiven Teil des Rettungsdienstes zu gehen,

00:23:35: um Folgeeinsätze auch zu reduzieren.

00:23:39: Wie hängen ist dann dieses Verhältnis zwischen Acute Community Nurse

00:23:45: und dem Patienten, also ist das eine Dauerbeziehung?

00:23:49: Nein, nein, nein, das wird den Niederösterreich nur gesteuert,

00:23:52: wenn die Patienten bzw. Angehörigen den Notruf 1,4,4 wählen

00:23:57: oder die telefonische Gesundheitsberatung 1450

00:24:00: oder auch den Vertretungsdienst in der Deutsch-Diktion,

00:24:04: die Kassenärztliche Bereitschaftsdienst.

00:24:08: Und wenn dann die Abfrage ergibt, dass das ziemlich sicher

00:24:11: keinen Transport ins Krankenhaus braucht, sondern jemand,

00:24:14: der doch zeitnah kommt, unterstützt und berät werden,

00:24:18: diese Kolleginnen und Kollegen auch in Zahn,

00:24:22: gibt es ja auch Modelle in Deutschland, zum Beispiel in Oldenburg,

00:24:27: sicher das Bionierprojekt im deutschen Bereich oder in Regensburg,

00:24:31: wo Gemeinden und Sanitäter oder teilweise noch unterschiedlich benannt

00:24:36: versuchen, diese Art von, ich würde es nicht mal als Einsatz bezeichnen,

00:24:40: sondern Hilfe ersuchen, einfach vor Ort bedienen und unterstützen.

00:24:45: Oldenburg hat ja auch eine großartige Leitstelle,

00:24:48: wir haben uns mit dem Leiter der Leitstelle auch schon ausgetauscht,

00:24:52: so großartig kriegen auch in der Regel immer wieder Preise,

00:24:56: so wie Sie, ich habe das Eingangs erwähnt, Sie sind für Ihr

00:25:00: "Herausragendes Lebenswerk" ausgezeichnet worden und haben auch,

00:25:06: und sicherlich ist das auch ein Teil Ihrer bepreisten Errungenschaften,

00:25:12: ein Lehrgang, Rettungsdienstmanagement aufgebaut,

00:25:16: sehen Sie uns ein bisschen von.

00:25:18: Ja, das war eigentlich, wie viele sind in meinem Leben doch ein Zufall

00:25:21: und gar kein Plan, während beim Paramedic-Studium

00:25:24: sind in den USA, habe ich gemerkt, dass in Baltimore

00:25:27: ein Rettungsdienstmanagement-Studium gibt

00:25:29: und ich bin dann aus den USA noch rotweilig in den Schwarzwald,

00:25:33: habe dort gearbeitet, habe mir gedacht,

00:25:35: baue ich würde gerne in Maryland dieses Studium absolvieren.

00:25:38: Und das wäre einfach finanziell nicht darstellbar gewesen,

00:25:41: daran eigenes Masterstudium zu machen.

00:25:45: Bin dann irgendwann mal rübergeflogen mit einer österreichischen Gruppe

00:25:49: aus der Ärztekammer und den Unfallversicherungsanstalten

00:25:52: und haben wir Baltimore besucht

00:25:54: und hat denen das auch vorgestellt, obwohl ich es gar nicht kannte.

00:25:57: Und einer der Professoren war Rick Bissell

00:26:00: und der sagt, oh, hello, I was an exchange teaching in Austria,

00:26:03: nice to meet an Austrian again.

00:26:05: Und der hat mich irgendwie ins Herz geschlossen,

00:26:07: weil er halt eine österreichische Vergangenheit hatte.

00:26:10: Und den habe ich das zu nebenbei gesagt,

00:26:13: sagt, let me think about it.

00:26:15: Und irgendwann, da gab es doch kein E-Mail, schreibt er mir ein Brief

00:26:18: und sagt dann, ja, wenn ich nicht rüberkommen kann,

00:26:21: zum Studio, sie können mal versuchen,

00:26:24: die Vorlesungen für mich abzufilmen.

