Zwischen Herzstillstand und Neubeginn

Shownotes

Willkommen zu Teil 2 mit Tamara Schwab. In Teil eins hat Tamara uns mitgenommen durch ihren ersten Herzstillstand, die schmerzhaftesten Schocks des Defibrillators, Reha, Diagnosen – bis zu dem Moment, an dem einfach nichts mehr ging.

In dieser Folge spricht Béla Anda mit Tamara Schwab über den tiefsten Punkt und den letzten Hoffnungsanker: die Herztransplantation. Was passiert, wenn Ärztinnen und Ärzte sagen: „Mehr können wir nicht tun“ – und man trotzdem nicht aufgibt? Wie kämpft man sich auf die Warteliste, wie fühlt sich das monatelange Warten an, und was geht in einem vor, wenn plötzlich jemand ins Zimmer kommt und sagt: „Es geht los – Ihr neues Herz ist da“?

Eine Geschichte über Mut, Eigenverantwortung und warum eine Entscheidung zur Organspende Leben verändern kann. Kurzbeschreibung Tamara Schwab spricht über den Moment, in dem nichts mehr ging, acht Schocks, den letzten Hoffnungsanker Herztransplantation – und wie Eigeninitiative ihr Leben gerettet hat. Ein Gespräch über Mut, Wartelisten, Dankbarkeit und die Bedeutung von Organspende.

Kapitelmarken (anpassbar)

00:00 – Intro & Recap Teil 1

01:10 – „Ich kann nicht mehr“: Akku leer nach acht Schocks

04:05 – Transplantation als letzte Hoffnung

06:30 – „Sie werden so nicht gelistet“: Fehlende Sensibilität & Selbstvertretung

09:40 – Neue Klinik, neue Perspektive: Aufnahme & Hochdringlichkeit

12:30 – Warten im Krankenhaus: Alltag, Psyche, Mitpatient:innen

15:45 – „Es geht los“: Der Anruf für das Spenderherz

18:10 – Die Nacht davor: Angst, Freude, Dankbarkeit

20:30 – OP & Aufwachen: Komplikationen, Schmerz, erste Schritte

24:00 – Reha, Rückkehr ins Leben & Sport

26:00 – Heute: Fast normales Leben – bewusst & intensiv

28:10 – Organspende: Mythen, Fakten, klare Entscheidung

31:30 – Learnings: Kämpfen, Verantwortung, Gesundheit

Takeaways

Selbstvertretung rettet Leben: Zweitmeinung/Wechsel der Klinik kann entscheidend sein.

Warten auf ein Organ ist physisch wie psychisch extrem – Austausch hilft.

Organspende betrifft uns alle: Die Frage „Würde ich selbst annehmen?“ ist zentral.

Dankbarkeit & Bewusstsein: Nach der Transplantation das Leben intensiver leben.

Zitat der Folge „Dieser Mensch hat mir sein Herz ausgeliehen – und ich lebe mein Bonusleben für uns beide.“

Triggerhinweis In dieser Episode sprechen wir offen über Herzstillstand, Intensivstation, Suizidgedanken und Tod. Bitte achtsam hören.

Transkript anzeigen

00:00:00: Auf dem Rückweg vom Schwimmbad wird der achtjährige Björn Steiger von einem Auto erfasst und dabei schwer verletzt.

00:00:12: Es dauert fast eine Stunde, bis endlich ein Rettungswagen eintrifft.

00:00:16: Björn Steiger stirbt.

00:00:18: Nicht an seinen Verletzungen,

00:00:20: sondern an den Folgen eines Schocks.

00:00:22: Die Eltern Ute und Siegfried Steiger gründen erst einen

00:00:24: gemeinnützigen Verein.

00:00:26: Später entsteht daraus die Björn Steiger Stiftung.

00:00:29: Durch ihr unerlässliches Engagement wurden bis heute

00:00:32: Millionen

00:00:32: Menschenleben gerettet und vergleichbare Schicksalsschläge vermieden.

00:00:36: In diesem Podcast

00:00:37: geht es

00:00:37: um die Arbeit der Björnsteigerstiftung und die Bedeutung einer funktionierenden Notfallhilfe.

00:00:42: Wir sprechen mit Experten, Betroffenen und den Machern hinter den Kulissen.

00:00:53: Willkommen zurück zu Teil zwei mit Tamara Schwab.

00:00:56: In Teil eins haben wir gesprochen über den ersten Herzstillstand, über die Reha, über schmerzhafteste Schocks, den Defi und viel Diagnosen bis zu einem Moment, an dem gar nichts mehr ging.

00:01:08: Und dort machen wir jetzt weiter.

00:01:10: Frau Schwab, was war da los?

00:01:11: Was ging in dieser Zeit in die Hinde vor?

00:01:13: Sie haben ja alles, alles versucht, die Ärzte auch, dachte man.

00:01:18: Und dann hat man in diese krasse Ansage gemacht, ja, mehr können wir jetzt auch nicht tun.

00:01:23: Wie haben Sie das überhaupt ausgehalten?

00:01:25: Ich muss dazu sagen, dass ich in der, also zu dem Zeitpunkt, wo ich dann die Acht Schocks noch bekommen hab, an dem Punkt war, wo ich gesagt hab, ich kann nicht mehr.

00:01:33: War das auch wieder so schmerzhaft, wie damals im Frühstuhl-Zhaumen?

00:01:36: Ja, ja, absolut.

00:01:37: Ich hab sogar dann, also ich weiß, von drei und die restlichen fünf waren dann auf der Intensivstation.

00:01:43: Und da ist mir dann direkt danach was gespritzt worden, sodass ich es vergesse, dass meine Psyche dann nicht noch mehr drunter leidet.

00:01:50: Aber ich war an dem Punkt, mein Akku war leer.

00:01:54: Ich war am Ende, ich konnte nicht mehr.

00:01:56: Ich hatte keine Kraft mehr, ich hatte keine ... mein jeglicher Optimismus und Hoffnung war zu dem Zeitpunkt fast schon weg.

00:02:04: Haben Sie gedacht, das will ich so nicht mehr?

00:02:06: Ich will nicht mehr leben?

00:02:07: Ich will so nicht mehr leben?

00:02:09: Also, ich will so nicht mehr leben.

00:02:10: Ja, tatsächlich.

00:02:11: Ich war an dem Punkt, wo ich gesagt hab, okay, jetzt brauchen wir eine Lösung.

00:02:15: Oder ich z.B.

00:02:17: die nächste Brücke.

00:02:18: Weil ich ... ich möchte dieses Leben so nicht mehr führen.

00:02:22: Ich kann's auch einfach so nicht mehr führen.

00:02:24: Haben

00:02:24: Sie diese Gespräche mit sich selber ausgemacht?

00:02:26: Haben Sie mit Verwandten, Freunden gesprochen darüber?

00:02:30: Ich glaub, das habe ich viel mit mir selber vereinbart.

00:02:33: Weil das für meine Eltern, Familie und so weiter, Freunde wahrscheinlich viel zu schwer gewesen wäre.

00:02:39: Ich hab auch immer versucht, meinen Eltern und meiner Familie da nicht noch mehr zuzumuten, als sie eh schon erleben müssen.

00:02:48: Ja, also ich hab einfach mehr, ich kann nicht mehr.

00:02:51: Ich bin an einem Punkt in meinem Leben, wo ich einfach keine Kraft mehr hab.

00:02:55: Und dann kam aber plötzlich eben dieses Thema Transplantation um die Ecke.

00:03:00: Beziehungsweise, ja, das weiß ich noch, das war direkt nach den drei Schocks, nach den ersten drei Schocks, die ich bekam, wo ich wieder wach geworden bin und fix und alle war für diesen drei Schocks, hab ich die Ärztin unter Tränen gefragt, was muss noch passieren, dass ich endlich die Chance auf ein neues Herz bekommen?

00:03:16: Also das Thema hatte für mich, also mit dem Thema hatte ich mich schon länger beschäftigt, weil ich auch schon Menschen kennengelernt hatte, die selber transplantiert sind und relativ gutes Leben führen oder fast normales Leben führen.

00:03:28: Und deswegen war ich, werde ich nie vergessen, wie ich wach geworden bin, den Ärzte neben mir stand und ich wirklich an der Trinke fragte, was muss noch passieren, dass ich endlich die Chance auf ein neues Herz bekomme.

00:03:41: Und sie meinte damals zu mir, du bist jetzt gerade einen guten Schritt vorangekommen, mit dem Erlebnis.

00:03:48: Und das war mein letzter Hoffnungsanker.

00:03:50: Also, ich wusste, ich kann nicht mehr, aber ich hab da noch diese aller, aller, allerletzte Hoffnung.

00:03:56: Ich wusste dann auch, hier ist okay, das gehen wir jetzt.

00:03:58: Und ich kam dann irgendwann von der Intensivstation wieder auf die Normalstation, bekam einen neuen Arzt.

00:04:04: Und dieser Arzt kam dann zu mir ins Zimmer, ins Bett, meinte, Frau Schwabian, lassen Sie morgen.

00:04:10: Und ich ... war maximal irritiert.

00:04:14: Warum entlassen wir mich jetzt?

00:04:15: Ich dachte, wir gehen das Thema Transplantation an.

00:04:18: Und dann meinte er zu mir, na ja, so Frau Schwab, so wie Sie hier gerade im Bett liegen, werden Sie nicht hochdringlich gelistet für ein Herz.

00:04:25: Da haben Sie keine Chance.

00:04:27: Und das war eigentlich der noch viel schlimmere Moment, weil mir meine letzte Hoffnung oder dieser Arzt mir, der keine Ahnung von Transplantationsmedizin hat, der einfach halt ein Oberarzt ist, der sich mit Herzerkrankungen auskennt.

00:04:41: Aber da kein Transplantationsexperte ist, mir da entgegenknallte, dass meine letzte Hoffnung, die ich noch hatte, die mich irgendwie noch am Leben hielt, ja eigentlich auch hinfällig ist.

00:04:52: Da wäre ich wirklich, also wenn ich jetzt kein Mensch wäre, der dann sagt, okay, dann nehme ich das jetzt selber in die Hand, dann hätte ich mir hundertprozentig die nächste Brücke gesucht, weil ich ... Das Leben so hätte nicht mehr führen wollen.

00:05:04: Das

00:05:05: sollte auch von unglaublicher Sensibilität sein.

00:05:08: Wer eigentlich wissen müsste, was er damit auslöst.

00:05:10: Fehlende.

00:05:11: Ja, genau, fehlende Sensibilität.

00:05:14: Richtig.

00:05:15: Aber Sie haben dich eben nicht die nächste Brücke gesucht, sondern haben trotzdem noch mal alles in Bewegung gesetzt, um dort ein Spenderherz zu halten.

00:05:25: Ich glaub, das war das letzte Aufbäum.

00:05:28: Ich hab tatsächlich dann den Satz gesagt, den er glaub ich sein ganzes Leben lang wahrscheinlich nicht mehr hören wird.

00:05:32: Ich meinte dann, nee, ich verlasse dieses Krankenhaus nicht.

00:05:35: Ich geh nicht.

00:05:36: Weil ich genau weiß, sobald ich das Krankenhaus verlasse, hilft mir wieder kein Mensch.

00:05:40: Und ich muss darauf warten, dass es nächste mal knallt und muss wieder hoffen, dass es nicht im Auto passiert, während ich Autofahre, nicht passiert, während ich vielleicht irgendwo im Wasser bin und unmächtig werde oder oder oder.

00:05:51: Da war er ein bisschen irritiert.

00:05:53: Okay, er muss erst mal mit dem Chef ausreden, es abmarschiert.

00:05:57: Und in der Zeit habe ich eine Selbsthilfegruppe kontaktiert.

00:06:00: Ich habe es ja vorher kennengelernt, hatte für meine Erkrankung.

00:06:04: Der Chefin dort meine Story erzählt und die hat wiederum einen anderen Arzt in München kontaktiert, der gerade im Urlaub war.

00:06:10: Also ich konnte ihn nicht anrufen.

00:06:12: Sie hatte aber seine Privatnummer gehabt, hat den Fall geschildert und der wiederum hat dann auch wieder den Hörer in die Hand genommen und hat in der Transplantationsambulanz im LMU-Klinikum angerufen.

00:06:20: Mein Fall geschildert und mir einen Termin zur Vorstellung am nächsten Tag besorgt.

00:06:26: So bin ich dann am Ende doch gegangen.

00:06:28: Ich wusste, er wird mir eh nicht helfen, dieser Arzt.

00:06:30: Und ich bin dann am nächsten Tag in das neue Klinikum gekommen.

00:06:35: Das ist ins LMU-Klinikum.

00:06:36: Und für die Maximeer-Union.

00:06:38: Ja, genau.

00:06:39: In den Menschen.