00:26:27: Und dann haben die wirklich nur für mich die Vorlesungen abgefilmt

00:26:30: und die Videokassette in einen Briefungschlag gestickt.

00:26:34: Und dann war das irgendwie zwei Wochen später,

00:26:36: ich habe mir das angeschaut und habe dann die Hausarbeiten gemacht.

00:26:39: Und das Studium hat dann sehr lange gedauert.

00:26:42: Aber dann kam das Internet und dann war es einfach schon einfacher,

00:26:46: weil ich dann, das wurde zwar trotzdem gesandt und nicht gestreamt,

00:26:50: weil die Kapazität der Leitungen nicht wahr war,

00:26:53: ich konnte die Hausarbeiten relativ frasche Arbeit abarbeiten.

00:26:56: Und die war dann eigentlich nur zur Abschlussprüfung

00:26:59: und zur Kategorierung am Campus.

00:27:01: Das war der erste Long-Distance-Studium in dem Programm.

00:27:04: Jetzt reden wir oft von dem gesellschaftlichen Stellenwert

00:27:07: von Rettungskräften.

00:27:09: Ist der hoch genug?

00:27:10: Müssen wir den weiter erhöhen?

00:27:12: Also ich glaube, er ist hoch genug.

00:27:14: Wir sind selber dafür verantwortlich,

00:27:16: durch unser Auftreten in der Öffentlichkeit

00:27:19: auch natürlich zu schauen,

00:27:22: wie dokumentieren wir, wie evaluieren wir,

00:27:25: wie publizieren wir.

00:27:27: Da haben wir sicher noch einiges zu tun.

00:27:31: Wir sind ein sehr handfester Beruf,

00:27:33: aber letztlich die Verschriftlichung zwingt zur Reflexion,

00:27:38: zwingt zur Objektivierung der Gedanken.

00:27:41: Und ob das jetzt ein gut dokumentierter Fallbericht ist

00:27:45: oder idealerweise dann auch später ein anonymisierter Fallbericht

00:27:48: oder Fallauswertungen, Fallvertichtungen,

00:27:51: Forschung, Publikationen in Zeitschriften nicht,

00:27:54: das halte ich schon für eine wesentliche Aufgabenstellung

00:27:57: der Zukunft.

00:27:58: Da ist sicher noch einiges zu tun für uns.

00:28:01: Und das stärkt dann natürlich auch die Wahrnehmung von uns

00:28:04: in der professionellen Community

00:28:06: und letztlich auch in der Öffentlichkeit.

00:28:08: Sie haben drei Wünsche frei, um den Rettungswesen zu reformieren,

00:28:13: beziehungsweise um es moderner und noch besser zu machen.

00:28:16: Was tun Sie?

00:28:17: Ja, auf jeden Fall den Rettungsdienst aus auf der Leitstellebene

00:28:21: zu einer Gesundheitsleitstelle auszubauen,

00:28:23: wie ich es eingangs geschildert habe,

00:28:25: die auch Magli zu anderen psychosozialen Einrichtungen,

00:28:28: zu sozialen Reihen, zu psychotherapeutinnen,

00:28:31: auch in den niedergelassenen Bereich.

00:28:33: Das würde ich das eine sehen.

00:28:35: Das zweite ist massiv investieren in die Leinausbildung.

00:28:40: Für den schlimmsten Fall des Notfalls, für den cardiac arrest,

00:28:44: also verpflichtender HLW, Herzlungen, Wiederbelebungs-

00:28:50: und IT-Anwendungsunterricht in der Pflichtschule.

00:28:54: Und das dritte ist sicher,

00:28:56: dass man für die höchste Stufe der Sanitäterinnen-

00:28:58: Ausbildung eine entsprechende Akademisierung auch schafft.

00:29:02: Da ist Deutschland auch schon noch gut am Weg.

00:29:05: Es gibt etliche Standorte, die auch Bachelorstudienmöglichkeiten

00:29:08: für Notfallsanitäterinnen anbieten.