00:06:39: Genau, richtig.

00:06:41: Und bin dort vorgestellt worden.

00:06:44: Und dann ist mir, nachdem ich auch wieder Unterdrehen gefragt habe, habe ich reale Chancen.

00:06:50: Es ist mir dann gesagt worden, ja, Sie haben absolut reale Chancen.

00:06:53: Und Sie werden auch dieses Krankenhaus so nicht mehr verlassen.

00:06:55: Und dann ging alles ganz schnell.

00:06:58: Sie waren wahrscheinlich einfach froh, dass es so war.

00:06:59: Aber haben Sie Gründen?

00:07:00: können wir, woher diese Diskrepanz kam?

00:07:03: Auf der einen Seite sagt man, sie hat keinen Chance, ob wiedersehen, als sie zum Beispiel klarkommen.

00:07:08: Und auf der anderen Seite sieht man doch, das ist eine so harte Lage und so auswegslos und auch so gefährlich.

00:07:18: wie jederzeit hätte sterben können, dass das ganz dringlich ist.

00:07:22: Das ist ja, das sind ja Welten.

00:07:24: Also, Feuer, Wasser, heiß und kalt, links und rechts, das ist ja weit auseinander, da könnte es allein um dir geil sein.

00:07:32: Ja, ja, absolut.

00:07:33: Ich glaub, der hat ein paar Faktoren reingespielt.

00:07:35: Einmal, dass ich ein Mensch bin, der, auch wenn's ihm richtig schlecht geht, noch lächelt.

00:07:41: Mhm.

00:07:43: Und wenn nur aus Freundlichkeit.

00:07:44: Aber so bin ich halt einfach und ich ... und ich glaube, dass das auch tatsächlich auch bei jungen Menschen grundsätzlichen Thema ist, dass wir häufig, oder auch Frauen, häufig nicht ernst genommen werden.

00:07:55: Wobei ich mir auch auf der anderen Seite dachte, also, was muss denn noch passieren, dass ich ernst genommen werde?

00:08:00: Also, zwei Herzschlüsse und so weiter.

00:08:02: Was soll denn noch passieren, dass man mich endlich mal für voll nimmt und realisiert, wie dramatisch wirklich die Lage ist?

00:08:10: Zum anderen, glaube ich, ist es schlicht und ergreifend, fehlende Kompetenzeinschätzung.

00:08:13: Dass der Arzt meint, er hat ... Er kann das einschätzen und beurteilen, obwohl er selber gar nicht in der Transplantationsmedizin arbeitet, nicht mal in Erwägung zieht, mir einen Termin zu verschaffen zur Vorstellung.

00:08:28: Das halte ich für einen dramatischen Fehler, von dem ich hoffe, dass er wirklich nur bei mir passiert ist und nicht noch bei vielen anderen Menschen, die halt vielleicht dann nicht sagen, okay, dann nehme ich das selber in die Hand und versuch, da mit anderen Menschen voranzukommen, weil es tatsächlich am Ende vielleicht Leben kosten kann.

00:08:45: Der Arzt entscheidet mit ihm, der sagt, sie gehen ja nicht mehr raus, sie haben gute Chancen.

00:08:51: Das heißt, sie bleiben jetzt im Krankenhaus, sie sind weiter in München und hoffen dann in der Zeit auf ein Spenderarzt.

00:08:57: Ja genau, also ich bin wirklich nicht mehr entlassen worden.

00:09:00: Wir haben dann die ganzen Vor- und Untersuchungen gestartet, die nötig sind, um überhaupt gelistet zu werden.

00:09:06: Die fanden dann innerhalb von zwei Wochen statt und danach kam dann die Listung.

00:09:11: Es geht ja dann an Eurotransplant.

00:09:12: Die Organisation entscheidet, ob man auf die Warteliste kommt oder nicht.

00:09:16: Und dann hatte ich drei Tage später die Zusage, dass ich auf die hochdringliche Liste für ein Spenderherz komme bzw.

00:09:22: schon bin.

00:09:23: Und ab dem Zeitpunkt kann man auch das Krankenhaus gar nicht mehr verlassen.

00:09:26: Da muss man dann im Krankenhaus auf das Herz warten.

00:09:30: Weiß auch nicht, wie lange natürlich.

00:09:32: Im Durchschnitt sind es in Deutschland vier bis sechs Monate.

00:09:34: Wenn man ein großer, schwerer Mann ist, ist es bis zu einem Jahr.

00:09:37: Und wenn man ein Kind ist, bis zu drei Jahre, wo man auf ein Herz wartet, auf der hochdringlichen Wiste.

00:09:43: Und dann wartet man im Prinzip Tag einen Tag aus, hat nicht sonderlich viel zu tun, ist an EKG angeschlossen, an Blutdruckmessgerät.

00:09:50: Einmal pro Woche kommt eine Psychologin vorbei.

00:09:52: Einmal in der Woche werden so ein paar Untersuchungen, Herzultraschall, so was gemacht.

00:09:56: Aber das war's dann eigentlich.

00:09:57: Und man wartet im Prinzip tagtäglich darauf, dass jemand reinkommt und sagt, jetzt geht's los, mein neues Herz ist da.

00:10:03: Dürfen Sie aufstehen, rumgehen?

00:10:05: Rausgehen nicht.

00:10:06: Also, der Gang war erlaubt sozusagen.

00:10:09: Aber ansonsten ist keinerlei Ausgang sozusagen gewährt.

00:10:14: Also, für mich war es tatsächlich wie ein Gefängnis, obwohl ich nichts verbrochen hab.

00:10:19: Damit Sie sich nicht infizieren.

00:10:21: Genau.

00:10:22: Weil man auch sagt, dass wenn man auf der hochdringlichen Liste für einen Herz ist, so instabil ist und es alles zu lebensgefährlich ist.

00:10:28: Also wenn was passiert, muss sofort medizinische Hilfe in der Nähe sein, die reagieren kann, reanimieren kann, etc.

00:10:36: Und daher ist man gezwungen, im Prinzip eigentlich im Krankenhausbett zu warten.

00:10:42: Und kriegen Sie solche Aktualitätsmeldungen nach drei Wochen?

00:10:46: Ja, das könnte jetzt innerhalb des nächsten vier Wochen passieren.

00:10:51: Oder kriegen Sie gar nichts bis zum Punkt X, wenn es dann heißt, wir haben was für Sie?

00:10:56: Man kriegt so ein Stück weit Einschätzungen anhand der Blutgruppe.

00:11:01: Man weiß, umso seltener die Blutgruppe, umso weniger lange wartet man im Durchschnitt.

00:11:05: Das klingt komisch, weil auch weniger damit sterben.

00:11:08: Aber wenn jemand mit dieser Blutgruppe stirbt, gibt's kaum Anwärter für diese Organe.

00:11:13: Deswegen geht's im Durchschnitt schneller.

00:11:16: Ich hab Blutgruppe B, und von daher war klar, das ist selten.

00:11:20: Und ich werde nicht vier bis sechs Monate wahrscheinlich warten müssen, sondern ... Mir ist damals gesagt worden, gehen Sie mal so von ungefähr sechs Wochen aus.

00:11:29: Mein Daumen.

00:11:30: Ich hatte schon so eine ungefähre ... Vorstellungen, wobei ich mich auf weit aus mehr trotzdem eingestellt habe, weil man ja nie weiß, passt es, stimmt es oder kann es vielleicht doch dann noch viel länger dauern.

00:11:42: So wartet man dann im Prinzip jeden Tag.

00:11:45: Sie warten ja nicht alleine, sondern auf so einer Station sind ja einige.

00:11:48: Wir hoffen, Spender hat's warten, tauscht man sich da aus untereinander.

00:11:52: Da gibt es ja sogar vielleicht so eine Art Rivalentät.

00:11:55: Kriegt der es jetzt zuerst oder die?

00:11:58: Also wir waren tatsächlich nur zu dritt.

00:12:00: Das ist ein separates Krankenhaus, in dem man wartet, in München.

00:12:03: Da sind nur zwei Zimmer für Frauen und eins für Männer.

00:12:09: Wir waren zu dem Zeitpunkt drei.

00:12:12: Ich hab zusammen mit einer zwei Jahre jüngeren Frau im selben Zimmer gewartet.

00:12:18: Wir hatten gegenüber noch einen Mann, der darauf gewartet hat, aufs Herz.

00:12:23: Und ... Mit ihm hatte ich wenig Kontakt, weil es ihm nicht so gut ging.

00:12:27: Mit Magazin genossen hatte ich sehr engen Kontakt.

00:12:30: Wir waren für uns auch gegenseitig mentale Stützen.

00:12:33: Man muss dazu sagen, es war im Jahr zwanzigundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund haben uns viel ausgetauscht.

00:12:52: Das war aber auch von Anfang an klar, wir haben unterschiedliche Blutgruppen.

00:12:55: Das heißt, wir sind keine Konkurrenz.

00:12:57: Das war, glaube ich, auch gut zu wissen, so grundsätzlich, dass wir uns nicht gegenseitig die Herzen wegnehmen in Anführungsstrichen, sondern dass wir halt einfach gemeinsam jetzt diesen Weg da durchmüssen und uns gegenseitig stärken.

00:13:10: Und es war auch von Anfang an klar, egal wer zuerst dran ist, sozusagen, wir werden uns beide jetzt tierisch füreinander freuen, dass wir endlich unser neues Leben starten dürfen.

00:13:20: Aber ja, als damals der Anruf dann wirklich kam, ich war schneller dran und sie hatte schon länger gewartet.

00:13:27: Das war für mich ganz, ganz schwer.

00:13:28: Ich hatte ein richtig schlechtes Gewissen hier gegenüber, weil ich schneller dran war.

00:13:33: Wie hat

00:13:34: sie reagiert?

00:13:35: Total lieb.

00:13:37: Das war alles so aufregend.

00:13:40: Ich musste dann meine Sachen zusammenpacken und ich hab überhaupt nichts zustande gekriegt.

00:13:44: Dann war sie ganz rational und hat mir geholfen und zusammengepackt und alles.

00:13:49: hat sich für mich gefreut.

00:13:51: Also, es war echt schön, wie sie reagiert hat.

00:13:54: Aber klar, ich meine die Häuschung, ich glaub, die kann man nicht komplett ausradieren, dass man halt jetzt doch vor allem auch wieder alleine warten muss.

00:14:02: Also, einmal, dass jemand anderer schneller ist, und dann zum anderen, dass man jetzt wieder alleine im Zimmer ist und wieder alleine durch muss.

00:14:10: Haben Sie noch Kontakt?

00:14:12: Ja.

00:14:12: Wir nennen uns gerne Herdschwestern.

00:14:16: Und ja, wir haben nach wie vor Kontakt und ich glaube, es wird auch in den Beziehungen sein zueinander, die immer etwas ganz Besonderes sein wird.

00:14:24: Also auch bei ihr hat es dann geklappt?

00:14:26: Ja, genau.

00:14:27: Ich weiß noch, ich hatte zu ihr noch gesagt, dass wir uns verabschiedet haben, wir werden uns im LMU-Klinikum wiedersehen.

00:14:33: Also, bis ich auf Reha bin, hast du dein neues Herz, ganz sicher.

00:14:37: Und tatsächlich kam es genau so, zwei Tage oder drei Tage, bevor ich auf Reha kam, habe ich dann nachts oder hab dem nächsten Morgen dann erfahren, dass sie nachts ... und ihr neues Herz bekommen hat.

00:14:48: Gehen wir noch heute zu Ihnen.

00:14:49: Sie bekommen die Nachricht, wie bekommt man die Nachricht?

00:14:51: Ich komme dann Arzt rein und sage gute Nachricht.

00:14:54: Wir haben ein Spender-Herz, wie Sie das

00:14:56: sagen

00:14:57: könnten.

00:14:57: Oder ist es schon definitiv klar, dass es das ist?

00:15:00: Oder baut man dann noch so ein Weichmacherein nach dem, was du könntest sein, das?

00:15:06: Nee, es hat geklopft.

00:15:07: Dann natürlich, Erzien kam rein.

00:15:09: Wenn du es so verschwabst, jetzt geht es los.

00:15:11: Ihr neues Herz ist da.

00:15:13: Oh ja, auch relativ direkt.

00:15:15: Ja, ja, ja, da geht's dann auch, also ab dem Zeitpunkt geht's dann auch, zack, zack, zack, also da gibt's noch mal viel Zeit zum überlegen und zum, jetzt kommen erst mal runter so nach dem Motto, sondern es war dann sofort, also es kam rein, meinte so Frau Schwab, geht los, neues Herz ist da.

00:15:32: In dem Moment bin ich, ich hatte noch telefoniert in die Uhrzeit, zwar nach zum halb eins.

00:15:37: Und ich war komplett aus dem Häuschen.