00:29:11: Sind Sie dafür, das ist ja spannend.

00:29:13: Und bei der Herzdruckmassage und allem, was damit zu tun hat,

00:29:17: dafür steht ja auch die Piansteigerstiftung,

00:29:19: die sich das ja wirklich auf die Fahne geschrieben hat

00:29:21: und sehr, sehr massiv verfolgt,

00:29:23: jetzt auch in Kooperation mit dem DFB beispielsweise, großartig.

00:29:28: Aber lassen wir uns einmal zu diesem einen Punkt zurückkommen,

00:29:31: der Akademisierung von Pfleger und auch von Berufen

00:29:36: rund um das Thema Rettungswesen.

00:29:40: Da frage ich mich immer,

00:29:42: tut es nicht auch einfach eine Lehre,

00:29:44: müssen wir alles akademisieren, überakademisieren?

00:29:48: Das hängt stark vom Anforderungsprofil ab.

00:29:50: Wenn ich eine Fachkraft hinaus entzendet,

00:29:53: die hochinversive Maßnahme macht im Notfallbereich,

00:29:56: aber auch im Bereich Belastung, Untersuchung, Versorgung,

00:30:00: da muss ich das Wissen dieser Person verbreitern.

00:30:03: Und da sehen wir sehr schnell,

00:30:05: der Ausbildungsumfang ist ja derzeit in Deutschland schon drei Jahre.

00:30:08: Das kann man auch ganz einfach in einen Bachelor kleiden.

00:30:11: Und das ist auch eine Frage der gesellschaftlichen Anerkennung.

00:30:14: Also wenn man reinschaut, wofür es in Österreich und Deutschland

00:30:18: überall für welche Inhalte es Bachelorausbildungen gibt,

00:30:22: frage ich mich, warum kann ich ein Bachelor in Weinbau machen?

00:30:26: Also das betrifft Österreich und Deutschland,

00:30:29: aber nicht ein Bachelor als Notfallsanitäter.

00:30:32: Also jetzt ein bisschen polemisch gesagt,

00:30:35: das heißt jetzt, wenn man Weinbauer wird, braucht man Bachelor

00:30:39: und als Notfallsanitäter nicht.

00:30:41: Und es gibt eine wunderschöne Überblick

00:30:43: vom Landwirtschaftsministerium in Österreich

00:30:45: und das beantwortet Ihre Frage dann auch noch

00:30:47: über Berufskarrieren im Weinbau.

00:30:50: Und da gibt es die Lehre, und da gibt es die Fachschule,

00:30:54: und da gibt es den Bachelor, und da gibt es den Master.

00:30:57: Und man kann auch nicht die Satation

00:30:59: an der Universität für Bodenkultur machen in Weinbau.

00:31:03: Und ich denke mal, so vielfältig kann natürlich

00:31:06: diese Pflege- und Rettungsdienstung,

00:31:09: Medizinlandschaft sein und ist sie auch.

00:31:12: Also das heißt ja nicht, dass auf jeden Fahrzeug

00:31:15: jemand mit Bachelorausbildung sein muss,

00:31:18: aber wenn ich eine Gemeindenotfallsanitäter

00:31:21: in der Zukunft raus sende, mit Ultraschall,

00:31:24: mit Labor, die dann Einschätzungen trifft und sagt,

00:31:29: naja, okay, die Laborwerte, die sind grenzwertig,

00:31:33: aber wir wollen noch mal ein Visit arrangieren.

00:31:36: Und die Angehörige, die wir schon in der Lage noch auf den zu schauen,

00:31:39: wenn ich dir erkläre, wissen Sie, was ich meine,

00:31:42: das sind komplexe Entscheidungen.

00:31:44: Und das erfordert einfach so ein mittleres, professionelles Libo.

00:31:47: Würde dann auch natürlich möglich machen,

00:31:49: die Debatte haben wir in Deutschland,

00:31:51: dass diejenigen, die auf diesen Wagen sind,

00:31:54: nicht Ärzte sind, aber auch in der Lage sind,

00:31:57: andere Maßnahmen zu ergreifen, als es bisher tun.