00:15:40: natürlich, jegliche Emotionen ist auf mich eingepresselt.

00:15:44: Und dann war aber klar, ich muss jetzt ganz schnell packen, weil das Intensivmobil kommt gleich und holt mich ab, bringt mich ins LMU-Klinikum.

00:15:52: Ich muss meinen Eltern kurz Bescheid geben.

00:15:54: Wir müssen mehr Zugang legen.

00:15:58: Also, ich muss mich jetzt erst mal vorbereiten, sozusagen.

00:16:01: Und dann kam auch schon das Intensivmobil, das hab ich dann schon rübergebracht.

00:16:04: Dann war eigentlich der Plan, dass ich nachts noch transplantiert werde um fünf Uhr morgens oder so.

00:16:10: Ich bin dann aber ins Klinikum gekommen und dann hieß es, Sie haben die OP verschoben auf einen nächsten Mittag sozusagen.

00:16:17: Und dann hatte ich prinzipiell die ganze Nacht Zeit, das zu bearbeiten, mir Gedanken darüber zu machen.

00:16:24: und saß auf unfassbar heißen Kohlen natürlich.

00:16:27: Wie intensiv haben Sie sich im Vorfeld befasst mit der Operation selbst?

00:16:31: Und was haben Sie gedacht in dieser Nacht?

00:16:33: Und da kommt man dann eigentlich Information über die Spenderin oder den Spender.

00:16:38: Muss es ein Frauenherd sein, auch das Dorf?

00:16:40: Oder können Sie auch ein Männerherd sein?

00:16:43: Ja, ich versuche mal, die Fragen nachher zu beantworten.

00:16:45: Also einmal, es kann auch ein Männerherd sein, es gibt beides.

00:16:48: Da gibt's keine Restriktion.

00:16:49: Wichtig ist nur, es muss ungefähr gleich groß und gleich schwer.

00:16:52: Also die Person muss gleich groß, gleich schwer sein und ungefähr gleich alt und gleiche Blutgruppe.

00:16:58: So, das sind so mal die Hartf, also so die Dinge, die auf jeden Fall beachtet werden müssen, aber grundsätzlich kann's auch ein Mann sein.

00:17:05: Informationen über die Spenderin bekommt man gar keine.

00:17:08: Das ist nicht erlaubt in Deutschland durch das Transplantationsgesetz.

00:17:11: Von daher hab ich damals gar keine Informationen gehabt.

00:17:14: Ich wusste nicht mal, ob Mann oder Frau.

00:17:16: Ja, von den Emotionen her war alles dabei in dem Moment.

00:17:18: Es war wirklich von pure Angst.

00:17:21: So, okay, dir wird jetzt wirklich dein Herz rausgenommen.

00:17:24: Du bekommst jetzt das Herz eines fremden Menschen implantiert oder transplantiert.

00:17:29: Hinzu purer Freude, also die Wartezeit ist endlich zu Ende.

00:17:33: Ich kann jetzt endlich bald wieder raus, ich darf wieder vor die Tür, ich kann wieder ein neues Leben leben und so weiter.

00:17:39: Ein schlechtes Gewissen meiner Zimmernachbarin gegenüber, dass ich schneller war.

00:17:44: Und trauer, weil mir klar war, da ist jetzt eine Familie irgendwo in Deutschland oder in den Eurotransplantländern, die trauert, weil da ein Mensch gestorben ist oder weil ihr Mensch gestorben ist.

00:17:57: Und ich bekomme jetzt dieses Herz.

00:17:59: Also es war

00:18:00: vielleicht sogar auch Dansterzeit der Person, gegen was ich bereit war.

00:18:03: Ja, natürlich, natürlich.

00:18:05: Also je nachdem, wo es herkommt, es gibt ja in Europa dann auch andere Länder, wo die ... von den Rezions-Gesetzern anders rum sind als bei uns, wo man aktiv widersprechen muss, wenn man es nicht will.

00:18:15: Aber trotzdem, auch das ist ja, das inkludieren wir mal da.

00:18:19: Da sind wahrscheinlich auch Dankbarkeit gegenüber dem oder derjenigen, die da

00:18:23: bereit

00:18:23: war, das Herz nach dem wahrscheinlich tragischen Tod dann zur Verfügung

00:18:28: zu stellen.

00:18:29: Ja, genau.

00:18:29: Also natürlich, ja, deswegen ist es eigentlich, ich glaube, ich hatte noch nie so ein Emotionscocktail wie in dem Moment.

00:18:35: Ja, vorbereitet, ich meine, man wird grundsätzlich, man hat ja so ein Erstgespräch, so ein Informationsgespräch mit dem Arzt, wo genau erklärt wird, was da eigentlich gemacht wird.

00:18:49: Und wir hatten ja auch wirklich Zeit, ich hab insgesamt dreiunddreißig Tage auf der Liste gewartet, bis dann diese Nachricht kam, wo man sich damit auseinandersetzen kann und sich darüber Gedanken machen kann und so weiter.

00:19:01: Aber wenn es dann wirklich ... kommt.

00:19:04: Also wirklich dieser Moment da ist, ist es schon so, dass man sich denkt, boah, also wo hab ich da eigentlich ja gesagt, war das wirklich die richtige Idee?

00:19:14: Wirklich,

00:19:14: ja, bei so einer einschneidenden Operation.

00:19:18: Es ist schon, also ich hatte wirklich, ich hatte lange keine Angst.

00:19:22: Wirklich gar nicht, ich hatte ein echtes Urvertrauen, aber in dieser letzten, in der letzten Traumung, hatte ich schon so ein bisschen Respekt von meiner eigenen Courage, dass ich da, dass ich jetzt wirklich, dass ich zu so was ja gesagt habe und mein Gott, hoffentlich geht das alles gut.

00:19:37: Ja, ich meine unsere Hörerinnen und Hörer wissen das, aber es ist ja eine der Komplexesten, wenn ich die komplex ist.

00:19:44: Operationen, die es überhaupt gibt, bis vor einigen Jahrzehnten, völlig undenkbar.

00:19:48: Ich stamm mich noch immer an die großen Medizin-Götter Christian Barnard war einer davon, als ich aus dem Flamboyant der TÜV, aber trotzdem der, dieser Hartstransportation durchführt als einer der Ersten oder sogar der Erste.

00:20:03: Und dadurch auch weltweit einen Ruhm erlangte.

00:20:06: Und trotzdem, weil das so unvorstellbar.

00:20:09: Und heute ist es immer noch nicht eine Routine-Operation, aber ... Die meisten, Gott sei Dank, gehen fast wie eine technische Operation von Stadten, auch wenn das natürlich eine sehr, sehr komplexe Sache ist.

00:20:24: Wie war das bei Ihnen?

00:20:25: Also am Mittag, dann, des ersten August, zwanzig, einzwanzig war dann klar, die Operation beginnt.

00:20:32: Und auch daran anwürfen.

00:20:34: Das ist nachvollziehbarerweise kaum Erinnerung.

00:20:37: Aber dann wachen Sie auf.

00:20:39: und was war dann?

00:20:41: Dann habe ich erst mal mit allem gekämpft.

00:20:44: Ich war drei Tage im Koma, weil mein Herz, das neue Herz, ein dicken Größer war halt mein altes Herz und dazu noch geschwollen.

00:20:51: Das heißt, man konnte den Herzbeutel nicht zumachen, den Brustkorb nicht verschießen, also ich war es mal drei Tage wieder auf dem Brustkorb auf der Intensivstation gelegen im Koma.

00:21:01: Und dann bin ich nach drei Tagen wieder geweckt worden und hatte erst mal wirklich mit ... Ich hab doppelt gesehen von dem Medikament.

00:21:07: Ich bin die ganze Zeit eingeschlafen.

00:21:10: Ich hatte insgesamt sechs Kilo Wasser in mir drin durch die Herz-Lungen-Maschine.

00:21:14: Ich hatte Schmerzen ohne Ende durch den Schnitt am Brustkorb.

00:21:16: Also ich hatte wirklich sehr mit der aktuellen Situation zu kämpfen.

00:21:22: Und hatte noch gar nicht wahrnehmen können, dass da jetzt ein neues Herz in mir drin ist.

00:21:26: Also dieses ... Das, was ich mir vorgestellt hab von wegen von Wacht auf und fühlt sich wie neu geboren, ein kräftiges Herz in einem drinnen ist, dass es definitiv nicht passiert.

00:21:34: Sondern ich war erst mal wirklich im absoluten Überlebensmodus.

00:21:38: Und woran ich mich wirklich sehr, sehr positiv erinnere, in meinem ersten Tag im neuen Leben war, dass jemand plötzlich an meinem Bett stand mit Arzt-Outfit und meinte, Tamara, kennst du mich noch?

00:21:49: Und ich hab die Person nicht erkannt, weil ich hab doppelt gesehen und der hatte eine Maske auf und alles.

00:21:56: Mir war es auch ehrlich gesagt ziemlich egal, weil ich mit anderen Dingen gekämpft hab.

00:22:00: Ich meinte, nee, weiß ich nicht, wer bist du denn?

00:22:02: Und dann meinte er, ich bin Dominik, der Medizinstudent, der dich in Nürnberg im Fitnessstudio reanimiert hat.

00:22:08: Und hat sich herausgestellt, ohne dass ich davon wusste, dass einer der Medizinstudenten mittlerweile die Kardilogiefachartsausbildung ausgerechnet in dem Klinikum macht, in dem ich transplantiert worden bin.

00:22:20: Wahnsinn.

00:22:22: Ja, das war ein sehr, sehr schöner Start.

00:22:24: Wie ging es denn weiter?

00:22:26: Die erste Woche war echt hart.

00:22:27: Also die erste Woche war viele Schmerzen, Übelkeit von den Wildkannenwänden.

00:22:33: Mir ging es wirklich nicht gut.

00:22:35: Und so nach einer Woche habe ich mich dann so langsam aufgerappelt gehabt.

00:22:38: Wenn dann schon wieder auf die halbnormale Station sozusagen gekommen ist, so eine Zwischenstation, durfte dann wieder aufstehen, durfte wieder ... langsam mit der Physio wieder die ersten Übungen machen, weil ich hatte gefühlt keinerlei Muskeln, nach drei Tagen Koma und einer Woche nur im Bett liegen.

00:22:59: Hab mich dann so langsam wieder aufgebaut, dann war ich nach drei Wochen das erste Mal wieder auf dem Fahrrad, also auf so einem Ergometer wieder gesessen.

00:23:06: Und nach fünf Wochen kam ich dann auch schon auf Reha und hatte dann im Prinzip schon den schlimmsten Teil hinter mir.

00:23:14: Wie ist es heute?

00:23:15: Wie geht es Ihnen heute?

00:23:16: Mir geht es wirklich wirklich gut.

00:23:19: Ich glaube, dass ich unfassbares Glück auch hier wieder hatte, dass es mir jetzt nach der Transplantation so gut geht.

00:23:26: Also ich kann, ich kann wieder arbeiten, ich kann wieder Sport machen, ich kann wieder reisen.

00:23:31: Im Prinzip kann ich eigentlich ein fast normales Leben führen.

00:23:37: Und es ist sicherlich nicht selbstverständlich.

00:23:40: Es gibt ganz, ganz viele, denen es sehr, sehr, sehr gut geht mit den Transplantationen, aber es gibt eben auch manchmal Hexfälle, wo es nicht ganz so gut läuft.

00:23:47: Und daher bin ich auch hier wieder Unfassbar dankbar, dass das alles so gut geklappt hat.

00:23:51: Und ich so nenn, ja, schon fast Raumverlauf, Gott sei Dank, erleben durfte.

00:23:56: Und ja, ich bin im Prinzip eigentlich, oder führe ich jetzt das Leben einer normalen, die sehr, sehr intensiv jetzt lebt.

00:24:06: Und ja, wirklich jeden Tag als Geschenk sieht.

00:24:10: Und dankbar dafür ist, dass sie noch hier sein darf und mittlerweile vier Bonusjahre geschenkt bekommen hat.

00:24:17: Ja, vor vier Jahren war die ... Transparenzation.

00:24:20: Genau.

00:24:20: Ich

00:24:20: würde sagen, das ist so nett.

00:24:22: Leben Sie, ihr Leben intensiver oder Momente intensiver als es früher?

00:24:27: Ja, ich weiß, dass das Leben endlich mehr denn je.

00:24:31: Und ich weiß auch nicht, wie lange dieses Bonusleben geht.

00:24:34: Und von daher, egal, was ich erlebe, ich lebe es deutlich intensiver.

00:24:40: Ich versuche nichts mehr aufzuschieben.

00:24:43: Egal, was ich erlebe und wie schön es ist, ist auch immer meine Spenderin bei mir.