00:32:00: Also auch noch Zugänge zu legen,

00:32:02: andere Medikamente zu verbrechen und all das.

00:32:04: Keine Frage.

00:32:05: Und ich sehe es gar nicht berufspolitisch,

00:32:08: sondern ich sehe es auch so, wenn wir wollten,

00:32:11: könnten wir das alles integrierbar machen.

00:32:14: Man könnte sagen, mit einem Bachelornotfallsanitäter hat man

00:32:18: so und so viele Teile des Medizinstudiums absolviert

00:32:21: und könnte dann weitermachen.

00:32:24: Ja, das ist ein spannender Gedanke.

00:32:26: Jetzt stehen Sie als jemand sitzen,

00:32:29: da sind als jemand hier, der St. Pölten berühmt gemacht hat,

00:32:33: was als Blaupause mit gilt für ein modernes Rettungssystem.

00:32:37: Weltweit, wir hören das immer wieder.

00:32:40: Gibt es andere Modelle, internationale Modelle,

00:32:44: die Sie besonders inspirierend finden?

00:32:47: Ja, da gibt es National- und International.

00:32:49: Also man könnte zum Beispiel eine Österreich-

00:32:51: und Deutschland-Karte machen von Segmenten,

00:32:54: wo es überall Best-Practice gibt.

00:32:57: Also zum Beispiel in Wien, die Berufsrettung Wien hat

00:33:00: ein Feld-Supervisorsystem.

00:33:02: Oder in Teilen von Deutschland oder in Bundesland Tirol

00:33:06: gibt es eine unabhängige ärztliche Aufsichtsebene

00:33:10: für den Notfallrettungsdienst.

00:33:12: Oder in Seattle gibt es ein hoch integriertes Paramedic-System,

00:33:16: das klinisch sehr eng verflochten ist.

00:33:19: Aber die Frage ist, wie integriert sind diese Baustellen

00:33:25: an einer Stelle?

00:33:27: Und das gibt es auf der ganzen Welt kaum,

00:33:30: dass so wirklich alle Best-Practice-Beispiele

00:33:33: an einem Ort sozusagen vertichtet sind.

00:33:36: Das heißt, wir können alle gut voneinander lernen.

00:33:39: Wir blicken zum Abschluss ins Rettungswesen im Jahr 2050.

00:33:45: Was sehen wir?

00:33:47: Ja, ich bin noch stärker auf der Patientenseite wie jetzt.

00:33:51: Also insofern bin ich dann, wenn ich noch lebe,

00:33:53: was ich mir wünsche, ein stark betroffener.

00:33:56: Ich lebe am Land, ich wünsche mir,

00:33:58: wenn ich eine Unsicherheit oder jemand,

00:34:02: der mir nahesteht, auf mich oder sich hat,

00:34:05: dem, wo anrufen kann, dass es über Smart Devices

00:34:11: eine Interaktion mit einer Gesundheitsleitstelle gibt.

00:34:15: Die sagt, oh, Herr Rilstein, jetzt haben wir das EKG abgeleitet.

00:34:18: Das ist kein Vorhofflimmern ab.

00:34:20: Und so ist ein Stolperer dabei.

00:34:22: Jetzt holen Sie mal die Luft.

00:34:24: Das schaut aufs Erste nicht so schlimm aus.

00:34:26: Aber wir haben in der Nähe einen Gemeindenotfallsanitäter,

00:34:29: der ist jetzt gerade im Einsatz.

00:34:31: Der kommt in eineinhalb Stunden auf Visite vorbei.

00:34:33: Wenn das für Isi in Ordnung ist,

00:34:35: die können uns jederzeit wieder anrufen.