00:24:48: Ich lebe mein Bonusleben für mich, ich lebe es aber auch gleichzeitig für meine Spenderin, dass sie, oder zumindest ihr Herz noch, ein Teil davon auch noch erleben kann und noch auf dieser Welt sein kann.

00:24:59: Und ja, also, ich würde sagen, dass sich das Leben definitiv verändert hat, weil ich es einfach viel bewusster lebe.

00:25:07: Ja, gut, dass Sie es ansprechen, was wir sonst danach gefragt hätten.

00:25:11: Wie lebt es sich mit einem ... Fremdenharzen in der Brust.

00:25:14: Wenn denkt man, das ist ja nicht mein Herz, wie Gott sei Dank, hab ich das.

00:25:19: Kommt es mal hoch?

00:25:20: Oder wie ist das?

00:25:22: Also, es ist schon dauerhaft präsent, dass ich ... dass ein Teil eines anderen Menschen in einem drin ist.

00:25:30: Gleichzeitig ist es aber auch mein Herz.

00:25:32: Es ist nicht so, dass ich dachte, ich hab jetzt Fremdkörper in mir drinnen.

00:25:35: Absolut nicht.

00:25:37: Sondern dieser Mensch hat mir sein Herz ausgeliehen, damit ich jetzt noch leben kann.

00:25:42: Und dieses Herz hat sich mit meinem Körper verbunden und ist jetzt ein Teil von mir.

00:25:47: Und von daher, dieser Mensch ist in meiner Nähe, also dieses Seele ist mal in meiner Nähe, so habe ich zumindest das Gefühl.

00:25:53: Und ich erlebe auch alles für uns beide, aber es ist trotzdem mittlerweile ein Teil meines Körpers geworden.

00:25:59: Und ja, mein Körper und mein Herz sind ein sehr, sehr gutes Team geworden.

00:26:04: Wer dazu noch mehr lesen möchte oder hören möchte, erlesen möchte vor allem, Sie haben das niedelschrieben mit ihrem Buch.

00:26:11: Mein Herz, gerne aber ein bisschen Werbung dafür.

00:26:15: Ich meine das aber wirklich sehr politisch, weil es so bewegend ist, in Ihrer Geschichte dort zu lesen und vor allen Dingen auch die Tatsache, dass Organspende sehr wichtig sind.

00:26:25: Sie haben mal gesagt, die Wahrscheinlichkeit ist doppelt so hoch, dass ich einen Organ brauche, als dass ich einen Spende.

00:26:31: Wie erklären Sie sich das nach all diesen Jahren der Aufklärung?

00:26:35: gerade auch in Deutschland.

00:26:36: Es gibt ja immer wieder Kampagnen.

00:26:38: Manchmal wird man in Fußgängerzonen angesprochen.

00:26:41: Oder sonst wie online erreicht die Bereitschaft zur Organspende immer noch nicht höher.

00:26:47: Na ja, die Bereitschaft ist ja schon relativ hoch in der Bevölkerung.

00:26:50: Die

00:26:50: Umsetzung sagt man so.

00:26:52: Viele wollen, sagen die alle macht's.

00:26:54: Ich denke, einmal ist das Thema, dass man halt einen Ausweis bestellen muss, da muss man den ausfüllen und dann muss man den mit sich rumtragen.

00:27:03: Mittlerweile gibt es das Register, das ist noch komplizierter, bis man da sich eingetragen hat.

00:27:08: Also ich glaube, dass einfach in der heutigen Zeit, für die heutige Zeit, die Hürden einfach zu groß sind, für das, dass man eigentlich, dass man immer denkt, davon bin ich nicht betroffen, das wird ja eh bei mir nie eintreten.

00:27:22: Das Zweite, glaube ich, ist, dass das Thema Tod einfach auch in unserer Gesellschaft, gerade in Deutschland, ein Riesenthema ist.

00:27:29: Keiner will sich mit seinem eigenen Tod beschäftigen.

00:27:31: Jeder hat irgendeine Angst vor dem Thema.

00:27:33: Der

00:27:33: kommt ja nicht.

00:27:35: Genau.

00:27:36: Wir schieben es wirklich von uns weg.

00:27:39: Und damit natürlich auch die Organspende, weil die ist weigerlich damit verknüpft.

00:27:44: Und ... Ja.

00:27:47: Es herrschen halt auch noch relativ viele Mythen über das Thema.

00:27:50: Auch das ist etwas, was halt leider nach wie vor existiert und wo noch viel passieren müsste.

00:27:57: Zum Beispiel auch, was du meinst.

00:27:59: Zum Beispiel immer, also was gerne verwendet wird als Argument ist, ja, wenn ich ein Organspendeausweis hab und einen Unfall hab, dann werd ich sicher schneller aufgegeben.

00:28:08: Ja, hab

00:28:08: ich auch gehört.

00:28:09: Genau.

00:28:10: Aber wenn man sich ein bisschen näher damit beschäftigt, dann weiß man, Wenn man an einer Unfallstelle verstürbt, kommt man gar nicht mehr als Organspender in Betracht.

00:28:19: Also man muss noch lebend ins Krankenhaus eingeliefert werden.

00:28:23: Erst wenn sich dort der irreversible Hirntod über mehrere Tage einstellt, kommt man überhaupt als Organspender in Betracht.

00:28:30: Das heißt, ich muss überhaupt keine ... Erstens, die Rettungskräfte haben definitiv anderes, in dem Moment zu tun, als eine Organspenderausweis zur Rührung.

00:28:39: Und zweitens, es würde überhaupt nichts bringen, aufzugeben.

00:28:42: Weil dann wäre die Person sowieso raus im Organspenderprozess.

00:28:46: Und außerdem haben Rettungskräfte eh nix davon, dass sie das Organspender werden.

00:28:51: Weil es verdient ja keiner daran in Deutschland.

00:28:54: Und auch in anderen Ländern nicht.

00:28:55: Also das ist so ein ganz klassischer Mythos, der sich irgendwie nach wie vor ganz fest hält, obwohl die Fakten ... ganz klar aufzeigen, dass man da überhaupt keine Angst vorhaben braucht.

00:29:07: Was möchten Sie denjenigen mitgeben, die jetzt zuhören und denken, ja, Mensch, das ist ja wirklich bewegend und das ist ja großartig, dass Frau Schwab da ein Herz bekommen hat.

00:29:18: Und vielleicht sollte ich da auch mal das ausfüllen, auch wenn es kompliziert ist.

00:29:23: Ich versuche immer klar zu machen, dass man sich eine einzige Frage in dem ganzen Prozess stellen sollte.

00:29:28: Und das ist die Frage, würde ich selber einen Organ annehmen für mich oder mein Kind, wenn ich eines bräuchte oder mein Kind eines bräuchte.

00:29:35: Auf

00:29:35: jeden Fall.

00:29:36: Wenn diese Antwort ja ist, dann sollte man verdammt nochmal sich selber Gedanken machen, bereit sein, einen Organspendeausweis auszufühlen.

00:29:43: Und diesen Weg, der halt mit einem mini bisschen Aufwand gemacht gegangen werden muss, den dann bitte gehen.

00:29:50: Weil alles andere wäre unfair.

00:29:52: Und man weiß nie, ob man in die Situation kommt.

00:29:53: Hätte man mir vor neun Jahren erzählt, dass ich mal einen Organ brauche.

00:29:57: Ich hätte die Person wahrscheinlich ausgelacht.

00:29:59: Ich war ja immer gesund.

00:30:00: Ich hatte nie irgendetwas.

00:30:02: Und plötzlich kam das von heute auf morgen.

00:30:04: Und im Leben hätte niemand in unserer Familie gedacht, dass wir mal jemanden haben, der einen Organ braucht.

00:30:11: Und dann kam es plötzlich.

00:30:12: Ich bin Gott froh, dass meine Mama mich mit fünfzehn gefragt hat, ob ich Organspenderin mal sein möchte.

00:30:17: Dadurch hatte ich schon immer einen Organspenderausweis, weil das für mich nie ... Problem war.

00:30:21: Ich hab gesagt, warum der nett?

00:30:22: Wenn ich sterben muss, warum soll der nett jemand anderer mit meinen Organen weiterleben?

00:30:27: Und so hatte ich mich schon mit dem Thema beschäftigt.

00:30:29: Und deswegen, da sollte man sich wirklich, diese Frage sollte man sich einmal stellen, würde ich annehmen.

00:30:36: Und wenn ja, bitte, bitte, bitte, holt euch ein Organspinneausweis.

00:30:39: Füllt's aus.

00:30:39: Und vor allem noch viel wichtiger ist der Organspinneausweis.

00:30:42: Das ist eigentlich der einfachste Weg und der leichteste und schnellste Weg, erzählt's euren Angehörigen.

00:30:49: Weil wenn man in die Situation kommt und der Organspendeausweis wird vielleicht auch nicht gefunden, es kann ja auch mal passieren, es werden immer, immer, immer die Angehörigen gefragt, was wollte die Person, was sollen wir tun?

00:31:02: Das heißt, wenn die Angehörigen Bescheid wissen, können sie guten Gewissens sagen, unsere Liebste wollte Organs spenden oder wollte nicht spenden, wie auch immer.

00:31:11: Und dann ist die Sache geklärt und man muss diese Entscheidung nicht seinen Liebsten überlassen, weil wenn ich selber keine Entscheidung getroffen habe.

00:31:17: Ich komme in die Situation, dass ich potenzieller Organ-Spender bin und hab diese Entscheidung nicht getroffen, müssen meine Angehörigen für mich am Sterbibett entscheiden.

00:31:25: Und ich glaub, das will keiner seinen liebsten antun.

00:31:27: Sie sind eine beeindruckende Frau.

00:31:30: Sie haben die großartige Botschaften uns hier mitgegeben.

00:31:35: Danke.

00:31:35: Wenn Sie zurückschauen, was hat ... Sie sind eine Kämpfer-Natur.

00:31:40: Sie haben den Arzt quasi kämpfend widersprochen.

00:31:44: Das muss man erst mal drauf sagen.

00:31:46: Ich glaube, sonst wäre es auch alles anders gekommen.

00:31:49: Das ist auch herausragend.

00:31:53: So sollte es natürlich nicht sein müssen, aber das ist halt manchmal so und da entscheidet sich dann auch manchmal sogar ein Leben.

00:32:00: Und deswegen umso beeindruckender Mehrung so toll, dass die anderen Menschen Mut machen und sich einsetzen für Organspende.

00:32:08: Wenn Sie einmal zurückschauen dieses Leben einige Jahre und es muss man kann man gar nicht anders beschreiben zwischen Leben und Tod eigentlich.

00:32:18: Was hat sie das gelehrt?

00:32:20: Viel.

00:32:22: Vor allem, dass sich Kämpfen lohnt, dass aufgeben keine Option ist.

00:32:28: oder für mich nie eine Option war, sondern dass ich bis zum bitteren Ende versuche, zu kämpfen für meine Träume, für meine Ziele, für meine Wünsche und dass ich das am Ende tatsächlich bewährt hat und am Ende wirklich zur Lösung, mich zur Lösung gebracht hat.

00:32:46: Das ist sich lohnt, zu hinterfragen.

00:32:48: sich lohnt, sich selber auch mit seiner Erkrankung zu beschäftigen, sich lohnt, offen zu sein gegenüber anderen Menschen und dadurch plötzlich vielleicht Wege sich auftun, mit denen man vorher gar nicht gerechnet hat.

00:33:01: Dass man manchmal auch einfach wirklich Verantwortung für sich selber übernehmen muss, wenn es kein anderer tut.

00:33:10: Und gleichzeitig, dass das Leben einfach unfassbar kostbar ist, dass es endlich ist, dass wir es... dass wir uns über diese ganzen kleinen Dinge, über die wir uns so gerne ärgern, dass die eigentlich so was von unbedeutend sind, vor allem wenn man plötzlich in solchen Situationen steckt.

00:33:27: Und dann gibt es nur noch eine einzige Sache, die wichtig ist, ist die Gesundheit.

00:33:32: Und alles andere wird plötzlich ganz, ganz klein.

00:33:34: Und das sind genau diese Erkenntnisse.

00:33:36: Sollte man sich vielleicht auch im Nachhinein dann immer mal wieder ins Bewusstsein rufen und sich klarmachen, Mensch, eigentlich ist nur eine einzige Sache wichtig, das unsere Gesundheit.

00:33:44: Alles andere ist regelbar.

00:33:46: Also, es waren ganz viele Erkenntnisse, die ich dann in dieser Zeit für mich mitgenommen hab, die mich jetzt zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin.

00:33:54: Und ... ja, dass das Leben einfach ein riesengroßes Geschenk ist.

00:34:01: Danke für die Sekunde, da war ich jengern.

00:34:04: Gerne, gerne.

00:34:07: Die Björn Steigerstiftung, der Podcast.

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