00:34:37: Beziehungsweise wird es bis dahin auch noch Quantensprünge geben,

00:34:40: die wir nur erahnen,

00:34:42: dass man vielleicht irgendwie Bertrone,

00:34:45: ein Diagnostikinstrument vor die Haustür setzt

00:34:49: und die Ehefrau hält den Ultraschall an die eine Stelle,

00:34:54: wo Artificial Intelligence sagt,

00:34:57: dorthin muss sie das machen

00:34:59: und das wird in die Gesundheitsleitstelle übertragen.

00:35:02: Also Dinge, die wir uns teilweise noch schwer vorstellen können.

00:35:05: Die wird das sicher geben.

00:35:08: Das Ziel ist aus meiner Sicht einfach,

00:35:11: zum einen die enge Notfallmedizinische Versorgung

00:35:14: für den wilden Fall sicherzustellen,

00:35:16: aber zum anderen zu schauen,

00:35:18: wenn Menschen Gesundheitsprobleme haben,

00:35:20: dass man die möglichst vor Ort löst

00:35:22: und nicht Menschen in den Krankenhaus bringt,

00:35:26: wo für die Situation des Krankenhäers

00:35:28: eigentlich nicht der beste Platz ist.

00:35:31: Für wie wahrscheinlich halten Sie,

00:35:34: genau diese Aufgabe künftig von einem KI-generierten

00:35:39: medizinischen Partner gebracht wird.

00:35:43: Der könnte ja auch im Grunde die Werte auslesen.

00:35:47: Theoretisch, die wir eben dann elektronisch übermitteln,

00:35:50: könnte sie vergleichen mit tausenden von anderen Werten.

00:35:53: In China bringen jetzt schon Drohnen bestimmte Dinge,

00:35:57: zum Teil sogar Einkäufe in einer bestimmten Frequenz.

00:36:01: Also auch das wäre machbar.

00:36:03: Aber diese KI-ID, für wie wahrscheinlich halten Sie die?

00:36:06: Also die wird uns sicherer in der Entscheidungsfindung

00:36:09: und zu stützen und sicherer machen.

00:36:11: Was KI, glaube ich, zumindest derzeit noch nicht kann,

00:36:16: ist, Zwischentöne zu erkennen,

00:36:19: soziale Kontexte interpretieren zu können,

00:36:23: so wie ich vorhin ein Beispiel gesagt habe.

00:36:25: Na ja, den müsst ihr schon ins Krankenhaus mitbringen,

00:36:28: weil die Frau, die ist altes Bezug auch schon sehr überlastet.

00:36:32: Die spricht auch manchmal verwirrt.

00:36:35: Sie ist zwar keine Patientin,

00:36:37: aber die hat vielleicht zu leichte Vorzeichen von Demenz.

00:36:40: Der kann jetzt dem Mann nicht anvertrauen,

00:36:42: dass sie ihn beobachtet.

00:36:44: Wissen Sie, was sie machen?

00:36:46: Also diese Kontexterfassung, ob das KI erkennen kann,

00:36:49: das wird wenn dann noch dauern.

00:36:52: Weil das kommt eigentlich vom Patch Adam,

00:36:55: der Gründer der Klinik-Clowns.

00:36:57: Klinik-Clowns, weil der sagt,

00:36:59: der Besuch ist eigentlich eine der wesentlichsten

00:37:02: Einschätzungskomponenten für Patienten,

00:37:05: weil ich den Menschen in seiner sozialen Umgebung sehe

00:37:08: und dadurch auch erkennen kann,

00:37:10: welche Dinge zu Hause möglich sind,

00:37:12: welche Dinge vielleicht Probleme bereiten, wie er lebt

00:37:15: und nicht nur sozusagen

00:37:17: einen objektiven medizinischen Parameter.

00:37:20: Da wird uns beim objektiven medizinischen Parameter

00:37:22: die KI helfen können,

00:37:24: aber bei der sozialen Kontexterfassung glaube ich nicht.

00:37:27: Das Humane geht auch hier vor.

00:37:29: Genau.

00:37:31: Professor Edelstein, ich danke Ihnen herzlich.

00:37:33: Vielen Dank für Ihre Zeit.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.